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Regionsbeschreibung Seealpen

DSC02025. Von majortom

Die Seealpen sind eine Unterregion der Westalpen. Anteil an den Seealpen haben Frankreich mit den Departements Alpes-Maritimes und Alpes-de-Haute-Provence und Italien mit der Region Piemont. Ein kleiner Abschnitt gehört auch zur Region Ligurien. Und natürlich wollen wir auch nicht verschweigen, dass das Fürstentum Monaco ebenfalls in den Seealpen liegt.

Für die Einteilung der Alpen in Gebirgsmassive und Unterregionen gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Nomenklaturen, aber keine verbindliche internationale Übereinkunft. Auf quäldich folgen wir in den Westalpen dennoch im wesentlichen der französich-italienischen SOIUSA (Suddivisione Orografica Internazionale Unificata del Sistema Alpino). Diese legt als Grenze der Seealpen im Westen und Südwesten das Var-Tal und den Col des Toutes Aures sowie den Col d'Allos zu den Hochprovence-Alpen und den Südlichen Provenzalischen Alpen, im Norden das Ubaye-Tal, den Col de Larche und als Verlängerung dessen das Tal der Stura di Demonte zu den Cottischen Alpen, und im Osten den Col de Tende und das Roya-Tal zu den Ligurischen Alpen fest. Im Süden reichen die Seealpen – nomen est omen – bis an Nizza und das Mittelmeer heran. In der quäldich-Übersichtskarte der Seealpen kann man die Umrisse ablesen.

Da sich die Seealpen von den über 3000 m hohen Gipfeln der Hochalpen bis zu den Alpenausläufern am Meer erstrecken, sind sie eine recht heterogene Region. Eine grobe Trennlinie kann man südlich des Mercantour-Argentera-Massivs zu den Voralpen von Nizza vornehmen; diese Linie verläuft etwa entlang des Col de Turini in West-Ost-Richtung. Große Teile der Seealpen liegen im franzöischen Mercantour-Nationalpark, dem der Berg Cime de Mercantour an der französisch-italienischen Grenze seinen Namen gibt. Der höchste Berg in den Seealpen ist mit 3297 m Höhe der Monte Argentera auf italienischer Seite.

Pässe

Im hochalpinen Nordteil der Seealpen (Mercantour-Argentera-Massiv) liegen einige bekannte Pässe. An erster Stelle ist natürlich die Cime de la Bonette zu nennen, mit 2802 m Höhe fälschlicherweise oft als der höchste Alpenpass bezeichnet – obwohl es sich dabei um keinen Pass handelt. Dieser Titel gebührt dem Col de l’Iséran. Derknapp unterhalb der Cime liegende Col de la Bonette rangiert mit 2715 m Höhe vielmehr auf Rang 4, der Ausblick vom nur zu Fuß erreichbaren Gipfel des Cime de la Bonette (2860 m) versprüht dennoch genug Superlativismus. Parallel zur Bonette-Straße verlaufen als hohe Pässe außerdem noch der Col de la Cayolle, der Col d’Allos sowie der Col de la Lombarde als Grenzpass nach Italien. All diesen Pässen ist gemein, dass sie Übergänge aus den zentralen Westalpen in Richtung Meer darstellen. Von Cayolle, Bonette und Lombarde kann man über das Var-Tal sogar letztendlich bis zum Meer abfahren.

Wer in den französischen Alpen unterwegs ist, wird für gewöhnlich auch mit den Auswüchsen des Skitourismus konfrontiert, der sein mitunter auch abstoßendes Gesicht vor allem in höchstens mittelschönen Retortensiedlungen wie Alpe d'Huez zeigt. Während sich der Skitourismus in Frankreich vor allem auf Savoyen oder das Romanche-Tal konzentriert, sind die Südalpen davon bislang weitgehend verschont geblieben. So ist es auch kaum verwunderlich, dass die hohen Pässe der Seealpen noch eine Spur einsamer, wilder und vielleicht auch ursprünglicher daher kommen als weiter im Norden.

