Von helmverweigerer –
48 Kehren, 26 Km und 2000 Hm, mit diesen Gedanken wache ich um 07 Uhr auf.
Ach ja und meine Frau erinnert mich sogleich per Handy daran dass ich heute dreißig werde und ich in dem Alter da bestimmt noch gut hochkomme. DANKE!
Bevor es zum Frühstück geht, noch ein kurzer Blick aufs Wetter.
Geschätzte 13°C, kein Regen, nicht wirklich Sonne…...also die Arm- und Beinlinge lieber mal rauslegen.
Das Frühstück ließ in Nauders keine Wünsche offen. Ich wusste gar nicht wie viel Müslisorten es gibt………
Gut gestärkt und bester Laune waren Lukas, Markus, Thomas, Uli, Olaf, Ruedi und meine Wenigkeit wieder um 09 Uhr zur Abfahrt bereit.
Es ging anfangs angenehm leicht bergan und entlang des Reschensees zurück nach Reschen. Die schönen zwei Meter breiten Rad- / Forstwege auf den ersten 35 Kilometer bis Prad, waren sehr schön zu fahren und machten, bei nicht nennenswerten Höhenmetern, einen Heidenspaß.
Um ca. 10:40 erreichten wir Prad, unsere Startrampe für das Tageshighlight.
Für die meisten war es die erste Auffahrt auf’s Stilfser Joch, sodass sich Vorfreude und Ungewissheit, was den jetzt wohl komme, mischten.
Ich für meinen Teil muss sagen: Das waren die schönsten 25 Kilometer bergauf die ich in meiner bisherigen Radfahrerkarriere unter die Räder bekommen habe….und wenn alle gewusst hätten was für eine Nacht uns bevorstehen sollte, hätten alle die Auffahrt vermutlich noch mehr genossen.
Von Prad bis Gomagoi ging es bei recht angenehmen 5-8 % hinauf.
Dann ging’s für mehrere hundert Meter kurz flach voran.
Eine Leuchtschrift teilte uns mit das der Pass gesperrt ist und eine weiterfahrt nach Bormio nicht möglich sei?
Der Grund war ein Rad - Rennen, welches von Bormio hoch zum Stilfser Joch führte.
Das stellte sich für uns als Glück heraus, da sich der Verkehr dadurch sehr im Rahmen hielt.
Wir hatten alle mit mehr Verkehr gerechnet und waren oben natürlich hoch zufrieden, da man für Stilfser Joch Verhältnisse ja fast vereinsamte auf der Strecke.
Kurz nach Gomagoi kam dann endlich „Kehre 48….tornate 48“. Es ist toll wenn man an dieser Stelle ankommt. Jetzt ist man endlich an diesem „sagenumwobenen“ Kehren angekommen. Mit jedem Blick sucht man ab hier das nächste Kehrenschild, nicht aus Erschöpfung…einfach so. Kehre 47 war schnell Geschichte. Kehre 46 ließ dann knapp 2 Kilometer auf sich warten.
Die Kehren 45 bis 34 verlaufen sehr schön im dichten Wald und folgen allesamt recht schnell hintereinander. Die Kehren 33 -30 sind dann etwas steiler und erreichen auch schon mal Steigungswerte zwischen 13-16%.
Die Steigung nimmt man aufgrund der Faszination aber nicht wirklich wahr.
Es macht einfach nur Spass hier hinauf zukurbeln. Ab Kehre 25 sieht man schon die Franzenshöhe und kurz darauf wird der Blick auf die Steilwand mit den letzten 6-8 Kilometern und den letzten 700 Höhenmetern freigegeben.
Man kennt diese Ansicht von zahlreichen Postkarten, Bildern, Zeitschriften…..aber trotzdem war das auf der Auffahrt noch mal ein ganz besonders schöner Moment…..muss man selber mal gesehen haben.
Die Kehren 24 -12 sind meiner Meinung nach wohl die schwierigsten der ganzen Auffahrt, da man schon seit anderthalb Stunden am Kurbeln ist und ständig auf diese Wand schaut.
Von den Steigungswerten her ist alles im Rahmen von 8-10% angesiedelt was sich noch gut treten lässt. Die letzten 10 Kehren fährt man fast mit ein bisschen Wehmut, da die Auffahrt bald schon wieder vorbei ist….also „Genießen“.
Oben am Pass haben uns gefühlte 8°C erwartet, aber es war zumindest weiterhin trocken. Es herrschte natürlich mächtiger Trubel hier oben. Einige Souvenirstände luden zum Andenken - shoppen ein was Uli, Olaf und ich auch gleich ausnutzten.
Nachdem wir alle gut oben angekommen waren haben wir uns in einem Gasthaus eingefunden um ein bisschen zu ruhen und nachzutanken. Ob und wie viel Schuld ein Gewisses „ Baquette Campagnolo“, was Wir alle verschlungen haben, an unserem Gesundheitszustand am dritten Tage hatte, konnte nicht abschließend geklärt werden.
Gegen 14 Uhr wurde die Strasse Richtung Bormio wieder freigegeben und wir sind nach 3,5 Km Abfahrt rechts abgebogen und über den Umbrailpass nach St. Maria gefahren.
Die Abfahrt wurde gelegentlich von den Jubelschreien unseres Guides Lukas „ Kamikaze-Kambers“ unterbrochen, der im Anschluß mit Motorradtempo an uns vorbei in die Kurven geschossen ist.
Die zahlreichen Beinamen wie z.B. „Bremsverweigerer“ trägt Lukas nicht umsonst ϑ
Der mittlere 3 Km lange Schotterteil des Umbrailpasses sollte bekannt sein. Mehr als Schritttempo war hier nicht wirklich möglich.
Der untere Teil des Umbrailpasses war mit seinen engen verschlungenen Serpentinen hingegen wieder sehr schön zu fahren.
Abschließend wäre vielleicht auch noch zu erwähnen das alle Garmin – Geräte, auch der von Lukas, direkt bei der ersten Abfahrt vom Stilfser Joch mitgeführt wurden.
Das Hotel Stelvio in St. Maria war unser Quartier für diesen Tag. Uns wurde nicht unbedingt viel Gutes über dieses Hotel berichtet, laut Lukas war das gebotene aber schon deutlich besser als die Vorjahre. Ich persönlich würde dringend an den Stoffvorhängen zum Bad arbeiten. Über das Abendessen möchte ich auch nicht viele Worte verlieren. Nur soviel: Kalter Broccoli schmeckt scheußlich…..nach einem scheußlichen Absacker war der Tag für mich beendet. Markus, Lukas, Ruedi, Uli und Thomas haben der „kleinsten Whiskeybar der Welt“ noch einen Besuch abgestattet und versucht drohendes Unheil noch abzuwenden. Aber es sollte alles nichts helfen……..
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren