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Sella di Leonessa (1900 m) Monte Terminillo

Südanfahrt: Die letzten Serpentinen der Südseite.

Auffahrten

Südauffahrt von Rieti
24,4 km | 1495 Hm | 6,1 %
Von AP – Die Südanfahrt zur Sella ist eine der längsten Auffahrten, die es überhaupt in den Apenninen gibt. Dabei ist sie nicht allzu schwer, will heißen, es gibt während der gesamten Strecke keine wirklich brutalen Rampen. Dennoch sind knapp 1500 Hm am Stück natürlich ein Wort und nicht zu unterschätzen.
Der Startpunkt in Rieti ist ganz einfach zu finden. Man fährt auf der Ausfallstraße Via Salaria per l’Aquila nach Osten in Richtung L’Aquila und biegt nach links ein in die Via del Terminillo. Die Kreuzung ist nicht zu verfehlen, denn dort ist der Terminillo schon ausgeschildert. Wer sie trotzdem verpasst, sollte nach dem örtlichen Fußballstadion fragen, weil das an der Via del Terminillo liegt.
Die Kreuzung ist also schon der Beginn der Auffahrt. Von dort an geht es erst mal auf der piniengesäumten Via del Terminillo lange, lange, lange, lange schnurstracks geradeaus bei niedriger Steigung durch einen Vorort aus Rieti heraus. Hinter einer ersten sanften Kurve liegt der Ort Vazia, der in Lisciano übergeht. Lisciano liegt genau am Fuß der Monti Reatini, und nun legt die Steigung nach der Fünf-Kilometer-Einrollphase kräftig zu.
Das nächste Stück kann man als das erste Steilstück der Auffahrt bezeichnen. Die breit ausgebaute Straße führt stetig mit 8–9 % Steigung im Bergwald nach oben. Hin und wieder schaut man über den nördlichen Teil der Ebene von Rieti zu den Bergen am westlichen Horizont (die möglicherweise die Monti Sabini sind, in denen annodazumals die Römer mit brachialen Methoden auf Brautschau gingen). Serpentinen sind spärlich gesät, es geht über lange Strecken und weiche Kurven immer in die gleiche Richtung.
Ehe man es sich versieht, liegen schon über 10 km Fahrt hinter einem. Man nähert sich dem Pian di Rosce, einer kleinen Hochfläche mit Wiesen auf über 1100 m Höhe. Dort lässt die Steigung kurz nach, so dass man die Beine ausstrecken kann. Wer sein Pulver schon verschossen, will meinen die Bidons leergesaugt hat, kann an einer Art Imbissbude Nachschub kaufen.
Hinter dem Pian di Rosce beginnt das zweite Steilstück der Auffahrt mit in etwa der gleichen Steigung wie der Abschnitt vor der Hochfläche. Es geht weiter im Wald voran, wobei die Strecke etwas kurviger wird und von den Straßenbauern auch an die eine oder andere Serpentine gedacht worden ist. Durch die Lücken im Wald sieht man Rieti in seiner vollen Pracht – es gibt prächtigere Dinge – tief unten in der Ebene.
Auf etwa 1450 m Höhe liegt das Dorf Terminillo oberhalb der Straße. Dort beginnt der Bereich des Skitourismus, sprich man kommt ab dort immer mal wieder an Hotels und Apartmenthäusern vorbei. Das Skigedöns, wie der Major sagen würde, gipfelt in der Ortschaft Pian de’ Valli, die einem französischen Retortenort in den Alpen in nichts nachsteht.
Im oberen Teil von Pian de’ Valli, der das oben erwähnte Campoforogna ist, erreicht man eine riesige Kreuzung, auf der genügend Platz ist, um zwei Giroetappen gleichzeitig ausklingen zu lassen. Mit dieser auf 1670 m Höhe gelegenen Kreuzung endet das zweite Steilstück, und es beginnt der letzte Abschnitt des Anstiegs zur Sella, der so ganz anders ist als die neunzehn bis dorthin absolvierten Kilometer.
An jener Kreuzung biegt man scharf nach links ab. Die Straße wird deutlich schmaler und führt ungefähr drei Kilometer lang relativ flach in das Herz der Monti Reatini hinein. Die Landschaft präsentiert sich vom Allerfeinsten, denn kleine offene Laubwälder wechseln sich ab mit exponierten Passagen. Man hat weite Ausblicke und kann die saftig-grünen Berge, an denen hier und da Schafe grasen, bewundern. Unterhalb eines Vorgipfels des Monte Terminillo liegen die letzten Skiapartmenthäuser (Rialto-Terminillo). Der felsige Hahnenkamm des Terminillo rückt ins Blickfeld, und rechts davon erahnt man die Kerbe der Sella di Leonessa.
Auf den letzten zweieinhalb Kilometern schwingt sich die Straße an einem offenen Hang hinauf. Dies ist das dritte Steilstück der Auffahrt, ebenfalls ungefähr so steil wie die zwei anderen weiter unten. Kein Baum und kein Strauch behindern den weiten Blick nach Süden und Osten. Man ist nun im alpinen Bereich angekommen und wünscht, dass der Weg noch ewig so weiterginge. Aber kaum ist man an dem Rifugio Angelo Sebastiani vorbei, rückt die Passhöhe immer näher.
Von der Passhöhe aus ist der Monte Terminillo zum Greifen nah. Wer wie der Autor an einem Sonntag im Frühsommer dort oben ankommt, wird jede Menge anderer Radfahrer antreffen. Leider hat keiner daran gedacht, ein dem Ort angemessenes Passschild aufzustellen...

