Die geschweifte Acht 443,0 km / 13534 Hm
Alpen, Vinschgau, Südtirol, Rätische Alpen, Bergamasker Alpen, Engadin, Lombardei, Trentino - Südtirol, Graubünden
Redaktionell bestätigte Tour von tortenbäcker
Von tortenbäcker –
Die Idee zu dieser Tour reifte bestimmt zwei Jahre. Angefangen hat alles damit, dass ich unbedingt mal zum hochgelobten, einsamen Vivione wollte. Zu weit weg für eine Tagestour, musste dieser Anstieg in eine Mehrtagestour eingebunden werden. Da Stelvio, Gavia und Mortirolo nicht weit weg sind, lag es auf der Hand, diese Pässe auch gleich mitzunehmen. Als die Tour eigentlich schon mehr oder weniger fertig geplant war, war dann im Internet von einem ungeheuerlich steilen Strässchen bei Esine zu lesen. Das liegt beim Vivione gleich ums Eck, also sollte die Ausfahrt auch da vorbeiführen. Die Strecke erinnert schliesslich an eine Acht, daher der Name der Tour.
Eigentlich dürfte es kein Problem darstellen, Ferien zu nehmen. Mein Feriensaldo beträgt momentan über 60 Tage, doch Ferientage zu Gute haben und Ferientage einziehen können sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Als das Wetter Ende Semptember 2013 sich von seiner versöhnlichen Seite zeigt, lassen sich glücklicherweise ein paar davon abbauen.
Eigentlich dürfte es kein Problem darstellen, Ferien zu nehmen. Mein Feriensaldo beträgt momentan über 60 Tage, doch Ferientage zu Gute haben und Ferientage einziehen können sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Als das Wetter Ende Semptember 2013 sich von seiner versöhnlichen Seite zeigt, lassen sich glücklicherweise ein paar davon abbauen.
13 gefahrene Pässe
Stilfser Joch, Berninapass, Passo di Gavia, Forcola di Livigno, Passo di Foscagno, Passo del Mortirolo, Passo d'Eira, Passo Torri di Fraele, Passo del Vivione, Croce di Sálven, ...Gesamtstrecke
Einzelstrecken
Von tortenbäcker –
Am Vortag will ich mit den ÖV nach Müstair gelangen. Auf dem letzten Stück von Zernez nach Müstair fährt ein Postauto, bei dem der Radtransport reservierungspflichtig ist. Die verlinkte Internetseite zur Reservierung funktioniert aber leider nicht. Deshalb der Gang zum SBB Schalter. Der bringt aber nichts, ich werde an die Post verwiesen. Am Postschalter werde ich wiederum zum Postauto Büro durchgereicht. Jetzt ist dann bald genug hier. Und dann dies: Am Postautoschalter verweist man mich zielsicher an den SBB Schalter! Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, keiner ist zuständig, man reicht den Kunden im Kreis herum durch. Die Frau vom Postautoschalter meint, sie könne mir noch eine Telefonnummer geben, die mich eventuell weiterverbinden könne. Doch ich lehne dankend ab, es reicht jetzt. Das muss auch ohne diese dämliche Reservation funktionieren.
Montags nach der Arbeit fahre ich dann mit dem Zug nach Zernez. Den Ärger mit der Reservation hätte ich mir schenken können, ich bin praktisch alleine im Postauto nach Müstair und mein Zusatzgepäck stört niemanden. Ab der Schweizer Grenze gilt es noch 17 km bis nach Prato abzuspulen. Es ist bereits stockdunkel, Streulicht von grösseren Ortschaften gibt es nicht. Zudem erstaunlich frisch. Werde ich mir da einen abfrieren morgen?
Am anderen Morgen geht es bereits vor 7:00 los. Als ich das Hotel verlasse, will eine Katze reinkommen, aber ich lasse es nicht zu. Ein süsses kleines Ding, vermutlich war ihr kalt über Nacht. Da das Hotel noch kein Frühstück zu dieser Morgenstunde anbietet, fahre ich ohne los. Nur ein paar Gramm Brot vom Vortag habe ich bereits verspeist. Leider ist die eingeplante Bäckerei am Weg noch geschlossen, so nehme ich den Stelvio gezwungenermassen mit praktisch nüchternem Magen in Angriff. Es ist kalt und mir frieren die Hände Richtung Gomagoi ein. Anderntags habe ich die Webcam der Passhöhe angesehen, da waren 15 Grad bereits um 9:00 angegeben. Kann das wirklich sein? Momentan sind es vielleicht 7 Grad. Nach dem Abzweiger nach Sulden ist praktisch nichts mehr los. Die berühmten Kehren beginnen und wieder einmal erlebe ich den grandiosen Stelvio völlig alleine. Besser könnte das Wetter auch nicht sein. Keine Wolke in Sicht, und um 8:00 kitzelt die Sonne die ersten Bergspitzen, herrlich. Und es wird tatsächlich gegen oben hin wärmer, Kehre um Kehre geniesse ich die Auffahrt bei wundersamer Stille. Ein unverhofftes Highlight stellt dieses Plakat dar. Ebenso gefällt mir ein weiteres mit dem Schriftzug: „From Hero to Zero“. Bei der gehirnbefreiten Zielgruppe würde ich zwar eher „From Zero to Zero“ oder „From Zero to Six-Feet-Under“ treffender finden. Für den Moment sind diese Plakate allerdings unnötig. Ich erreiche etwa 9:15 den höchsten Punkt, ohne einen einzigen Organspender gesehen zu haben.
