Hauptsache nicht bergauf 261,8 km / 1281 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Uwe
Von Uwe –
Berge statt Doping
Aber was macht man bei einer Radtour, wo es keine Berge gibt, für die es sich lohnen würde, einen Umweg zu fahren?
Doping mit Erdbeertorte?
Die Idee
Nachdem wir (Sohn Benni und ich) in den vergangenen Jahren gelegentlich einmal eine Idee für eine, für unsere Verhältnisse überlange Tour hatten, musste in diesem Jahr einmal Niederlande, der uns am räumlich nächsten liegende Nachbarstaat, das Ziel einer Tagestour werden.
Benni war früher einmal auf einer Schulreise dort durchgereist, und ich hatte es bisher immer geschafft, dieses Land zu meiden, da das Gerücht umgeht, es gäbe dort keine Berge. Benni hatte auf seiner Klassenfahrt auch keine solchen Objekte der Begierde gefunden, und deshalb lag es ihm völlig fern, mich zu einer Radtour dorthin zu ermuntern.
In der vergangenen Zeit lernte ich verschiedene Niederländer kennen, denen ich aber immer nur sagen konnte, dass mir bewusst ist, dass ihre Heimat in unserer Nähe liegt, ich aber mangels Berge den Weg dorthin bisher nicht finden konnte. Sie sprachen sogar davon, dass man bei ihnen zuhause gut Radfahren könne. Naja, GA-Training könnte man vielleicht dort machen, dachte ich mir… Aber ich trainiere nicht, sondern ich fahre aus Freude am Fahren (das ist keine Schleichwerbung!).
In 2009 fuhren wir nach Bennis Idee in ein „nichtbenachbartes Bundesland“, nämlich von Soest / Westfalen nach Bayern (Spessart) innerhalb eines Tages.
Dann kam in 2010 eine ähnliche Sache als Nebenprodukt einer mehrtägigen Tour nach Sachsen eine Etappe von Soest nach Thüringen (auch nicht benachbart).
Im Sommer 2010 gab es noch eine gelungene „Yeti“-Tour mit 8 Alpenpasshöhen (davon ein Pass geschenkt) und so musste ein neues Ziel her.
Warum also nicht innerhalb eines Tages von unserem Wohnort einen Nachbarstaat besuchen und wieder zurück?
Da könnte NL ein Thema sein!
Die Planung
Leute wie ich, die gerne Landkarten lesen und GoogleEarth quälen, können über einer solchen Sache alles um sich her vergessen und sogar keine Zeit mehr fürs Training haben, aber da ich nicht trainiere, ist es egal, wie genau die Karten gelesen werden müssen.
Das Ziel Aalten oder Winterswijk ergab sich aus einem Blick auf die NRW-Karte. Zuerst war auch eher Aalten in der Planung, aber da die mögliche Route nicht ganz meinem Geschmack recht wurde, kam Winterswijk ins Spiel. Noch dazu lernte ich gerade in der Vor-Planungszeit, Leute aus Winterswijk kennen, worauf ich einmal nachsehen musste, wo denn dieser Ort überhaupt liegt. Wir haben zwar unsere neuen Bekannten nicht mit unserer Anwesenheit belästigt, denn wenn einmal ein Sofa Platz unter unseren Sitzorganen findet, kann eine solche Tour ihr vorzeitiges Ende haben, aber dann doch einen Blick in ihr Städtchen geworfen.
Ein wichtiges Kriterium unserer Planung war eine hohe Tourenplanerneustreckenquote. So war im Vorfeld schon abzusehen, dass von den gut 260 km Strecke ca. 170 km Neuland dabei waren.
Der Bikeroutetoaster, ein Radroutenplaner im Internet und GoogleEarth waren unsere Hauptplanungsinstrumente, denn damit kann man einen GPS-Track für den Garmin erzeugen, der uns über viele kleinste Sträßchen führt, ohne dass man unterwegs ständig mit der Karte fummeln muss. Eine Karte zur Übersicht gehört aber trotzdem in den Rucksack.
