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Regionsbeschreibung Großes Lautertal

Bichishausen. Von stb72 – Die namensgebende Große Lauter entspringt im Hof des Frauenklosters in Offenhausen, grob gesagt zwischen Pfullingen und Münsingen und ca. 15 km südlich von Bad Urach. Ab hier mäandert der kleine Fluss durch das Tal nach Süden und mündet nach ca. 35 km in Neuburg bei Obermarchtal in die Donau. Geografisch gehört das Tal zur Münsinger Alb zwischen den Lutherischen Bergen im Osten und der Zwiefalter Alb im Westen, kann aber als in sich geschlossene Region betrachtet werden.

Das Tal ist in vielerlei Hinsicht interessant, sowohl geschichtlich als auch touristisch. Wir beschränken uns hier aber auf die Kurzform und einige Verlinkungen, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Touristische Bedeutung
Zahlreiche Touristen besuchen die malerischen kleinen Dörfer und die zahlreichen Burgen und Schlösser. Fährt man durch das Tal, so taucht nach jeder Windung mit Sicherheit eine neue Burg auf. Als bekannte Vertreterin ist z.B. die Burg Hohengundelfingen zu nennen.
Wanderbegeisterte sind aus denselben Gründen hier bestens aufgehoben und für den Sonntagsradausflug mit der Familie bietet sich der Lautertalradweg an. Sehr beliebt sind auch Bootsausflüge, z.B. vom Bootshaus in Bichishausen aus, sofern denn genug Wasser vorhanden ist, denn ein Großteil des Wassers versickert im durchlässigen Kalkgestein der Alb und sucht sich unterirdisch seinen Weg zur nächsten Quelle.
Für Kletterer sind einige Wände der zahlreichen Felsen zugänglich, hier sollte man sich vorab über aus Naturschutzgründen bestehende Kletterverbote informieren.
Einige weitere lohnende Ziele für die Freizeitgestaltung sind die mit dem Boot befahrbare Wimsener Höhle etwas abseits des Tales, das landesweit bekannte Landgestüt Marbach inkl. Hengstparaden im Herbst oder auch Hayingen mit seinem Naturtheater.

Eine durchaus historische Besonderheit der kulinarischen Art gibt es hier auch noch: Schneckenzucht der sogenannten Albschnecken, was hier früher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war. Hierzu gibt es sogar einen Schneckenlehrpfad, welcher den Gourmets unter den Radlern natürlich wärmstens empfohlen wird. Auch heute werden wieder Schnecken gezüchtet, und somit ist die Kunst der Zubereitung nicht in Vergessenheit geraten, so dass hier ausnahmsweise nicht nur Spätzle und Maultaschen zur Verköstigung gereicht werden (was ja bekanntlich im Rest von Schwaben die ausschließlichen Nahrungsmittel sind).

Geschichtliche Bedeutung
Neben der natürlich uralten Geschichte vor allem im Mittelalter, wie die alten Dörfer und Burgen zahlreich belegen, bewegen wir uns im Großen Lautertal auch sonst auf historischem Grund auch der jüngeren Geschichte.
Kurz hingewiesen sei auf einige der wichtigsten barocken Bauwerke Deutschlands im näheren Umkreis des südlichen Ende des Tales, für die die Region und Oberschwaben bekannt sind, z.B. das Kloster Obermarchtal und das Kloster Zwiefalten, letzteres natürlich verbunden mit dem regional weitverbreiteten Zwiefalter Klosterbräu.

Zwar wenig bekannt, hat das Große Lautertal dennoch eine nicht zu kleine Rolle im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte gespielt.
In Schloss Grafeneck bei Marbach fand die erste systematische Vernichtung von Menschenleben im Nationalsozialismus statt und somit gilt diese Stätte als Beginn des Holocaust. Hier begannen (auch als Testlauf für die folgende Aktion Reinhard) im Jahr 1940 die NS-Euthanasie-Verbrechen mit der Tötung über 10.000 psychisch Kranker und Behinderter, des sogenannten menschenunwürdigen Lebens (Aktion T4). Heute ist eine umfangreiche Gedenkstätte vorhanden.
Im Zusammenhang hiermit ist auch interessant, dass im Tal (früher) im Ort Buttenhausen eine große jüdische Gemeinde lebte, die sich ab dem Jahr 1787 bildete und ca. die Hälfte der Dorfbevölkerung ausmachte. Die nach dem 2. Weltkrieg vergessene Geschichte dieser Gemeinde wird von einzelnen Personen heutzutage wieder gepflegt und an sie erinnert.

Noch eine wichtige Persönlichkeit der jüngeren deutschen Geschichte sei in diesem Zusammenhang erwähnt: Matthias Erzberger, der Unterzeichner des Waffenstillstands mit den Alliierten am 11.11.1918 in Compiègne, ist ebenfalls aus dem kleinen Tal der Alb, sein Geburtshaus steht in Buttenhausen. Ermordet wurde er am 26.08.1921 in Bad Griesbach im Schwarzwald.

Rennradtechnische Bedeutung
And now to something completely different, und zwar zu erfreulicheren Dingen. Für unsere Spezies hat das Große Lautertal auch zahlreiche Auffahrten in der idyllischen Landschaft zu bieten, die man auch nutzten sollte. Die Straße durch das Tal ist zwar sehr malerisch, an schönen Tagen teilt man diese aber manchmal mit recht viel Verkehr, besonders mit unseren motorisierten Freunden, die uns trotz zahlreicher Warnschilder mit ihrer Geschwindigkeit mächtig imponieren wollen.
Es gibt auch einen schönen Radweg durch das Tal, dieser ist zum Teil aber nicht asphaltiert, und zudem muss man sonntags meistens in Schlangenlinien um Familien herum fahren.
Die Anstiege bewegen sich alle zwischen 100-170 Hm, von denen die ersten zwei Drittel meist die Talhänge emporführen und der Rest dann weiter auf die Dörfer und Höfe der Albhochfläche führt.
Der stärker bewaldete Osthang des Tales fällt wesentlich steiler ab, so dass hier die Steigen meist giftiger sind, während der Westhang zwar weniger Anstiege bietet, diese aber etwas aussichtsreicher und leichter sind. Bei einer Runde hier kombiniert man natürlich beide Seiten, wobei man bei der relativen Kürze nennenswerte Höhenmeter recht hart erkämpfen muss. Das Hinterland der Münsinger Alb ist zu keiner Zeit eben und auch mit zahlreichen kleineren Anstiegen übersäht. Als Kombination bietet sich auch das naheliegende Schmiechtal an, und auch die längeren Anstiege des Albtrauf bei Bad Urach sind vom Nordende nicht allzuweit entfernt. Alle 9 Pässe der Region ansehen