VERY important message

Breithorn-Furggen (2451 m)

Vor dem Ende etwas nachlassende Steigung.

Auffahrten

Von Renko – Dass die Walliser Auffahrt nicht staubfrei ist, war mir klar: Eine solche, für den motorisierten Verkehr gesperrte Straße geht nur mit dem MTB. Aber unter der Auflistung von „Challenging Climbs“ sowie in Denzels Alpenführer ist die Rede davon, dass die Straße gut instand gehalten wird. Informationen im Internet waren superspärlich: Die einzigen Fotos der Straße zeigten eine vielleicht Rennrad-taugliche Möglichkeit. Also, MTB fahren habe ich ungern, deshalb mit Rennrad runter zum Zürcher Hauptbahnhof und los mit dem ersten Sonntagszug nach Brig.
Der Beginn der Auffahrt liegt rund 12 km östlich des Oberwalliser Verkehrsknoten. Die Straße verlässt die Hauptverkehrsachse Brig–Furka/Grimselpass knapp unterhalb der ersten Talstufe und ist gut ausgeschildert. Auch der Radweg Nummer eins benutzt unsere Nebenstraße.
Zuerst gewinnt sie nur leicht an Höhe. Man fährt unter einem Eisenbahnviadukt; es handelt sich um die frühere Furka-Oberalp-Bahn (heute Matterhorn-Gotthard-Bahn) und die Route des legendären, seit 1981 ganzjährig verkehrenden „Glacier-Express“. Nach dem Viadukt macht unsere Straße einen Bogen nach rechts und gewinnt etwas schneller an Höhe.
Vom Anfang bis zur Dorfmitte von Grengiols gewinnt man auf rund zwei Kilometern 133 Hm. Das Dorf präsentiert sich in nicht ganz typischem Walliser Stil: Der Dorfbrand vom 14. August 1799 zerstörte fast das ganze Dorf. Durch den Wiederaufbau hat sich aber das Dorf bewahrt. Insbesondere ist die Kirche einen Besuch wert.
Nach der Post biegt die Straße nach links. Ein paar Meter danach hat man eine Wahl zu treffen. Die Fortsetzung ist links ausgeschildert, Radfahrer mit entsprechender Übersetzung können aber geradeaus fahren - auf Kopfsteinpflaster zuerst bei 18%, nach der Kirche dann links und kurz deutlich über dieser Spitzensteigung. Dann lässt die Steigung nach und man trifft wieder auf die normale Straße.
In den folgenden 1,6 Km gewinnt man nur 80 Hm. Man durchfährt die Weiler Bächerhyschere (das ist Walliserdeutsch für Bächerhäuser) und Viertel.
Nach vier Kilometern endet die Asphaltierung. Geradeaus führt ein Bauernsträßchen, das sich als Teil des nationalen Radwegs Nummer eins (im Herbst 2007) im Ausbau befindet. Der Weg nach Breithorn dagegen biegt scharf nach rechts.
Gerade am Anfang geht die Steigung auf über zehn Prozent. Aber wichtiger für Rennradfahrer ist der Zustand der nun asphaltfreien Straße. Erfreulicherweise handelt es sich um eine in gutem bis vorbildlichem Zustand befindliche Erdstraße. Schotter ist kaum anzutreffen, Splitt auch wenig, Wasserrinnen gibt es kaum. Einzig die Kurven verlangen eine etwas vorsichtigere Fahrweise.
Aber das Vorwärtskommen ist trotzdem langsamer als auf einer geteerten Straße. Kombiniert mit zweistelligen Steigungsprozenten beginnen die Beine schon nach zwei Kilometern zu schmerzen. Je weiter ich fahre, um so mehr macht sich die im Vergleich zu den letzten Jahren schlechtere Kondition, und leider auch höheres Körpergewicht, bemerkbar. Zudem verlangt die unbefestigte Straße erhöhte Konzentration.
Von der Steigung her gleicht die Straße eindeutig der 5 km langen Steilrampe des Pragelpasses auf Muotathaler Seite. Aber diese Walliser Staubauffahrt ist doppelt so lang. Der bessere Vergleich wäre mit der nur zwei Wochen zuvor erstmals besuchten Altverbindung nach Obermutten: auch staubig und auch ununterbrochen steil.
