Von
jansahnerfan – In einem auf Vollständigkeit bedachten Pässelexikon wie dem von quaeldich.de müssen natürlich nicht nur die schönsten, höchsten und härtesten Pässe aufgeführt werden, sondern auch die genauen Gegenteile zu solchen Auffahrten, sprich die Mauerblümchen, die man gerne mal ignoriert oder einfach wegquetscht, als wäre nichts dabei. Also wollen wir auch den Passo San Giovanni erwähnen.
Wobei dieser Passo, bewacht vom heiligen Johannes in einem Kapellchen, mit einem unglaublichen Superlativ ausgestattet ist. Er ist nämlich der niedrigste Pass der Alpen. Wir geben zu, dass man dieses Attribut mit Vorsicht anbringen sollte, denn eventuell gibt es in den Alpen noch niedrigere Kulminationspunkte. Dieser hier ist aber wohl der einzige, der Passo genannnt wird.
Des Passos Kulminationspunkt liegt im Gemeindegebiet von Nago oberhalb des Lago di Garda. Wer am nördlichen Teil des Sees Urlaub macht, kommt am Passo San Giovanni schwerlich vorbei, denn er ist sozusagen das Einfallstor zum See von Rovereto aus dem Etschtal her kommend. Dementsprechend muss man als Radfahrer die
strada statale 240 über den Pass mit einer Menge von Autos, Wohnmobilen und Motorrädern teilen. Es kann sogar vorkommen, dass sich auf beiden Seiten des Passes der Verkehr staut, wenn entweder die Seestraße oder die Autobahnauffahrt bei Rovereto überlastet sind. Bei allzu starkem Verkehr gibt es aber vom See herauf die Möglichkeit, bis Nago auf die alte Straße von Torbole hoch auszuweichen. Wir führen diese Straße nicht als Auffahrtsvariante an, denn sie ist schon in der Beschreibung der
Prati di Nago erwähnt.
Jedenfalls ist es immer wieder ein Hochgenuss, mit welchem Gefährt auch immer man unterwegs ist, die Ostseite des Passo San Giovanni zu überqueren, schnell durch Nago zu sausen und dann urplötzlich hinter dem Kreisel am Ortsende von Nago den gewaltigen ersten Blick auf den Lago di Garda und die Felswände des Westufers zu haben, der einen immer wieder umhaut, wie oft man ihn auch schon erlebt hat.
Wer den Pass allerdings umgehen möchte, der kann dies tun, indem er auf den nördlich gelegenen
Passo Santa Barbara ausweicht. Die Südostanfahrt dieses Passes beginnt ebenfalls in Loppio, dem Ausgangspunkt der Ostanfahrt zum Passo San Giovanni. Und Vorsicht, der Passo San Giovanni sollte nicht verwechselt werden mit der ziemlich steilen Sackgasse nach
San Giovanni al Monte hoch, dem Weiler oberhalb von Arco.
Aktualisierung!
Mittlerweile ist die SS240 über den San Giovanni offiziell für Radfahrer gesperrt, und zwar zwischen Mori und Torbole. Dafür wurde eine
pista ciclabile ausgebaut, die mit der alten Straße von der Piazza Torboles nach Nago beginnt. Durch Nago kann man entweder durch den alten Kern oder auf der anderen Seite der SS240 fahren. An der Paßhöhe führt die
pista direkt an der SS240 entlang. Dahinter fällt sie kurz steil ab zum Lago di Loppio, und dann weiter auf Wirtschaftswegen bis Mori. Im Grunde genommen ist der Paß nun auf der
pista ein bißchen härter zu fahren als auf der SS240, weil zum einen die alte Straße einen herben Beginn auf Pflaster hat, zum anderen gibt es eine heftige, kurze Rampe vom ”Seeufer” zur Paßhöhe. Geschwindigkeitsrekorde wird man auf der
pista schwerlich aufstellen können, zu oft gibt es scharfe Kurven und enge Tunnels unter der SS240 durch.