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Grubengletscher (2860 m) Seewjine

Blick vom höchsten Punkt auf 2860 m.

Auffahrten

Von TBone

Saas Balen liegt auf 1483 m, ca. 12 km talaufwärts ab Stalden. Kurz hinter der Brücke über die Saasvispa beginnt links die Auffahrt nach Heimischgarten, die sich dann zum oberen Grubengletschersee fortsetzt.
Die ganze Auffahrt über gibt es wenige Hinweisschilder und reichlich Gelegenheit, den falschen Weg einzuschlagen, so dass jeder Richtungswechsel wohl überlegt sein muss. Hier, zu Beginn, folgt man zunächst den gelben Wanderwegschildern in Richtung Heimischgarten. Die Strasse steigt sogleich steil an und zieht sich in einer ersten Spitzkehre zügig den Hang hinauf. Nach ca. einem halben Kilometer erreicht man einen Wasserfall. Der Wanderweg nach Heimischgarten geht nach rechts, das ist aber der falsche Weg. Für uns geht es weiter geradeaus. Mehr als 1,5 km steigt die Strasse bei etwa 10 % in einer Geraden bergan, vorbei an einer Installation von mindestens einem halben Dutzend Kruzifixen in regelmässigen Abständen, auf denen uns verschiedene Bibelszenen vorgestellt werden. Bei gemächlichem Tempo sorgt das für Kurzweil, und so vergeht dieser Teil wie im Fluge. Schon weit über dem Talgrund erreichen wir bei Kilometer 2 die zweite Kehre, später die dritte und die vierte. Nach 4 km und auf 1880 m befand sich im Berichtsjahr das Asphaltende (seit 2010 ist die Straße allerdings bis zum Abzweig Restaurant Heimischgarten und somit über 2000 m Höhe asphaltiert). Somit ist heute die nächste Kehre und die nun anschließende kurze 20 %- Rampe asphaltiert. In Kehre 8 geht geradeaus eine Straße in Richtung Gspon ab, aber hier steht auch ein Wegweiser in Richtung Heimischgarten; also rechts halten. Noch eine Kehre, und man erreicht erneut eine Weggabelung: rechts geht es der Hinweistafel nach ca. 250 m zum Restaurant Heimischgarten (2121 m), geradeaus setzt sich die Auffahrt zum Grubengletscher fort.
Bis hierher war es ein 6 km langer knackiger, komplett asphaltierter Anstieg mit durchschnittlich knapp über 10 % Steigung und einer zwanzigprozentigen Rampe und etwa 2 km Naturstraße.

Wem das nicht reicht, der kann sich nun noch in eine andere Dimension vorwagen. Hier nämlich endet der Asphalt.
Wir sind immer noch unterhalb der Baumgrenze, so dass die kommenden drei Kehren im Wald verlaufen. Der Naturbelag ist hier einigermaßen fest, so dass es sich locker fahren lässt. Schließlich erreicht man die Hoferalp auf 2260 m. Hier hält man sich links, von nun an weiter in Richtung Sattel und Gletscher Seewjine. Der Belag wird sehr steinig und immer schwerer zu fahren. Nach kurzer Strecke erreicht man eine Brücke, über die man geneigt ist rechts weiter zu fahren. Pustekuchen, das ist der falsche Weg. Geradeaus geht es weiter, eine unmögliche Rampe hinauf. Ab hier lässt man nun die Zivilisation endgültig hinter sich. Es folgen auf den letzten 6 km 600 Hm und 28 Kehren auf heftigstem Schotter.
So schrauben wir uns Stück für Stück nach oben. Absolutes Schneckentempo, im Slalom zwischen herabgestürzten Steinen hindurch, immer auf der Suche nach der besten Linie. Die Geraden lassen sich noch ganz gut fahren, in den Kehren aber ist die Trasse zerschunden von den Reversiermanövern der Geländewagen. Hier liegt eine Mischung aus Sand und Felsbrocken. An ein Fahren im Wiegetritt ist nicht mehr zu denken, die Räder drehen unvermittelt durch. Im unteren Bereich gibt es noch Gräser, die werden je weiter wir kommen immer spärlicher. Wir fahren in einer Steinwüste. Der Blick nach oben verrät noch nicht das Ziel, der nach unten vermittelt eine fantastische Aussicht auf die Trasse und das Geschaffte.
Nun werden die Kehren noch kribbliger, und ich muss nun in zwei kurzen Passagen doch schieben. Das ist keine Schande, so kann der Blick hinüber wandern auf die Gegenseite des Tales, dort thront in der Mischabel-Gruppe der Dom mit seiner Gletscherkrone. Auf ca. 2700 m kommen wir an eine Weggabelung. Rechts geht der Weg weiter zum unteren Grubengletschersee (2764 m). Das ist eine schmale Piste, die sich in einem Steilhang aus schwarzem Geröll entlang tastet und ihr Ziel nach etwa 300 m erreicht. Hier endet sie blind. Links fahren wir weiter über einige Kehren hinauf zum höchsten Punkt der Auffahrt auf 2860 m. An dieser Stelle versperrt eine herabgestürzte Steinplatte die Weiterfahrt für Vierräder. Nun fällt der Weg kurz ab, und unvermittelt sehen wir den oberen Gletschersee vor uns; an seinem Ufer endet die Trasse. Türkis und unwirklich ist er in die Steinwüste eingebettet. Hoch über uns ist der weisse Firn des Grubengletschers, seine Zunge reicht bis in den See. Stein, Eis und Wasser verschmelzen hier, eine Trennung scheint vielerorts unmöglich. Dieser Platz verzaubert und es fällt schwer den Rückweg anzutreten.
Die Abfahrt geht über die selbe Strecke zurück und ist hier naturgemäß eine heikle Angelegenheit. Meist fährt man nicht wesentlich schneller als in der Auffahrt. Auch auf dem asphaltierten Teil hinter Heimischgarten kann man das Rad nicht wirklich laufen lassen. Es gibt einige recht üble Felgenkiller-Wasserablaufrinnen, an denen die Metallabdeckungen durchgebrochen sind.
Nach insgesamt fast 5 Stunden erreichen wir wieder Saas Balen. Was bleibt, ist ein anscheinend nicht kaputt zu bekommender Stahlrahmen, ein mehrtägiger Endorphinrausch und die Gewissheit für ein Mal den Grenzbereich des Machbaren ausgelotet zu haben.


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Schnellste Zeit
01:57:18 | 24.09.2011
Manfred
Mittlere Zeit
02:06:59 | 10.09.2023
tmartinus
Dolce Vita
02:19:58 | 25.08.2010
werwohl
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