Das war der Tourentipp in 2010
Das Calancatal beginnt bei Grono (330 m ü.M.) in der Nähe von Roveredo und zieht sich parallel zum Val Mesolcina im Osten und zur Tessiner Riviera im Westen 27 km nach Norden. Zur Geschichte des wilden Tales gehören auch immer wieder Bergstürze. Im Juni 2007 stürzten 400'000 Kubikmeter Fels beim Steinbruch Arvigo ins Tal hinunter. Rund 400 Personen im hinteren Tal waren eingeschlossen, weil die einzige Strasse gesperrt werden musste.
Die 4 Auffahrten werden von oben nach unten befahren, so dass man am Ende der letzten fast wieder am Ausgangsort Grono ist.
Man fährt zunächst das enge, von hohen Bergen begrenzte Val Calanca hinauf bis Cauco (13km, 650 Hm, Bild 02 bis 06). Dann geht es den östlichen Talhang hinauf nach Mondent in schönem Almgelände mit prächtiger Aussicht auf den westlichen Hang (Bild 01 bis 04). Dann geht es wieder hinunter bis nach Arvigo, wo es in schönen und nicht unsteilen Kehren oberhalb des Steinbruchs hinauf geht nach Monti d'Arvigo (Bild 05, 06).
Die nächste Auffahrt nach Monti di San Carlo belohnt mit 18 schönen und steilen Kehren (Bild 07, 08). Monti di Santa Maria ist das letzte Bergziel mit einem unwirklich malerischen Ort Santa Maria vor der Kulisse der Misoxer Berge (Bild 09 bis 11).
Damit hat man die Qual der Wahl bei den kompakten, d.h. Hm-effizienten 3000 Hm-Halbtages-Touren in der Umgebung von Bellinzona/Locarno: Alpe di Neggia doppio plus (81km) Bellenzer Dreigestirn (78km) Alpe del Gesero doppio (65 km).
Auch die Monti di Brissago triplo plus (72 km, 3954 Hm) gehört in diese Kategorie.
Zusammenhängende Erstbefahrung am 5. April 2011
Ein strahlend blauer Tag mit angenehmen Frühlingstemperaturen erwartet mich. Doch davor liegen noch Nordwind (im engen Calancatal unverfälscht von vorne) und 2 (in Worten zwei) Grad. Ich habe mein gesamtes (sommerliches) Berg-Outfit an (Unterhemd, Trikot, Ärmlinge, dünne Windjacke, Fingerlinge). Ich friere bergauf, eine echte Innovation für mich. Vor Mondent hält mich wieder die (in diesem Jahr eigentlich nicht mehr erwartete) Lawine von den restlichen Hm ab. Sie ist kleiner und flacher als im Vorjahr, aber knallhart gefroren. Auf der Abfahrt friere ich so wie den ganzen Winter nicht. Aus Bergsteiger-Büchern weiß man, dass der Erfrierungstod sanft sein soll. Kann man denn beim Fahren erfrieren oder stürzt man zuerst? Unten im Talboden in Cauco mache ich alles an Arme- und Beinkreisen, was ich im qd-Forum gelernt habe. Es hilft nichts. So entschließe ich mich, die 8 km von Cauco nach Arvigo leicht bergab tretend mit über 50km/h zu überwinden. Erst 350 Hm in der Sonne hinauf nach Monti d’Arvigo reichen zur Erwärmung. Die schönen und recht steilen 20 Kehren nach Monti di San Carlo lassen mich auch „kompakt“ hinauf. Die abschließende Sonnenfahrt nach Monti di Santa Maria rundet eine schöne, empfehlenswerte und für 3000Hm nicht allzu harte Tour ab.