Die Tour
Schon länger hatten wir als einzig möglichen Termin für unsere Tour Samstag, den 28.05.2011 festgelegt. Freitagabend ging es früher als normal aufs Ohr und so konnten wir am Samstag schon um 04:44 Uhr starten.
Zuerst fuhren wir noch einige Kilometer mit Licht (kleine LED-Funzeln) und trafen schon nach ca. 1,5 km einen großen Scherbenhaufen auf dem Radweg innerhalb von Soest. Zum Glück erlitten unsere Reifen aber keine ernsten Schäden. Ein Grund, keine Radwege zu fahren! Außerdem waren sämtliche Ampeln im Tiefschlaf, und man hat als Radler keine Chance, von den Induktionsschleifen der Anlagen erkannt zu werden.
Der Ärger über all diese Missstände verflog aber sehr schnell, als das gelbe Schild „Soest“ mit dem roten Balken hinter uns lag. Ab jetzt fuhren wir über asphaltierte Feldwege und kleine Nebenstraßen nach Hamm. Tagsüber würden wir niemals freiwillig mit dem Rad nach Hamm fahren, aber morgens um 6:00 Uhr schläft die ganze Stadt noch (oder schon…). Hier hat sich der Bikeroutetoaster (wir sagen nur „Toaster“) einen winzigen Asphaltstreifen durch die Felder ausgesucht, um uns bis mitten ins Zentrum zu bringen. Weiter geht es über mehrstreifige Hauptstraßen (noch kein Verkehr) nach Hamm-Bockum-Hövel und bald ist der ganze Spuk vergessen und wir sind wieder auf den Feldern.
Bei Nordkirchen verpassen wir Kulturbanausen das überaus sehenswerte Schloss mit seiner riesigen Parkanlage.
Nach ungefähr 2,5 Std. erreichen wir Lüdinghausen, wo wir auch eine Bäckerei finden, die inzwischen geöffnet ist. Hier gibt es ein zweites Frühstück mit leckerem Erdbeerboden.
Ursprünglich war für heute relativ starker Südwestwind angekündigt, der uns normalerweise auch etwas Arbeit verschafft hätte, aber dank der frühen Tageszeit war es noch fast windstill, so dass wir bis etwas westlich von Dülmen keinen Wind zu beklagen hatten. Dann begab sich jedoch allmählich auch dieser Gegner an seine Arbeit und passend zu einer schlimm langweiligen Geraden auf der L 600 hatten wir ihn von vorne rechts. Da ich bisher die Führung schon seit ca. 85 km komplett übernommen hatte, genügte nur ein kurzer Wink und ich konnte mich zurück ziehen. Benni durfte dann ohne Worte diese unangenehme Passage übernehmen, wo auch die Straße nicht einmal einen Radstreifen hat. Zum Glück hielt sich auch hier der Verkehr in Grenzen, denn lange Geraden sind ja doch oft ein Überholparadies auch für die ungeübteren Autofahrer.
Einige Abzweigungen weiter überraschte uns Garmin mit einem unbefestigten Kiesweg, der aber nach kurzer Strecke wieder in Asphalt überging. Trotz detaillierter Recherche passiert es uns doch immer wieder, dass die Freunde Toaster und Garmin uns mit Kies und Sand überraschen.
Hier in der Gegend hat man schon Ortsnamen und auch Flurbezeichnungen, die für uns etwas „auswärts“ klingen. „Papendyk“, „Knüverdarp“ und andere klingen schon etwas fremd.
Nördlich von Velen-Ramsdorf (3. Frühstück, Erdbeerboden, lecker!) zeigen schon Radwegschilder uns entgegen nach Winterswijk, unserem geplanten Wendepunkt in Niederlande. Aber da wir einen kleinen Bogen durch den Zipfel des Landes machen wollen und auf einem anderen Weg zurück fahren möchten, ist uns das egal und wir folgen unserer geplanten Route nach Südlohn und dann erst weiter nach Westen.