Nach über 5 km auf der Erdpiste geht die Steigung erstmals auf unter zehn Prozent zurück. Aber nach wenigen Metern ist auch diese kurze Verschnaufpause zu Ende, die Steigung geht wieder auf gut 12%, die Straße ist weiterhin in dichtem Wald, Aussichten minimal.
Auf rund 2000 Metern Höhe verlässt die Straße dann den schützenden Wald. Wie befürchtet, verschlechtert sich der Zustand der Straße, da sie von hier an den Elementen stärker ausgesetzt ist. Sie ist teilweise schlammig, und das Hinterrad beginnt immer öfter durchzudrehen. Mit der Übersetzung 30/25 komme ich teilweise nur mit grosser Mühe energieraubend vorwärts. Zum Glück aber tauchen MTB-Fahrer auf, die mir einen nötigen Schub Motivation geben.
Nach der letzten Kurve verbessert sich die Strasse leicht. Man quert einen dem Cime de la Bonette ähnelnden Berg: Dann ist die Straße zu meiner Überraschung plötzlich zu Ende, das Ziel ist erreicht. Zu Fuß oder per MTB geht es noch höher zum 2599m hohen Breithorn.
Vom Pass wird man belohnt mit prächtigen Ausblicken über das Goms auf die Berner Alpen: In gleicher Höhenlage liegen die nur mittels Seilbahnen erreichbaren Wintersportorte Riederalp und Bettmeralp. Weiter nach rechts die kleine Hotelsiedlung Fiescheralp. Von dort aus führt ein Sträßchen weiter, dann durch einen Tunnel zu dem von hier aus versteckten Aletschgletscher. Ich frage mich, ob es doch noch eine geteerte Strasse gibt zu den verkehrsfreien Siedlungen.
Die Fortsetzung hinab ins Saflischtal wurde erst in der Nachkriegszeit gebaut. Nach 500 flachen Metern beginnt die Straße an Höhe zu verlieren. Hier sind auch herrliche Ausblicke auf die Berge Hillerhorn und Bortellhorn zu genießen.
Die weitere Abfahrt ins Tal ist aber für Rennradfahrer ein absoluter Grenzfall. Einige Kurven sind mit sandigem Boden sehr rutschig und kaum befahrbar. Weiter unten ist der letzte unbefestigte Kilometer der schlechteste; ich hatte ein ständiges Gefühl von Verantwortungslosigkeit dem Rennrad gegenüber.
Aber die Weiterfahrt zurück ins Goms ist ein absoluter Leckerbissen. Man passiert das malerische Dörfchen Zen Binnen. Weiter unten kann ein längerer Tunnel umfahren werden. Es handelt sich um die alte Verbindungsstraße, die durch die Binna-Schlucht führt und höchst empehlenswert ist. Dann schnell zurück durch Ausserbinn und das schmucke Walliser Dorf Ernen.
Diese Auffahrt war erwartungsgemäß sehr anstrengend, ja sogar hammerhart. Zudem hielt ich bei jeder Kurve an, um die Distanzen aufzuschreiben bzw. Fotos zu schiessen (das daraus entstandene Profil befindet sich hier – die Zahl der Härtepunkte liegt weit über die des dagegen tadellos asphaltierten Mortirolo). Damit konnte ich keinen guten Rhythmus finden. Obwohl ungeteert, war die Strasse trotzdem mit Ausnahme der letzten zwei Kilometer eigentlich recht gut zu fahren, der Zustand erinnert eher an den Umbrail als zum Beispiel an den piemontesischen Finestre oder den bereits erwähnten Rionda im Kanton Waadt. Man bekommt einen Einblick in die Alpenwelt vor der durch den zunehmenden Fremdenverkehr verursachten Modernisierung der Alpenstraßen. Unsere Väter und Grossväter mussten damals mit solchen Strassen zurecht kommen, warum wir auch nicht?
37 Befahrungen Befahrung eintragen
Schnellste Zeit
01:36:50 | 07.10.2008
Manfred
Mittlere Zeit
01:55:39 | 23.08.2023
gigi
Dolce Vita
02:25:43 | 24.07.2016
gommerbiker
Kommentare ansehen

Pässe in der Nähe