Mein Frühstücksbrettchen 176,9 km / 775 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von 30Grad
Von 30Grad –
Nun liegt es wieder vor mir! 8 Packungen Milch und eine 1,45€ -Briefmarke kostete mich dieses Frühstücksbrettchen! Und nun… seit Jahren lasse ich mir von diesem, wahlweise zum Abend oder eben zum Frühstück, vorgaukeln, dass Brandenburg eine voralpine Landschaft ist. Schummelt da Campina mit seiner Marke "Mark Brandenburg" nicht noch ein wenig - ...die Milch kommt ja bekanntlich aus Nordrhein Westfalen! Schon das trägt nicht gerade zur Glaubhaftigkeit meines Frühstücksbrettchens bei. Oder sollte sich tatsächlich in Brandenburgs (durchaus) grünen Weiten eine solche Hügelkette finden? Hügel, die auf meinem Brettchen ein so schönes Ensemble bilden mit der definitiv in Brandenburg zu findenden Vorzeigewiese, den Vorzeigeblumen sowie den Vorzeigekühen? Solch bergig geprägten Bilder ist man doch eigentlich nur aus anderen Ecken der Republik gewohnt. Dem Ganzen muss endlich auf den Grund gegangen werden!
Von Berlin nach Bad Freienwalde
Bei sonnigem Wetter, aber recht kühlen Temperaturen machen wir uns am letzten September-Sonntag auf, von Berlin aus den Brandenburger …, naja… „Bergen“ und somit dem Frühstücksbrettchen auf die Spur zu kommen. Der Sonntag-7-Uhr-30-Startvorteil ist, dass sich im Einzugsgebiet der Hauptstadt der Kraftverkehr in Grenzen hält und man so auch ohne Probleme die sonst vielbefahrene Bundestraße 2 Richtung Bernau (bei Berlin) als ruhig empfinden darf.
Bernau ist dann auch schnell erreicht, wo aber gleich der Nachteil der frühen Startzeit offensichtlich wird: wenn der "Pacemaker" direkt vom Bett aufs Fahrrad steigt, und so mit leerem Magen bei zwar sonnigem, aber nunmehr von Nebel kaschiertem Wetter und, wie gesagt, kühlen Temperaturen ein erstes Kaffeepäuschen ausschlägt! Und zwar aus Angst davor, die für diese Verhältnisse ungenügende Kleiderausstattung könnte sich dann doch auf den körperlichen Zustand schwerwiegender auswirken, als der knurrende Magen!
Also weiter in Richtung Bad Freienwalde. Die Hoffnung – „da ist’s dann wärmer, scheint die Sonne, kein Nebel und es findet sich bestimmt ein super Bäcker“ – wird hoffentlich nicht, wie bekannt, zuletzt sterben. In Gratze und Beerbaum werden wir vom Pflaster durchgeschüttelt (zweites lässt sich auf Pfaden umfahren), in Kruge erwartet uns noch Schlimmeres; der Fuß(Platten)weg entlang des grausigen Weidenweges bewährt sich dann aber doch als recht rennradtauglich. Kurios: hier scheint auf jedes Haus mindestens ein Hund zu kommen – Gebell von Ortsein- bis Ortsausgang.
Wir kommen nach Dannenberg und fahren direkt auf die B158 zu. Ein klasse Betonpflasterradweg durch dichten Wald endet kurz vor der Bundesstraße im Matsch. Man fragt sich schon nach dem Grund; warum nicht auch noch die letzten 30m bis zur Straße gepflastert sind. Wohl die Steine ausgegangen?! Nun folgt die Abfahrt nach Bad Freienwalde. Kein Nebel mehr, aber die Sonne von Bäumen verdeckt und ein gefühlter Temperaturanstieg von ca. 0,7 Grad seit dem Start; dem knurrenden Magen fällt die Entscheidung somit etwas schwer: reintreten ODER rollenlassen. In beiden Fällen aber im Wind erfrieren! Noch bevor die Entscheidung durchdacht ist sitzen wir im Warmen bei Kuchen, Brötchen und Kaffee.
Durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Na prima! Jetzt bin ich auch so weit und zerlaufe unter der innerlichen Wirkung des warmen schwarzen Wassers im Cafestuhl. Der morgendliche Elan für die Tour entweicht immer mehr und es erfordert schon einiges an Enthusiasmus um wieder auf das Rad zu steigen. Durch Bad Freienwalde geht’s über Pflaster, nicht so richtig zuordbar, ob das Zittern in den Gliedern nun vom Pflaster oder von der Kälte kommt. Ein Kilometer weiter ist endlich Schluss mit der Wackelstimmung: man sieht regelrecht wie man auf das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zufährt. Jetzt wärmen auch die Sonnenstrahlen. Klasse! Die Tour beginnt nochmal von vorn.