Einige Abzweigungen hinter Südlohn stellt Benni fest, dass bei den einzelnen Häusern, an denen wir vorbei fahren, nur noch Autos mit gelben Kennzeichen stehen. Ja, demnach haben wir die Staatsgrenze einfach übersehen. Bisher haben wir immer bemerkt, wenn wir eine Grenze überfahren, aber heute nicht. Noch nicht einmal ein einfaches Schild steht dort, oder haben wir nur gepennt?
In NL fahren wir über kleine Nebenstraßen und Wege nach Winterswijk, wo es fast nur Autos mit deutschen Kennzeichen gibt. Und natürlich Hollandräder! Wir fallen mit unseren Rennrädern sofort auf und wenn die Leute genau hinsehen würden, könnten sie unsere 3-fach-Kettenblätter bestaunen, die man in NL bestimmt nicht kennt.
Ein Freund aus NL hatte uns empfohlen, ein „Pannenkoekenrestaurant“ aufzusuchen, wenn wir eine leckere niederländische Spezialität essen möchten, aber dummerweise hatten wir vorhin erst unser drittes Frühstuck verzehrt und außerdem war es für ein Mittagessen viel zu früh, nämlich erst 10:45 Uhr. Also rauschten wir einfach durch und waren schon bald an der sogar erkennbaren Grenze zu Deutschland. Hier fragte Benni auch, ob ich nicht doch einmal meine Kamera auspacken wolle, um ein Foto von ihm, seinem neuen Cervélo und dem Nederlande-Schild machen könne. Gesagt – getan – und weiter.
Viele Feldwege weiter kamen wir dann nach Borken und danach an einer langweiligen Landstraße auch zu einem Restaurant, wo wir dank der inzwischen eingetretenen Tageszeit unsere Mittagsmahlzeit einnehmen konnten. Sogar isotonische Sportgetränke gab es dort!
Ungefähr bei Kilometer 170 begann die Steigung zum höchsten „Gebirge“ der Tour, der „Hohen Mark“. Immerhin ist diese Welle aber bewaldet, was durchaus etwas Abwechslung ins Spiel brachte. Ab hier ist die ganze Landschaft und auch die Bebauungsstruktur ganz anders. Die Ort sind viel industrieller als auf der bisherigen Strecke. Hier gibt es große Industrieanlagen, schiffbare Flüsse, Kanäle mit Schleusen, viele Eisenbahnstrecken mit Güterverkehr usw.
Wir streifen das nördliche Ruhrgebiet nur, indem wir die Städte Datteln, Lünen und Kamen durchfahren. Eine längere Strecke ging es auch am Dortmund-Ems-Kanal auf einem Kiesweg entlang. Auch wenn wir keinen Kies mögen, so ersparen wir uns doch dadurch etliche Kilometer auf stärker befahrenen Hauptstraßen. Immerhin schaffen es unsere Reifen ohne zu zischen, das Ruhrgebiet zu verlassen.
Hier hat der Toaster auf Basis der OSM-Karte streckenweise unglaubliche Wege zusammengestellt, die wir mit einfacher Papierkartographie niemals gefahren wären, bzw. auch nicht gefunden hätten. Selbst meinem Garmin habe ich manchmal nicht geglaubt, dass er noch richtig tickt.
Irgendwo bei Bönen im Kreis Unna finden wir ein Schild „Hof-Café geöffnet“ in Verbindung mit „Frische Erdbeeren“. Somit ist unser dringend benötigter Doping-Nachschub gesichert und wir nehmen unsere dritte Erdbeerbodenmahlzeit ein.
Nach 10:54 Std. Fahrzeit, bzw. 14:08 Std. Gesamtzeit trudelten wir mit wunden Sitzorganen, aber sonst noch ganz frisch zuhause ein. Obwohl – ob wir noch ganz frisch sind?
Fazit
Ab sofort suchen wir wieder Hügel und Berge.
Dann heißt es wieder: Berge statt Doping.
Oder besser: Erdbeerberge als Doping?
Zum Glück hat uns niemand gefragt, was wir mit der Trikotaufschrift „Hauptsache bergauf“ aussagen wollen!
