Tag 4: St Jean de Sixt - Tignes Tag 5: Tignes - La Toussuire Tag 6: La Toussuire - Grenoble
Übernachtung: Jugendherberge La Toussuire.
Hier in Tignes am Morgen des fünften Tages können wir schon um 7.00 Uhr früchstücken, so dass wir schon um halb neun mit dem Rad vor die Jugendherberge und lostreten können. Erste Sonnenstrahlen sieht man erst weit oberhalb in das Tal der Isère treten, wir ziehen uns deswegen erst noch die lange Radhosen zum Anstieg an. Es wfird bald zu heiss, kurz nach Val d'Isère ziehen wir sie wieder aus. Nach diesem hässlichen Dorf haben wir jetzt die Straße wieder in Almenwiesen, aber es wird zusehends karger, denn wir sind ja schon auf 1800 Höhenmetern gestartet und haben zum Gipfel, den mit 2770 Höhenmetern zweithöchsten Alpenpass Col de l'Iseran, noch gut Höhenmeter zu machen. Und das so früh am Morgen - eine Wahnsinnsluft hier oben. Noch einige Zeit vor dem Gipfel kommen uns schon einzelne Rennradfahrer entgegen, der Col de l'Iseran ist ein El Dorado für Radler, einen sicher Sechzigjährigen überholen wir, der von Bourg Sant Maurice kommt, also 2000 Höhenmeter am Stück macht. Tobi nimmt das Rennen um den Bergpreis schon früh wieder auf, Till kann ihm nicht folgen, er hat beim gestrigen Schlemmen wohl etwas zu viel Fett abbekommen. So fahren wir drei gemeinsam gen Gipfel, Freddy, Till und ich. Tobi ist schon weit voraus gefahren, doch als es zum Gipfel hin flacher wird, beisst mich zum ersten Mal der Ehrgeiz und ich versuche (voll am Limit) an ihn ranzufahren. Kurz vor dem Gipfel wird es allerdings noch einmal steiler, so dass er meinen Angriff abhalten kann. Schade. Immerhin, einmal - als zweiter - Bergpunkte gesichert, und das den höchsten Alpenpass hoch , den wir machen. Allerdings war der Anstieg mit knapp 1000 Höhenmetern ja eher bescheiden. Doch nun ist es natürlich noch sehr früh, als wir oben ankommen, und dennoch sind schon viele Fahrradfahrer oben, viele von der anderen Seite gekommen, viele von unserer, wir der Alte, aus dem Tal. Wir geniessen ein wenig die Aussicht, im Nordosten kann man den Mont Blanc sehen, als wäre er direkt nebenan. Traumhafter Anblick. Wir treffen eine Gruppe deutscher Motorradfahrer, die wir den ganzen Tag lang immer wieder einholen. Nun haben wir eine Wahnsinnsabfahrt vor uns: 80 km lang bergab, "tendentiell", wie Till zu sagen pflegt. Auf 80 km verlieren wir ca 200 Höhenmeter bis nach Maurienne (NOCH). Auf der Abfahrt direkt nach dem l'Iseran erreichen wir unseren Top-Speed von (enttäuschenden) 83 km/h.
Die Abfahrt stellt sich als herbe Enttäuschung heraus. Wir haben fetten Gegenwind und fahren auf einer Rue National - anstrengend und ungemütlich. Ausserdem ist es heute mit der Verpflegung schwierig - schon direkt nach dem Col de l'Iseran hoffen wir, ein petit magasin zu finden, aber wir finden erst in NOCH einen Supermarkt. Alle sind leicht ausgetrocknet, als wir endlich Maurienne (NOCH) erreichen, von wo es nun weitergeht, 1000(NOCH) Höhenmeter hoch nach La Toussiere, zur Bergankunft. Till hatte schon auf den l'Iseran grössere Schwierigkeiten, hier wirft er todesmütig seine letzte Kraft in den Hang und fährt voraus - wartet dann aber in einer Kurve und heißt uns weiterfahren - Tobi bleibt dennoch bei ihm. Freddy und ich kennen zwar den Weg nicht, aber wir fragen uns heiter durch nach La Toussiere, dachten wir doch schon früh, es auf nächster Nähe sehen zu können. Aber es zog sich gehörig. Am Ortseingang, wo sich die Teile NOCH und NOCH teilen, warteten wir im Schatten auf Tobi und Till, weil uns kein Passant sagen konnte, wo es im Ort die Jugendherberge gibt. Endlich kommen Till und Tobi, Till heftig am fluchen, Tobi auch durchs Fahren jenseits seines Rhythmus an den Rand des Spasses gebracht. Wir fahren nach La Toussiere rein, ein staubiges, auf den Berg geklatschtes Wintersportörtchen mit unbefestigten Gehsteigen. Sehr ungemütlich. Es ist wieder einmal spät geworden, und so fahren Till und ich schon hoch zur Jugendherberge, um einzuloggen. Freddy und Tobi kaufen ein für morgen; morgen ist ja Sonntag. Der Jugendherbergsvater gibt uns zu wissen, dass es leider kein Abendbrot gibt, da wir die einzigen Gäste seien. Auch kein Frühstück. Also versuche ich ihn mit meinem radebrechenden Französisch zu fragen, ob wir denn seine Küche benutzen können. Ich hab ihn das bejahen hören, ob ich damit richtig lag, weiss ich bis heute nicht. Auf jeden Fall fuhr ich daraufhin in die Stadt runter, um Freddy und Tobi davon zu berichten. Die waren noch im magasin des Dorfes, ein kleines, wohlsortiertes Lädchen mit einem Radsportbegeisterten Besitzer, der, obwohl dickleibig, nicht genug hören konnte von unserer Tour. Es wurden also mal wieder Nudeln gekauft mit Fertigsauce: 1500 g Nudeln und ordentlich Sauce. Ausserdem Joghurt und Nektarinen. Es sollte geschlemmt werden nach Radlersart. Fürs Frühstück am nächsten Morgen war es jetzt natürlich auch nötig einzukaufen. Wir kauften das wesentliche, bekamen aber gesagt, dass auch Sonntags alle Geschäfte des Ortes geöffnet hätten. Wir fuhren also wieder in die Jugendherberge, verstauten die Räder und wollten dem Jugendherbergsvater die Nudeln zum Kochen übergeben: 3 Pakete a 500 g. Er gab zwei zurück und sagte, eines reiche wohl. Haha, immer der gleiche Witz. Hat mal wieder gut geklappt. Während er die Nudeln kochte, haben wir geduscht und uns dann auf der Veranda ein wenig ganzkörpergesonnt im späten Alpensonnenlicht mit herrlichem Blick auf die Alpenkette (NOCH). Er kam dann mit seiner Tochter und brachte die Nudeln, die Sauce ins Wasserbad gestellt. Die war zwar noch kalt, aber die Nudeln waren weich - naja, was will man mehr. Er fragte uns natürlich auch ein wenig aus über die Tour und wollte wissen, was wir Morgen machen. "Croix de Fer? Hm. C'est dure. l'Alpe d'Huez? Ah, pas de Problem, c'est facile". Worte, die morgen noch lange nachhallen werden. nach dem Essen war niemand mehr da, den wir um Geschirrspülmittel usw hätten anhauen können. Also haben wir alles bestmöglich irgendwie abgespült und sind ins Bett gegangen. Morgen ist der letzte Alpentag, wenn wir morgen ankommen, haben wir alles bestanden. So ungefähr gehen die Gedanken, aber schon seit gestern besteht am glücklichen Ausgang unserer Tour kein Zweifel mehr.
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19.9.2000
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