Von tandem_click –
Parada actimel:
Nüchternfahrt mit Maltodextrin Start ca. 05:45
Dillingen bei km 45
Bitburg Baumarkt km 100
Kyllburg km 115
Bonn Wachtenberg km 235
Start ca 5:45 Uhr an der Jugendherberge Pfaffenthal. Über steiles Pflaster hoch geht es heraus auf die Straße Richtung Echternach, der Track ist schnell gefunden. Es geht wellig über pittoreske Dörfer und Felder. Von einem Punkt aus gibt es eine schöne Aussicht über eine Hochebene.
Vor dem Chateau de Beaufort ist das Dörfchen besonders pittoresk und auch die Kurvenlage. In einer Spitzkehre werden wir kurzfristig von einer noch steileren Abfahrt überrascht, ich bremse mit der Avid nach der Kurve noch mehr nach und bringe das Hinterrad zum Blockieren. Das Tandem schert nach links kippend aus , es nähert sich ein Auto, das zum Glück sofort bremst und wir rutschen an den Kotflügel , der uns auch noch abfängt. Uff ...
mit Sicherheit befand sich das Hinterrad noch in einem anderen steileren Gefälle als das Vorderrad und in einer anderen Richtung als das Vorderrad. Der Sturz passierte wenige Meter, nachdem wir mit der Kurve fertig waren.
Uns war nichts passiert, Hauptsache! Tandem keine Schäden! Kopf und Nerven sortiert.
Die Frau wollte meine Telefonnummer, am Lack sei ein kleiner Schäden. Der Pilot zu ihr: Ist nichts. Gut polieren, das reicht.
Ein 3 min hinter uns kommendes Auto während der Szene war geistesgegenwärtig genug , die Fahrbahn zu sperren, die ich schon mit Handzeichen gesperrt hatte und Warnblinker einzuschalten.
Nachdem alles sortiert war und klar war, dass die Technik lief, setzten wir unsere Fahrt fort.
Wir halten in einer Bucht und machen Fotos von der Burg, fahren weiter herunter bis nach Echternach die Sûre entlang. Vorher aber gegen 8 Uhr machen wir an der Hauptstraße an einer sehr schön geführten Bäckerei in Dillingen Halt. Die Verkäuferin holte sogar Beta Isodona , Desinfektionsspray und Salbe gegen trockene Haut aus der Backstube!
In Echternach gibt es Tour de Schneckennudel à La Garmin, weil er die Brücke nicht sofort findet. So bekommen wir aber die sehr schöne alte Innenstadt mit und würden dort am liebsten Eis mit Cappuccino zu uns nehmen, aber keine Zeit dafür. Über die für Fahrräder zugelassene Nebenstrecke in Richtung Bitburg gleich in die Anstiege. Gut, dass wir unser Gepäck bei Freunden in Luxemburg gelassen haben und nur mit uns selbst, Riegeln, Gel und Maltodextrin fahren.
In Bitburg bei km 100 war eh ein Stopp eingeplant, zwar am Rewe oder Edeka, aber der Zufall B 257 will es, dass uns die Abfahrt in das Industriegebiet führt. Noch besser. Dort am Baumarkt kann der Pilot ein Verbindungskabel Power Bank - Garmin kaufen, dass er vergessen hatte. Der Baumarkt hat selbstverständlich auch einen Bäcker, so dass wir uns versorgen und die Sandwiches Bäcker vor Echternach essen, zwischendurch dehnen und die nächsten Etappenstopps klären.
Auf dem Weg nach Gerolstein kommen einige Steilstücke und schon in Kyllburg entscheiden wir uns für einen kleinen Stopp für zwei alkoholfreie Radler an einer Gaststätte an der Kyll, die auf dem Weg liegt. Hier geht es weiter über St. Thomas, zum Glück haben wir den Kyllburg Radweg entlang Kyll und Eisenbahnstrecke gefunden, mit flachen Abschnitten und kurzen Mauern drin. Dank der Radler haben wir so viel Energie getankt, dass der Schnitt sofort um einige km/h steigt und wir können die lange Pause in Bitburg wieder reinfahren.
