Gastspiel am Vulkan 62,0 km / 2313 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von bianchi kid
Von bianchi kid –
Man mag darüber streiten,ob die Silvretta-Hochalpenstrasse eine Paßstrasse ist oder nicht, schließlich gibt es zwei Auffahrten. Die Großglockner-Hochalpenstrasse ist sicherlich eine Paßstrasse, überquert sie doch den Alpenhauptkamm als ausgebildete Panoramastrasse. Die Silvrettarampen allerdings kommen dort wieder runter, wo sie ehedem aufgestiegen sind, nämlich am Arlberg! Da gibt´s andere Wege, die weniger umschlüsselt von A nach B führen.
Ähnlich ergeht es dem Roque de los Muchachos auf der Kanareninsel La Palma - erloschene Vulkanzähne,mit vier nahezu befahrbaren Höhepunkten am Erosionskraterrand.Auch dort oben findet man eine Hochalpenstrasse,die A und B miteinander verbindet: ein Zufahrtsweg mit Gegenauffahrt zur dort ansässigen Europäischen Sternwarte,dem Astrofisico.
Zwölf Kilometer weiter südlich liegt die eigentliche Paßstrasse der Insel, die Route LP 2,die den Osten der Insel mit dem Westteil verbindet. Am Rifugio Pilar steht man dort 1465 m über dem auf beiden Seiten sichtbaren Atlantischen Ozean – aber das sind im Vergleich zur Zahnreihe am Roque de los Muchachos wirklich nur peanuts, denn dort, zwischen Santa Cruz und der Ostschulter geht es auf 31 Kilometer 2305 m unaufhaltsam nach oben und man steht somit vor einem der gewaltigsten europäischen Quotienten in Sachen Bergauffahrt.
Ich bin im Rahmen eines Gastspiels des Ulmer Theaters im Juli 2006 nach La Palma geflogen und auf dieser Jakobsleiter unterwegs gewesen, im Gepäck meine Noten und mein Bianchi, das IBERIA kostenlos auf die Insel flog. Wir bezogen unsere Wohnungen am Los Cancajos und vom Balkon aus hatte man bereits einen ersten Überblick auf ¾ der Strecke. Die erste Woche verbrachten wir damit – neben den Opernabenden – erste Halbtagestouren in die nähere Umgebung auszufahren. So entpuppte sich z.B. eine Vormittagsrundfahrt nach Fuencaliente auf der Südspitze der Insel als mittelschwere Alpentour mit nahezu 1000 Höhenmetern. Ähnlich erging es uns auf der Suche nach der Playa de Nogales,dem Top Surfstrand auf der Insel,wo wir uns jenseitig von 20% bewegten!
Den Roque nahmen wir an unserem vorletzten Tag in Angriff. Durch vier Klimazonen hindurch gelangt man in eine Welt, die dem Außerirdischen näher zu stehen scheint als dem auf Zweirädern Gewohnten.
Man beginnt diesen Höhenflug ganz banal an der Uferpromenade in Santa Cruz. Am nördlichen Ortsausgang steigt die LP 1 sofort an,bleibt aber in Küstennähe. Nach einer Viertelstunde weisen dann links Schilder zum Astrofisico. Wir hatten nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück 6 Liter Wasser getankt plus power bars. Als Zielpunkt hatte ich den Einschnitt unterhalb des 2351 m hohen Pico de la Cruz ausgemacht; dort oben am Kraterrand erreicht die Strasse 39 m unterhalb des Gipfels ihr „Hochtor“. Dahinter bleibt sie – leicht abfallend mit Zwischenanstiegen – auf diesem Niveau um dann jenseitig Hoya Grande entgegenzufallen, einem Nirgendwo (Restaurant!) im Nordwesten der Insel. Dort, bereits in der Abfahrt, liegt auch der Abzweig zu den Observatorien, zur Edelweißspitze sozusagen, und somit zum höchsten Punkt am Kraterrand, dem Roque de los Muchachos (2426m).
Und nun hatten wir unten an der LP 1 die Linksabbiegung genommen, eine leichte Übersetzung geschaltet, den Sonnenschutz überprüft und auf ging´s: UP AND AROUND THE BEND!
