Tag 2: Solothurn - Evian
Tag 3: Evian - St Jean de Sixt
Tag 4: St Jean de Sixt - Tignes
Übernachtung: Club des Aravis, St Jean de Sixt, Hotel, wg überfüllter Jugendherberge La Clusaz.
Am nächsten morgen frühstücken wir so früh wie möglich. Der Franzose, den wir schon in Lausanne
an der Fähre getroffen hatten, stellt sich als sehr nett heraus und er versorgt uns mit den nötigen Vokabeln,
um dem Mechaniker sagen zu können, was das Problem ist. Wir fahren nach Evian rein, um zu erfahren,
dass es dort auch keinen Radladen gibt. Aber in Thonon, ca 10(NOCH) km westlich am Genfer See, soll
es einen geben und auf dem Weg dahin einen weiteren, der sich aber als Mopedladen herausstellt
und sonst von nichts ne Ahnung hat.
Also weiter nach Thonon, auch ein Wasserstädtchen wie Evian, dessen Wasser wir auch in Zukunft häufig trinken
werden als Dank für das, was uns hier im Radladen widerfährt: Der Radladen stellt sich als der
Beste raus, den wir auf der ganzen Tour sehen werden; der Mechaniker baut Freddy in einer halben
Stunde eine neue Kassette und Kette an, so dass wir schon um zwölf Uhr aus Thonon loskommen.
Während Till und ich noch Einkaufen gehen zum nächsten Supermarkt, erwartet Tobi uns schon
mit dem fertigen Rad. Auch der Weg über Thonon war nicht verschwendet, zum Col de la Colombiere hat man von hier aus eine
gute Einflugschneise.
Nun ging es also Richtung Col de la Colombiere, der eigentliche Anstieg zog sich über 14(NOCH) km
zum Pass hoch, um nach NOCH km beim kleinen Örtchen NOCH noch einmal gehörig steiler zu werden.
Tobi und Till hatten sich schnell abgesetzt, Freddy und ich zuckelten hinterher, immerhin
hatten wir ja (häufig bemühte Ausrede) beide die härtesten Übersetzungen: ich 42:23, Freddy 42:25, Till
42:26 und Tobi 39:26.
Diese letzten Kilometer wurden wieder zur Qual, wieder bei 8 km/h fast stehend kämpften wir uns den
Pass hoch, insbesondere, nachdem wir um die letzte Kurve fuhren, vor uns im glänzenden Licht
den Col vor uns sahen, gleißend reflektierende Fensterscheiben im schon leicht schräg einfallenden
Licht der nachmittäglichen Sommersonne. Freddy bemerkte die "Butterweiche Steigung", aber es
war noch steiler als zuvor. Aber den Gipfel vor Augen und wissend, es doch irgendwie zu
schaffen, ging es weiter, langsam Richtung Gipfel. Auf den letzten Metern lernten wir die
Fahrradfreundlichkeit der französischen Alpenbevölkerung kennen: Vor dem Pass standen einige
Leute, die uns lauthals anfeuerten ("Très dure" und "Bon courage") und Mut gaben.
Endlich oben angekommen, genossen wir kurz den Ausblick, in der Gewissheit, jetzt wenigstens
einen Alpenberg erklommen zu haben. Aber die Ungewissheit über die folgenden Tage blieb natürlich.
Ausserdem stand immer noch das eine Problem des Tages zu lösen: Wir hatten noch keine Unterkunft für
die Nacht.
Wir beschlossen, erstmal bis La Clusaz zu fahren und uns dort umzusehen. Die folgende Abfahrt war
abenteuerlich: Tobi bekam ne Wespe in den Mund und wurde gestochen, die Wespe ausgespuckt, so ein Glück.
Aber die Zunge war natürlich erst mal taub. Bis nach St Jean de Sixt war es nicht mehr weit und
es ging hauptsächlich bergab. Es liegt 200 Höhenmeter und ca. 6(NOCH)km vor La Clusaz. Dort sahen wir
eine Touristeninformation und gingen kurzerhand
rein, fanden ein Vierbettzimmer für 400 Franc und nahmen es - mitten im Ort, sehr sauber.
Die Wirtin war bereit, uns Nudeln und Sauce zu kochen. Für 200 Franc, so viel wir konnten.
Beim Essen in der Gartenlaube unter Abendsonne nahmen wir diese zu uns, glücklich und zufrieden, dass wir diese
ganzen Probleme so mir nichts, dir nichts lösen konnten: erst die Ritzel, dann der erste
Alpenberg, jetzt die Unterkunft.
Schon beim Einschließen unserer Räder in den Fahrradkeller fällt uns auf, dass noch eine andere
Gruppe dazusein scheint: Drei Bombenräder stehen schon da, ultraleicht und Top-ausgerüstet.
Till mutmaßt gleich Profis am Werk, beim Abendessen treffen wir sie dann: Stuttgarter sind es.
Es stellt sich heraus, dass sie mit Begleitfahrzeug unterwegs sind: Während drei radeln,
fahren zwei voraus und sorgen für Unterkunft und Verpflegung. Also sind sie ohne Gepäck unterwegs.
Das ist natürlich nichts Halbes und nichts Ganzes.
Vor dem Abendessen gehen wir noch schnell einkaufen: Müsliriegel und Wasser für den nächsten Tag.
Hier beginnen wir auch unsere Suche nach Vaseline für die Einsätze der Radhosen, die jetzt bereits zur
Neige zu gehen beginnt.
"Avez vous de la vaseline?", mit diesem Satz haben wir allerorten Lacher geerntet, aber lange
keine Vaseline bekommen.
Nach dem Abendessen trampen Tobi und ich nach La Clusaz, weil es in St Jean de Sixt keinen Geldautomat
gibt und unsere Vorräte wegen Freddys Ritzeleskapade schon aufgebraucht sind. Wir kommen mit einem
Paraglider mit, von denen wir auch schon viel am Col de la Colombiere gesehen haben. Er kam
auch daher.
In La Clusaz stellen wir fest, dass der Ort völlig überlaufen ist und die Unterkunft in St Jean de Sixt
bestimmt angenehmer ist. La Clusaz ist ein richtiger Touristenort. Die Rückfahrt erweist sich
als schwieriger, weil es schon dunkel wird. Meine Ballettsandalen erhöhen die Vertrauenswürdigkeit
asicher auch nicht. Letztendlich nimmt uns ein Mädchen mit. In St Jean de Sixt gehen wir schnell ins
Bett. Tobi überrascht noch, als er einen Müsliriegel mit dem Fuß auffängt.
Müsliriegel sind echt schwer zu bekommen in Frankreich: Es gibt nur eine Sorte: GRANY. Heute
haben wir mal die Keksvariante ausprobiert: Zum Kotzen. Am Ende der Fahrt hängen sie nicht
nur Till zum Halse raus.
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