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Von Droopy

Warnhinweis: die Nordrampe zur Sella die Leonessa ist seit 2021 komplett gesperrt! Massive, hüfthohe Betonsperren verhindern die Weiterfahrt. Die lokalen Radfahrer ignorieren diese Sperre zwar zuhauf, es liegen aber große Steine auf der Fahrbahn. Laut lokaler Radsportler ist eine Wiederherstellung der Passstraße nicht geplant!

Die Nordseite des Terminillo ist nicht unbedingt die radsportlich spektakuläre Seite, die häufig den Giro oder das Etappenrennen Tirreno–Adriatico mit einer Bergankunft würzt. Dafür bietet sich die breite und ewig lange Piste von Rieti besser an, zumal am Pian de Valli genug Platz für eine Zielankunft ist. Jedermännern und -frauen sei sie trotzdem empfohlen, da sie für die Abfahrt aufgrund der an einigen Stellen doch deutlich schlechteren Straßenqualität mit Rillen und Löchern sicherlich weniger Freude bereiten wird, während die Südseite nur so knallt.
Im Übrigen wollte der Autor auf den Spuren von Charly Gaul wandeln, denn zum Giro des Jahres 1960 kam es zu einer Passquerung mit Etappenankunft in Rieti. Gaul ließ bei dieser Etappe seine Kletterkünste nochmal aufblitzen und holte sich mit sieben Sekunden Vorsprung den Bergpreis, musste den Sieg allerdings dem in der Abfahrt wieder aufschließenden Gastone Nencini überlassen.
Doch zurück zum Berg: Auf den ersten Kilometern bleibt zunächst genug Zeit, sich auf die bevorstehende Gaulsche Kletterpartie zu besinnen. Die Straße steigt nur mild und führt in ein wildes Tal hinein. An einer kleinen Alm wird der Weg dann zusehends enger und die Kraxelei beginnt. Wer es dabei gern gleichmäßig mag, bekommt mit der Nordauffahrt einen guten Genossen. So lässt sich bei Werten zwischen acht und zehn Prozent ein ruhiger Tritt fassen und die Kurbel rund drehen. Ein trotzdem insgesamt schwerer Brocken, denn Erholungsstücke sind selten. Zu sehen gibt es jetzt ohnehin nur wenig, denn der gesamte Mittelabschnitt führt durch einen schönen Buchenwald, der bei warmen Temperaturen sicherlich hilfreich sein kann.
Mit Erreichen der Baumgrenze verwandelt sich die Passstraße dann und wir fahren für die letzten 300 Höhenmeter in die Nordwand eines alpin anzusehenden Felsmassivs ein. Die Straße ist in ihren Kehrengruppen hübsch angelegt und da wir den Scheitel schon erahnen können, steigt die Fahrfreude. Für weitere Schwierigkeiten kann nur der Wind sorgen, der am Sattel unbarmherzig weht und wie eine Düse hindurchblasen kann.


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