Von DragAttack –
Nach dem langen Tag gestern komme ich heute erst spät in die Gänge. Dabei steht heute eine lange Tour auf dem Programm. Nachdem ich den gestrigen Wettkampf als Zuschauer verfolgt hatte, will ich heute die Radstrecke nachfahren. Zum einen freue ich mich auf meine erste Tour ohne Gepäck, zum anderen weiß ich nicht, ob ich sie mich mit der Acht in meinem Hinterrad tatsächlich wagen soll. Am späten Vormittag fahr ich hinab zum Start. Während der Abbau schon im vollen Gange ist, fahre ich in die Wechselzone zum Start auf 800müNN. Aufzeichnung starten und los geht es, immer den gelben Pfeilen nach.
Die Strecke läßt keine Zeit zum Einrollen. Nach nur wenigen hundert Metern, noch vor Ortsausgang, beginnt der erste
Anstieg mit bis zu 9% Steigung. Am Campingplatz vorbei führt die Strecke nach Osten aus dem Ort hinaus, zunächst ständig
steigend auf schmaler Straße oberhalb des Lac de Serre-Poncon entlang. Hierbei bietet sich gelegentlich ein schöner
Aussicht auf den Stausee. Nach etwa 5km und 350Hm ist die erste Steilstufe überwunden. Mit nur noch leichter Steigung
erreiche ich wenige Kilometer weiter auf 1200m Höhe das erste kurze Gefälle. Bis zur tatsächlichen Abfahrt zum Stausee verläuft die
Strecke noch knapp 15km bei schwankender Höhe über les Means nach St. Apollinaire.
Bei der Abfahrt merk ich, das mein Fahrradcomputer bei Geschwindigkeiten ab 50km/h keine Geschwindigkeit mehr anzeigt.
Diese Abfahrt ist eh zu kurvig, um schnell zu fahren. Jedoch auf den noch folgenden – insbesondere vom
Col d'Izoard hinab - werde ich ständig bremsen müssen, um keine Sprünge in
die Aufzeichnung zu bekommen. Die Strecke führt auf schmaler Straße hinab Richtung Chorges. Wahrscheinlich um nicht zuviel
Hauptstraße fahren lassen zu müssen, biegt die Wettkampfstrecke ca. 2km vor Chorges scharf links auf die D109. Ab hier
wird die Abfahrt von kurzen Flachstücken und Ortsdurchfahrten unterbrochen. Immer den gelben Pfeilen folgend erreiche ich
nach insgesamt ca. 30km wenig westlich der Brücke über den Stausee die Hauptstraße. Ich fahre weiter über die Brücke der
Straße folgend Richtung Embrun. Die Acht im Hinterrad läßt mich die Weiterfahrt nochmals in Frage stellen. Ich weiß jedoch,
wie sehr ich mich später ärgern würde. Nach einer kurzen Verpflegungspause an einer Tankstelle fahre ich weiter.
Kurz vor Ortseingang direkt vor der Brücke über die Durance verläßt die Strecke nach insgesamt 40km endlich die Hauptstraße.
Sie führt gut 100Hm hinauf Richtung St. Andre de Embrun und dann bei leicht schwankender Höhe oberhalb der Durance entlang
nach St. Clement. Ab hier folgt die Strecke nochmals kurz der N94, bis sie nach gut 60km auf 900m Höhe rechts nach
Guillestre und weiter zum Col d'Izoard abzweigt. Während eines 2-3km langen Steilstücks führt die Strecke an Guillestre
vorbei bis auf knapp 1100m hinauf. Bei maximal schwacher Steigung geht es weiter durch das zunächst schluchtartig
eingeschnittene Guiltal. Erst als die Straße sich von der Guil entfernt wird sie steiler. Wenig später zweige ich links
auf die Straße zum Col d'Izoard ab.
