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Col de la Moutière (2454 m)

Saint Damas

Auffahrten

Von Renko27. Juli 2007:
Kurz vor vier Uhr, ich stehe an einer Gabelung, die Wahl ist: rechts zum Col de la Bonette, links zum Col de la Moutière.
Die Wahl fällt mir schwer. Die Südauffahrt zum Bonette ist ein unbeschriebenes Blatt, das letzte Mal aus Norden kommend endete die Auffahrt in einem Schneesturm. Heute könnte die Lage kaum unterschiedlicher sein ...
Allerdings will ich mir den Bonette lieber für eine spätere Tour aufheben, denn der Col de la Lombarde bleibt weiterhin unbefahren, da lässt sich eine Tour über die beiden hohen Pässe machen. Heute habe ich außerdem einmal nicht das treue Colnago, sondern das MTB genießt einen wohlverdienten Urlaub in den Südalpen ...
Wir haben eine bereits abwechslungsreiche Tour hinter uns. Sie begann in Martigny, führte abenteuerlich auf Kieswegen weiter und beinhaltete schließlich eine sehr heikle Bachüberquerung unterhalb des Großen Sankt Bernhard. Weiter ging es ins Valsavaranche, tolle Wanderung im Gran Paradiso Nationalpark, dann die sehr anstrengende – na seien wir ehrlich – ein tödlicher Aufstieg mit 20 kg auf den Colle del Nivolet. Dann Hitzewelle, dann die Staubpisten des Susatals, dann ins Maira-Gebiet, Colle di Tenda, Menton.
Heute hält sich meine Freude in Grenzen: der Col de Salese war einfach, aber der Fußmarsch hinunter ins Val Tinée lang, steil und nicht ungefährlich. Dann viele Kilometer gegen den Wind bis St. Etienne. Und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel...
Seit der Fahrt an der Varaita-Maira-Kammstraße fehlt die Hälfte des Gefühls in einem Finger, und ich habe eine volle Chipkarte aus der Digitalkamera verloren, was heute immer noch schmerzt. Aber hier, kurz vor vier Uhr, plagt mich etwas anderes: Von einer grünen Insel stammend, habe ich halt große Mühe mit der Hitze. Und heute um vier ist die Hitze brütend, da kann das Atlas-Gebirge kaum schlimmer sein!
Schließlich treffe ich die richtige Entscheidung: den Fingern zuliebe bleibt das MTB das nächste Mal zu Hause, dann erledige ich den langen Aufstieg zum Bonette mit dem Renner. Also biege ich links ab und steuere auf den Moutière zu ...

