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Regionsbeschreibung Peak District

Impressionen aus dem Peak District: eine Farm östlich von Chapel-en-le-Frith. Von AP

1. Allgemeine Informationen:

Der Peak District ist ein für englische Verhältnisse dünn besiedeltes Mittelgebirge, das von den Großräumen Sheffield, Manchester, Stoke-on-Trent und Derby fast schon belagert wird. Er ist das südliche Ende der Pennines, wobei man nicht erwarten darf, in jener Gegend markante Berge vorzufinden; vielmehr überwiegen Hochplateus, sanfte Hügel und als Gegensatz dazu abrupte Sandstein- bzw. Kalksteinabbrüche.
Der Peak District ist in zwei verschiedene Landschaften getrennt, den landwirtschaftlich geprägten, niedrigeren White Peak im Süden und den von Hochmooren durchzogenen, höheren Dark Peak (auch High Peak genannt) im Norden, in dem auch die höchstgelegenen Stellen des Gebietes, nämlich die Moore Kinder Scout und Bleaklow liegen, welche beide über 2.000 Fuß hinausreichen (600 Meter Höhe können schon beeindruckend klingen, man muss es nur richtig ausdrücken).
Der Peak District weist nur wenige größere Wälder auf. Gerade seine Hochlagen sind kahl und windig; wer seine Vorstellung von einer abgelegenen englischen Landschaft vorwiegend aus der Lektüre des Hound of the Baskervilles oder der Wuthering Heights gewonnen hat, der wird diese von den Hochmooren voll und ganz bestätigt sehen. Ob diese kahlen Plateus durch den Menschen entstanden sind, etwa durch Abholzung von Wäldern, mit denen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die beginnende Industrialisierung in Greater Manchester und Lancashire angeheizt wurde, oder durch natürliche Ursachen (generell verhindert der grobe Sandstein des Dark Peak das Abfließen von Wasser, so dass die Hochlagen für viele Baumarten zu feucht sind), wissen wir nicht. In etwas tieferen Lagen tummeln sich Schafe auf satten, grünen Wiesen, die von unzähligen, niedrigen Steinmauern durchfurcht sind. Viele Flüsse, oder vielmehr Bäche, welche im Peak District entspringen, sind in den Tälern zu Reservoirs gestaut. Bekannteste Beispiele sind die Stauseen im Longdendale und im Tal des River Derwent.
Der Name „Peak District” könnte nur auf den ersten Blick etwas mit dem englischen Begriff peak zu tun haben. Man vermutet, dass die Bezeichnung von dem sächsischen Stamm der Pecsaetan herrührt, die ab dem 6. Jahrhundert die Kelten aus dem Gebiet vertrieben. Herausragend in der Geschichte des Peak Districts ist seine Rolle als Zentrum der Herstellung von Textilien mittels wassergetriebener Baumwoll-Spinnereien ab dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die Errichtung dieser Manufakturen wurde hauptsächlich vorangetrieben von Richard Arkwright, einem der ersten kapitalistischen Ausbeuter des beginnenden industriellen Zeitalters. Die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in seinen Werkstätten waren ein trauriges Beispiel für den Zustand vieler anderer Unternehmen seiner Zeit.
Nun, diese Art der Industrie gehört in England schon lange der Vergangenheit an, heutzutage sind die Finanzjongleure in London tonangebend. Im Peak District ist nach dem Zweiten Weltkrieg ein neuer Erwerbszweig entstanden, der Tourismus. Der Großteil des Peak Districts wurde nämlich 1951 zum ersten Nationalpark des Vereinigten Königreiches erklärt. Dieser Peak District National Park umfaßt etwa 1,440 km² und ist angeblich neben dem Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark in Japan der am meisten besuchte Park der Welt. Und da denkt man immer, die Leute kämen alle im Yellowstone oder Yosemite National Park zusammen.