Vor der Abfahrt um diese Zeit runter nach Bormio habe ich mich etwas gefürchtet, das könnte richtig kalt werden. Doch die ersten paar Kilometer sind bereits an der Sonne und damit kein Problem. Erst kurz vor Bormio tauche ich plötzlich in einen Kaltluftsee ein, es ist tatsächlich im Tal unten kälter als in den Bergen. Mir kommen gruppenweise Rennradler entgegen, alle zu grüssen ist fast unmöglich. In Bormio selbst bleibt meine Suche nach einem Bäcker erfolglos, so fahre ich einfach weiter das Tal hinunter. Im Städtchen Grosio knurrt der Magen und ich schaue mich um. Da fragt mich ein Italiener, was ich den suche. Leider laufen meine Italienischkenntnisse unter „third best“ (wer jetzt nur Bahnhof versteht soll sich mal den amüsanten Film Inglourious Basterds zu Gemüte führen…). Trotzdem kann ich mich irgendwie verständlich machen und er zeigt mir einen kleinen Laden nur ein paar Meter entfernt. Zudem interessiert er sich für meine Pläne und ich erkläre sie ihm so gut es geht. Im kleinen Dorfladen kaufe ich ein Stück Pizza, eine Apfelschnitte und etwas Weissbrot, alles zusammen für sagenhafte 3.30 Euro. Da wird mir wieder einmal bewusst, wie teuer die Schweiz ist. Allerdings ist mir in der Schweiz auch noch nie ein Weissbrot vom Vortag verkauft worden, dieses hier ist nämlich hart wie Stein und kaum noch essbar. Was soll’s.
Mein Weg führt weiter über Mazzo zum Mortirolo. Ich lasse nichts anbrennen und fahre diesen klassischen Giro Anstieg so gemütlich hoch, wie es eben geht. Ein paar Mal muss ich aber trotzdem aus dem Sattel. Oben angekommen nehme ich noch den lohnenden Abstecher zum Col Carette di Val Bighera mit. Sehr schön und verlassen.
Weiter geht es nach Monno, wo ich mich wieder mal auf Futtersuche begebe. Doch dem entgegen stellt sich die Hauptbeschäftigung Italiens. Nein, natürlich nicht Fussball, sondern Siesta! Alles geschlossen, und vor 15:30 geht da auch nichts. Dasselbe Bild in Edolo, nur gerade eine Gelateria kann mir ein paar Kalorien anbieten. Da der Tag noch lang ist, fahre ich noch zum Monte Colmo östlich von Edolo hoch, den ich im Vorfeld als Option auserkoren habe. Das sind nochmals über 1100 hm obendrauf. V.a. der obere Teil kann sich sehen lassen. Nach der Abfahrt ist die Siesta in Edolo zum Glück vorbei, und ich genehmige mir Bresaola und Käse aus der Region als Apero.
Danach muss ich bloss noch zu meiner Pension rollen. Diese liegt knapp 1.5 km ausserhalb von Edolo und ich frage mich, wie ich das mit dem Abendessen einrichten soll. Mein patentiertes Minimalgepäck von 2 kg enthält nämlich keine richtigen Schuhe, nur diese dämlichen Swissair Socken. Ich ahne nicht, welch wundersame Lösung sich hier noch präsentieren wird.
Die Pension ist mit Garmin leicht gefunden, ich klingle und eine ansehnliche, junge Italienerin macht mir auf. Sie spricht gut Englisch und wir plaudern eine Weile. Sie will meine ID sehen und ich krame in meinem Zeug rum. Im Gegensatz zu der
Tour vom letzten Jahr habe ich diesmal eine ID mit dabei, oder besser gesagt hatte ich dabei, denn scheinbar ist sie in Prato liegengeblieben. Bei der nächsten Reise kann ich sie ja gleich wieder zuhause lassen...
[Warnung anColin: Weiterlesen auf eigene Gefahr: Spastische Zuckungen nicht ausgeschlossen!] Zu meinem grossen Erstaunen bietet meine Gastgeberin mir an, mich am Abend mit dem Auto nach Edolo zu eskortieren. Sie kenne da ein gutes Restaurant, bei dem ich noch 10 % Rabatt erhalte, wenn ich ihr Haus erwähne. Auf meine Frage, wie ich denn wieder zurückkomme, erwidert sie, sie würde mich einfach wieder abholen kommen. Ich bin völlig baff. Kann das sein? „You really mean that?!“ Als sie bejaht, gehe ich natürlich auf ihr Angebot ein. Sie sagt, dieser Service würde dazugehören, da die Pension etwas ausserhalb gelegen sei. Und das für läppische 50 Euro… Der empfohlene Italiener ist dann auch erste Sahne, zwei Teller leckere Pasta und ein Teller hausgemachte Ravioli füllen die Glykogenspeicher für den kommenden Tag. Und um 21:00 werde ich pünktlich wieder abgeholt. Was für ein toller Tag…
Montags nach der Arbeit fahre ich dann mit dem Zug nach Zernez. Den Ärger mit der Reservation hätte ich mir schenken können, ich bin praktisch alleine im Postauto nach Müstair und mein Zusatzgepäck stört niemanden. Ab der Schweizer Grenze gilt es noch 17 km bis nach Prato abzuspulen. Es ist bereits stockdunkel, Streulicht von grösseren Ortschaften gibt es nicht. Zudem erstaunlich frisch. Werde ich mir da einen abfrieren morgen?