Durch Altglietzen erwarten wir jeden Moment den Blick auf die Oder. Begleitend zum Betonpflasterradweg die verstörend schöne Oder-Landschaft und eine besondere Stille, die vom Geschrei zig verschiedener Vogelarten begleitet wird. Kurz vor Hohenwutzen dann an der Oder der Schwenk gen Norden – es folgen 10 Wahnsinnskilometer entlang des Oderradweges. Viel zu kurz, aber im Bereich des Parsteiner Sees vermute ich das Frühstücksbrettchen-Motiv. Also wieder raus aus dem Oderbett tief hinein in das Biosphärenreservat. Es wird hügelig und hinter Parstein ist es soweit: es tut sich wirklich eine Hügelkette auf, die einem „in etwa“ das Gefühl vermittelt, in den Ausläufern eines Gebirges unterwegs zu sein. Zwar noch nicht ganz das, was ich als vom Brettchen vorgegaukelt betrachtete, aber „in etwa“ ist ja auch schon was – „für Brandenburg… Mann!“.
Ökodorf Brodowin und Kloster Chorin
Beruhigt, meinem Frühstücksbrettchen wieder unvoreingenommen gegenüberzutreten ist der Rest der Tour köstliches Zubrot. Nächste Ortschaft Brodowin … dem aufmerksamen Berliner, und hier wohl nicht nur dem Prenzl`berger, wird das Ökodorf Brodowin u.a. vielleicht wegen seinem Brodowiner Ökokorb ein Begriff sein. Auch am Wochenende kann man sich hier im Hofladen die Trikottaschen füllen. Wir haben was anderes im Sinn; die „Außenstelle“ des Brodowiner Ökohofes: das Choriner Klostercafe. Dort angekommen sehen wir aber nicht so richtig ein, 4€ Eintritt in das von außen toll anzusehende Kloster zu bezahlen, wenn wir hier bei den Temperaturen und Funktionsbekleidung „nur“ ins Cafe wollen. Das ist nun aber dummerweise Teil des Klostergeländes. Es gäbe da auch „kein Rabattcoupon fürs Cafe“ meint der Herr vom Einlass, und alternativ „in der Klosterschänke“ würden wir auch nicht weit kommen. Tolle Aussichten für unser Mittag!
„Meinte der jetzt Neue oder Alter Klosterschänke?“ Kurz entsonnen, dass vor ein paar Minuten eine Alte Klosterschänke an der Straße stand und siehe da: ein warmer Empfang, eine Platzierung der zwei farbenfrohen Radler am letzten freien Tisch (drinnen(!), im Biergarten waren alle Plätze frei, aber auch nur 12 Grad!) zwischen teilweise anzugtragenden Ausflüglern! Unsere Stimmung steigt unter der warmen Suppe ins Unermessliche. Kälte und leerer Magen sind kein Problem mehr, dafür frönt man nun dem Alkohol: „ein Weißbier Muss“! Es war absehbar, dass sich, noch bevor die Pedalplatten wieder einrasten, die Muskeln in Teig verwandeln! Den Spruch: „Ab Zwei wird’s wieder lustig!“ lass ich dann auch nicht mehr gelten. Wenigstens mit klarem Kopf, aber umso schlimmer, bemerkt man so doch die teigigen Beine umso besser, geht es nach Eberswalde.
Schiffshebewerk Niederfinow und Heimweg
Kaum in Eberswalde angekommen fahren wir auch schon wieder raus, entlang des Finowkanals in Richtung Niederfinow. Auch hier wieder eine wunderschöne Landschaft und ruhigste Radwege. Auch wenn der Abschied aus dieser Idylle und der Heimweg naht; wenn man schon mal hier ist, darf man das Schiffshebewerk Niederfinow eigentlich nicht liegen lassen. Somit nehmen wir noch den Abstecher in Angriff und finden zwischen den ganzen Auto- und Motorradausflüglern tatsächlich noch ein Plätzchen, wo wir versuchen, mit Kuchen und Kaffee unser Gehirn über das Belohnungszentrum Schach zu setzen. Nur für den Fall, dass der Heimweg sich zu lang gestaltet.
