Die Akteure:Tobi Till Jan
Tag 5: Vigo di Fassa - Canazei Tag 6: Canazei - Pieve Tesino Tag 7: Pieve Tesino - Bozen
Übernachtung: Hotel Pieve Tesino
Klicken für großes Höhenprofil Das Frühstück hier in der Pension Rosengarten war einigermaßen karg, die Butter reichlich alt. Aber wir bekamen noch Brötchen nach, die wir auc hnicht bezahlen mussten. So zahlten wir hier 97.000 L für Übernachtung und Essen (zwei Cola kamen gestern abend hinzu). Weiter ging es, an dem inzwischen schon bekannten Laden vorbei in Richtung Fedaia, dessen Anstieg im Gegensatz zu der Beschreibung der Rosengartencrew heute morgen keineswegs lang und steil war, sondern im Gegenteil gemächlich und flach, nur am Ende in einigen kleinen Serpentinen anstieg. Waren ja auch nur 500 Höhenmeter. Von dieser Seite.
Vor dem Passo di Fedaia erreicht man einen Stausee, der wunderschön in der morgentlichen Sonne lag. Die Kilometerbeschriftung zum Fedaia ist irreführend, weil einmal die Kilometerangabe bis zu diesem Stausee, von wo aus es nur noch flach zum eigentlichen Pass geht, die anderen Male die Kilometerangabe zum eigentlichen Pass an Schildern angegeben wird. Am Stausee ist die Aussicht allerdings schöner als am eigentlichen Pass, und so waren wir froh, schon dort die Fotos gemacht zu haben.
Tobi und ich sind uns darüber einig, dass man den Fedaia unbedingt aus Richtung Canazei fahren muss, denn die Abfahrt, die wir genommen haben, ist echt der Hammer: Erst ein paar Serpentinen (die ganze Zeit ein Zuckerbelag, wie wir ihn vom Vortag kannten), dann aber die Einmündung auf eine bestimmt einen Kilometer lange Gerade nach einer Rechtskurve, die supereinsichtig ist, und auf der ich es auf 94 km/h gebracht habe; wir sind uns sicher, dass man mit einer besseren Übersetzung hier locker hundert fahren kann, oder man muss einfach früher antreten. Bei mir wurde das Fahren dann zu unruhig - die Trittfrequenz hätt mich auch mal interessiert, aber bei 94 km/h, einem Radumfang von 2,13 m und einer Übersetzung von 52:12 entspricht das nach meiner Rechnung einer Trittfrequenz von 170. Bei 53:11 hätte hierzu eine Trittfrequenz von 153 gereicht.

Am Passo di Fedaia
kreisten schon die Geier
denn bei 94 km/h
der dritten Ziffer schon so nah

Jaja, Situationslyrik. Jetzt ging es wieder nach Caprile runter, von wo aus wir gestern zum Pordoi aufgestiegen sind. Hier bemerkten wir, dass wir tatsächlich in Caprile falsch abgebogen sind, zwar dem Schild zum Pordoi richtig folgend, allerdings zeigte es in Beide Richtungen. Das ist natürlich mal komisch gekennzeichnet gewesen.
Von Caprile machten wir uns auf in Richtung Passo di Aurine. Der war wenig spektakulär, außer das der Name zu außergewöhnlichen Aktionen führte:

Der Cereda war ebenfalls nicht sonderlich begeisternd, allerdings war es zu dem auch nur ein 300 Höhenmeteranstieg. Außerdem stellte sich jetzt das Problem, dass wir es schon wieder zu spät hatten, und in den beiden Orten in Richtung Passo Gobbera es keinen geöffneten Laden gab. Zwar fanden wir hier die drei ersten Supermärkte auf unserer Tour, die allerdings allesamt von 12.00 Uhr bis 16.00 oder sogar bis 16.30 Mittagspause hatten. In einer Bar in Imèr bekamen wir dann imemrhin vier trockene Brötchen, so dass wir uns danach - nach langer Pause - entschlossen, den Gobbera in Angriff zu nehmen und daran zu zerschellen. Hier im Ort überholten uns mehrere Rennradfahrer, als wir da so niedergeschlagen dasassen, aber niemand erwiderte unsere Grüße. Sowieso muss man sagen, dass die Franzosen viel radsportbegeistert sind als die Italiener hier in den Dolomiten, was wir eigentlich gegenteilig erwartet hätten. Aber kaum einmal (einmal nämlich) wurden wir am Berg von Passanten angefeuert, hat einmal ein Motorradfahrer den Daumen rausgehalten, so war dies meist ein Deutscher. Schade eigentlich. Das hat uns doch letztes Jahr so gut gefallen.
Der Passo di Gobbera ist aus der Straßenkarte die wir hatten, nicht herauszulesen, Tobi kannte ihn aus einem Alpenführer. Und das war gut so, denn es geht hier schon (anfangs über 8 Kehren, wie unten angeschrieben steht) 500 Höhenmeter bergauf, und nach den Kehren kommt noch ein recht langes Waldstück, bis man dann oben ist.
Wir erreichten den Pass auch (im Spargang), und oben gibt es tatsächlich ein Café, einen laden und ein Wohnhaus. Der Laden hatte natürlich geschlossen, aber wir machten die Besitzerin ausfindig, die uns dann geduldig bediente. Jeder bekam eine 0,7-Flasche Pfirsichsaft (höchster Kaloriengehalt auf 100 ml), wir kauften dfrei Brötchen und Yes-Törtchenverschnitt zum Reinstecken. Auch hier warteten wir wieder einige Zeit, die Radler von unten kamen aus der Gegenrichtung nochmals an uns vorbei und grüßten wieder nicht. Tobi schoss ein Selbstporträt in dieser hoffnungsschimmernden Situation. Seinen Spaß an unserem Essen kann man in etwa ablesen.
Dann ging es gestärkt weiter, durch einen kleinen, toten Ort in Richtung Anstieg zum Brocon. Hier ging es erheblich weiter runter, als wir erwartet hatten, bis zu einer das steinige Bachtal überspannenden Brücke, wo wir die Seiten wechselten und den Brocon anfuhren. Hier sieht man von sehr weit oben auf diese Brücke herab und denkt schon sehr früh: hoffentlich müssen wir nicht nochmal so weit runter.
Mussten wir. Der Anstieg zum Brocon verläuft auf etwa 17 km von dieser Brücke aus, 900 Höhenmeter sind zu überwinden, die sämtlich im Wald liegen und somit eine Aussicht auf die Umgebung nicht möglich ist. Nur selten kann man ein Blick ins Tal erhaschen, auf die Brücke zurück, die einem ein ums andere Mal vorhält, dass man trotz langer Strecke noch nicht sehr weit gekommen ist. Denn die Straße verläuft wenig kanonisch. Unterwegs bemerke ich eine Pfütze mitten auf der Straße, die mich wundert und, wie sich später herausstellt, die Überrerste eines gepißten T's ist, mit dem Tobi mich erheitern wollte. Naja, endlich kommt man nach 10 km dann zu einem zwei Meter langen Tunnel (der einzige Grund, warum Busse hier nicht hochdürfen und ziemlich sinnlos dastehend), und irgendwann auch oben an.
Dort fängt es aber an zu tröpfeln, was den hastigen Aufbruch bewirkt und somit die Fotonahme verunmöglicht. Hätte sich aber eh nicht gelohnt. Also mit Vollgas in Richtung Castello Tesino. Aber leider geht es von oben nicht so richtig bergab, es gibt einen sehr langen Hangweg, bevor die Abfahrt unsere Flucht vor dem Unwetter unterstützt. In Castello Tesino hat das Fremdenverkehrsbüro schon zu, wir kaufen nur etwas ein und rollen dann durch den Ort, Ohne eine Pension zu sehen, nur ein Restaurant mit Hotelanschluß gibt es, aber hier wollen wir nicht hin wegen der gekauften Nudeln. Also weiter die 2 Kilometer in Richtung Pieve Tesino genommen, dort war ein Hotel am Straßenrand. Dies nehmen wir, obwohl eine Frau uns in Richtung Albergo Dolomiti gelenkt hat, die wir aber nicht finden. Naja, Pech, hier kostet die Übernachtung 40.000 L p.P., ich kann nach langem hin und her aushandeln, dass man uns unsere Nudeln kocht, obwohl ein Restaurant angeschlossen ist. Hierzu musste der Wirt wohl erst seine Frau um Erlaubnis bitten. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass wir für das Kochen noch 10.000 L bezahlen mussten, aber egal. Hier sprach keiner mehr deutsch, ich musste dies alles mit meinen paar Brocken italienisch aushandeln. Puh, anstrengend.
Die Zimmer waren sicher mal schön gewesen, mittlerweile ist das doch ziemlich heruntergekommen alles. Nach dem Essen (diesmal bekamen wir beide je 500 g auf einem Riesenteller, was psychologisch gar nicht geschickt ist) gingen wir noch in die Stadt, telefonieren und nach Laden gucken. Heute waren wir ja den Passo Manghen nicht gefahren, der eigentlich in unserer Planung für Tag 6 verzeichnet war. Aber nun haben wir morgen zwei Pässe auf etwa 100 km, das ist durchaus machbar.
Das Bettzeug hier ist so unangenehm, dass ich mich zusätzlich in meinen Jugendherbergsschlafsack lege.
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19.9.2000
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