In den südlich gelegenen Voralpen von Nizza hingegen sind die Pässe niedriger, das Straßennetz dafür dichter. Während an der quirligen und dicht besiedelten Côte d'Azur zwischen Nizza und Menton natürlich mit einigem Verkehr gerechnet werden muss, wird es schon wenige Kilometer im Hinterland oft wieder herrlich einsam. Dennoch sind auch die Küstenstraßen mit traumhaften Ausblicken auf azurblaues Mittelmeer, beispielsweise am Col d'Eze ein Erlebnis. Ähnlich wie in den jenseits des Var liegenden Südlichen Provenzalischen Alpen ist das Hinterland stark zerklüftet, Täler sind tief eingeschnitten und oft schluchtartig verengt. Man findet in den Voralpen von Nizza somit ein reges Betätigungsfeld mit dem Rennrad, hat trotz der geringeren absoluten Höhen oft Höhenunterschiede von 1000 Metern und mehr zu überwinden, und beinahe jede schmale Serpentinenstraße zu einem der zahlreichen Pässe wie dem Col de Turini, dem Col Saint Martin oder dem Col de Braus darf als Geheimtipp gelten.

Die bekannte Route des Grandes Alpes vom Genfersee bis zum Mittelmeer verläuft in ihrem südlichen Abschnitt durch die Seealpen. Entgegen der landläufigen Meinung ist ihr letzter hoher Pass nicht die Cime de la Bonette, sondern der parallele Col de la Cayolle. Es schließen sich an der Col de Valberg, der Col de la Couillole, der Col Saint Martin, der Col de Turini und der Col de Castillon, nach dem die Fernstraße in Menton endet.

Rennradreviere

Neben dem katalanischen Girona hat sich vor allem die Umgebung von Nizza und die französische Riviera als bevorzugter Wohn- und Trainingsort von Radprofis durchgesetzt. Spöttische Zungen mögen behaupten, dass es vor allem die niedrigen Einkommensteuersätze Monacos sind, die die Profisportler anziehen, und das ist vermutlich auch ein Faktor, die These insgesamt wäre jedoch zu kurz gedacht. Die Côte d'Azur ist nämlich ein perfektes Rennradrevier, in dem man dank mildem Klima ganzjährig fahren kann. Gleichzeitig summieren sich im Hinterland der Küste zwischen Nizza und Menton, wo die Seealpen steil ins Meer abfallen, die Höhenmeter rasend schnell, die Täler von Paillon, Bévéra und Roya sind durch zahlreiche Pässe verbunden, und sobald man die quirlige Küstenzone mal hinter sich gelassen hat, ist man meist in völliger Einsamkeit unterwegs.

Die Gründe für das milde Mikroklima liegt in der Geografie begründet. Die über dem ligurischen Meer im Gegenuhrzeigersinn rotierenden Genuatiefs schaufeln zwar regelmäßig die Feuchtigkeit vom Meer aufs Land, davon wird die Côte d'Azur jedoch vom Alpenkamm im Osten abgeschirmt - oft scheint in Nizza also die Sonne, auch wenn es in Ligurien in Strömen regnet. Man kann dies auch sehr gut an der Vegetation sehen: während die Ligurischen Alpen oft bis zum Meer hin dicht bewaldet sind, herrscht im Hinterland von Nizza meist nur niedriges Buschwerk vor. Erst in viel höheren Lagen der Seealpen hängen dann auch oft die Wolken - beispielsweise rund um den höchsten Pass der Voralpen von Nizza, dem Col de Turini. Zum anderen bilden die Hochalpen im Norden auch eine effektive Barriere gegen den kalten Mistral-Nordwind, der beispielsweise die Provence rund um das Rhonetal und Marseille regelmäßig heimsucht. Als besonders geschützt gilt die Bucht von Menton, wo die Seealpen eine regelrechte Wand bilden. An den Hängen findet man daher zahlreiche Zitronenplantagen, wie man beispielsweise bei der Auffahrt auf dem Madone d'Utelle sehen kann.

Im Hochsommer bekommt man es an der Côte d'Azur dafür mit la fournaise zu tun, wie die berüchtigte Sommerhitze von den Einheimischen genannt wird. Als Rennradfahrer hat man dann zwei Optionen: Entweder man sucht zur Abkühlung während oder nach der Tour einen der zahlreichen Strände oder - um den Badetouristen aus dem Weg zu gehen - einen geheimen Badeplatz an einem der Flüsse oder Bäche im Hinterland auf, oder man verzieht sich gleich in noch höhere Lagen der Seealpen, die von der Küste aus auch bequem in einer Tagestour zu erreichen sind. Insbesondere das Var-Tal dient uns als höhenmeterarme, schnelle Einflugschneise in die Alpen, und auf der bestens ausgebauten Radroute am Westufer kann man auch dem Verkehr aus dem Weg gehen.

