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Regionsbeschreibung Montseny

Von AP

1. Einführung:

In Barcelona gibt es im Sommer Tage, an denen man sich wünscht, in einen Kühlschrank steigen zu können. Das liegt nicht so sehr an den Temperaturen, die gar nicht mal so hoch sind (unter 35 Grad), sondern vielmehr an der hohen Luftfeuchtigkeit, die dafür sorgt, daß man ein T-Shirt nach dem anderen durchschwitzt. An solchen Tagen erscheint der Montseny wie das Paradies auf Erden. Frische Luft, kühler Schatten, kalte Bäche im Überfluß. Wer ihn auf einer Karte sucht, der findet ihn zwischen Barcelona im Südwesten und Girona im Nordosten. Betritt man ihn zum ersten Mal, so ist man überrascht, denn obwohl das Mittelmeer nicht allzu weit weg ist, wirkt er mit seinen ausgedehnten Laubwäldern so gar nicht mediterran, sondern eher mitteleuropäisch. Im Namen trägt er eins der zwei Elemente, die so gern angeführt werden, wenn es darum geht, die Katalanen zu charakterisieren, nämlich das Wort seny. Und so bedeutet Montseny in etwa „Berg des gesunden Menschenverstands” (das zweite Charakteristikum ist übrigens rauxa, der Rausch... rauxa/seny ist sozusagen das katalanische Yin/Yang).
Eine sehr detaillierte Übersicht über den Montseny inklusive der lokalen Legenden bietet diese Internetseite, die auch auf Englisch zur Verfügung steht.

2. Geographische Informationen:

Wie schon in der allgemeinen Beschreibung von Katalonien gesagt, ist der Montseny Teil der Serralada Prelitoral, einer Bergkette, die beinahe parallel, allerdings mit Abstand, zu einem großen Teil der katalanischen Mittelmeerküste verläuft. Im Montseny sind die höchsten Berge dieser Serralada zu finden, nämlich der Turo de l´Home (1706 m), les Agudes (1703 m) und der Matagalls (1697 m). Drei katalanische Comarcas teilen sich den Montseny auf, nämlich La Selva, Osona und das Vallés Oriental.

3. Naturpark, Flora und Fauna:

Im Jahr 1977 wurden erstmals Teile des Montseny unter Schutz gestellt und ein Jahr später wurde praktisch das komplette Gebiet von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet. Den Status eines Naturparks, übrigens des ersten in Katalonien, bekam er aber erst 1987. Dieses kleine Gebirge ist nämlich nicht nur ein Paradies für Hitzegeschädigte, sondern auch ein Querschnitt durch die europäische Vegetation auf engstem Raum. Drei Zonen sind hier zu unterscheiden, natürlich eine mediterrane Vegetationszone, aber daneben auch eine eurosibirische Zone (schön zu sehen an den Buchenwäldern um Santa Fe herum) und sogar eine subalpine Zone (auf der Nordostseite des Turo de l´Home wachsen Tannen und ganz oben gar keine Bäume mehr). Da ein Großteil der Bäume der Region Laubgewächse sind (hauptsächlich eben Steineichen, Eichen und Buchen) und auch normalerweise ausreichend Regen fällt, ist die Gefahr von Waldbränden nicht so groß wie in anderen Gegenden in Mittelmeernähe, die größtenteils mit Kiefern oder mediterranem Buschland (Garriga auf Katalanisch) bewachsen sind. Sollte der Montseny allerdings tatsächlich einmal abbrennen, dann gute Nacht. Zusammen mit den benachbarten Guilleries ist er nicht nur so etwas wie die grüne Lunge Nordostspaniens, sondern auch ein riesiges natürliches Trinkwasserreservoir für den Großraum Barcelona.
Neben der Flora hat aber auch die Fauna eine Besonderheit zu bieten: den Montseny-Gebirgsmolch (Calotriton arnoldi, oder Tritó del Montseny auf Katalanisch). In 2005 stellten Wissenschaftler fest, daß diese Amphibie nicht als Unterart des Pyrenäen-Gebirgsmolchs (Calotriton asper), sondern als eigene Spezies zu klassifizieren ist, die nur im Montseny und nirgendwo anders herumkriecht. Das Verbreitungsgebiet des Molchs beschränkt sich auf fünf Bäche, mehr als 1500 Exemplare dürfte es nicht geben: rosige Aussichten für diese Art sehen anders aus.

4. Radfahren im Montseny:

Klein, aber fein, könnte man sagen, wenn man den Montseny aus Radfahrersicht betrachtet. Es gibt mit dem Turo de l’Home, Santa Fe und dem Coll Formic drei längere Auffahrten, die schön zu fahren und abwechslungsreich sind (bis auf die Südseite von Santa Fe); zudem ist nicht besonders viel Autoverkehr anzutreffen. Den Coll de Revell zählt man nicht zu den Pässen des Montseny, da er zwar zwischen dem Montseny und den Guilleries liegt, aber dem letztgenannten Gebirge zuzuordnen ist. Ein paar kürzere Anstiege sind auch noch zu finden, zum Beispiel der Coll de n’Orri nördlich von Breda und der Weg hoch zum Castell de Montsoriu in der Nähe. Dazu kommt, daß ähnlich wie in den spanischen Pyrenäen auch im Montseny hin und wieder Pisten asphaltiert werden, was dem Rennradler neue Auffahrten beschert, wie zum Beispiel der steile Weg an der Westseite des Tagamanent bis auf über 1000 m Höhe, ausgebaut in 2009. Was man vermeiden sollte, ist die C-35 um Sant Celoni herum und der Weg durch das Tal des Congost an der Westseite des Montseny, weil man hier mangels anderer Möglichkeiten auf eine enge Schnellstraße ausweichen muß. Aber zum Umfahren dieses Tals gibt es ja den Coll Formic.


5. Kleiner quaeldich.de-Tip:

Mein Lieblingsplatz im Montseny ist keine Passhöhe, sondern die Terrasse des Restaurants „La Fonda del Montseny” in dem Dorf Montseny (auch das gibt es), wo im Hintergrund die Blätter der Platanen auf dem kleinen Dorfplatz rauschen und man nach vorne über das Tal des Tordera hinweg auf einen dunkelgrünen Berghang schaut. Extrem entspannend... Alle 7 Pässe der Region ansehen