Am anderen Morgen geht es bereits vor 7:00 los. Als ich das Hotel verlasse, will eine Katze reinkommen, aber ich lasse es nicht zu. Ein süsses kleines Ding, vermutlich war ihr kalt über Nacht. Da das Hotel noch kein Frühstück zu dieser Morgenstunde anbietet, fahre ich ohne los. Nur ein paar Gramm Brot vom Vortag habe ich bereits verspeist. Leider ist die eingeplante Bäckerei am Weg noch geschlossen, so nehme ich den Stelvio gezwungenermassen mit praktisch nüchternem Magen in Angriff. Es ist kalt und mir frieren die Hände Richtung Gomagoi ein. Anderntags habe ich die Webcam der Passhöhe angesehen, da waren 15 Grad bereits um 9:00 angegeben. Kann das wirklich sein? Momentan sind es vielleicht 7 Grad. Nach dem Abzweiger nach Sulden ist praktisch nichts mehr los. Die berühmten Kehren beginnen und wieder einmal erlebe ich den grandiosen Stelvio völlig alleine. Besser könnte das Wetter auch nicht sein. Keine Wolke in Sicht, und um 8:00 kitzelt die Sonne die ersten Bergspitzen, herrlich. Und es wird tatsächlich gegen oben hin wärmer, Kehre um Kehre geniesse ich die Auffahrt bei wundersamer Stille. Ein unverhofftes Highlight stellt dieses Plakat dar. Ebenso gefällt mir ein weiteres mit dem Schriftzug: „From Hero to Zero“. Bei der gehirnbefreiten Zielgruppe würde ich zwar eher „From Zero to Zero“ oder „From Zero to Six-Feet-Under“ treffender finden. Für den Moment sind diese Plakate allerdings unnötig. Ich erreiche etwa 9:15 den höchsten Punkt, ohne einen einzigen Organspender gesehen zu haben.
Vor der Abfahrt um diese Zeit runter nach Bormio habe ich mich etwas gefürchtet, das könnte richtig kalt werden. Doch die ersten paar Kilometer sind bereits an der Sonne und damit kein Problem. Erst kurz vor Bormio tauche ich plötzlich in einen Kaltluftsee ein, es ist tatsächlich im Tal unten kälter als in den Bergen. Mir kommen gruppenweise Rennradler entgegen, alle zu grüssen ist fast unmöglich. In Bormio selbst bleibt meine Suche nach einem Bäcker erfolglos, so fahre ich einfach weiter das Tal hinunter. Im Städtchen Grosio knurrt der Magen und ich schaue mich um. Da fragt mich ein Italiener, was ich den suche. Leider laufen meine Italienischkenntnisse unter „third best“ (wer jetzt nur Bahnhof versteht soll sich mal den amüsanten Film Inglourious Basterds zu Gemüte führen…). Trotzdem kann ich mich irgendwie verständlich machen und er zeigt mir einen kleinen Laden nur ein paar Meter entfernt. Zudem interessiert er sich für meine Pläne und ich erkläre sie ihm so gut es geht. Im kleinen Dorfladen kaufe ich ein Stück Pizza, eine Apfelschnitte und etwas Weissbrot, alles zusammen für sagenhafte 3.30 Euro. Da wird mir wieder einmal bewusst, wie teuer die Schweiz ist. Allerdings ist mir in der Schweiz auch noch nie ein Weissbrot vom Vortag verkauft worden, dieses hier ist nämlich hart wie Stein und kaum noch essbar. Was soll’s.
Mein Weg führt weiter über Mazzo zum Mortirolo. Ich lasse nichts anbrennen und fahre diesen klassischen Giro Anstieg so gemütlich hoch, wie es eben geht. Ein paar Mal muss ich aber trotzdem aus dem Sattel. Oben angekommen nehme ich noch den lohnenden Abstecher zum Col Carette di Val Bighera mit. Sehr schön und verlassen.
Weiter geht es nach Monno, wo ich mich wieder mal auf Futtersuche begebe. Doch dem entgegen stellt sich die Hauptbeschäftigung Italiens. Nein, natürlich nicht Fussball, sondern Siesta! Alles geschlossen, und vor 15:30 geht da auch nichts. Dasselbe Bild in Edolo, nur gerade eine Gelateria kann mir ein paar Kalorien anbieten. Da der Tag noch lang ist, fahre ich noch zum Monte Colmo östlich von Edolo hoch, den ich im Vorfeld als Option auserkoren habe. Das sind nochmals über 1100 hm obendrauf. V.a. der obere Teil kann sich sehen lassen. Nach der Abfahrt ist die Siesta in Edolo zum Glück vorbei, und ich genehmige mir Bresaola und Käse aus der Region als Apero.
Danach muss ich bloss noch zu meiner Pension rollen. Diese liegt knapp 1.5 km ausserhalb von Edolo und ich frage mich, wie ich das mit dem Abendessen einrichten soll. Mein patentiertes Minimalgepäck von 2 kg enthält nämlich keine richtigen Schuhe, nur diese dämlichen Swissair Socken. Ich ahne nicht, welch wundersame Lösung sich hier noch präsentieren wird.
Die Pension ist mit Garmin leicht gefunden, ich klingle und eine ansehnliche, junge Italienerin macht mir auf. Sie spricht gut Englisch und wir plaudern eine Weile. Sie will meine ID sehen und ich krame in meinem Zeug rum. Im Gegensatz zu der
Tour vom letzten Jahr habe ich diesmal eine ID mit dabei, oder besser gesagt hatte ich dabei, denn scheinbar ist sie in Prato liegengeblieben. Bei der nächsten Reise kann ich sie ja gleich wieder zuhause lassen...
[Warnung anColin: Weiterlesen auf eigene Gefahr: Spastische Zuckungen nicht ausgeschlossen!] Zu meinem grossen Erstaunen bietet meine Gastgeberin mir an, mich am Abend mit dem Auto nach Edolo zu eskortieren. Sie kenne da ein gutes Restaurant, bei dem ich noch 10 % Rabatt erhalte, wenn ich ihr Haus erwähne. Auf meine Frage, wie ich denn wieder zurückkomme, erwidert sie, sie würde mich einfach wieder abholen kommen. Ich bin völlig baff. Kann das sein? „You really mean that?!“ Als sie bejaht, gehe ich natürlich auf ihr Angebot ein. Sie sagt, dieser Service würde dazugehören, da die Pension etwas ausserhalb gelegen sei. Und das für läppische 50 Euro… Der empfohlene Italiener ist dann auch erste Sahne, zwei Teller leckere Pasta und ein Teller hausgemachte Ravioli füllen die Glykogenspeicher für den kommenden Tag. Und um 21:00 werde ich pünktlich wieder abgeholt. Was für ein toller Tag…
Ich bin diese Etappe gefahren
am
Von tortenbäcker –
Der Wecker klingelt, ich schaue aus dem Fenster. Wolken und tiefhängender Nebel bestimmen das Bild, es könnte genauso gut November sein. Es hätte doch schön sein sollen?! Wie dem auch sei, nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg Richtung Süden. Lästige 30 km Richtung Esine auf einer Hauptstrasse stehen an. Da mein Garmin gestern viel Akku auf der Strecke liegen gelassen hat und ich kein Ladegerät dabei habe, schalte ich ihn nur an, wenn er wirklich benötigt wird. Endlich in Esine biege ich ab in Richtung San Glisente Pozza, eine Auffahrt, die im Internet schon als bocksteil angepriesen worden ist. Na mal sehen. Zu Beginn des Anstiegs versenke ich noch mein Gepäck im Gebüsch. Derart erleichtert ist der erste Kilometer auf einer breiten Strasse kein Problem, doch dann ändert sich das Bild drastisch.
