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Team Roßtal Dolomitentour Mai 2002
 
Tag 1: Anreise 25.05.2002
Dieser Bericht wurde uns begeisternderweise von Christian Barth zugesandt und niemand vom quäldich-Team war dabei. Deswegen sollten alle Fragen direkt an Christian gestellt werden. Habt ihr auch einen Bericht, den ihr hier veröffentlichen wollt? Hier findet ihr, wie es geht.
Die 6-stündige Anreise: A9 nach München, A 95 nach Garmisch, Mittenwald, Leutasch, Seefeld, Innsbruck, Brenner, Brixen, Grödner Tal bis in den Zielort St.Christina. Dort quartieren wir uns für 7 Tage ein im 3-Sterne-Hotel "Post". Nach einem ausgiebigen Abendessen (6 Gänge) bereiten wir die Ausrüstung für die morgige 1.Etappe vor...

Tag 2: Rundkurs von Canazei Passo di San Pellegrino, Passo di Fedaia 26.05.2002 88,3 km / 2087 hm / 3:49 h / 23,1 km/h

Auf geht's!!! Endlich ist es wieder soweit, auf in die wohl schönste Form der Alpen, die Dolomiten. 93 km? für den Anfang nicht schlecht. Aber mit den beiden Pässen San Pellegrino und vor allem Fedaia ist die 1.Etappe zum Eingewöhnen fast schon zu schwer. Fast wohlgemerkt, denn wir sind ja hier um Höhenmeter zu machen und uns auf den alljährlichen Saisonhöhepunkt Ötztaler Radmarathon vorzubereiten.
Mit dem Auto geht's zunächst übers Sellajoch (2244 m) nach Canazei, unserem heutigen Startort. Nachdem wir unsere Ausrüstung angelegt und überprüft haben, schwingen wir unsere noch frischen Körper auf die Drahtesel, wobei die Bezeichnung Esel doch eher auf uns beide zutrifft, da wir mit der kompletten Ausrüstung in den Trikottaschen aussehen wie Packesel. Vom Start auf 1460 m über dem Meer liegt zu erst einmal eine 10 km lange leichte Abfahrt bis nach Moena (1140 m) vor uns, die wir mit einem ortskundigen italienischen Profi unter die Reifen nehmen. Der Nachteil für uns war allerdings, dass der Italiener nicht wie wir in Moena den San Pellegrino-Pass in Angriff nehmen sollte, sondern umdrehte und deshalb vorher natürlich volles Rohr gefahren war. Das weiß man sicher vorher nicht und abhängen lassen will man sich ja schließlich auch nicht...
Wie gesagt steht nun der erste Test auf dem Programm: der Passo di San Pellegrino (1919 m). Rad an Rad lassen wir die ersten Steigungsprozente auf uns zukommen, bis ich letztendlich wie fast immer die erste Position einnehme, um das Tempo zu diktieren, das allerdings nicht sehr hoch liegt, denn wir wollen uns ja nicht schon am ersten Pass kaputtfahren. Das Wetter ist eigentlich unerwartet gut, obwohl für die gesamte Woche eher wechselhaftes, regnerisches Wetter angekündigt ist. Trotz einiger steileren Passagen, ist der Pellegrino gut und angenehm als erster Pass zu fahren und verlangt uns nicht sonderlich viel Kraft ab. Als wir die Passhöhe im Blick haben, überholen wir einen weiteren italienischen Rennradfahrer älteren Semesters, der scheinbar keinen außergewöhnlich guten Tag zu haben scheint, da er bereits zu kämpfen hat. An der Passhöhe selbst schießen wir die obligatorischen Fotos, ziehen unsere wärmenden Ärmlinge und Jacken über und werfen uns in die Abfahrt in Richtung Osten. Besonders im oberen Teil hat die es ganz schön in sich, Steigung bzw. Gefälle von 18 % beschleunigen unsere Räder auf über 80 Sachen. Dass das auf die Bremsbeläge geht, ist klar, und so kommt schon mal der ein oder andere kleinere Verbremser vor. Die Abfahrt endet in Cencenighe, von wo aus die Straße wieder gemäßigt ansteigt bis man in Caprile links, also westlich, in Richtung Passo di Fedaia abbiegt. Zunächst machen wir aber in einem kleinen Örtchen Mittag, um die erschöpften Energiedepots wieder halbwegs aufzufüllen. Mir geht es noch sehr gut, ich fühle mich noch relativ frisch, und meinem Kollege geht es ja sowieso traditionell erst frühestens nach dem ersten Berg richtig gut...
