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Regionsbeschreibung Lake District (Cumbrian Mountains)

Buttermere1. Von AP

1. Allgemeine Informationen:

Wer schon einmal im Lake District war, der versteht, warum seit dem frühen 19. Jahrhundert Heerscharen von englischen Dichtern und Romanschriftstellern auf der Suche nach Inspiration in ihn eingefallen sind. Ein so bezauberndes Ensemble von Seen, Tälern und Bergen ist nämlich keineswegs an jeder Ecke zu finden und nicht nur außergewöhnlich für Großbritannien, sondern für ganz Europa. Man stolpert im Lake District förmlich von einer atemberauben Aussicht zur nächsten….
Der Lake District, meistens einfach nur ”The Lakes” genannt, liegt im Nordwesten Englands, knapp unterhalb der schottischen Grenze, an der Irish Sea gegenüber der Isle of Man. Es gibt einen Nationalpark, der praktisch den ganzen Lake District umfasst, bis auf einen Teil der Küste und die Spitzen einiger Halbinseln. Innerhalb des Lake District befinden sich die Cumbrian Mountains. Der Name ist allerdings kaum gebräuchlich. Tief eingeschnittene Täler trennen die einzelnen Massive der Cumbrian Mountains voneinander, sodass der Lake District geographisch in ”fells” unterteilt ist, sprich Northern Fells, Western Fells usw.. Der höchste Berg Englands, der Scafell Pike (978 m Höhe), erhebt sich in den Southern Fells. Die Cumbrian Mountains bzw. der Lake District sind kein Teil der Pennines, vielmehr erstreckt sich zwischen beiden das Vale of Eden. Unter den vielen Seen des Lake Districts befinden sich der größte (Windermere) und der tiefste (Wast Water) See Englands.
Wie oben angedeutet, ist der Lake District eine einzigartige Region. Einer der Hauptgründe dafür sind die enormen Kontraste zwischen den Tälern und den Bergen. Die Täler liegen teilweise unter 100 m Höhe, sodass der Höhenunterschied zu den Gipfeln beträchtlich ist und teilweise alpin anmutet. Dazu kommt, dass die Täler dank ihrer exquisiten Mischung aus Kulturland, kleinen Wäldern und den schmalen Seen dem Begriff ”Idylle” quasi eine neue Bedeutung geben. Gerade abgelegene Täler wie das Eskdale oder das Little Langdale strömen eine so tiefe Ruhe aus, dass einem das Herz aufgeht. Wenn man sich nun vorstellt, dass siebenhundert Meter darüber karge, windumtoste Gipfel aufragen, dann kann man sich ungefähr eine Vorstellung machen, was mit den enormen Kontrasten gemeint ist.
Ein Schatten lastet allerdings über diesem paradiesischem Winkel: das Nuklearzentrum Sellafield. Die Anlage steht an der Küste des Lake Districts nördlich von Seascale (weswegen ihr früherer Name Windscale war). Von der Nordseite des Birker Fell aus ist sie zu sehen. Man arbeitet dort immer noch am Abbau des im Oktober 1957 ausgebrannten Reaktors. Als Folgen dieses schwersten Atomunfalls in Europa vor Tschernobyl ließ man damals Unmengen von radioaktiv verseuchtem Wasser und Milch in die Irish Sea ab.....die radioaktive Rauchwolke trieb angeblich in unbewohntes Gebiet, aber das Märchen erzählen die Verantwortlichen ja immer bei solchen Katastrophen.

2. Radfahren im Lake District:

Zweifelsohne ist der Lake District das Nonplusultra für bergaffine Radfahraktivitäten auf der großen britischen Insel. Mag sein, dass der eine oder andere meint, die schottischen Highlands gäben noch mehr her. Unabhängig von der Frage, welches Gebiet mit der großartigeren Landschaft aufwartet, stimmt diese Auffassung aber nicht. Denn der Lake District ist durchzogen von einem Netz aus kleinen und kleinsten Landstraßen, das es so in den Highlands nicht gibt und attraktive Touren in jeder Länge erlaubt. Als Anhaltspunkt soll die Fred Whitton Challenge gelten, bei der man auf einer Runde je nach Streckenplanung acht bzw. neun Pässe abfrühstückt. Komischerweise findet dieser härteste Radmarathon des Vereinigten Königreiches traditionell im Mai statt, was darauf schließen lässt, dass die Rennradfahrer auf der Insel keine Probleme damit haben, an ihrer Form in den kalten und nassen Wintermonaten zu feilen.
Die Pässe der Fred Whitton Challenge umfassen aber nur knapp die Hälfte aller passartigen Übergänge im Lake District. Plant man dort einen Urlaub mit dem Rad, sollte man sich um den Nordteil des Windermere, sprich in Windermere, Ambleside oder Coniston eine Bleibe suchen. Von diesen Kleinstädten aus kann man mindestens vier oder fünf Tage damit zubringen, alle möglichen Anstiege abzufahren. Zudem gibt es in Windermere einen Radverleih, in dem hilfsbereite Leute denen aushelfen, die ohne eigenen Drahtesel bzw. Carbonrenner angereist sind.
Allerdings gibt es zwei Probleme beim Pässefahren im Lake District. Das eine Problem ist das englische Wetter. Regnen tut es halt schon häufiger als in Mitteleuropa gewohnt, aber im Lake District nochmal häufiger als im Rest Englands....er ist die nasseste Ecke auf der Insel. Man kann aber auch Glück haben wie ich und bei einem Kurzurlaub zumindest einen komplett sonnigen, herrlichen Frühherbsttag mit angehmen Temperaturen erwischen.
Das zweite Problem sind die brutalen Steigungen. Fast alle Übergänge weisen Passagen mit Rampen an die 20 % auf. Primus inter pares ist dabei der Hard Knott Pass, der König aller Passstraßen des Vereinigten Königreichs. Er ist ein sogenannter one-in-three, sprich die Maximalsteigung liegt bei um die 30 %. Das soll aber niemanden abschrecken. Zum einen ist das nun einmal so auf der Insel, man baut die Straßen gerne ohne Serpentinen. Zum anderen sind die Rampen in aller Regel nicht allzu lang. Ich jedenfalls zähle die Touren, die ich im Lake District unternommen habe, zu den schönsten meiner Raderlebnisse….und die Rampen waren dabei das Salz in einer äußerst wohlschmeckenden Suppe!
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