Auf den ersten 400 Höhenmetern – es bleibt immer bei konstanten 8 bis 10 Prozentpunkten – nimmt das Auge so jedes subtropische Gewächs wahr,das dieser Garten Eden hervorbringt. Im Stockwerk darüber Eukalyptus und Kakteen. Spektakuläre Bilder dann beim Übergang von der zweiten in die dritte Klimazone. Nachdem die Wolkennebel unter uns zurückbleiben und nur noch die Passatwinde kühlen, erscheint nebendraußen – 150 km entfernt – die Teidespitze. Weiter rechts schält sich La Gomera aus der Atlantikwatte. Santa Cruz verschwindet unterdessen im tiefen Nichts. Der Montana de la Tagoja (1089m) markiert nach 90 Minuten die erste Pause. Mitunter überholt uns ein Auto auf dem Weg zu den Sternen. Ihr Hupsignal mehr eine Anfeuerungsfanfare als Warnsignal. Wir fahren in den bis auf 1900 m Höhe steigenden Kiefernwald ein und nun werden die Bilder im Strassenverlauf geradezu entzückend. Nah– und Fernblicke scheinen sich nach jeder Kurve überbieten zu wollen und es gibt mindestens Tausend davon!Hinweisschilder auf Wasser halten nicht ihr Versprechen – stattdessen ein allererstes Durchatmen nach 3-stündigem,ununterbrochenem Bergauffahren, als der Abzweig zum Pico de la Nieve (2236m) passiert wird und somit die vierte Klimazone einläutet. Die Strasse durchsägt breite Lavafelder.Die Mondlandschaft beginnt. Die Vegetation weicht mehr und mehr zurück und die Temperaturen steigen über die 30°-Markierung. Nach einigen weitausholenden Schleifen rückt das Monumento al Infinito in´s Blickfeld; eine eiserne Gabel unter afrikanischen Himmeln. Und bereits wenige Minuten später ein erster Durchblick auf den Pico de la Cruz mit dem Strasseneinschnitt an seiner rechten Flanke. Mit ständiger Sicht auf diesen Höhenpunkt über dem Höhepunkt strebt man nun – den letzten Viertelliter in der Flasche – dieser Himmelspforte entgegen und erreicht nach dreieinhalbstündigem Klettern diese kleine Kerbe im weiten Lavameer der Ostflanke am Roque de los Muchachos. Dahinter senkte sich zum ersten Mal an diesem Tag das Asphaltband. Ich zitiere Michael Klonovsky: “Der Glückskoller stellte sich ein.Es fehlte nur noch die passende Musik. Wie ein kleiner Käfer krabbelte ich an der Bergflanke entlang. In solchen Momenten leuchtet einem ein, warum Indianer zum Sterben auf Berge gingen. Ein fettes und vor mir erschreckt flüchtendes Murmeltier war der einzige Zeuge meiner emotionalen Aufwallung.“
Am Muchachos sind es die Wildkaninchen, die dir zuschauen.
Zwölf Kilometer weiter südlich liegt die eigentliche Paßstrasse der Insel, die Route LP 2,die den Osten der Insel mit dem Westteil verbindet. Am Rifugio Pilar steht man dort 1465 m über dem auf beiden Seiten sichtbaren Atlantischen Ozean – aber das sind im Vergleich zur Zahnreihe am Roque de los Muchachos wirklich nur peanuts, denn dort, zwischen Santa Cruz und der Ostschulter geht es auf 31 Kilometer 2305 m unaufhaltsam nach oben und man steht somit vor einem der gewaltigsten europäischen Quotienten in Sachen Bergauffahrt.
Ich bin im Rahmen eines Gastspiels des Ulmer Theaters im Juli 2006 nach La Palma geflogen und auf dieser Jakobsleiter unterwegs gewesen, im Gepäck meine Noten und mein Bianchi, das IBERIA kostenlos auf die Insel flog. Wir bezogen unsere Wohnungen am Los Cancajos und vom Balkon aus hatte man bereits einen ersten Überblick auf ¾ der Strecke. Die erste Woche verbrachten wir damit – neben den Opernabenden – erste Halbtagestouren in die nähere Umgebung auszufahren. So entpuppte sich z.B. eine Vormittagsrundfahrt nach Fuencaliente auf der Südspitze der Insel als mittelschwere Alpentour mit nahezu 1000 Höhenmetern. Ähnlich erging es uns auf der Suche nach der Playa de Nogales,dem Top Surfstrand auf der Insel,wo wir uns jenseitig von 20% bewegten!
Den Roque nahmen wir an unserem vorletzten Tag in Angriff. Durch vier Klimazonen hindurch gelangt man in eine Welt, die dem Außerirdischen näher zu stehen scheint als dem auf Zweirädern Gewohnten.