In Gerolstein gibt es wieder Tour de Schneckennudel und wir bekommen den heißen Tipp, Quellwasser aus dem Brunnen Stadtverwaltung zu holen. Meine Strategie war wieder 250 g Maltodextrin = 1.000 kcal 3/4 TL Salz als Gel mit warmem Wasser aus der Jugendherberge in einem Bidon, das andere mit Wasser; 1 Schluck Gel und 3 Schluck Wasser und dazwischen Wasser. Wie berechnet, reichte das Maltodextrin bis an die Haustür.
Überall fanden wir Möglichkeiten, kostenlos Wasser nachzufüllen.
Auch in Hillesheim wieder Tour de Schneckennudel.
Nun geht es nach Bad Münstereifel und wir denken: bald muss doch der verdammte Abstieg kommen.
Einer kam auch.
Ab Hillesheim haben wir allerdings unsere Heimatadresse als Ziel eingegeben, da der Track sich über den Tourenplaner nur bis Euskirchen erstellen ließ. (Die Gefahr war zu groß, dass das Programm bei mehr Datenverarbeitung abstürzt und ich immer wieder von vorne anfangen kann.) Von daher wurde ab hier etwa der Einstichwinkel Richtung Bonn Nord Köln Süd etwas optimiert, wer weiß. So kam es zur Neuberechnung.
Wir waren Richtung Blankenheim unterwegs und hatten nach einer genialen Abfahrt auf einer anderen Bundesstraße denselben Anstieg wie auf der A61 vor Meckenheim - langsame LKW 7 km Auffahrgefahr - , was uns natürlich etwas nervte, aber wir kurbelten uns unverdrossen hoch.
Dann geht es in Richtung Bad Münstereifel, das wir auch kurz anfahren und wir denken abermals, wo ist die Abfahrt und das Tal, was uns raus führt und noch kommen Anstiege. Spätestens Richtung Euskirchen wusste ich, dass der Wald abgelöst werden würde durch Abfahrt und in die flache Ebene Richtung Zuckerrübenfelder oder Obstanbau.
Es kam noch eine geniale Abfahrt und dann schwenken wir in Richtung Rheinbach. Wir vertrauen auf die Navi-Intelligenz. Im Landkreis Euskirchen verpassen wir eine Abfahrt der 20.000 Planquadrate, die nach Rom führen, Navi macht Neuberechnung und wir stehen jäh vor einem Schotterweg 500 m vor dem Bahnhof Arloff. Wir steigen ab und die Antriebskette reißt ! Der Pilot klemmt sie mit maximaler Hand- und Armkraft wieder zusammen. Derweil kommen 2 Radfahrer, die wir vor einiger Zeit überholt hatten und weisen uns den Weg zum Bahnhof. Wir sind aber überzeugt, die Technik getestet, die Fahrt fortsetzen zu können. Auf einen guten Weg aus dem Schlammassel der Nebenstrecken herausgeführt bedanken wir uns bei ihnen und sind schnell in Richtung Meckenheim und Rheinbach unterwegs. Es ist gerade 20 Uhr. Die Menschen auf der Hauptstraße schon in der Pizzeria machten es sich gemütlich und wir stechen durch in einem nicht nachlassenden Tempo. Richtung Bonn Wachtberg noch eine kleine Abfahrt. Hier machen wir Halt am McDo, die Supermärkte haben gerade geschlossen.
McDo liefert uns Energie und Wasser für die letzten 40-45 km, zum Glück gibt es auch eine etwas gesündere Produktlinie mit Smoothies und belegten ,,Brötchen".
Nun sind die Akkus wieder komplett voll, als hätten wir keine 250 km in den Beinen.
Geniale Abfahrt nach Bonn in der Dämmerung. Ich merke , dass der Navi uns in Richtung Bad Godesberg führt und lasse mich von der weiteren Streckenführung überraschen, welche Rheinbrücke es sein wird.
Der Navi führt uns brav an die Rheinfähre Bad Godesberg, um dann in den Rheinauen eine Brücke zu suchen, keine zu finden und uns im Kreis zurück zu schicken. Uns wird das angesichts der Zeit zu blöd und so gibt es einen Technikwechsel, der nicht ohne ist. Der Pilot hat nun in der Hand sein iphone mit Google Maps und lässt sich nach Hause leiten, während der Garmin das Gegenteil piepst. Da er nicht mehr bremsen kann, bremse ich auf Kommando mit Avid. Zusätzlich fahren wir seit McDo mit Lampe, man sieht also nicht mehr viel und die Lenkertasche schleift am Mantel, die muss er auch noch irgendwie immer wieder gegen die Schwerkraft halten - übermenschlich.