Die Straße ist zuerst nur mäßig steil, mit sanften Kurven. Dafür führt die Fahrt direkt in die Sonne.
Vor Saint Dalmas wird der Ausblick zunehmend attraktiver: das Tal führt hinter der Ortschaft geradeaus in die Höhe, eine Staubpiste ist auszumachen, die Luft ist wie oft in den Südalpen dank niedriger Luftfeuchtigkeit sehr klar. Aber die Moutière-Straße wird nach rechts abbiegen.
Saint Dalmas ist ein recht attraktiver Ort mit einer alten Kirche. Hier möchte ich mir unbedingt ein schattiges Plätzchen suchen, aber die Zeit läuft mir davon, nach Jausiers sind es immer noch 37 km.
Genau am Ortsausgang endet der Ausbau. Danach bietet die Straße nur mehr Platz für ein Auto. Die Steigung ist teilweise 10 % oder leicht darüber, zudem habe ich mich im vom Wald geschützten Aufstieg erstmals in dieser Tour gegen Bremsen zu verteidigen, was die Freude auf den lang ersehnten Schatten etwas trübt.
Hunger macht sich bemerkbar, aber ich radle immer weiter nach oben. Bremsenbisse kann ich nicht ertragen, also nur weiterfahren.
Ich bin weiter oben, der Wald hat sich geöffnet, die Straße ist flacher. Die Bremsen bleiben im Wald, aber der Rhythmus ist vollkommen zerstört, ich werde mit jedem Meter müder und müder. Mehrmals halte ich an, aber auch hier bin ich zu stur, mir Kost aus dem Rucksack zu holen. Da wären Käse, Schinken, Brot und Kuchen, aber nein, nur weiter!
Rechts ist nun der Cime de la Bonette sichtbar. Die Passstraße aus Jausiers hinterließ zweimal einen negativen Eindruck, da sind die Straßen über den Allos und vor allen Dingen über den Cayolle viel hübscher. Der Cayolle ... eine der Traumstraßen der Alpen!! Aber der „Transit-Radverkehr” donnert über den Bonette.
Von hier aus sieht der Berg aber hübsch aus. Er hat eine Narbe, wie am Breithorn-Furggen im Wallis, das ist die Schleife zum Aussichtspunkt auf magische 2802 m Höhe. Und nun taucht die Sonne den Gipfel in rote Farbe, eine Art „Rosengarten für Anfänger” (es sei die magische spätnachmittagliche Herbstaussicht aus Bozen auf den Rosengarten erwähnt).
Es folgt die letzte Kehrenpassage. Die ganze Angelegenheit zählt zunehmend zu den härteren Auffahrten der Radkarriere, da wollen die Beine eindeutig nichts mehr von der Auffahrt wissen. Ich komme kaum noch weiter, ich sehne mich nach dem 6 kg leichteren Colnago.
Meter für Meter geht es die Serpentinen hoch, und mit jedem dieser Meter schwinden die noch vorhandenen letzten Energiereserven. Der Tag wirkt nun so wahnsinnig lang. Zwar bin ich die verhasste Südalpenhitze los, doch kühlt sich die Luft nun fast etwas zu rasch ab, und Jausiers ist noch weit weg von hier ...
Schließlich ist die Passhöhe doch noch erreicht, für ein Foto reicht es, dann geht es weiter.

Nur die ersten Meter der Abfahrt nach Norden sind geteert, kurz danach heißt es: links zur Cayolle-Straße oder rechts zum Col du Restefond. Also ein bisschen nachdenken, denn morgen soll der zweite Besuch des einmaligen Col de Parpaillon stattfinden. Ich wähle die flache Variante zum Restefond, um direkt Jausiers anzusteuern.
Diese ungeteerte Straße bildet den Weg zum Col de la Bonette. Aber die (in der Erinnerung) flache Straße ist nicht flach, sondern beginnt wieder moderat anzusteigen. Und hier muss ich vom MTB runter, denn nun habe ich einfach keine Energie zum Radeln mehr, keinen Tropfen. Aber die Lebensmittel bleiben auch hier im Rucksack.
Etwa eine weitere Stunde später erreiche ich schließlich die Bonette-Straße am Col du Restefond. Die untergehende Sonne beleuchtet den Bonette zum letzten Mal, der rote Ausblick nach Norden: sehr bewegend. Ich ziehe meine Klamotten an und biege nach links, da beginnt die Abfahrt. Die Entspannung ist schier gewaltig, viel Bosheit kommt heraus, denn die Auffahrt, ja der heutige Tag insgesamt, gehört zu den Killern meiner Alpentouren ...
Auf ca. 2100 m Höhe sind einige Wohnmobile stationiert, es ist inzwischen beinahe dunkel. Ich halte spontan an, finde in zehn Sekunden einen geeigneten Platz und habe das 600 Gramm schwere Biwakzelt innerhalb von einer Minute aufgebaut. Die feuchte Bekleidung ist gewechselt, der Wind peitscht, ich hole größere Steinblöcke und stelle sie vor das Zelt, zum Schutz gegen das Risiko eines reversierenden Autofahrers, dann kann endlich gegessen werden. Die tolle Kost geht runter, alles ist gegessen, der Wind peitscht, da ziehe ich mich ins Zelt zurück und bin geschützt eingeschlossen im Schlafsack, als mich der wartende Tiefschlaf umgehend einholt.

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