Dann heißt es: Ab nach Hause! Die kleine Rampe aus Niederfinow hinaus nach Hohenfinow ist ein guter Gradmesser, wie es um die Beine bestellt ist. Tatsächlich hat sich mittlerweile der Wind auf dem Weg zurück nach Berlin zu einem ernst zu nehmenden Faktor entwickelt. Je näher wir der Hauptstadt kommen, umso zäher kurbelt es sich dahin.
„Wo waren wir heute nochmal überall?“ Erst zu Hause unter der warmen Dusche wird mir wieder bewusst, mit was für einer schönen Tour ich meinen Tag verbracht habe. Und bei meinem Frühstücksbrettchen werde ich mich natürlich auch gleich wegen meiner Zweifel entschuldigen! Obwohl - unter uns: Das soll in Brandenburg sein?
Von Berlin nach Bad Freienwalde
Bei sonnigem Wetter, aber recht kühlen Temperaturen machen wir uns am letzten September-Sonntag auf, von Berlin aus den Brandenburger …, naja… „Bergen“ und somit dem Frühstücksbrettchen auf die Spur zu kommen. Der Sonntag-7-Uhr-30-Startvorteil ist, dass sich im Einzugsgebiet der Hauptstadt der Kraftverkehr in Grenzen hält und man so auch ohne Probleme die sonst vielbefahrene Bundestraße 2 Richtung Bernau (bei Berlin) als ruhig empfinden darf.
Bernau ist dann auch schnell erreicht, wo aber gleich der Nachteil der frühen Startzeit offensichtlich wird: wenn der "Pacemaker" direkt vom Bett aufs Fahrrad steigt, und so mit leerem Magen bei zwar sonnigem, aber nunmehr von Nebel kaschiertem Wetter und, wie gesagt, kühlen Temperaturen ein erstes Kaffeepäuschen ausschlägt! Und zwar aus Angst davor, die für diese Verhältnisse ungenügende Kleiderausstattung könnte sich dann doch auf den körperlichen Zustand schwerwiegender auswirken, als der knurrende Magen!
Also weiter in Richtung Bad Freienwalde. Die Hoffnung – „da ist’s dann wärmer, scheint die Sonne, kein Nebel und es findet sich bestimmt ein super Bäcker“ – wird hoffentlich nicht, wie bekannt, zuletzt sterben. In Gratze und Beerbaum werden wir vom Pflaster durchgeschüttelt (zweites lässt sich auf Pfaden umfahren), in Kruge erwartet uns noch Schlimmeres; der Fuß(Platten)weg entlang des grausigen Weidenweges bewährt sich dann aber doch als recht rennradtauglich. Kurios: hier scheint auf jedes Haus mindestens ein Hund zu kommen – Gebell von Ortsein- bis Ortsausgang.
Wir kommen nach Dannenberg und fahren direkt auf die B158 zu. Ein klasse Betonpflasterradweg durch dichten Wald endet kurz vor der Bundesstraße im Matsch. Man fragt sich schon nach dem Grund; warum nicht auch noch die letzten 30m bis zur Straße gepflastert sind. Wohl die Steine ausgegangen?! Nun folgt die Abfahrt nach Bad Freienwalde. Kein Nebel mehr, aber die Sonne von Bäumen verdeckt und ein gefühlter Temperaturanstieg von ca. 0,7 Grad seit dem Start; dem knurrenden Magen fällt die Entscheidung somit etwas schwer: reintreten ODER rollenlassen. In beiden Fällen aber im Wind erfrieren! Noch bevor die Entscheidung durchdacht ist sitzen wir im Warmen bei Kuchen, Brötchen und Kaffee.
Durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Na prima! Jetzt bin ich auch so weit und zerlaufe unter der innerlichen Wirkung des warmen schwarzen Wassers im Cafestuhl. Der morgendliche Elan für die Tour entweicht immer mehr und es erfordert schon einiges an Enthusiasmus um wieder auf das Rad zu steigen. Durch Bad Freienwalde geht’s über Pflaster, nicht so richtig zuordbar, ob das Zittern in den Gliedern nun vom Pflaster oder von der Kälte kommt. Ein Kilometer weiter ist endlich Schluss mit der Wackelstimmung: man sieht regelrecht wie man auf das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zufährt. Jetzt wärmen auch die Sonnenstrahlen. Klasse! Die Tour beginnt nochmal von vorn.