Drain Channel of Death meets Tarmac from Hell
Anstatt guten Belag, wie es bei der Steilheit haben müsste, folgt der absolut schlechteste Belag, den man mit viel gutem Willen noch als Asphalt bezeichnen kann. Zwei parallele Asphaltspuren durch den Wald, jede etwa einen halben Meter breit, bahnen sich den Berg hoch. Die Mittelspur ist Sturzgelände. In einem gnadenlos steilen Stück kommt mir ein Offroader entgegen. Absteigen unumgänglich. Hier wieder einklicken wäre eine zirkusreife Nummer. Dermassen viel Gleichgewichtssinn kann ich nun wirklich nicht vorweisen, so schiebe ich halt mal ein Stück. Danach wackelig wieder eingeklickt und weiter geht’s. So kriege ich wieder einen Abschnitt gebacken, manchmal muss ich sprinten, um genug Schwung zu haben, um ein schlechtes Stück Belag zu überbrücken. Doch bald folgt eine Stelle, an der mir das Risiko eines Sturzes zu gross erscheint und ich steige ab. Mit meinem teuren Carbonesel ist stürzen völlig tabu, besser hätte ich hier mein altes Winterrad dabei, da würde ich mehr Risiken eingehen. Zwischendurch folgen ein kleiner Weiler genannt Shèlve und ein paar flächere Meter. Doch danach wieder gnadenlose Steilheit und kein Ende in Sicht. Plötzlich kommt ein SUV (bei dem Strässchen ist ein derartiger Grossstadtpanzer sogar mal angebracht...) von unten und wieder muss ich Platz machen und anschliessend schieben. So geht das weiter, bis mir das Verhältnis von fahren zu schieben nicht mehr passt. Der Tag ist noch lange und hier bräuchte ich noch zwei leichtere Gänge. So drehe ich um und fahre fast so langsam bergab wie bergauf. An einer besonders geneigten Stelle frage ich mich, ob die Bremskraft überhaupt ausreicht. Doch es geht alles gut und der Wald spuckt mich unten wieder aus.
Damit ist meine Neugier gestillt was diesen Anstieg angeht. Das klare Verdikt: Für mich ohne grosses Sturzrisiko bei 34:28 nicht durchgehend fahrbar. Auch mit Flüsterasphalt vom Feinsten wäre das noch sehr herausfordernd.
Leider gibt sich das Wetter immer noch neblig trüb. Um zum Vivione zu gelangen, muss ich zuerst noch über den Croce di Salven. Bis zum Städtchen Borno ist der Anstieg nicht besonders reizvoll, eine breite Strasse mit zuviel Verkehr für meinen Geschmack. Erst nach Borno wird es ruhiger. Auf der Westseite ändert die Landschaft, das wilde malerische Tal, das zum Vivione führt, kann sich sehen lassen. Der Croce di Salven ist von dieser Seite sicher hübscher. Abgesehen von kurzen Aufhellungen zeigt sich die Sonne kaum, trotzdem gefällt mir der Vivione mit seiner einsamen schmalen Strasse ausgezeichnet.
An der Passhöhe schauen ein paar Lasagnevorstufen, (mancherorts gebräuchliche Bezeichnung: Pferd) zu mir hinüber. Die haben hier noch ein friedliches Leben, im Gegensatz zu ihren Leidgenossen im Einzugsgebiet von Findus.
Die Abfahrt wird sehr neblig. Irgendwann überholen mich zwei Motorradfahrer. Es sind Aargauer! Berüchtigt als unfähige Autofahrer (Abkürzung AG = Achtung Gefahr) versuchen sich die Protagonisten hier diesmal auf zwei statt auf vier Rädern.
Unten im Tal biege ich ab Richtung Norden. 12 km Gegurke leicht bergauf auf einer fetten Strasse nach Edolo. Ich bin froh, als dieses unlohnende Stück hinter mir ist.
In Edolo wäre es wieder mal Zeit für Kaloriennachschub. Aber Bella Italia kann vor allem eines gut: Dolce far niente. Es ist wieder mal Siesta-Time und damit alle Läden dicht. Für ein Eis bei einer Gelateria reicht es aber dennoch. Glücklicherweise klart es danach auf und der Schlussteil nach Ponte di Legno macht mehr Freude als erwartet. Dabei werde ich von einem Rennradler überholt, der ein Motorrad mit mitgeführten Ersatzlaufrädern im Schlepptau führt. So beeindruckend schnell ist der jetzt aber auch nicht unterwegs, dass sich diese Spezialeskorte rechtfertigen liesse. Das Tempo würde jetzt auch noch gehen, doch ich widerstehe der Versuchung.
Kurz vor Ponte di Legno halte ich bei einem kleinen Tante Emma Laden an. Und weil es gestern bereits so gut geschmeckt hat, kaufe ich mir auch heute wieder Bresaola, diesmal zusammen mit Cherrytomaten.