Man beginnt diesen Höhenflug ganz banal an der Uferpromenade in Santa Cruz. Am nördlichen Ortsausgang steigt die LP 1 sofort an,bleibt aber in Küstennähe. Nach einer Viertelstunde weisen dann links Schilder zum Astrofisico. Wir hatten nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück 6 Liter Wasser getankt plus power bars. Als Zielpunkt hatte ich den Einschnitt unterhalb des 2351 m hohen Pico de la Cruz ausgemacht; dort oben am Kraterrand erreicht die Strasse 39 m unterhalb des Gipfels ihr „Hochtor“. Dahinter bleibt sie – leicht abfallend mit Zwischenanstiegen – auf diesem Niveau um dann jenseitig Hoya Grande entgegenzufallen, einem Nirgendwo (Restaurant!) im Nordwesten der Insel. Dort, bereits in der Abfahrt, liegt auch der Abzweig zu den Observatorien, zur Edelweißspitze sozusagen, und somit zum höchsten Punkt am Kraterrand, dem Roque de los Muchachos (2426m).
Und nun hatten wir unten an der LP 1 die Linksabbiegung genommen, eine leichte Übersetzung geschaltet, den Sonnenschutz überprüft und auf ging´s: UP AND AROUND THE BEND!
Auf den ersten 400 Höhenmetern – es bleibt immer bei konstanten 8 bis 10 Prozentpunkten – nimmt das Auge so jedes subtropische Gewächs wahr,das dieser Garten Eden hervorbringt. Im Stockwerk darüber Eukalyptus und Kakteen. Spektakuläre Bilder dann beim Übergang von der zweiten in die dritte Klimazone. Nachdem die Wolkennebel unter uns zurückbleiben und nur noch die Passatwinde kühlen, erscheint nebendraußen – 150 km entfernt – die Teidespitze. Weiter rechts schält sich La Gomera aus der Atlantikwatte. Santa Cruz verschwindet unterdessen im tiefen Nichts. Der Montana de la Tagoja (1089m) markiert nach 90 Minuten die erste Pause. Mitunter überholt uns ein Auto auf dem Weg zu den Sternen. Ihr Hupsignal mehr eine Anfeuerungsfanfare als Warnsignal. Wir fahren in den bis auf 1900 m Höhe steigenden Kiefernwald ein und nun werden die Bilder im Strassenverlauf geradezu entzückend. Nah– und Fernblicke scheinen sich nach jeder Kurve überbieten zu wollen und es gibt mindestens Tausend davon!Hinweisschilder auf Wasser halten nicht ihr Versprechen – stattdessen ein allererstes Durchatmen nach 3-stündigem,ununterbrochenem Bergauffahren, als der Abzweig zum Pico de la Nieve (2236m) passiert wird und somit die vierte Klimazone einläutet. Die Strasse durchsägt breite Lavafelder.Die Mondlandschaft beginnt. Die Vegetation weicht mehr und mehr zurück und die Temperaturen steigen über die 30°-Markierung. Nach einigen weitausholenden Schleifen rückt das Monumento al Infinito in´s Blickfeld; eine eiserne Gabel unter afrikanischen Himmeln. Und bereits wenige Minuten später ein erster Durchblick auf den Pico de la Cruz mit dem Strasseneinschnitt an seiner rechten Flanke. Mit ständiger Sicht auf diesen Höhenpunkt über dem Höhepunkt strebt man nun – den letzten Viertelliter in der Flasche – dieser Himmelspforte entgegen und erreicht nach dreieinhalbstündigem Klettern diese kleine Kerbe im weiten Lavameer der Ostflanke am Roque de los Muchachos. Dahinter senkte sich zum ersten Mal an diesem Tag das Asphaltband. Ich zitiere Michael Klonovsky: “Der Glückskoller stellte sich ein.Es fehlte nur noch die passende Musik. Wie ein kleiner Käfer krabbelte ich an der Bergflanke entlang. In solchen Momenten leuchtet einem ein, warum Indianer zum Sterben auf Berge gingen. Ein fettes und vor mir erschreckt flüchtendes Murmeltier war der einzige Zeuge meiner emotionalen Aufwallung.“
Am Muchachos sind es die Wildkaninchen, die dir zuschauen.
Ein gefahrener Pass
Roque de los MuchachosIch bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am