Durch Altglietzen erwarten wir jeden Moment den Blick auf die Oder. Begleitend zum Betonpflasterradweg die verstörend schöne Oder-Landschaft und eine besondere Stille, die vom Geschrei zig verschiedener Vogelarten begleitet wird. Kurz vor Hohenwutzen dann an der Oder der Schwenk gen Norden – es folgen 10 Wahnsinnskilometer entlang des Oderradweges. Viel zu kurz, aber im Bereich des Parsteiner Sees vermute ich das Frühstücksbrettchen-Motiv. Also wieder raus aus dem Oderbett tief hinein in das Biosphärenreservat. Es wird hügelig und hinter Parstein ist es soweit: es tut sich wirklich eine Hügelkette auf, die einem „in etwa“ das Gefühl vermittelt, in den Ausläufern eines Gebirges unterwegs zu sein. Zwar noch nicht ganz das, was ich als vom Brettchen vorgegaukelt betrachtete, aber „in etwa“ ist ja auch schon was – „für Brandenburg… Mann!“.
Ökodorf Brodowin und Kloster Chorin
Beruhigt, meinem Frühstücksbrettchen wieder unvoreingenommen gegenüberzutreten ist der Rest der Tour köstliches Zubrot. Nächste Ortschaft Brodowin … dem aufmerksamen Berliner, und hier wohl nicht nur dem Prenzl`berger, wird das Ökodorf Brodowin u.a. vielleicht wegen seinem Brodowiner Ökokorb ein Begriff sein. Auch am Wochenende kann man sich hier im Hofladen die Trikottaschen füllen. Wir haben was anderes im Sinn; die „Außenstelle“ des Brodowiner Ökohofes: das Choriner Klostercafe. Dort angekommen sehen wir aber nicht so richtig ein, 4€ Eintritt in das von außen toll anzusehende Kloster zu bezahlen, wenn wir hier bei den Temperaturen und Funktionsbekleidung „nur“ ins Cafe wollen. Das ist nun aber dummerweise Teil des Klostergeländes. Es gäbe da auch „kein Rabattcoupon fürs Cafe“ meint der Herr vom Einlass, und alternativ „in der Klosterschänke“ würden wir auch nicht weit kommen. Tolle Aussichten für unser Mittag!
„Meinte der jetzt Neue oder Alter Klosterschänke?“ Kurz entsonnen, dass vor ein paar Minuten eine Alte Klosterschänke an der Straße stand und siehe da: ein warmer Empfang, eine Platzierung der zwei farbenfrohen Radler am letzten freien Tisch (drinnen(!), im Biergarten waren alle Plätze frei, aber auch nur 12 Grad!) zwischen teilweise anzugtragenden Ausflüglern! Unsere Stimmung steigt unter der warmen Suppe ins Unermessliche. Kälte und leerer Magen sind kein Problem mehr, dafür frönt man nun dem Alkohol: „ein Weißbier Muss“! Es war absehbar, dass sich, noch bevor die Pedalplatten wieder einrasten, die Muskeln in Teig verwandeln! Den Spruch: „Ab Zwei wird’s wieder lustig!“ lass ich dann auch nicht mehr gelten. Wenigstens mit klarem Kopf, aber umso schlimmer, bemerkt man so doch die teigigen Beine umso besser, geht es nach Eberswalde.
Schiffshebewerk Niederfinow und Heimweg
Kaum in Eberswalde angekommen fahren wir auch schon wieder raus, entlang des Finowkanals in Richtung Niederfinow. Auch hier wieder eine wunderschöne Landschaft und ruhigste Radwege. Auch wenn der Abschied aus dieser Idylle und der Heimweg naht; wenn man schon mal hier ist, darf man das Schiffshebewerk Niederfinow eigentlich nicht liegen lassen. Somit nehmen wir noch den Abstecher in Angriff und finden zwischen den ganzen Auto- und Motorradausflüglern tatsächlich noch ein Plätzchen, wo wir versuchen, mit Kuchen und Kaffee unser Gehirn über das Belohnungszentrum Schach zu setzen. Nur für den Fall, dass der Heimweg sich zu lang gestaltet.
Dann heißt es: Ab nach Hause! Die kleine Rampe aus Niederfinow hinaus nach Hohenfinow ist ein guter Gradmesser, wie es um die Beine bestellt ist. Tatsächlich hat sich mittlerweile der Wind auf dem Weg zurück nach Berlin zu einem ernst zu nehmenden Faktor entwickelt. Je näher wir der Hauptstadt kommen, umso zäher kurbelt es sich dahin.
„Wo waren wir heute nochmal überall?“ Erst zu Hause unter der warmen Dusche wird mir wieder bewusst, mit was für einer schönen Tour ich meinen Tag verbracht habe. Und bei meinem Frühstücksbrettchen werde ich mich natürlich auch gleich wegen meiner Zweifel entschuldigen! Obwohl - unter uns: Das soll in Brandenburg sein?