Ein Hotel findet sich leicht, es ist Off-Season und für gerade mal 30 Euro bekomme ich ein Zimmer. Nach sagenhaft üppigem Abendessen beim nächstgelegenen Italiener gibt sich der Himmel leider wieder bewölkt. Sollte der morgige Tag wieder neblig trüb sein?
Drain Channel of Death meets Tarmac from Hell
Anstatt guten Belag, wie es bei der Steilheit haben müsste, folgt der absolut schlechteste Belag, den man mit viel gutem Willen noch als Asphalt bezeichnen kann. Zwei parallele Asphaltspuren durch den Wald, jede etwa einen halben Meter breit, bahnen sich den Berg hoch. Die Mittelspur ist Sturzgelände. In einem gnadenlos steilen Stück kommt mir ein Offroader entgegen. Absteigen unumgänglich. Hier wieder einklicken wäre eine zirkusreife Nummer. Dermassen viel Gleichgewichtssinn kann ich nun wirklich nicht vorweisen, so schiebe ich halt mal ein Stück. Danach wackelig wieder eingeklickt und weiter geht’s. So kriege ich wieder einen Abschnitt gebacken, manchmal muss ich sprinten, um genug Schwung zu haben, um ein schlechtes Stück Belag zu überbrücken. Doch bald folgt eine Stelle, an der mir das Risiko eines Sturzes zu gross erscheint und ich steige ab. Mit meinem teuren Carbonesel ist stürzen völlig tabu, besser hätte ich hier mein altes Winterrad dabei, da würde ich mehr Risiken eingehen. Zwischendurch folgen ein kleiner Weiler genannt Shèlve und ein paar flächere Meter. Doch danach wieder gnadenlose Steilheit und kein Ende in Sicht. Plötzlich kommt ein SUV (bei dem Strässchen ist ein derartiger Grossstadtpanzer sogar mal angebracht...) von unten und wieder muss ich Platz machen und anschliessend schieben. So geht das weiter, bis mir das Verhältnis von fahren zu schieben nicht mehr passt. Der Tag ist noch lange und hier bräuchte ich noch zwei leichtere Gänge. So drehe ich um und fahre fast so langsam bergab wie bergauf. An einer besonders geneigten Stelle frage ich mich, ob die Bremskraft überhaupt ausreicht. Doch es geht alles gut und der Wald spuckt mich unten wieder aus.
Damit ist meine Neugier gestillt was diesen Anstieg angeht. Das klare Verdikt: Für mich ohne grosses Sturzrisiko bei 34:28 nicht durchgehend fahrbar. Auch mit Flüsterasphalt vom Feinsten wäre das noch sehr herausfordernd.
Leider gibt sich das Wetter immer noch neblig trüb. Um zum Vivione zu gelangen, muss ich zuerst noch über den Croce di Salven. Bis zum Städtchen Borno ist der Anstieg nicht besonders reizvoll, eine breite Strasse mit zuviel Verkehr für meinen Geschmack. Erst nach Borno wird es ruhiger. Auf der Westseite ändert die Landschaft, das wilde malerische Tal, das zum Vivione führt, kann sich sehen lassen. Der Croce di Salven ist von dieser Seite sicher hübscher. Abgesehen von kurzen Aufhellungen zeigt sich die Sonne kaum, trotzdem gefällt mir der Vivione mit seiner einsamen schmalen Strasse ausgezeichnet.
An der Passhöhe schauen ein paar Lasagnevorstufen, (mancherorts gebräuchliche Bezeichnung: Pferd) zu mir hinüber. Die haben hier noch ein friedliches Leben, im Gegensatz zu ihren Leidgenossen im Einzugsgebiet von Findus.
Die Abfahrt wird sehr neblig. Irgendwann überholen mich zwei Motorradfahrer. Es sind Aargauer! Berüchtigt als unfähige Autofahrer (Abkürzung AG = Achtung Gefahr) versuchen sich die Protagonisten hier diesmal auf zwei statt auf vier Rädern.
Unten im Tal biege ich ab Richtung Norden. 12 km Gegurke leicht bergauf auf einer fetten Strasse nach Edolo. Ich bin froh, als dieses unlohnende Stück hinter mir ist.
In Edolo wäre es wieder mal Zeit für Kaloriennachschub. Aber Bella Italia kann vor allem eines gut: Dolce far niente. Es ist wieder mal Siesta-Time und damit alle Läden dicht. Für ein Eis bei einer Gelateria reicht es aber dennoch. Glücklicherweise klart es danach auf und der Schlussteil nach Ponte di Legno macht mehr Freude als erwartet. Dabei werde ich von einem Rennradler überholt, der ein Motorrad mit mitgeführten Ersatzlaufrädern im Schlepptau führt. So beeindruckend schnell ist der jetzt aber auch nicht unterwegs, dass sich diese Spezialeskorte rechtfertigen liesse. Das Tempo würde jetzt auch noch gehen, doch ich widerstehe der Versuchung.
Kurz vor Ponte di Legno halte ich bei einem kleinen Tante Emma Laden an. Und weil es gestern bereits so gut geschmeckt hat, kaufe ich mir auch heute wieder Bresaola, diesmal zusammen mit Cherrytomaten.
Ein Hotel findet sich leicht, es ist Off-Season und für gerade mal 30 Euro bekomme ich ein Zimmer. Nach sagenhaft üppigem Abendessen beim nächstgelegenen Italiener gibt sich der Himmel leider wieder bewölkt. Sollte der morgige Tag wieder neblig trüb sein?
