Côte de la Vecquée (527 m) Côte de Desnié, Col de la Vecquée

Denkt man als Rennradfahrer*in an die Ardennen, kommen einem sofort kurze, steile Rampen in den Sinn, wie sie charakteristisch sind für die Ardennen-Klassiker, allen voran Liège-Bastogne-Liège, so etwa Côte de la Redoute, Côte de Stockeu oder Côte de la Roche aux Faucons. Die Ardennen haben jedoch auch noch ein anderes Gesicht, nämlich das eines waldreichen Mittelgebirges, das von tief eingeschnittenen Flusstälern durchzogen ist, und so (für Mittelgebirgsmaßstäbe) auch ganz ordentliche Höhenunterschiede ermöglicht, ohne dass man absurde Steigungswerte bewältigen muss. Ein Paradebeispiel für einen verhältnismäßig langen, nicht allzu steilen aber dennoch schönen durchgehenden Anstieg ist – neben dem benachbarten Col du Rosier – die Côte de la Vecquée.

Die Côte – in manchen Karten ist sogar ein Col de la Vecquée eingezeichnet – verbindet das Wayai-Tal (einen Nebenfluss der Vesdre bzw. Weser) in der Nähe des bekannten belgischen Kurortes Spa mit dem Amblève-Tal in Stoumont. Es ist also legitim, den Übergang auch als Pass zu bezeichnen, wobei am höchsten Punkt keine Scharte passiert wird, sondern man sich auf einem hochmoorartigen Plateau befindet, ähnlich dem weiter östlich liegenden Hohen Venn. Der Höhenzug zwischen den beiden Flusstälern reicht bis auf etwa 560 m, so dass immerhin fast 300 Hm möglich sind. Am Parallelpass Col du Rosier wird dieser Höhenunterschied sogar erreicht.

Der Name Vecquée bezieht sich auf eine ehemalige Römerstraße, die einst von Liège in Richtung des Hohen Venn führte. Der Name geht auf das französische évêque für „Bischof“ zurück. Diese Straße folgte jedoch nicht dem Pass, sondern verlief als Kammstraße über den Höhenzug, kreuzt also gewissermaßen die heutige Straße. Diese hat zwei Kulminationspunkte mit einer kurzen Zwischenabfahrt. Der nördliche davon wird nach der nahegelegenen Siedlung auch als Côte de Desnié bezeichnet.

Bei Liège-Bastogne-Liège wurde die Côte de la Vecquée bis 2009 befahren, steht seither jedoch nicht mehr im Programm. Und so reiht sie sich nun ein in ein Ensemble von côtes, die sich eher durch schöne, einsame Mittelgebirgsstraßen auszeichnen als durch Klassiker-Flair. Die Kombinationsmöglichkeiten in der näheren Umgebung sind zahlreich. In einer Rundtour beispielsweise ab Spa mit dem bereits erwähnten Col du Rosier kann man zwei der längsten Ardennen-Anstiege miteinander kombinieren – die von der Höhenmeteranzahl in den Ardennen nur noch getoppt werden von den östlich liegenden Anstiegen ins Hohe Venn, die jedoch deutlich moderatere Steigung aufweisen. Im Norden gelangt man über den Col du Maquisard auf die Originalstrecke von Liège-Bastogne und hat Anschluss nach Sougné-Remouchamps, wo sich die berühmt-berüchtigte Côte de la Redoute befindet. Auf der Südseite locken die zahlreichen Rampen aus dem Amblève-Tal, von denen wir an dieser Stelle vor allem den Serpentinenhang zur Côte de Xhierfomont hervorheben möchten, sowie die Côte de Lorcé, die ebenfalls zu den längsten Ardennen-Anstiegen zählt.

(Wir bedanken uns bei kletterkünstler für die ursprüngliche, inzwischen überarbeitete Beschreibung.)