Von TicinoBergler46 – Fahrtzeit 5:39h
Lange blieb der Passo Cuvignone links liegen. Er ist nicht so richtig hoch, er steht im Schatten der Alpe di Neggia und er war schon erschlossen für qd.
Doch seit mir in Tessin und Umgebung die Neutouren ausgehen, habe ich ihn mir genauer angesehen. Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass die direkte Route von „meiner“ Seite, nämlich von Porto Valtraglia (südlich von Luino) noch nicht beschrieben ist (zumindest bis zum Passo Antonio). Bei genauerem Hinsehen, finde ich in der Nähe eine 800 Hm Neutour mit dem wohl klingenden Namen San Martino in Culmine. Zusammen mit der Südauffahrt zum Cuvignone und zum Passo San Michele ergibt sich eine attraktive Tour.
Am 5. Oktober ist es so weit. Da ich wenig Zeit habe, starte ich bereits um 6h morgens in Porto Valtraglia. Trotz headlight erfordert das Fahren im Dunkeln meine Konzentration auf der einsamen Straße. Die hat auch noch ungewöhnlich viele kleine Kurven (über 25 auf wenig km). Scheinwerfer auf die rechte Begrenzung und nicht herumzappeln! Die Straße kommt mir sehr schmal und zusammen mit den Kurven malerisch vor. Ich bin mir sicher, dass ich 4 Grüne vergeben kann bei vermutlich schönen Aussichtspunkten. Der von Lothar beschriebene obere Passteil macht mir Freude mit seiner sehr schönen Straßenführung von fast alpinem Charakter. Erstes Sonnenrot zeigt sich. Ein Jäger auf der Passhöhe des Cuvignone überzeugt in der Morgendämmerung freundlicherweise seinen Hund, dass nicht ich die Jagdbeute bin. Zum ersten und letzten Mal an diesem Tag ziehe ich meine dünne Windjacke zur Abfahrt, der Rest des Tages bleibt kurz-kurz. Und das am 5. Oktober!
Bei der Wieder-Auffahrt auf den Passo Cuvignone von Cittiglio begegnen mir in der unteren Hälfte die arbeitsamen Bewohner der Dörfer, die eilig hupend nicht mit Bergauf-Velofahrern rechnen. Später wird die Straße schmäler und steiler, kurz gesagt schöner. Zügig bergab zum Passo Antonio und dann rechts hinunter über Arcumeggia ins lebhafte Casazuigno/Vergobbio.
Auf dem Weg nach San Martino geht es dann wieder mit Genuss weiter über die 9 sanften Kehren nach Duno und dann steiler in großen Kehren zur Kapelle als Zielpunkt. Junge MTBler überholen mich freundlich grüßend. Ich bleibe dran, ziehe an einem Steilstück vorbei, erhöhe den Vorsprung soweit, dass sie mich nicht mehr sehen und verfalle wieder in den alten Trott. Der schönste Abschnitt der Tour. Nach zügiger Abfahrt der letzte Anstieg zum Passo San Michele. Wieder sanfte 8 Kehren nach Arcumeggia, danach der flachere Abschnitt und zum Schluss die überraschend anstrengenden 2 km mit 10%. Meine Beine erinnern sich, dass es nunmehr (wenn auch nicht sehr steile) 3Hkm sind.
Zum Schluss freue ich mich auf meine nächtliche, 4 Grüne Abfahrt. Doch im schalen Licht des Tages ist sie nicht romantisch schmal, hat keine schönen Ausblicke und in den vielen kleinen Kurven verlieren sich die 4 Grünen. Was bleibt ist ein nicht allzu strenger 3000er für frühe und späte Tage im Jahr.