Ich bin diese Etappe gefahren
am
Von tortenbäcker –
Noch vor 7:00 klingelt der Wecker. Der Blick nach draussen verrät eine Wetterbesserung – super! Ich freue mich vor allem auf den Start: Gavia von Süden ist etwas vom Allerfeinsten. Schnell gefrühstückt und schon geht's aufs Rad. Nach einer unnötiger Schleife Richtung Tonale beginnt der Anstieg. Die Beine fühlen sich relativ frisch an. Heute ist bereits der letzte Tag, da muss ich keine Körner übriglassen. Und so schränke ich mich im Tempo nicht allzu stark ein. Wie erwartet bin ich praktisch alleine, vielleicht alle 10 min zeigt sich ein weiterer Verkehrsteilnehmer. Und dann diese sensationelle Morgenstimmung bei teilweiser Bewölkung. Mit einer guten Kamera hätte sich hier ein Kalenderbild fabrizieren lassen. Die Auffahrt begeistert vollumfänglich. Der lange Tunnel im oberen Teil erwarte ich beleuchtet (steht so in qd drin). Doch er präsentiert sich Schwarz wie die Nacht. Zum Glück verfüge ich über Licht. Als ich schon ein gutes Stück weit im Tunnel drin bin, stellt zu meiner Überraschung das Licht tatsächlich an, scheinbar wird es durch einen Bewegungssensor gesteuert. Gegen Ende stellt es dann prompt wieder ab, vermutlich bin ich einfach zu langsam unterwegs...
Gegen oben wird es karger und das Wetter schlechter. Um nicht bei der Abfahrt zu frieren wende ich Trick 77 an: Tenuewechsel bereits 50 hm unterhalb der Passhöhe. So erreiche ich den höchsten Punkt mit aufgestauter Wärme und die Abfahrt gestaltet sich angenehmer. Es regnet jetzt leicht, hoffentlich wird das nicht schlimmer.
Unten in Santa Caterina biege ich rechts ab zum (für mich) unaussprechbaren Rifugio Ghiacciaio del Forni. Sehr ungleichmässige aber malerische Höhenmeter führen hier auf über 2000 m.
Danach folgt die Abfahrt nach Bormio. Das Wetter bessert sich zusehends, von Regen keine Spur mehr. In Bormio selbst kaufe ich ein paar Kekse und mache mich auf zu den Torre die Fraele. Gleich zu Beginn der genialen Kehrenorgie überhole ich ein paar Skater aus Jablonec, Tschechien. Ihr Teambus fährt immer ein Stück vorraus. Skaten bergauf ist bestimmt sagenhaft anstrengend, kein Wunder lasse ich sie alle stehen. Zu Beginn höre ich immer wieder das Klacken ihrer Stöcke auf dem Asphalt, im oberen Teil der Auffahrt sind sie dafür allerdings zu weit weg.
Oben angekommen schiesse ich ein paar Bilder und mache mich auf Richtung Foscagno. Die Strasse hinunter ins Tal ist offiziell gesperrt. Ich probiere es trotzdem und muss mein Rennrad bei einer Baustelle ein paar Meter weit tragen. Zum Glück ist es so leicht.
Das Wetter verschlechtert sich nun wieder – als ich nach knapp 1000 hm am Foscagno ankomme sieht es nach Regen aus. Nach der sehr kurzen Abfahrt Richtung Passo d'Eira fängt es bei dessem Anstieg dann auch tatsächlich an. Ich befürchte Regen für den Rest des Tages. Doch zu meiner Überraschung bessert es schnell wieder. Als ich unten in Livigno ankomme hört der Niederschlag wieder auf.
Wieder mal ist Zeit für Nahrungsaufnahme. Doch wie konnte ich es nur verdrängen: SIESTA! Doch dies ist nicht das einzige Problem. Brot oder Ähnliches scheint man hier nirgends zu bekommen, dafür Jim Beam, Jack Daniels und Konsorten an jeder Ecke. So wie sich dies gehört in einer zollfreien Zone. Da ich allerdings kein Russe bin, gehören Spirituosen nicht zu meinen Grundbedürfnissen (kein Vorurteil, habe ich selbst schon so erlebt...) und so kann ich hier keine Kalorien nachtanken. Am Ende des Dorfes gebe ich die Suche nach einem Laden auf und begebe mich in ein Café. Ein mässiger Schokoladenkuchen bringt neue Energie.
Die Schweiz ist nun nicht mehr weit weg. Nur noch über den Forcola die Livigno drüber. Eine langgezogene Linkskurve führt zur Passhöhe. Oben angekommen möchte ich ein paar Fotos schiessen. Doch wo ist die Kamera? Eigentlich müsste sie in der Trikottasche rechts sein, da ist sie nämlich immer. Bestimmt zehn Mal taste ich alle Trikottaschen ab: Da ist keine Kamera. So ein #?%!çè?*%##! Um die uralte Kamera ist es eigentlich nicht mal allzu schade, aber mich reuen die vielen Bilder, die da jetzt drauf sind. Ich suche die Kamera auch in meinem Gepäck, auch wenn 100 % klar ist, dass sie da nicht sein kann. Es erinnert mich an eine Situation vor 10 Jahren, als ich zuhause 5 h vor dem Abflug nach Boston meinen Geldbeutel nicht mehr finden konnte. Da ich ihn immer an den gleichen paar Orten aufbewahrte und er da nicht zu finden war, gingen mir die vernünftigen Suchorte schnell aus. Dies führte dazu, dass ich ihn dann auch an völlig beknackten Orten suchte, z.B. im Kühlschrank und im Gefrierfach. Schliesslich kam er zum Glück noch rechtzeitig zum Vorschein, er befand sich unterhalb der Toilette. Er war mir einfach aus der Hosetasche gefallen...
Ohne Kamera stehe ich jetzt doof da an der Passhöhe rum. Leider habe ich schon seit längerem kein Foto mehr geschossen und so lässt sich das Suchgebiet schlecht eingrenzen. Am Anfang des Anstiegs habe ich noch einen ästhetischen Berg abgeknipst, danach nichts mehr. So rolle ich sehr langsam wieder zurück Richtung Livigno, immer auf die andere Strassenseite schielend. Aber da ist keine Kamera zu sehen. Das war's jetzt, die Kamera ist weg, denke ich mir. Weiter runter bringt nichts mehr. Schon möchte ich aufgeben und umkehren, doch um sicherzugehen, rolle ich noch etwas weiter hinab. Und da sehe ich sie tatsächlich auf einem Mäurchen liegen. Am Beginn des Anstiegs habe ich mir hier die Jacke ausgezogen und in einem Anfall von geistiger Umnachtung einfach meine Kamera da deponiert. Eine Meisterleistung erster Güte.