Wir erreichen Caprile (1010 m), biegen wie gesagt links ab und verrichten vor dem Schlussanstieg noch die letzte Notdurft. Der untere Teil also die ersten 7,5 km sind relativ flach (3,7 % Steigung im Schnitt), aber die letzten 6,5 Kilometer sind selbst beim Giro d'Italia von den Profis gefürchtet (11,4 % im Schnitt). Da ich meine Form im Vorfeld nicht besonders hoch eingeschätzt habe, muss diese Etappe mit nur zwei Pässen "meine Etappe" werden. Also greife ich gleich in den ersten Kehren des 15 km langen Anstieges zum Fedaia-Pass (2057 m) an und kann mich absetzen. Ich fahre am oberen Limit, habe eine hohen Puls und versuche das Tempo so gut es geht hochzuhalten, um möglichst viel Vorsprung vor meinem Teamkollegen am Beginn des Steilstücks zu haben. Kaum erreiche ich schon abgekämpft den Beginn der letzten 6,5 km, merke ich die schwindende Kraft in den Beinen und die enormen Steigungsprozente. Ich kämpfe mich unerbittlich vorwärts, blicke mich oft nach meinem Begleiter um, der allerdings auch mit dem Pass zu kämpfen hat und erreiche nach einer langen, steilen Geraden den letzten Serpentinenhang ca. 3 km vor der Passhöhe. Vor mir taucht plötzlich wieder ein Rennfahrer auf, das ist nochmal eine sehr gute Motivation, denn den will ich auf alle Fälle einholen. Sonderlich schwer fällt mir dies allerdings nicht, obwohl ich kurz vor dem Einbruch stehe, da der Radler der gleiche ist, den wir bereits auf dem vorherigen Pass überholt haben. Der ältere Mann kann nur noch Schlangenlinien fahren und hat eine Geschwindigkeit von vielleicht gerade mal 5 km/h. Da sind meine 7-9 km/h, die ich noch im Stande bin zu treten, wahnsinnig schnell im Vergleich. Von den ausladenden Kehren schau ich nach unten und erkenne meinen Kompagnon, der schneller unterwegs ist als ich, aber wohl den Vorsprung nicht mehr wettmachen kann. Bei leichtem Nieselregen erreiche ich die Passhöhe, mein Mitfahrer kommt ca. 2 ½ Minuten später, und der Italiener verliert auf den letzten 2,5 km noch gut 10 Minuten (solange machten wir Pause für Fotos und dem üblichen Anlegen der Jacken etc.). Der Blick auf die Felsbastion Marmolada, eines der Wahrzeichen der Dolomiten, ist leider durch tiefhängende Wolken verdeckt, und nachdem es anfängt, ganz leicht zu nieseln, werfen wir uns in die Abfahrt hinunter nach Canazei. Eine gelungene erste Etappe endet nach 88,3 Kilometern (wir haben uns ein bisserl vermessen vorher) und 3 Stunden 49 Minuten. Da wir gegen 17.00 Uhr wir am Hotel gewesen sind, das Abendessen aber erst um 19.30 Uhr angesetzt ist, müssen wir den Heißhunger zunächst mit corny-Riegeln überbrücken. Dafür entschädigt das angebotene Menü im Hotel Post, jeden Abend sechs oder sieben Gänge - das hat schon was. Leider muss ich nach dem Essen eine dreistündige Autofahrt nach München unternehmen, da ich von Vater Staat gebraucht werde (mein Spieß hatte Urlaub und es musste jemand die Tagesgeschäfte erledigen, den Rest der Woche hatte ich allerdings Urlaub).

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