GSx2+M = Dreamtour No 1 93,0 km / 3873 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von TicinoBergler46
Von TicinoBergler46 –
Was ist ein Berg-Velofahrer ohne Pläne und Träume?? Meine Traumtouren sind außerhalb des Tessin und Umgebung, sonst hätte ich sie ja schon gemacht. Mit Hilfe von QD und in Erinnerung an frühere Bergtouren habe ich vier festgelegt. Kriterien sind die Berglandschaft, herausfordernde Einzelanstiege und ordentliche Gesamthöhen. Reto hat sie übrigens sofort und ohne Fehler erraten. Er kennt eben nicht nur meine Schwäche bei der Kondition, sondern auch die für echtes Gebirgs-Velofahren.
Warum ist diese Tour GSx2+M meine Nummer 1:
1. vom Männlichen hat man das schönste Bergpanorama, das ich kenne.
2. die hohen Berge sind nah am Veloweg, man sieht mindestens vier 4000er und zahlreiche Gipfel über 3600m und damit gewaltige Höhenunterschiede.
3. die lange Steilheit am Männlichen und die Gesamthöhenmeter bieten ausreichend Herausforderungen.
Reto und ich verabreden für Samstag, den 26. September eine große Tour. Die Endauswahl wollen wir vom Wetter abhängig machen. Die Vorhersagen sind bereits Tage zuvor gut. Noch wage ich nicht daran zu glauben, dass es wirklich die Dreamtour No 1 werden könnte. 2 Tage vorher sagt mir Reto, dass es im Berner Oberland deutlich klarer ist und weniger Quellwolken hat als in der weiteren Umgebung. Ich bin Reto dankbar, dass er mit mir die GSx2+M fährt, obwohl er bereits im Juni hier war, sogar mit vorher gehendem Warmfahren über den Susten.
Wir treffen uns Freitag abends in Luzern. Das Restaurant, in dem wir essen, ist zu fein für angemessenes Carboloading, mein Hotel zu laut, um zu schlafen. Also stehe ich erleichtert frühmorgens auf, meine Hoffnung auf kalorienreiches und wohlschmeckendes Frühstück bei Reto erfüllt sich. Bald sind wir mit dem Auto unterwegs Richtung Brüningpass. Reto erzählt mir von seinen Velo-Neutouren in dieser Gegend, speziell vom harten und schönen Breitenfeld. Im dunklen Meiringen sehen wir einzelne Sterne. Um 6.36h beginnt der Garmin aufzuzeichnen. An der Abzweigung von der Straße nach Innertkirchen ist es hell genug, um an den leichten Nebeln und den sich abzeichnenden Bergen zu erkennen, dass wir schönes Wetter haben werden.
Ich juble meine Freude hinaus. Es wird ein fantastischer Tag werden! Die Höhenprofile kenne ich auswendig. Ich weiß, dass bei der Grossen Scheidegg für die Auffahrt von Meiringen wegen der beiden Flachstücke (2km und 1km) die 5 roten QD Sterne sehr großzügig vergeben worden sind. Nach den kürzeren Velotouren in den Tagen zuvor zweifelten meine Beine an ihrer Form. In der Euphorie dieses wunderbaren Tages ist das vergessen. Reto erleichtert mir das Leben, in dem er neben und nicht vor mir fährt. Er verbirgt geschickt, dass er auch viel schneller könnte. Als die dolomitartigen Engelhörner links in der Dämmerung auftauchen, juble ich wieder laut „ist das Leben schön!“. Und dann taucht das berühmte Profil der Wetterhorn Nordwand auf, ich flüstere ehrfürchtig „unglaublich!“. Oben auf der Grossen Scheidegg hat sich das Wetterhornprofil in der Nordwand aufgelöst. Der Blick fällt auf den schon Sonnen beschienenen Mönch und auf die Eiger-Nordostwand. Ich flüstere Reto ein „Wahnsinn!“ zu. Wir sehen hinunter nach Grindelwald und den Weg hinauf zum Männlichen. Wir stürzen uns in die sehr kalte Abfahrt. Reto zeigt mir das großartige Schreckhorn und das weiter hinten liegende stolze Finsteraarhorn.
Zur Vertreibung der Abfahrtskälte fahren wir den Männlichen-Hang soweit in der Sonne hinauf, bis wir aufgewärmt eine Jausenrast einlegen können. Es ist so schön, dass ich mich zwicke, um sicher zu sein, dass diese Traumtour kein Traum ist.
Voller Elan geht es weiter, wohl wissend, dass der so harmlos glatt-hügelig aussehende Männlichen auf den letzten 500Hm 12% Durchschnittssteigung gegen uns ausspielen wird. Da er bei Reto chancenlos ist, tut er es dann eben bei mir genüsslich. Ich lenke mich damit ab, dass ich berühmte (mir nur aus Büchern bekannte) Passagen in der Eiger-Nordwand identifiziere: Hinterstoisser-Quergang, 1. und 2. Eisfeld (heute nur noch Resteis), Todesbiwak, Spinne, Ausstiegsrisse. Reto nennt den aktuellen Alleingänger-Rekord von Ueli Steck: 2:47h. Ein ähnlich erstklassiger Velofahrer würde ihn auf der GSx2+M wohl unterbieten.