Aber was macht man bei einer Radtour, wo es keine Berge gibt, für die es sich lohnen würde, einen Umweg zu fahren?
Doping mit Erdbeertorte?
Die Idee
Nachdem wir (Sohn Benni und ich) in den vergangenen Jahren gelegentlich einmal eine Idee für eine, für unsere Verhältnisse überlange Tour hatten, musste in diesem Jahr einmal Niederlande, der uns am räumlich nächsten liegende Nachbarstaat, das Ziel einer Tagestour werden.
Benni war früher einmal auf einer Schulreise dort durchgereist, und ich hatte es bisher immer geschafft, dieses Land zu meiden, da das Gerücht umgeht, es gäbe dort keine Berge. Benni hatte auf seiner Klassenfahrt auch keine solchen Objekte der Begierde gefunden, und deshalb lag es ihm völlig fern, mich zu einer Radtour dorthin zu ermuntern.
In der vergangenen Zeit lernte ich verschiedene Niederländer kennen, denen ich aber immer nur sagen konnte, dass mir bewusst ist, dass ihre Heimat in unserer Nähe liegt, ich aber mangels Berge den Weg dorthin bisher nicht finden konnte. Sie sprachen sogar davon, dass man bei ihnen zuhause gut Radfahren könne. Naja, GA-Training könnte man vielleicht dort machen, dachte ich mir… Aber ich trainiere nicht, sondern ich fahre aus Freude am Fahren (das ist keine Schleichwerbung!).
In 2009 fuhren wir nach Bennis Idee in ein „nichtbenachbartes Bundesland“, nämlich von Soest / Westfalen nach Bayern (Spessart) innerhalb eines Tages.
Dann kam in 2010 eine ähnliche Sache als Nebenprodukt einer mehrtägigen Tour nach Sachsen eine Etappe von Soest nach Thüringen (auch nicht benachbart).
Im Sommer 2010 gab es noch eine gelungene „Yeti“-Tour mit 8 Alpenpasshöhen (davon ein Pass geschenkt) und so musste ein neues Ziel her.
Warum also nicht innerhalb eines Tages von unserem Wohnort einen Nachbarstaat besuchen und wieder zurück?
Da könnte NL ein Thema sein!
Die Planung
Leute wie ich, die gerne Landkarten lesen und GoogleEarth quälen, können über einer solchen Sache alles um sich her vergessen und sogar keine Zeit mehr fürs Training haben, aber da ich nicht trainiere, ist es egal, wie genau die Karten gelesen werden müssen.
Das Ziel Aalten oder Winterswijk ergab sich aus einem Blick auf die NRW-Karte. Zuerst war auch eher Aalten in der Planung, aber da die mögliche Route nicht ganz meinem Geschmack recht wurde, kam Winterswijk ins Spiel. Noch dazu lernte ich gerade in der Vor-Planungszeit, Leute aus Winterswijk kennen, worauf ich einmal nachsehen musste, wo denn dieser Ort überhaupt liegt. Wir haben zwar unsere neuen Bekannten nicht mit unserer Anwesenheit belästigt, denn wenn einmal ein Sofa Platz unter unseren Sitzorganen findet, kann eine solche Tour ihr vorzeitiges Ende haben, aber dann doch einen Blick in ihr Städtchen geworfen.
Ein wichtiges Kriterium unserer Planung war eine hohe Tourenplanerneustreckenquote. So war im Vorfeld schon abzusehen, dass von den gut 260 km Strecke ca. 170 km Neuland dabei waren.
Der Bikeroutetoaster, ein Radroutenplaner im Internet und GoogleEarth waren unsere Hauptplanungsinstrumente, denn damit kann man einen GPS-Track für den Garmin erzeugen, der uns über viele kleinste Sträßchen führt, ohne dass man unterwegs ständig mit der Karte fummeln muss. Eine Karte zur Übersicht gehört aber trotzdem in den Rucksack.