Glücklich über den unerwarteten Fund packe ich die Kamera ein und rolle nochmals den Livigno hoch. Im zweiten Anlauf gelingen mir auch ein paar Fotos an der Passhöhe.
Natürlich werde ich als Radfahrer am Zoll nicht angehalten, eine ID ist eigentlich völlig unnötig. So folgen noch die letzten Höhenmeter zum Bernina. Dieser letzte Abschnitt des Passes ist gleichzeitig der Schönste, trotzdem bin ich nicht unglücklich, als ich oben ankomme. Geistig sehe ich mich jetzt bereits gemütlich nach Samedan herunterrollen, doch weit gefehlt. Ein kräftiger Nordwind stemmt sich mir entgegen. Und da die Abfahrt alles andere als steil ist, muss ich mich mühsam nach unten kämpfen. Ich möchte den Zug um 16:45 erwischen und darf deshalb nicht allzu sehr faulenzen. In der Ebene angekommen regnet es dann auch wieder und ich rackere mich ab zum Bahnhof. Dort angekommen bleiben mir knapp 5 min, um Verpflegung zu organisieren. Ich stürme in den kleinen Laden am Bahnhof und packe wahllos ein, was mir gerade über den Weg läuft. Bresaola gibt es hier auch, allerdings zu knapp dreifachem Preis von gestern. Neben einem Pizzastück, einem Sandwich und Bündnerfleisch darf eine Nusstorte nicht fehlen, wenn ich schon im Bündnerland bin. Der Bezahlvorgang dauert dann viel zu lange, und ich muss anschliessend zum Zug sprinten. Es reicht gerade noch, 30 Sekunden nachdem ich eingestiegen bin rollt der Zug davon – das war knapp.
Von wegen Bündner Nusstorte: Da steht in der jetzigen Tour ein Rezept von mir drin. Leider habe ich vergessen, ein Bild mitzuliefern. Frei nach Murphy geht ja alles schief, was schief gehen kann. So auch hier: Oberhalb des Rezeptes ist ein Tortenstück mit einem Schokoladenüberzug abgebildet – WTF, eine kulinarische Todsünde! Im Rezept kommt keine Schokolade vor, das Bild ist damit völlig fehl am Platz. Eigentlich hätte ich auf einen Review der Seite bestehen müssen (habe schon anderweitig schlechte Erfahrungen mit gekürzten/bis zur Unkenntlichkeit abgeänderten Artikeln in Zeitschriften gemacht), ich hätte es daher eigentlich besser wissen müssen (auch der abgedruckte Text passt mir so nicht). Tja, ist schon passiert, kann man nicht mehr ändern...
Die schokoladenfreie Nusstorte in meinem Besitzt verkleinert sich sehr schnell, etwa zwei Drittel esse ich noch auf der Zugfahrt nach Hause. Das liefert Kalorien satt, so wie ich das jetzt brauche.
Schon auf der Heimfahrt denke ich an neue Ausflüge, die ich hoffentlich dieses Jahr noch unternehmen kann. Ich hätte da noch einige Ideen...
Gegen oben wird es karger und das Wetter schlechter. Um nicht bei der Abfahrt zu frieren wende ich Trick 77 an: Tenuewechsel bereits 50 hm unterhalb der Passhöhe. So erreiche ich den höchsten Punkt mit aufgestauter Wärme und die Abfahrt gestaltet sich angenehmer. Es regnet jetzt leicht, hoffentlich wird das nicht schlimmer.
Unten in Santa Caterina biege ich rechts ab zum (für mich) unaussprechbaren Rifugio Ghiacciaio del Forni. Sehr ungleichmässige aber malerische Höhenmeter führen hier auf über 2000 m.
Danach folgt die Abfahrt nach Bormio. Das Wetter bessert sich zusehends, von Regen keine Spur mehr. In Bormio selbst kaufe ich ein paar Kekse und mache mich auf zu den Torre die Fraele. Gleich zu Beginn der genialen Kehrenorgie überhole ich ein paar Skater aus Jablonec, Tschechien. Ihr Teambus fährt immer ein Stück vorraus. Skaten bergauf ist bestimmt sagenhaft anstrengend, kein Wunder lasse ich sie alle stehen. Zu Beginn höre ich immer wieder das Klacken ihrer Stöcke auf dem Asphalt, im oberen Teil der Auffahrt sind sie dafür allerdings zu weit weg.
Oben angekommen schiesse ich ein paar Bilder und mache mich auf Richtung Foscagno. Die Strasse hinunter ins Tal ist offiziell gesperrt. Ich probiere es trotzdem und muss mein Rennrad bei einer Baustelle ein paar Meter weit tragen. Zum Glück ist es so leicht.
Das Wetter verschlechtert sich nun wieder – als ich nach knapp 1000 hm am Foscagno ankomme sieht es nach Regen aus. Nach der sehr kurzen Abfahrt Richtung Passo d'Eira fängt es bei dessem Anstieg dann auch tatsächlich an. Ich befürchte Regen für den Rest des Tages. Doch zu meiner Überraschung bessert es schnell wieder. Als ich unten in Livigno ankomme hört der Niederschlag wieder auf.