Die großzügigen Schleifen den kahlen Männlichen hinauf sind wunderbar, das Berg-Panorama unwirklich schön. Die Euphorie überwiegt nach wie vor die Anstrengung. Ohne zu halten lassen wir die Seilbahn-Bergstation links liegen und fahren den kurzen Gipfelaufbau des Männlichen hinauf bis uns der steil werdende Schotter aus dem Sattel zwingt.
Eine nicht überschlanke Dame fortgeschrittenen Alters auf der Expedition von der Bergstation zum Gipfel mahnt mich „Junger Mann!“. Dann muss sie tief Luft holen, was mir Zeit gibt, diese Anrede zu genießen. „Sie übernehmen sich, Sie wissen doch, das Herz…“.
Ja, das Herz. Es geht mir auf! Ganz weit. Denn rechts vom Mönch klappt nach Westen ein ähnlich schönes Panorama auf mit Jungfrau, Großhorn, Gletscherhorn usw. Reto zeigt mir im tief unten liegenden Lauterbrunnental seine bevorzugten Kletterwände.
Ein unglaublich schöner Platz. Ich weiß, das ist das schönste Bergpanorama und die schönste Velotour meines Lebens!
Dem Spaghetti-loading auf der wenig intimen Terrasse des Bergrestaurants folgt eine sehr schöne Abfahrt auf der schmalen, praktisch autofreien Straße. Reto leitet mich über den Schwendi Aufstieg hinunter: mein Garmin findet 42m mit 29,4%.
Die Westauffahrt auf die Grosse Scheidegg ist inzwischen sehr warm. Reto fährt immer schräg vor mir. Die erste Hälfte kann ich mit seinem Tempo mithalten. Weiter oben werden meine Beine schwer. Zu wenig getrunken. Mehr als 2 kurze Fotopausen werden auch nicht zugelassen. Gott sei Dank verjagt uns zweimal der Postbus von der Straße. Das Überholen zahlreicher MTB-Fahrer ist auch kein Beweis von angemessenem Tempo. Die 450 Hm der 2. Hälfte mit durchschnittlich 11% sind am Ende einer langen Tour eben doch zäh. Aber oben auf der Grossen Scheidegg dominiert schnell wieder das Gefühl des großartigen Erlebnisses. Die schöne Abfahrt ist fast zu schnell zu Ende. Was für ein Tag!
Zurück bleibt ein Hauch von Wehmut, weil es einen großen Traum weniger gibt.
Warum ist diese Tour GSx2+M meine Nummer 1:
1. vom Männlichen hat man das schönste Bergpanorama, das ich kenne.
2. die hohen Berge sind nah am Veloweg, man sieht mindestens vier 4000er und zahlreiche Gipfel über 3600m und damit gewaltige Höhenunterschiede.
3. die lange Steilheit am Männlichen und die Gesamthöhenmeter bieten ausreichend Herausforderungen.
Reto und ich verabreden für Samstag, den 26. September eine große Tour. Die Endauswahl wollen wir vom Wetter abhängig machen. Die Vorhersagen sind bereits Tage zuvor gut. Noch wage ich nicht daran zu glauben, dass es wirklich die Dreamtour No 1 werden könnte. 2 Tage vorher sagt mir Reto, dass es im Berner Oberland deutlich klarer ist und weniger Quellwolken hat als in der weiteren Umgebung. Ich bin Reto dankbar, dass er mit mir die GSx2+M fährt, obwohl er bereits im Juni hier war, sogar mit vorher gehendem Warmfahren über den Susten.
Wir treffen uns Freitag abends in Luzern. Das Restaurant, in dem wir essen, ist zu fein für angemessenes Carboloading, mein Hotel zu laut, um zu schlafen. Also stehe ich erleichtert frühmorgens auf, meine Hoffnung auf kalorienreiches und wohlschmeckendes Frühstück bei Reto erfüllt sich. Bald sind wir mit dem Auto unterwegs Richtung Brüningpass. Reto erzählt mir von seinen Velo-Neutouren in dieser Gegend, speziell vom harten und schönen Breitenfeld. Im dunklen Meiringen sehen wir einzelne Sterne. Um 6.36h beginnt der Garmin aufzuzeichnen. An der Abzweigung von der Straße nach Innertkirchen ist es hell genug, um an den leichten Nebeln und den sich abzeichnenden Bergen zu erkennen, dass wir schönes Wetter haben werden.
