Colla Tre Faggi (970 m) Valico dei Tre Faggi

Von AP – Unter den asphaltierten Pässen über den Hauptkamm des nördlichen Apennin gehört die Colla Tre Faggi (Name auch: Valico dei Tre Faggi) zu den aus verkehrstechnischer Sicht unbedeutenden Übergängen. Der Grund liegt zum einen darin, dass der Pass den Mugello in der Toskana mit einem kleinen Tal, dem des Rabbi, in der Romagna verbindet, in dem nur um die tausend Menschen ständig wohnen. Der zweite Grund ist der Passo del Muraglione, über den eine strada statale führt und dessen Passhöhe in der Luftlinie eine Handvoll Kilometer entfernt von der Colla Tre Faggi ist. Logischerweise fährt man dann lieber über die großzügiger ausgebaute Trasse des Muraglione als über die schmale Straße ins Nirgendwo über die Colla Tre Faggi.
Warum gibt es die Colla überhaupt, wenn ein wichtiger Pass quasi in Sichtweite ist? Die Erklärung des Rätsels ergibt sich aus dem Namen. Die drei Buchen (tre faggi) deuten an, daß es um den Pass herum Bäume gibt. Sehr viele sogar. Dichte Wälder wachsen dort, auf der Alpe di San Benedetto, über welche die Colla und ihr großer Bruder Muraglione führen. Und aus diesen Wäldern hat man schon in der frühen Neuzeit Unmengen an Holz geschlagen, das dann im Großraum Florenz verarbeitet wurde. Gleichzeitig war der Pass ein Nachschubweg für Getreidelieferungen von der Romagna in die Toskana. Sprich die Colla war bis zum 19. Jahrhundert tatsächlich der wichtigste Pass der Gegend, erst dann nahm ihre Bedeutung stetig ab durch den Ausbau des Muraglione (und später noch durch den Ausbau des Passo della Calla im Süden).
Um die immer noch erhaltenen großen Wälder schützen, gibt es den Nationalpark der Foreste Casentinesi, in dem sowohl die Passhöhe der Colla als auch das obere Tal des Rabbi liegen. Wobei die „drei Buchen“ im Namen etwas willkürlich gewählt sind, denn die großen Buchenwälder (faggette) des Nationalparks stehen etwas weiter weg im Bereich des Calla. Premilcuore im Tal des Rabbi ist ein ruhiger Ausgangspunkt für Touren im nördlichen Teil des Nationalparks; allerdings kam es mir so vor, als wäre die touristische Infrastruktur in Corniolo im benachbarten Tal des Bidente etwas ausgeprägter als in Premilcuore. Wer also nach Übernachtungsmöglichkeiten in der Ecke sucht, sollte vielleicht eher nach Corniolo fahren…