Die Tour
Schon länger hatten wir als einzig möglichen Termin für unsere Tour Samstag, den 28.05.2011 festgelegt. Freitagabend ging es früher als normal aufs Ohr und so konnten wir am Samstag schon um 04:44 Uhr starten.
Zuerst fuhren wir noch einige Kilometer mit Licht (kleine LED-Funzeln) und trafen schon nach ca. 1,5 km einen großen Scherbenhaufen auf dem Radweg innerhalb von Soest. Zum Glück erlitten unsere Reifen aber keine ernsten Schäden. Ein Grund, keine Radwege zu fahren! Außerdem waren sämtliche Ampeln im Tiefschlaf, und man hat als Radler keine Chance, von den Induktionsschleifen der Anlagen erkannt zu werden.
Der Ärger über all diese Missstände verflog aber sehr schnell, als das gelbe Schild „Soest“ mit dem roten Balken hinter uns lag. Ab jetzt fuhren wir über asphaltierte Feldwege und kleine Nebenstraßen nach Hamm. Tagsüber würden wir niemals freiwillig mit dem Rad nach Hamm fahren, aber morgens um 6:00 Uhr schläft die ganze Stadt noch (oder schon…). Hier hat sich der Bikeroutetoaster (wir sagen nur „Toaster“) einen winzigen Asphaltstreifen durch die Felder ausgesucht, um uns bis mitten ins Zentrum zu bringen. Weiter geht es über mehrstreifige Hauptstraßen (noch kein Verkehr) nach Hamm-Bockum-Hövel und bald ist der ganze Spuk vergessen und wir sind wieder auf den Feldern.
Bei Nordkirchen verpassen wir Kulturbanausen das überaus sehenswerte Schloss mit seiner riesigen Parkanlage.
Nach ungefähr 2,5 Std. erreichen wir Lüdinghausen, wo wir auch eine Bäckerei finden, die inzwischen geöffnet ist. Hier gibt es ein zweites Frühstück mit leckerem Erdbeerboden.
Ursprünglich war für heute relativ starker Südwestwind angekündigt, der uns normalerweise auch etwas Arbeit verschafft hätte, aber dank der frühen Tageszeit war es noch fast windstill, so dass wir bis etwas westlich von Dülmen keinen Wind zu beklagen hatten. Dann begab sich jedoch allmählich auch dieser Gegner an seine Arbeit und passend zu einer schlimm langweiligen Geraden auf der L 600 hatten wir ihn von vorne rechts. Da ich bisher die Führung schon seit ca. 85 km komplett übernommen hatte, genügte nur ein kurzer Wink und ich konnte mich zurück ziehen. Benni durfte dann ohne Worte diese unangenehme Passage übernehmen, wo auch die Straße nicht einmal einen Radstreifen hat. Zum Glück hielt sich auch hier der Verkehr in Grenzen, denn lange Geraden sind ja doch oft ein Überholparadies auch für die ungeübteren Autofahrer.
Einige Abzweigungen weiter überraschte uns Garmin mit einem unbefestigten Kiesweg, der aber nach kurzer Strecke wieder in Asphalt überging. Trotz detaillierter Recherche passiert es uns doch immer wieder, dass die Freunde Toaster und Garmin uns mit Kies und Sand überraschen.
Hier in der Gegend hat man schon Ortsnamen und auch Flurbezeichnungen, die für uns etwas „auswärts“ klingen. „Papendyk“, „Knüverdarp“ und andere klingen schon etwas fremd.
Nördlich von Velen-Ramsdorf (3. Frühstück, Erdbeerboden, lecker!) zeigen schon Radwegschilder uns entgegen nach Winterswijk, unserem geplanten Wendepunkt in Niederlande. Aber da wir einen kleinen Bogen durch den Zipfel des Landes machen wollen und auf einem anderen Weg zurück fahren möchten, ist uns das egal und wir folgen unserer geplanten Route nach Südlohn und dann erst weiter nach Westen.