Bis Arvieux wird der Anstieg von gelegentlichen Flachstücken unterbrochen. Hier gönne ich mir eine kurze Kaffeepause bevor
ich mich an den schweren Teil wage. Trotz eines kurzen Gegenabstiegs an der Casse Deserte kurz vorm Paß sind auf 10km
Strecke gut 800Hm zu überwinden. Die ersten 3km bis Brunissard führt die Straße wie mit einem Lineal gezogen die Ebene
hinauf. Danach beginnt ein wunderschöner Serpentinenanstieg und der Blick wird mit jeder Kehre schöner. Obwohl die
Steigung mit Erreichen der Serpentinen nicht nachgelassen hat, fällt mir das Fahren hier deutlich leichter. Schnell
erreiche ich an der Casse Deserte, einer unwirtlichen Geröllandschaft auf 2220m Höhe, vorbei den Paß. Mit 2360müNN ist er
der höchste Punkt der Strecke. Die schwerere Hälfte habe ich hinter mir. Die Abfahrt ist gut ausgebaut und ließe sich
schnell fahren – wäre da nicht mein dämliches Tacho, daß bei zu hohen Geschwindigkeiten droht, mir die Aufzeichnung zu
versauen. Um diese nicht zu gefährden fahre ich ständig unnötig bremsend mit max. 50km/h hinunter nach Briancon. Den Rest
der Strecke kenne ich schon von der Hinfahrt nach Embrun.
Während ich vorgestern mit viel zuviel Gepäck auf dem Rad über die gelegentlichen Gegenanstiege geflucht hatte, fallen sie
mir heute fast leicht. Bei St. Blaise überquere ich die N94, kurze Ortsdurchfahrt, kurzes Stück Hauptstraße bis Prelles,
und dann auf Nebenstraßen meist parallel zur Durance bis St. Clement. Die Strecke führt überwiegend leicht bergab und die
Gegenanstiege sind mit einer Ausnahme nur wenig anstrengend. Auf halber Strecke nach St. Clement, in der Nähe von les
Vigneux, zwingt mich nach ein heranziehendes Gewitter, in eine Gaststätte zu fliehen. Auch ohne diese Pause war mein
Zeitplan schon knapp – bis zum Einbruch der Dunkelheit sind es noch knapp zwei Stunden. Nach einer kleinen Stärkung klart
es wieder auf und ich kann ohne den befürchteten Wolkenbruch weiterfahren.
Wenig später, nach inzwischen 140km Strecke, erreiche ich mit dem Anstieg nach Pallon das letzte ernstzunehmende Hindernis
auf dem Weg nach Embrun. Bei durchschnittlich 10-11% Steigung muß ich trotz seiner nur knapp 1500m Länge hier ein letztes
mal richtig beißen. Der restliche Weg bis Embrun ist wenig schwer. Über Reotier fahre ich nach St. Clement, überquere hier
die Durance und nehme in umgekehrter Richtung den gleichen Weg wie heute Mittag oberhalb des Flusses an St. Andre de Embrun
vorbei. Auf einer schmalen Holzbrücke überquere ich erneut den Fluß und erreiche mit einbrechender Dunkelheit Embrun. Leider
zeigt das Tacho zu diesem Zeitpunkt nur wenig über 170km an – für einen Langdistanztriathlon zu wenig. Anstatt durch den
Ort hindurch zurück zur Wechselzone weisen die Pfeile deshalb am Bahnhof vorbei eine gut 10km lange Extrarunde durch die
Oberhalb von Embrun gelegenen Dörfer.
Im Interesse einer vollständigen Aufzeichnung fahre ich auch noch diesen Bogen. Bei etwas über Schrittempo im
Scheinwerferlicht nach gelben Pfeilen suchend, bemerke ich die letzten gut 300Hm aufwärts kaum. Abwärts hingegen fällt es
immer schwerer ausreichend langsam zu fahren, um die Wegweiser zu finden. Nur durch Zufall schaffe ich es, ohne mich zu
verfahren wieder an meinem Campingplatz vorbei den richtigen Weg zu finden. Immer der Originalstrecke folgend, wenn nötig
auch entgegen der Einbahnstraße, erreiche ich nach knapp 9h reiner Fahrzeit die Ziellinie. Aufzeichnung stopp, Tacho aus
der Halterung nehmen und gemütlich am See zu Abend essen. Ich bin froh, heute keinen Marathon mehr laufen zu müssen.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren