Von Helmutge – Ein Blick auf das Höhenprofil verrät den Reiz dieser Strecke - ein Gespür für Etschtal und Monte Baldo, also Tal und Berg "in extenso", lässt vermuten, auf was man sich bei dieser Tour einlassen wird.
Bardolino ist der Ausgangs- und Zielort dieser wirklich anspruchsvollen, aber auch schönen, Tour. Von Bardolino (70m) starte ich über die Serpentinen Richtung Albare Stazione - die ersten hundert Höhenmeter sind absolviert - der Blick zurück über Bardolino auf den von der Morgensonne beschienenen Gardasee ist aus dieser Höhe und dieser Nähe phantastisch.
Weiter geht es bis Porton, hier muss vor der Etschtal-Autobahn A22 links abgebogen werden, um dann über Zuane (rechts abbiegen) wieder über Serpentinen hinab in das Etschtal zu gelangen. Nun geht die Fahrt über ca.45 km fast eben auf ruhiger, kurvenreicher Nebenstrecke durch die Weingärten des Etschtals - zur Linken die steilen Hänge des Monte Baldo - zur Rechten immer wieder der Blick auf die Etsch und dahinter die wiederum steilen Hänge, die das Etschtal vom Valpolicella trennen. Ab und zu kommt ein Tross Rennradler entgegen, die ihre Tour wahrscheinlich von einem der Bike-Camps am Gardasee aus gestartet sein werden.
Auf der Höhe von Marco verlasse ich das Etschtal Richtung Mori. Nach kurzer Rast in Mori (200m) und Auffüllen der Wasserflaschen, beginnt der gnadenlose Aufstieg mit zunächst 8% Steigung kontinuierlich über 10km, dann vereinzelt bis 15%. Die Taltemperaturen von über 30 Grad nehmen mit zunehmender Höhe glücklicherweise etwas ab. In Brentonico, auf einer Höhe von knapp 700 m mache ich die nächste Rast - ein kühler Brunnen im Ortsmittelpunkt kühlt meine Beine und der Zulauf füllt meine Wasserflaschen.
Die nächsten ca. 10 km bringen mich durch unzählige Kehren über San Giacomo nach San Valentino auf eine Höhe von 1325 m. Bis zum Bocca del Creer fehlen nochmal rund 300 Höhenmeter. Von hier (1617m) könnte ich einen gigantischen Aufstieg zum Monte Altissimo (2079m) unternehmen, habe aber natürlich nicht das richtige Rad dabei. Diesen Aufstieg habe ich ein Jahr zuvor mit meinem Mountainbike unternommen, um dann auf der anderen Seite die legendäre Abfahrt "Nago-Navene" Richtung Gardasee zu nutzen.
Nach kurzer Pause fahre ich weiter Richtung Bocca Navene (1425m). Bocca heißt "Mund" und steht exemplarisch für Öffnung oder Ausblick, so bietet der "Bocca Navene" nach inzwischen 6 Stunden Fahrt erstmalig wieder den Blick auf den Gardasee und auf Navene (Ort am Ufer des Sees).
Danach geht es nun wieder auf eine Höhe von über 1600 m hinauf und daraufhin aber fast ausschließlich bergab. Da die Kraftreserven fast aufgebraucht sind, mache ich nochmal eine kurze Rast bei Pra Alpesina; hier wird Monte Baldo-Käse, -Wurst, Cola und Brötchen angeboten, was ich verdient genieße.
Diese Passage von ca. 15 km auf einer Höhe von ca.1500 m bietet immer wieder neue phantastische fast schwindelerregende Ausblicke in das Etschtal und auf dessen Westhänge.
Bei Ferrara di Monta Baldo habe ich noch ca. 1000 Meter auf dem Höhenmesser. Richtung Spiazzi sind nochmals 100 hm zu überwinden, dann geht es aber wirklich nur noch abwärts über Caprino Veronese, Albare, die Serpentinen vom Beginn der Tour hinab bei wundervollem Blick über Bardolino auf den See.
Eine der schönsten, aber auch anstrengensten Touren geht für mich an diesem 21.Juli 2008, unserem zweiten Urlaubstag zu Ende, die ich jedem mit ruhigem Gewissen empfehlen kann, der einmal in diese Gegend kommt.