2. Radfahren im Peak District:

Wie oben angedeutet, wirkt der Peak District zwar abgelegen, ist aber durchaus zu jeder Jahreszeit (die milden englischen Winter machen es möglich) gut besucht. Und wie besucht man heutzutage einen Nationalpark, wenn möglich? Natürlich mit dem Auto. Was dazu führt, dass auf vielen Straßen des Peak Districts mit Verkehr gerechnet werden muß. Hervorzuheben ist die A628 im Dark Peak über den Woodhead Pass, welche die wichtigste Verbindung zwischen Manchester und Sheffield ist und von Radfahrern gemieden werden sollte. Auch die in England sehr bekannte Cat and Fiddle Road im White Peak will erwähnt werden. Diese kurvige und aussichtsreiche Straße, die an einem der höchstgelegenen Inns Englands vorbeiführt (die etwas über 500 m Höhe des Inns sind natürlich kein Vergleich zu der Lage eines jeden ernstzunehmenden Bergrestaurant in den Alpen), ist Teil einer gerade bei Motorradfahrern sehr beliebten Dreiecksstrecke mit den Eckpunkten Buxton, Whaley Bridge und Macclesfield. Nun gut, so ist es eben, wenn man in der Nähe dicht besiedelter Gebiete unterwegs ist. Im Taunus ist es auch nicht anders. Wer sich im Peak District gut auskennt, der hat viele Möglichkeiten, auf ruhigere Straßen auszuweichen, da die Gegend durchzogen ist mit einem Netz aus asphaltierten Feldwegen. Nur leider erschließen sich solche Möglichkeiten natürlich bei einem kurzen Gastbesuch ohne kompetente Begleitung eher nicht.
Im allgemeinen bietet sich der White Peak für gemütliche Touren mit welligem, aber nicht allzu forderndem Terrain an, während der auffahrtsfreudige Rennradrecke eher im Dark Peak fündig wird, wo ihn mit dem Mam Tor und dem Winnats Pass zwei der steilsten Pässe der Gegend erwarten. Auch die Überfahrten durch die Hochmoore wie zum Beispiel dem Saddleworth Moor sind eine eindrucksvolle Abwechslung im Vergleich zu den deutschen Mittelgebirgen oder dem Schweizer Hochgebirge. Landschaftlich wirklich idyllisch sind die vor den vorherrschenden Westwinden geschützten Täler auf der Ostseite des Peak Districts; das schönste Beispiel hierfür ist das Tal des River Noe um Edale herum. Letztendlich aber wird der Peak District sowohl für Radfahrer als auch für Wanderer immer ein wenig im Schatten des landschaftlich grandioseren Lake Districts stehen; sein Vorteil im Vergleich zu jenem ist aber seine relativ einfache und schnelle Erreichbarkeit von London aus.
Ein Wort noch zur Straßenbeschaffenheit im Peak District, denn da sind dem Autor zwei besondere Umstände aufgefallen. Der erste Umstand betrifft den Straßenbelag, und zwar sind manche Abschnitte der größeren Straßen, zum Beispiel der über den Snake Pass, mit einem extrem rauhen Belag versehen, in dessen Zwischenräume man eine zweite, ausfüllende Schicht Asphalt gegossen hat. Diese zweite Schicht hat bei Nässe beinahe die gleiche Auswirkung wie Glatteis. Sprich man soll sich nicht wundern, wenn es bisweilen ziemlich rutschig auf dem Rad ist.
Der zweite Umstand betrifft die Verkehrssicherheit mancher Straßen, die sich seltsamerweise nachteilig für den Radfahrer auswirkt. Manche Straßen sind mit doppelten Mittelstreifen versehen, zwischen denen Reflektorknubbel angebracht sind, die bei Dunkelheit die Fahrspur kennzeichnen und bei Berührung durch den Autoreifen für einen Dumdum-Effekt im Wageninneren sorgen und auch dem taubsten Autofahrer anzeigen, daß er in Richtung falsche Seite unterwegs ist. Nun möchten aber manche Autofahrer auf das Dumdum verzichten und überholen Radfahrer, ohne über den Mittelstreifen zu fahren. Was leider den Abstand zwischen Auto und Radfahrer doch etwas beschränkt und nicht allzu angenehm für einen der beiden Verkehrsteilnehmer ist. Ratet mal, für wen! Alle 5 Pässe der Region ansehen