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Nebelhorn (2068 m) Edmund Probst Haus, Koblat

Blick auf das Edmund-Probst-Haus.

Auffahrten

Von Simon – Der einzige Weg hinauf zum Edmund Probst Haus führt von Oberstdorf (820 m) über die Seealpe zum Edmund Probst Haus. Die Steigung beginnt am Fuße der wirklich eindrucksvollen Skisprungschanzen, die viel steiler sind als es im Fernsehen aussieht. Über ihnen führt die Gondelbahn, die einen die ganze Fahrt begleitet.
Die Strecke lässt sich grob in zwei Teile gliedern: Einmal von Oberstdorf bis zur Seealpe und zweitens von der Seealpe bis hoch zum Ziel.
Gestartet wird bei ca. 820m, woraus sich eine Höhendifferenz von ca. 1110 m ergibt. Die Länge beträgt jedoch nur 7,8 km, was eine Durchschnittssteigung von 14,1% bedeutet. Im ersten Teil kommt man mit durchschnittlich 12 – 13% schon ordentlich ins Schwitzen. Doch der viele Schatten macht die Strecke erträglich, und man kann sich noch an den Aussichtsstellen erfreuen. Ca. ein Kilometer vor der Seealpe kommt ein missverständlicher Wegweiser, der mich auf einen Schotterpfad lenkte. Hier gilt: nicht dem Wegweiser nach, sondern einfach der asphaltierten Strasse. Recht plötzlich tritt die Strasse dann aus dem Wald heraus und es offenbart sich ein Talkessel, der das Tal am Schluss richtig zuzuschnüren scheint. Die Strasse ist von dort aus (zum Glück?) noch gar nicht zu sehen. Freudig radelt man auf den nächsten 2km, die einem mit 3% bis 9% schon fast eben vorkommen, einem dicken Ende entgegen. Eine Kurve, eine Kuppe, und schon baut sich vor einem eine 500 Meter hohe Wand auf. Zu diesem Zeitpunkt hat man 68% der Strecke, jedoch gerade mal 50% der Höhe bewältigt.
Auf den nächsten knapp 2,5km bewältigt man über 500 Höhenmeter – das bedeuten über 20% im Schnitt! Und diese 20er-Grenze wird bis auf die letzten 200m nur für ein paar Meter in den Serpentinen unterschritten. Dabei gehe ich davon aus dass kein Sterblicher diese Serpentinen innen fährt. Spätestens hier steigt auch wirklich jeder von seinem Rennrad. Ab nun gibt es nur noch den Kampf, nicht vom Rad abzusteigen. Schnell bin ich auf der kleinsten Übersetzung (welche das ist weiß ich nicht, bis dahin haben mir die 27 Gänge immer gereicht), und auch da wird der Tritt unglaublich langsam. Über 2 Sekunden brauche ich teilweise für eine Pedalumdrehung. Dann, bei der ersten kleineren Rampe mit weit über 20 Prozent bleibt all mein Bemühen nutzlos: Das Vorderrad lässt sich im Sitzen einfach nicht mehr auf dem Boden halten. Mit abgehackten Tritten geht es im Stehen weiter. Nach jedem Tritt scheint das Rad ein Stück zurückzurollen, bis ich mich zum Nächsten mal auf die Pedale stemme. Mit 3-4 km/h geht es die unendlich scheinenden 50 Meter bis zur nächsten Serpentine hoch, dort wird erst mal Pause gemacht und ich begutachte das nächste Stück. Am Straßenrand wurden für Fußgänger Treppen befestigt – ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Ein Blick auf den Pulsmesser sagt mir, dass mein Puls von über 180 auf 150 gesunken ist, was mich veranlasst weiterzufahren. Bald mache ich nach jeder Serpentine eine kleine Pause, es geht einfach nicht. Die Arme fangen bald an zu schmerzen, denn sobald es etwas steiler wird oder ein paar Steinchen auf der Strasse liegen ist die einzige Möglichkeit fahrend weiter zu kommen eine extrem unbequeme Körperhaltung die so aussieht, dass ich zwar stehe, mich jedoch stark nach hinten lehne um nicht den Grip am Hinterrad zu verlieren.
Es wird immer heißer und ich verfluche mich dass ich keine Handschuhe anhabe, die das ständige Rutschen am Lenker verhindern würden. Die Gondel rauscht unzählige Male vorbei, und jedes mal scheint sie schneller vorbeizugleiten als kurz zuvor.
Das Einzige was in dieser Phase noch aufbaut ist die Gewissheit, dass es nur noch ein Kilometer ist. Ein Kilometer. Unglaublich, wie lang der sein kann. Die Aussagen der entgegenkommenden Fußgänger reichen von „wie kann man nur hier hochfahren?“ über „an dieser Stelle hab ich bis jetzt jeden schieben sehen“(der wusste nicht dass ich gerade erst 20 Meter gefahren bin) bis zu „Das steilste Stück kommt noch“ – welche am öftesten vertreten war.
Mit der allerletzten Motivation und Kraft schaffe ich die letzten 300 Meter ohne Pause. Total abgekämpft komme ich zwischen zwei großen Gebäuden hindurch. Links und rechts stehen gedrängt Wanderer und andere auf den Sonnenterrassen. Auf einmal, ich traue meinen Ohren kaum, fangen zwei ältere Damen beherzt an zu klatschen. Plötzlich klatschen alle Leute rings um mich herum von den Terrassen. Der ganze Trubel ist mir schon fast peinlich – ich kriege gerade noch mühsam ein Lächeln auf die Lippen und schaue zu dass ich mich auf eine Bank hinters Haus verdrücke.

Für die Rückfahrt sollte man natürlich einen Helm dabei haben, und auch seine Bremsen wirklich GUT checken. Die vielen Fußgänger erschweren die Abfahrt, vor allem weil es an den steilen Stellen unmöglich scheint zum Stehen zu kommen.

Ein Schlussfazit: Diese Auffahrt ist, denke ich, für jeden eine Herausforderung. Jedoch sei gesagt, dass dort, wo die Physik an ihre Grenzen kommt, auch der Spaß aufhört.
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