Wieder mal ist Zeit für Nahrungsaufnahme. Doch wie konnte ich es nur verdrängen: SIESTA! Doch dies ist nicht das einzige Problem. Brot oder Ähnliches scheint man hier nirgends zu bekommen, dafür Jim Beam, Jack Daniels und Konsorten an jeder Ecke. So wie sich dies gehört in einer zollfreien Zone. Da ich allerdings kein Russe bin, gehören Spirituosen nicht zu meinen Grundbedürfnissen (kein Vorurteil, habe ich selbst schon so erlebt...) und so kann ich hier keine Kalorien nachtanken. Am Ende des Dorfes gebe ich die Suche nach einem Laden auf und begebe mich in ein Café. Ein mässiger Schokoladenkuchen bringt neue Energie.
Die Schweiz ist nun nicht mehr weit weg. Nur noch über den Forcola die Livigno drüber. Eine langgezogene Linkskurve führt zur Passhöhe. Oben angekommen möchte ich ein paar Fotos schiessen. Doch wo ist die Kamera? Eigentlich müsste sie in der Trikottasche rechts sein, da ist sie nämlich immer. Bestimmt zehn Mal taste ich alle Trikottaschen ab: Da ist keine Kamera. So ein #?%!çè?*%##! Um die uralte Kamera ist es eigentlich nicht mal allzu schade, aber mich reuen die vielen Bilder, die da jetzt drauf sind. Ich suche die Kamera auch in meinem Gepäck, auch wenn 100 % klar ist, dass sie da nicht sein kann. Es erinnert mich an eine Situation vor 10 Jahren, als ich zuhause 5 h vor dem Abflug nach Boston meinen Geldbeutel nicht mehr finden konnte. Da ich ihn immer an den gleichen paar Orten aufbewahrte und er da nicht zu finden war, gingen mir die vernünftigen Suchorte schnell aus. Dies führte dazu, dass ich ihn dann auch an völlig beknackten Orten suchte, z.B. im Kühlschrank und im Gefrierfach. Schliesslich kam er zum Glück noch rechtzeitig zum Vorschein, er befand sich unterhalb der Toilette. Er war mir einfach aus der Hosetasche gefallen...
Ohne Kamera stehe ich jetzt doof da an der Passhöhe rum. Leider habe ich schon seit längerem kein Foto mehr geschossen und so lässt sich das Suchgebiet schlecht eingrenzen. Am Anfang des Anstiegs habe ich noch einen ästhetischen Berg abgeknipst, danach nichts mehr. So rolle ich sehr langsam wieder zurück Richtung Livigno, immer auf die andere Strassenseite schielend. Aber da ist keine Kamera zu sehen. Das war's jetzt, die Kamera ist weg, denke ich mir. Weiter runter bringt nichts mehr. Schon möchte ich aufgeben und umkehren, doch um sicherzugehen, rolle ich noch etwas weiter hinab. Und da sehe ich sie tatsächlich auf einem Mäurchen liegen. Am Beginn des Anstiegs habe ich mir hier die Jacke ausgezogen und in einem Anfall von geistiger Umnachtung einfach meine Kamera da deponiert. Eine Meisterleistung erster Güte.
Glücklich über den unerwarteten Fund packe ich die Kamera ein und rolle nochmals den Livigno hoch. Im zweiten Anlauf gelingen mir auch ein paar Fotos an der Passhöhe.
Natürlich werde ich als Radfahrer am Zoll nicht angehalten, eine ID ist eigentlich völlig unnötig. So folgen noch die letzten Höhenmeter zum Bernina. Dieser letzte Abschnitt des Passes ist gleichzeitig der Schönste, trotzdem bin ich nicht unglücklich, als ich oben ankomme. Geistig sehe ich mich jetzt bereits gemütlich nach Samedan herunterrollen, doch weit gefehlt. Ein kräftiger Nordwind stemmt sich mir entgegen. Und da die Abfahrt alles andere als steil ist, muss ich mich mühsam nach unten kämpfen. Ich möchte den Zug um 16:45 erwischen und darf deshalb nicht allzu sehr faulenzen. In der Ebene angekommen regnet es dann auch wieder und ich rackere mich ab zum Bahnhof. Dort angekommen bleiben mir knapp 5 min, um Verpflegung zu organisieren. Ich stürme in den kleinen Laden am Bahnhof und packe wahllos ein, was mir gerade über den Weg läuft. Bresaola gibt es hier auch, allerdings zu knapp dreifachem Preis von gestern. Neben einem Pizzastück, einem Sandwich und Bündnerfleisch darf eine Nusstorte nicht fehlen, wenn ich schon im Bündnerland bin. Der Bezahlvorgang dauert dann viel zu lange, und ich muss anschliessend zum Zug sprinten. Es reicht gerade noch, 30 Sekunden nachdem ich eingestiegen bin rollt der Zug davon – das war knapp.
Von wegen Bündner Nusstorte: Da steht in der jetzigen Tour ein Rezept von mir drin. Leider habe ich vergessen, ein Bild mitzuliefern. Frei nach Murphy geht ja alles schief, was schief gehen kann. So auch hier: Oberhalb des Rezeptes ist ein Tortenstück mit einem Schokoladenüberzug abgebildet – WTF, eine kulinarische Todsünde! Im Rezept kommt keine Schokolade vor, das Bild ist damit völlig fehl am Platz. Eigentlich hätte ich auf einen Review der Seite bestehen müssen (habe schon anderweitig schlechte Erfahrungen mit gekürzten/bis zur Unkenntlichkeit abgeänderten Artikeln in Zeitschriften gemacht), ich hätte es daher eigentlich besser wissen müssen (auch der abgedruckte Text passt mir so nicht). Tja, ist schon passiert, kann man nicht mehr ändern...
Die schokoladenfreie Nusstorte in meinem Besitzt verkleinert sich sehr schnell, etwa zwei Drittel esse ich noch auf der Zugfahrt nach Hause. Das liefert Kalorien satt, so wie ich das jetzt brauche.
Schon auf der Heimfahrt denke ich an neue Ausflüge, die ich hoffentlich dieses Jahr noch unternehmen kann. Ich hätte da noch einige Ideen...
Ich bin diese Etappe gefahren
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