Während rund um den Col de Turini oder den Col Saint-Martin noch keine wirkliche hochalpine Stimmung herrscht - auch wenn man die bis in den Frühsommer hinein schneebedeckten Hochalpen von Gipfeln wie der Madone d'Utelle bestens sehen kann - findet man diese noch weiter nördlich vor. Hier erwähnen wir vor allem die sagenumwobene Drei-Pässe-Runde mit Col de la Cayolle, Col d'Allos und Col des Champs, für dich sich bei quäldich der Begriff „Traumrunde der Südalpen“ eingebürgert hat. Unter Einheimischen ist etwas profaner von Les Trois Cols („Die Drei Pässe“) die Rede. Drei Zweitausender in einsamer, wunderschöner Alpenlandschaft - die Tour ist zwar eine sportliche Herausforderung, aber immer eine Reise wert.

Die Radprofis sind an die Côte d'Azur gekommen - besonders im Spätwinter und Frühjahr wird es schwer sein, den unter Profis beliebten Trainingsberg Col de la Madone zu fahren, ohne von einem von ihnen überholt zu werden. Mitgebracht haben sie auch eine Rennrad-Subkultur, wovon beispielsweise die Radhipster-Anlaufstelle Nummer eins in Nizza, das Café du Cycliste, zeugt, oder auch ein weniger bekannter Konkurrent, das von Ex-Profis gegründete Service Course. Dem Café du Cycliste möchte der Autor an dieser Stelle herzlich danken für seinen sehr inspirierenden Blog, der das Lebensgefühl von Nizza und der Côte d'Azur sehr gut illustriert und auch dieser Regionenbeschreibung als Quelle gedient hat.

Rennradreisen

quäldich bietet mehrere geführte Rennradreisen an, die in die Seealpen führen:

- Das Bergtraining in den Seealpen im April mit Standort Nizza

- Die Monumente der Südalpen im August, als Rundreise ausgehend von Nizza.

Kulinarisches

Für quäldich gehört Rennradfahren und lokale Küche zusammen. Es ist uns ein Anliegen, nicht nur für Rennradreviere und -Strecken die Augen zu öffnen, sondern auch für die Spezialitäten der Region, die am Abend nach einer harten Tagestour gleich nochmal besser schmecken. Die typische Küche der Seealpen ist von zwei verschiedenen Einflüssen geprägt, die sich aus der Geschichte der Grafschaft Nizza ergeben, die bis 1860 zum Haus Savoyen und somit zu Sardinien-Piemont gehörte und erst danach an Frankreich abgetreten wurde. Wir treffen also sowohl auf italienische als auch auf französische, insbesondere provenzalische Einflüsse. Dies zeigt sich insbesondere an einigen Spezialitäten der Umgebung von Nizza, beispielsweise den Ravioli niçoises, der pissaladière, oder auch dem Kichererbsen-Pfannkuchen Socca, der stark an die ligurische farinata erinnert. Macht man während der Radtour einen Zwischenstopp beim Bäcker, so sollte man in den Seealpen unbedingt den Mangoldkuchen tourte aux blettes versuchen, der mal süß und mal herzhaft serviert wird. Aber auch typisch provenzalische Gerichte wie Aïoli oder die Fischsuppe bourride findet man - gerade an der Küste - häufig vor. Aus den dichten Wäldern des Hinterlands, beispielsweise rund um den Col de Turini, kommen im Herbst Pilze, Edelkastanien und Wildschweinbraten.

Deutlich alpiner ist die typische Küche der nördlichen Seealpen - allerdings durchaus mit mediterranem Touch. Statt Kuhmilchkäse bekommt man hier zum Beispiel häufig Ziegenkäse angeboten.

Alle 49 Pässe der Region ansehen

quäldich-Rennradreisen in die Seealpen

quäldich.de bietet 7 Rennradreisen in die Seealpen an. Hauptsache bergauf!

Zum Beispiel Monumente der Südalpen vom 29.06.-6.07.2024