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Regionsbeschreibung Brecon Beacons

Brecon5 (Brecon Beacons). Von AP

1. Allgemeine Informationen:

Wales ist ein kleines Land, hat ein grässlich regenreiches Klima, aber dafür auch einige Berglandschaften, die durch den typisch britischen Mix aus windzerzauster Wildheit und lauschiger Idylle gekennzeichnet sind. Dazu gehören die Brecon Beacons.
Unter den Brecon Beacons versteht man eine Kette von Mittelgebirgen, die praktisch der Deckel auf den South Wales Valleys sind und diese nach Norden abschließen. Von Ost nach West aufgereiht präsentieren sich die Black Mountains, die eigentlichen Brecon Beacons, der Fforest Fawr und der Black Mountain. Dass zwei der Mittelgebirge im Grunde genommen denselben Namen haben, hat nichts mit mangelndem Einfallsreichtum zu tun, sondern ist Ausdruck eines bekannten Waliser Bonmots: ”Never change a winning name” (auf Walisisch ”Gwhym perffigg mythyrdhyrffhyrr afarrgh”).

Der Pen-y-Fan ist mit 886 m Höhe der höchste Berg der Region. Er erhebt sich in den eigentlichen Brecon Beacons. Dieser Name, auf Walisisch übrigens Bannau Brycheiniog, kommt wohl daher, dass man schon seit Urzeiten auf den Bergen bei allen möglichen Anlässen Leuchtfeuer anzündet, zum Beispiel auch bei der Jahreswende 1999/2000. Praktisch das komplette Gebiet der Brecon Beacons plus eine das Tal des River Usk nach Süden hin begrenzende Bergkette sind als Nationalpark ausgewiesen.
Wobei das Tal des River Usk den Nationalpark in zwei Teile spaltet. Im größeren westlichen Teil verbindet das Hochland des Fforest Fawr die Massive des Black Mountain und der eigentlichen Brecon Beacons, während östlich davon die Black Mountains ein kleines, eigenständiges Gebirge direkt an der Grenze zu England bilden. Die Gipfel im Westteil sind auch ähnlich strukturiert, sprich von Süden her flach ansteigend und nach Norden hin abrupt abfallend.
Trotz der beeindruckend steilen Abbruchkanten sind die eigentlichen Höhepunkte des Nationalparks meiner bescheidenen Meinung nach die vielen wunderschön anzuschauenden Täler, zum Beispiel das verwunschene Vale of Eywas in den Black Mountains, das weltentrückte Senni Valley am Nordrand des Fforest Fawr oder die dramatische, leider von einer Schnellstraße (Heads-of-the-Valleys-Road) durchpflügte Clydach Gorge am Südostrand der Brecon Beacons. Wirklich auffällig ist, wenn man die Brecon Beacons von Süden ansteuert, dass es praktisch ohne Vorwarnung einen abrupten Übergang von den dicht besiedelten South Wales Valleys in die heutzutage ziemlich menschenleeren Hochlagen gibt. Sprich eine Viertelmeile von den gedrängten Bergarbeiter-Reihenhaussiedlungen entfernt kommt man sich vor wie auf dem Mond.

Berüchtigt sind die Brecon Beacons für ihr Wetter. Das ist in der Regel feucht, kühler als üblich im Süden Großbritanniens und außerst wechselhaft. Grund dafür ist die exponierte Lage der Brecon Beacons. Den Fronten, die südlich von Irland nach Großbritannien ziehen, stellen sich die Breacon Beacons als erstes Hindernis entgegen. Dieses raue Klima und die Menschenleere bringen es mit sich, dass das britische Militär schon seit Jahr und Tag die Beacons für eine ultraharte Ausbildung benutzt. Höhepunkt des Trainings sind der Fan Dance, bei dem die Soldaten schwer beladen zweimal den Pen-y-Fan überqueren müssen, und der Long Drag, ein fast siebzig Kilometer langer Orientierungsmarsch.
Im Juli 2013 endete einer dieser Märsche tragisch, als drei Reservisten an Hitzschlägen bzw. an deren Folgen starben. Das Unglück und seine Ursachen wurden lange Zeit in der britischen Presse diskutiert. Es sei erwähnt, dass die Höchsttemperatur an jenem Tag bei ungefähr 27 °C im Schatten lag. Unabhängig davon, wer was wann an jenem Tag unterlassen hat, sprechen diese Verhältnisse meiner Meinung nach dafür, dass die Reservisten wohl kaum einmal in ihrem Leben mit großen Anstrengungen bei höheren Lufttemperaturen konfrontiert worden waren, und sie gleichsam Opfer ihrer Herkunft aus einem Land ohne Klimaextreme wurden. Aber wer weiß, vielleicht war auch alles ganz anders.....