Einige Abzweigungen hinter Südlohn stellt Benni fest, dass bei den einzelnen Häusern, an denen wir vorbei fahren, nur noch Autos mit gelben Kennzeichen stehen. Ja, demnach haben wir die Staatsgrenze einfach übersehen. Bisher haben wir immer bemerkt, wenn wir eine Grenze überfahren, aber heute nicht. Noch nicht einmal ein einfaches Schild steht dort, oder haben wir nur gepennt?
In NL fahren wir über kleine Nebenstraßen und Wege nach Winterswijk, wo es fast nur Autos mit deutschen Kennzeichen gibt. Und natürlich Hollandräder! Wir fallen mit unseren Rennrädern sofort auf und wenn die Leute genau hinsehen würden, könnten sie unsere 3-fach-Kettenblätter bestaunen, die man in NL bestimmt nicht kennt.
Ein Freund aus NL hatte uns empfohlen, ein „Pannenkoekenrestaurant“ aufzusuchen, wenn wir eine leckere niederländische Spezialität essen möchten, aber dummerweise hatten wir vorhin erst unser drittes Frühstuck verzehrt und außerdem war es für ein Mittagessen viel zu früh, nämlich erst 10:45 Uhr. Also rauschten wir einfach durch und waren schon bald an der sogar erkennbaren Grenze zu Deutschland. Hier fragte Benni auch, ob ich nicht doch einmal meine Kamera auspacken wolle, um ein Foto von ihm, seinem neuen Cervélo und dem Nederlande-Schild machen könne. Gesagt – getan – und weiter.
Viele Feldwege weiter kamen wir dann nach Borken und danach an einer langweiligen Landstraße auch zu einem Restaurant, wo wir dank der inzwischen eingetretenen Tageszeit unsere Mittagsmahlzeit einnehmen konnten. Sogar isotonische Sportgetränke gab es dort!
Ungefähr bei Kilometer 170 begann die Steigung zum höchsten „Gebirge“ der Tour, der „Hohen Mark“. Immerhin ist diese Welle aber bewaldet, was durchaus etwas Abwechslung ins Spiel brachte. Ab hier ist die ganze Landschaft und auch die Bebauungsstruktur ganz anders. Die Ort sind viel industrieller als auf der bisherigen Strecke. Hier gibt es große Industrieanlagen, schiffbare Flüsse, Kanäle mit Schleusen, viele Eisenbahnstrecken mit Güterverkehr usw.
Wir streifen das nördliche Ruhrgebiet nur, indem wir die Städte Datteln, Lünen und Kamen durchfahren. Eine längere Strecke ging es auch am Dortmund-Ems-Kanal auf einem Kiesweg entlang. Auch wenn wir keinen Kies mögen, so ersparen wir uns doch dadurch etliche Kilometer auf stärker befahrenen Hauptstraßen. Immerhin schaffen es unsere Reifen ohne zu zischen, das Ruhrgebiet zu verlassen.
Hier hat der Toaster auf Basis der OSM-Karte streckenweise unglaubliche Wege zusammengestellt, die wir mit einfacher Papierkartographie niemals gefahren wären, bzw. auch nicht gefunden hätten. Selbst meinem Garmin habe ich manchmal nicht geglaubt, dass er noch richtig tickt.
Irgendwo bei Bönen im Kreis Unna finden wir ein Schild „Hof-Café geöffnet“ in Verbindung mit „Frische Erdbeeren“. Somit ist unser dringend benötigter Doping-Nachschub gesichert und wir nehmen unsere dritte Erdbeerbodenmahlzeit ein.
Nach 10:54 Std. Fahrzeit, bzw. 14:08 Std. Gesamtzeit trudelten wir mit wunden Sitzorganen, aber sonst noch ganz frisch zuhause ein. Obwohl – ob wir noch ganz frisch sind?
Fazit
Ab sofort suchen wir wieder Hügel und Berge.
Dann heißt es wieder: Berge statt Doping.
Oder besser: Erdbeerberge als Doping?
Zum Glück hat uns niemand gefragt, was wir mit der Trikotaufschrift „Hauptsache bergauf“ aussagen wollen!