Ich juble meine Freude hinaus. Es wird ein fantastischer Tag werden! Die Höhenprofile kenne ich auswendig. Ich weiß, dass bei der Grossen Scheidegg für die Auffahrt von Meiringen wegen der beiden Flachstücke (2km und 1km) die 5 roten QD Sterne sehr großzügig vergeben worden sind. Nach den kürzeren Velotouren in den Tagen zuvor zweifelten meine Beine an ihrer Form. In der Euphorie dieses wunderbaren Tages ist das vergessen. Reto erleichtert mir das Leben, in dem er neben und nicht vor mir fährt. Er verbirgt geschickt, dass er auch viel schneller könnte. Als die dolomitartigen Engelhörner links in der Dämmerung auftauchen, juble ich wieder laut „ist das Leben schön!“. Und dann taucht das berühmte Profil der Wetterhorn Nordwand auf, ich flüstere ehrfürchtig „unglaublich!“. Oben auf der Grossen Scheidegg hat sich das Wetterhornprofil in der Nordwand aufgelöst. Der Blick fällt auf den schon Sonnen beschienenen Mönch und auf die Eiger-Nordostwand. Ich flüstere Reto ein „Wahnsinn!“ zu. Wir sehen hinunter nach Grindelwald und den Weg hinauf zum Männlichen. Wir stürzen uns in die sehr kalte Abfahrt. Reto zeigt mir das großartige Schreckhorn und das weiter hinten liegende stolze Finsteraarhorn.
Zur Vertreibung der Abfahrtskälte fahren wir den Männlichen-Hang soweit in der Sonne hinauf, bis wir aufgewärmt eine Jausenrast einlegen können. Es ist so schön, dass ich mich zwicke, um sicher zu sein, dass diese Traumtour kein Traum ist.
Voller Elan geht es weiter, wohl wissend, dass der so harmlos glatt-hügelig aussehende Männlichen auf den letzten 500Hm 12% Durchschnittssteigung gegen uns ausspielen wird. Da er bei Reto chancenlos ist, tut er es dann eben bei mir genüsslich. Ich lenke mich damit ab, dass ich berühmte (mir nur aus Büchern bekannte) Passagen in der Eiger-Nordwand identifiziere: Hinterstoisser-Quergang, 1. und 2. Eisfeld (heute nur noch Resteis), Todesbiwak, Spinne, Ausstiegsrisse. Reto nennt den aktuellen Alleingänger-Rekord von Ueli Steck: 2:47h. Ein ähnlich erstklassiger Velofahrer würde ihn auf der GSx2+M wohl unterbieten.
Die großzügigen Schleifen den kahlen Männlichen hinauf sind wunderbar, das Berg-Panorama unwirklich schön. Die Euphorie überwiegt nach wie vor die Anstrengung. Ohne zu halten lassen wir die Seilbahn-Bergstation links liegen und fahren den kurzen Gipfelaufbau des Männlichen hinauf bis uns der steil werdende Schotter aus dem Sattel zwingt.
Eine nicht überschlanke Dame fortgeschrittenen Alters auf der Expedition von der Bergstation zum Gipfel mahnt mich „Junger Mann!“. Dann muss sie tief Luft holen, was mir Zeit gibt, diese Anrede zu genießen. „Sie übernehmen sich, Sie wissen doch, das Herz…“.
Ja, das Herz. Es geht mir auf! Ganz weit. Denn rechts vom Mönch klappt nach Westen ein ähnlich schönes Panorama auf mit Jungfrau, Großhorn, Gletscherhorn usw. Reto zeigt mir im tief unten liegenden Lauterbrunnental seine bevorzugten Kletterwände.
Ein unglaublich schöner Platz. Ich weiß, das ist das schönste Bergpanorama und die schönste Velotour meines Lebens!
Dem Spaghetti-loading auf der wenig intimen Terrasse des Bergrestaurants folgt eine sehr schöne Abfahrt auf der schmalen, praktisch autofreien Straße. Reto leitet mich über den Schwendi Aufstieg hinunter: mein Garmin findet 42m mit 29,4%.
Die Westauffahrt auf die Grosse Scheidegg ist inzwischen sehr warm. Reto fährt immer schräg vor mir. Die erste Hälfte kann ich mit seinem Tempo mithalten. Weiter oben werden meine Beine schwer. Zu wenig getrunken. Mehr als 2 kurze Fotopausen werden auch nicht zugelassen. Gott sei Dank verjagt uns zweimal der Postbus von der Straße. Das Überholen zahlreicher MTB-Fahrer ist auch kein Beweis von angemessenem Tempo. Die 450 Hm der 2. Hälfte mit durchschnittlich 11% sind am Ende einer langen Tour eben doch zäh. Aber oben auf der Grossen Scheidegg dominiert schnell wieder das Gefühl des großartigen Erlebnisses. Die schöne Abfahrt ist fast zu schnell zu Ende. Was für ein Tag!
Zurück bleibt ein Hauch von Wehmut, weil es einen großen Traum weniger gibt.
3 gefahrene Pässe
Grosse Scheidegg, Aareschlucht, MännlichenStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am