Google Maps präsentiert uns sehr intelligent Rheinauen, Kennedy-Brücke, Rheinauen bis Niederkassel. Ich kann es kaum glauben - genial ! Wir erreichen die Kreuzung, die wir sonst immer von der Schnellstraße Bonn - Beuel aus erreicht hätten, viel viel besser.
Wir stehen noch neben einigen Radlern, die nach Hause möchten. Fragen vorsichtshalber nach, wie der Weg weiter geht. Eigentlich habe ich es im Gefühl, kann nur auf dem Weg selbst sagen, richtig oder falsch, wenn es zu spät ist zu reagieren und deshalb holen wir uns die Info zur Sicherheit.
Meinte einer, der stolz war, 75 km gefahren zu sein, da habt ihr noch viel vor euch, so 20 km ... Wir stechen bei Grün rein und weg sind wir. Wären wir auch gewesen. Waren wir auch . Aber in den Dörfern rund um Spich Troisdorf gab es einige Straßenänderungen und wir konnten nicht raus, wo wir raus wollten, critérium du village, Drängelgitter, raus auf die Straße. Auf die B 8, ich fragte noch schnell nach, ob die Schienen links seien, so wusste ich, dass wir in der richtigen Richtung waren. Energie frei für Time trial nach Lind, was uns mühelos gelingt. Nach 12h30 Fahrzeit und ca. 16 Std. seit Start des Brustgurts an der JuHE kommen wir also gegen 22 Uhr zu Hause an, glücklich, voller Energie und Endorphine und doch geschafft.
Ich war in dem Moment auf einem Level, mental und körperlich, Essen und Trinken Leitung halten, ich könnte immer weiter fahren. Die Leistung hatte nicht nachgelassen, der nächste Step wäre ein 24 h Fahren.
Dieses mentale und körperliche Level muss man mal erlebt haben! (Natürlich ist klar, umso mehr in dieser Richtung gearbeitet wird, umso tiefer ist die Regeneration ;-D)
Episches Theater - weil der Garmin uns Schneckennudeln bot und mit uns
spielte bei der Abfahrt JuHe, Echternach , Hillendorf Eifel, besonders
Bonn. (So lief dann Google Maps nebenher und Garmin wurde ignoriert)
- weil wir zwischendurch immer mal vom geplanten Track abwichen
- weil wir dachten so jetzt kommt der 2x Abstieg Eifel , man sieht die Rhein-Tiefebene und immer noch kam ne Kuppe und ein Berg
- welcher der 20.000 Planquadrate zwischen Euskirchen und Bonn führt am besten nach Nordosten (ab und zu Abbiegen verpasst und Neuberechnung)
- weil uns in Gerolstein die Synchronkette abfiel (jetzt schlackert sie), aber das Quellwasser war lecker !
- weil wir im Landkreis EU auf einmal auf Schotter standen und da riss
uns die Schaltungskette und der Pilot hat die Nieten mit all seiner
Hand- und Armkraft wieder zusammen gebacken, hielt dann aber bis zu
Hause - weil der Pilot nach 230 km plus Übermenschliches leistete
während der Schneckennudel in Bonn in einer Hand das iPhone , am Lenker
der kreisende Garmin der immer das Gegenteil von Google Maps
behauptete, davor die Lenkertasche, die sich nicht mehr fest ziehen
ließ und auf dem Mantel schleifte , die andere Hand evtl zum Lenken und
ich hatte das Kommando über die Avid, dazu die einsetzende Dunkelheit.
- wann sind wir endlich zu Hause?
Aber wie gesagt waren am Schluss noch genug Körner da. Ich war auf dem
Level Essen trinken weiterfahren (fast könnte ich mich zum 24 h Fahren
anmelden ;-) und wir cruisten auf dem Tandem wie auf einem Surfbrett.
Auch das werde ich meinen Enkeln erzählen ;-D !
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren