Klankhütte (1436 m) Alpe Klank

Die Straße hinauf zur Klankhütte – oder Klank-Alpe – ist einer der für das Allgäu typischen Wirtschaftswege, die sich bocksteil und gnadenlos den Berg emporschlängeln, ohne dabei Rücksicht auf diejenigen Menschen zu nehmen, die die Wegstrecke auf einem Fahr- oder gar Rennrad unter die Räder nehmen wollen. Für Allgäu-Verhältnisse ist die Strecke aber – bis auf einige Unebenheiten im oberen Bereich – in einem akzeptablen Zustand und, mal abgesehen von Wanderern und Kühen, absolut einsam. Man kann also ganz in Ruhe testen, ob man es mit extremsten Steigungsprofilen aufnehmen kann oder eben nicht.

Grob lässt sich die Strecke in zwei Teile gliedern:
Die Gailenbergstraße von Bad Hindelang bis zum Schlagbaum am Abzweig in Richtung Klankhütte ist 0,8 km lang und überwindet auf diesem Teilstück vorbei an den Staustufen den Zillenbachs 80 Hm – der erste Teil, identisch zur Auffahrt nach Gailenberg, wäre andernorts als steil zu qualifizieren; im Allgäu sind 10 % im Schnitt nun wirklich moderat.
Doch dann – am Schlagbaum ist nach rechts abzubiegen, und man sieht auf den ersten Blick, was nun, zunächst noch im freien Gelände auf Almwiesen, Phase ist – droht Ungemach und das nicht nur ein wenig: Bis zum Ende des Asphalts, ein Stückchen oberhalb der Alpe sogar, sind auf 3,3 km sage und schreibe 500 Hm zu überwinden. Die Mathematiker unter uns errechnen flugs das Unglaubliche: Die Durchschnittssteigung beträgt hier auf über 3 km Distanz über 15 %. Wer von dieser Erde ist, der quält sich nun jeden Meter, und mit jedem Meter ein bisschen mehr, und zwar so lange, bis diese nächste Serpentine zunächst die letzte war, die ohne Wiegetritt zu meistern war. Oder bis jene andere nächste Serpentine die letzte war, die ohne eine Pause, ohne vom Rad zu müssen, zu bewältigen war. Wir befinden uns ohne Wenn und Aber im Extrembereich, was Kletterei im Radsport anbetrifft.

Da entschädigen aber doch ein wenig ...
... die 17 (?) Serpentinen auf dem Weg nach oben.
... die fundamental fantastischen Aussichten auf das Ostrachtal bis hin nach Sonthofen oder bei gutem Wetter ins Hochgebirge rund um das Nebelhorn. Apropos Nebelhorn: Dort geht's in der Tat noch steiler zu!
... die Kulisse und das Ambiente im Anstieg, der sich noch mehr als die Auffahrt zur Hirschalpe (die übrigens vergleichsweise flacher daherkommt; diese Information dürfte allen, die das Sträßchen gefahren sind, als Warnung dienen!) rund um den Hirschberg, den charakteristisch-majestätischen Hausberg Bad Hindelangs bewegt.
... die Tatsache, dass wir uns oben angekommen inmitten einer paradiesischen Landschaft zwischen Kühen, Almen und eben dieser einen Hütte zur Einkehr wiederfinden. Exkurs: Wer sein Fahrrad entweder anbinden kann oder einige hundert Meter durch eine wundervolle Mondlandschaft schieben möchte, dem sei ein Abstecher zum Aussichtspunkt am Hirschberg (1500 m) oder aber ins Hochmoor unterhalb des Spiesers (1641 m) angeraten. Der Autor hat sein Rad einst quer durchs Hochmoor geschoben (auf diese Weise lässt sich eine unwegsame Verbindung zur Hirschalpe herstellen!) und wird dieses Erlebnis wohl Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen – Achtung: Nicht erschrecken, wenn zahlreiche Bergziegen die Wege kreuzen.
... der nicht zu unterschätzende Faktor, dass der Rennradfahrer, der einen solchen Anstieg wie auch immer bewältigt hat, mit Fug und Recht stolz auf sich sein kann!

Genug gute Gründe, den Weg zur Klankhütte – unabdingbare unbedingte körperliche Fitness vorausgesetzt! – anzutreten? Na dann los! Die wahrlich extreme Durchschnittssteigung – 5/5 Härtesternen sind hier nun wirklich das Mindeste – wird fast schon ein Stück weit dadurch relativiert, dass die Steigung auf gnadenlos-brutalem Niveau im oberen Teil fast schon rhythmisch verläuft. Und schattig, denn die Strecke mäandert auf den letzten 2,5 km größtenteils durch den Wald, immer wieder aufgelockert durch grandiose Aussichten.
Keinem Normalsterblichen sei geraten, die Serpentinen innen zu fahren. Und bei Kilometer 1,8 war da diese abnormal-irrsinnige Rampe von gut hundert Metern bei über 25 %. Augen zu und durch – wie wohl ein Profi-Radfahrer hier hochkommen würde? Wenn man die in Mammolshain nach oben scheucht, wo mal ein paar hundert Meter 23 % zu bewältigen sind? Oder selbst ein Angliru irgendwie flach daherkommt mit seinen 13 % im Schnitt in der zweiten Hälfte?

Wie dem auch sei – allen Mutigen sei viel Erfolg und die Gnade Gottes gewünscht. Eines wird die Fahrt zur Klankhütte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein, nämlich ein unvergessliches Erlebnis!