2. Radfahren in den Brecon Beacons:

Dass die Brecon Beacons zu den schönsten locations für Rennradfahrer in Großbritannien zählen, beweist schon der Dragon Ride, der größte Jedermann-Radmarathon der Insel. Zwar führt er nicht exklusiv durch die Brecon Beacons, aber man kann ihn sich ohne die Black Mountain Road oder den Devil’s Elbow schwer vorstellen.
Im Allgemeinen gilt, dass die Anstiege der Brecon Beacons wesentlich weniger steil sind als die des Lake District oder der Yorkshire Dales. Das schließt aber nicht aus, dass es auch mal extrem steil werden kann, wie die Rhiwr Road beweist. Die steigt nämlich mit einem Maximum von fast 30 % aus der Clydach Gorge hinauf nach Llanelly Hill und ist die vermutlich steilste Straße in Südwales.
Aber dort muss man nicht unbedingt hochgurken, denn es gibt eine Menge leichtere und schönere Strecken, wie zum Beispiel den Llangynidr Mountain oder den Gospel Pass. Übrigens ist der bekannteste Übergang der Brecon Beacons die A470 am Storey Arms vorbei. Aber gerade diese Straße sollte man als Radfahrer meiden, denn sie ist die Hauptachse durch die Brecon Beacons. Zudem ist das Storey Arms, in der Vergangenheit nur ein Pub, mittlerweile ein ”Outdoor Educational Centre”, der Ausgangspunkt vieler Wanderer für die Eroberung des Pen-y-Fan, und die Wandersleut’ kommen nicht per pedes zum Storey Arms....
Ein bisschen schwierig ist die Wahl eines passenden Standorts, wenn man die Brecon Beacons ein paar Tage lang mit dem Rad erkunden und nicht jede Nacht woanders verbringen will. Eine gute Wahl ist Abergavenny, das vorzüglich an das britische Eisenbahnnetz angebunden und von London aus ziemlich schnell zu erreichen ist. Leider ist es von dort aus wegen der Entfernung schlecht möglich, zum Black Mountain ganz im Westen und wieder zurück zu fahren. Zentraler gelegen ist Brecon, aber der Ort ist weniger gut angebunden und deswegen eher mit dem Auto anzusteuern.
Verwundert hat mich im Hinblick darauf, dass die Brecon Beacons ein Top-Radrevier sind, die Misere, daß es (Stand 2016) keinen Rennradverleih im und um den Nationalpark herum gab. Ich sah mich gezwungen, mir ein Rad im Forest of Dean zu besorgen. Immerhin weiß ich dadurch nun, dass es sogar in England noch größere Waldgebiete gibt und nicht alles Holz in den unzähligen Seeschlachten der Briten versenkt worden ist.

3. Persönliche Anmerkung:

Was mich zum ersten Mal auf die Brecon Beacons aufmerksam werden ließ, waren nicht etwa Berichte über Radfahren oder Wandern im Nationalpark, sondern ein Buch, das mit beidem überhaupt nichts zu tun hat:
”On the Black Hill” von Bruce Chatwin.
Nachdem ich diesen Roman über zwei Brüder in schwierigen Lebensumständen gelesen hatte, wollte ich unbedingt einmal den Schauplatz, die Black Mountains, sehen. Weil sie von Bruce Chatwin so faszinierend beschrieben worden sind. Und so faszinierend sind sie in der Wirklichkeit auch. Es lohnt sich also, die Gegend zu erkunden, ob mit dem Rad oder anderswie.

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