VERY important message

Col de Clergeon (979 m) Mont Clergeon

IMG 1259.

Auffahrten

Von majortom – Die Auffahrt beginnt an der D991, die von Seyssel nach Aix-les-Bains entlang des Rhônetals bzw. des Lac de Bourget führt. An den Hängen des Massif de la Chambotte findet man hier zumindest im unteren Teil Weinberge – die relativ niedrige Höhe des Tals und das durch Einflüsse des Rhonetals recht warme Klima lassen hier sogar die Trauben für recht passable Rotweine reifen. So finden wir auch am Ausgangspunkt, dem Kreisverkehr in Saumont, ein Weingut vor, die Cave de Chautagne. Dégustation eines spritzigen Roussette de Savoie oder eines ganz passablen Mondeuse ist hier möglich, wenn man eine kleine Pause einlegen möchte, allerdings hat man ja noch über 700 Höhenmeter vor sich und sollte deshalb auch nicht zu viel degoutieren.

Wie dem auch sei, die Richtung Mont Clergeon ist ausgeschildert, und zunächst klettern wir über eine Kehre in den Weinort Ruffieux empor, zu dem auch die Siedlung Saumont gehört. An einer Kreuzung hinter dem Ortsaufgang trifft man dann auf eine weitere von weiter südlich aus dem Tal heraufführende Variante, die man aus Richtung des Lac de Bourget natürlich auch wählen kann. Durch Ruffieux kommend müssen wir hier links abbiegen – wer hätte es gedacht, denn da geht es auch bergauf.
Was das Steigungsprofil betrifft, so ist der Col de Clergeon recht gleichmäßig. Zunächst bewegen wir uns im hohen einstelligen Bereich um 8–9 %, zwischen Kilometer 3 und 6 wird es dann ein wenig steiler mit 10–12 %, danach fällt die Steigung wieder auf die 8–9 % zurück. Eine ähnliche Zäsur macht auch die umgebende Landschaft. Zunächst sind wir noch durch malerische Weinberge unterwegs und haben schöne Ausblicke ins Tal und auf den sich auf der anderen Talseite erhebenden Grand Colombier. Bei Kilometer 3 erreichen wir dann dichten Wald, der sich bei Kilometer 6 wieder lichtet. Zählt man die Kehren innerhalb Ruffieux mit, sind es bis hierhin immerhin 17, die man durchfahren hat. Zusammen mit der schmalen, leicht holprigen, möglicherweise auch verschmutzten Straße und der damit verbundenen Verkehrsarmut ergibt das einen eigentlich wunderschön zu fahrenden Pass – wenn die Auffahrt natürlich auch nicht ganz so bombastisch ist wie manche nahe Alpenpässe oder auch das Schlussstück zum Grand Colombier.
Mit Verlassen des Waldes geht auch die Steigung wieder etwas zurück, und wir sind in einer Wiesenlandschaft unterwegs. Erneut ergeben sich schöne Ausblicke hinüber zum Grand Colombier. Der Lac de Bourget ist leider nicht zu sehen, nur im Wald konnte man ihn an der einen oder anderen Stelle zwischen den Bäumen hindurch schimmern sehen. Die beste Aussicht wird uns jedoch erst an der Passhöhe serviert, die auf einer Art Hochebene liegt. Hier sehen wir praktisch die ganzen Savoyer Alpen, von den Hochalpen jenseits des Isèretals über die Tournette am Lac d’Annecy, die Klippen des Borne-Massivs bis – eigentlich unvermeidlich – zum alles überragenden Montblanc.

Auf der Abfahrt bekommt man es, nachdem man die ersten Höhenmeter vernichtet hat, dann mit einem kleinen Gegenanstieg zu tun. Erst dann kann man ins Gebiet zwischen Jura und Alpen um Rumilly abfahren.

8 Befahrungen Befahrung eintragen
Schnellste Zeit
Mittlere Zeit
Dolce Vita
Ostauffahrt von Rumilly
15,2 km | 790 Hm | 5,2 %  Strava
Von pedalgeist

Obwohl die Starthöhe der Ostanfahrt (Nordost) ungefähr 100 m höher liegt als auf der Westseite, verzeichnet sie mehr Höhenmeter. Der Radler spürt dies durch mehrere Zwischenmulden mit stark wechselhaften Steigungen, die von gemütlich bis wadenbrennend reichen. Zudem wird die Passhöhe bereits einmal weit vor dem geografischen Pass erreicht – ohne diese Höhe aber zu halten. Drei Härtesterne sind hier an der Grenze zu vier Sternen zu sehen, ich möchte aber aufgrund der Entspannungsphasen und der doch noch mittelgebirgigen Höhendifferenz nicht die vier Sterne für Rennradler draufkleben, wenngleich für Gepäckradler schon angemessen. Ähnlich darf man die Sternewertung für die Schönheit sehen, es sind eher 3,5 Sterne.

Wie man sich den Berg also wechselhaft hochkämpfen muss, so ist auch die über 2000 Jahre alte Geschichte des Kleinstädtchens Rumilly mit knapp 15.000 Einwohnern über verschiedene Jahrhunderte hinweg als strategischer Ort von Kriegen und Zwist gezeichnet gewesen. Wie so häufig in Frankreich muss man erneut die deutschen Kriegstaten beklagen, die hier zahlreiche Opfer hinterlassen hat, denen mit einem mächtigen Denkmal gedacht wird. Gleichwohl lockte die Stadt eine geschäftige Bourgeoisie und später Industrien an, gestärkt durch einen Bahnanschluss zwischen Aix-les-Bains und Annecy. Heute darf man das Städtchen auch als Pfannenort bezeichnen, setzte die hier ansässige Kochgeschirrfirma mit dem Teflon doch eine weltweit beachtete Erfindung für die moderne Küche um. Die entsprechende Wirtschaftskraft wird von einem umfänglichen Angebot von Spezialgeschäften begleitet – einschließlich eines neuen Fahrradtempels namens mondo vélo seit dem 12. Juli 2022. Das weiß ich deswegen so genau, weil ich exakt einen Tag vor Geschäftseröffnung dort war und den Aufbau des Ladens beobachten konnte. Der neue Veloshop befindet sich unmittelbar beim Supermarkt Hyper U am südlichen Ortsende.

Am intakten Fahrgerät wird es also nicht scheitern, wenn wir auf dem Boulevard de l'Europe (D910) auf die D 211 mit Tatendrang abzweigen. Das kann auch noch einen Kreisel später geschehen, wenn man die westliche Parallelstraße entlangfahren sollte. (Weitere Zugänge zu der hier besprochen Anfahrt sind auch von weiter nördlich möglich, dürften aber im abweichenden Teil landschaftlich ähnlich sein.) Nach anfänglichen Flaniermetern erhalten wir gleich in der ersten scharfen Kurve ein Warnzeichen, dass es hier nicht so gemütlich weitergeht. Im Rücken arbeitet sich am Horizont zunehmend das Panorama des Massif des Bauges heraus, taucht aber mit der ersten, auch noch besiedelten Hügelkuppe (Moye) vorübergehend ab. Dann folgt die deutlichste Zwischenabfahrt auf der Passstrecke über Pressey hinunter in eine gleichwohl besiedelte Bergbachmulde (Paramand).

Der Anstieg setzt sich nun eher moderat mit weiterer Zwischenmulde fort, erzielt aber schon bald wieder Steigungsspitzen gegen mindestens 10 % noch bevor man Nivellard erreicht. Das Panorama auf das Massif des Bauges und die Talhügel hat mittlerweile eine große Weite erreicht. Es folgt noch eine moderate offene Spitzkehre mit Besiedlung, bevor die Strecke in dichteren Wald eintaucht. Karge Felshänge brechen den Wald immer mal wieder auf, sorgen für halblichte Momente. Diese Waldpassage ist auch die längste Steilpassage des Passes, die mehrfach zweistellige Steigungsspitzen erreicht. Ob die 12 % erreicht oder überschritten werden, kann der Autor nur vermuten aber nicht versichern. Die meist ausdauernd gerade Straßenführung sorgt hier indes für wenig Ablenkung.

Nach einer Doppelspitzkehre verändert der Pass sein Profil merklich. Es sind immer noch erstaunliche 3–4 km bis zum geografischen Pass, doch die Straße flacht ab und senkt sich sogar in eine karstige Vertiefung, verläuft zeitweise als plane Höhenstraße im lichten Laubwald mit hellgrauen Gesteinsbrocken leicht mediterran. Das Gefühl vom Passende ist nicht ganz falsch, denn man erreicht vor der Senke bereits die Passhöhe von ca. 980 m. Nach der Senke zieht die Straße in einer weit gezogenen Doppelkehre nochmal etwas stärker an, bleibt aber doch moderat bei vielleicht maximal 7 %. Bereits diese Doppelkehre fügt sich in eine schräg abfallende Heuwiese. Die letzte Strecke bis zur tatsächlichen geografischen Passhöhe ist schließlich nahezu flach über eine leichtdurchhängende Hochebene mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Das Alpenpanorama nach Süden schaut nur knapp über die Abbruchkante des Wiesenplateaus hervor. Nach Norden ruhen einige Bauernhöfe und eine Gîte vor der flachen Kuppe des Mont Clergeon.

Noch eine Besonderheit sei erwähnt, die der Autor nicht besucht hat, da schon von der einbrechenden Dunkelheit verfolgt. Auf dem Mont Clergeon (1025 m), den man per Fahrweg und dann zu Fuß erreichen kann, steht ein modernes geschwungenes Kreuz mit stilisiertem Kopf (vom Pass nicht zu sehen). Der Berg diente bis Ende des 20. Jahrhundert als Treffpunkt für junge Katholiken, die dort Messen feierten. Das alte Kreuz wurde schließlich aus Sicherheitsgründen abgetragen und 2017 durch ein zeitgenössisches Künstlerkreuz ersetzt, das von Freunden der Tour de France gestiftet wurde, die an diesem Pass Gast war wie bereits an anderer Stelle hier erwähnt (Erläuterung zum Kreuz auf einer Tafel an der Auffahrtsstrecke weit vor der Passhöhe).


6 Befahrungen Befahrung eintragen
Schnellste Zeit
Mittlere Zeit
01:17:42 | 31.07.2023
Josch
Dolce Vita
Kommentare ansehen

Pässe in der Nähe