Von majortom – Wilde, spektakuläre Südalpen. Ausgehend von Nizza, der Metropole an der Côte d'Azur, entführen wir dich auf eine Sieben-Etappen-Rundfahrt zwischen Tour-de-France-Riesen und unbekannten, einsamen Schönheiten.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Monumente der Südalpen
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Monumente der Südalpen vom 19. bis 26. August 2017.
Von majortom – Die erste Etappe ist zweigeteilt. Zum Auftakt fahren wir an der Côte d'Azur entlang, dann tauchen wir in die Seealpen ein und beenden die Etappe mit einer Bergankunft am Col de Turini.
„Bienvenue aux Alpes Maritimes!“ Die Seealpen heißen Seealpen, weil hier die Alpen auf die See treffen. Und weil das Meer so schön azurblau in der Sommersonne glitzert, nennt man das ganze auch Côte d'Azur. Hier hat man jetzt sofort das Bild vor Augen, wie sich schmerbäuchige Touristen in knappen Badehosen an überfüllten Sandstränden ihren Sonnenbrand holen. Nun ja, aber die Côte d'Azur ist mehr als das, bräunen lassen kann man sich auch auf dem Rad, wenn man in die Hügelwelt der Seealpen eintaucht. Unsere Tour beginnt entlang der bekannten Promenade des Anglais durch Nizza, doch dann geht es sogleich auf eine wunderschöne Küstenstraße nach Osten bis Menton. Richtig, das Menton, wo die Route des Grandes Alpes endet, wir zäumen das Pferd sozusagen beim Schwanz auf. Rückwärts gesehen sind die ersten beiden Pässe dieser Alpentraverse der Col de Castillon und der Col de Turini, Perle der Seealpen, wo wir heute auf dem Pass Quartier beziehen werden. Bergankunft am ersten Tag, was will man mehr...
Option: Sollte die reguläre Etappe noch nicht genug sein, lockt vom Col de Turini auch noch die Stichstraße nach L'Authion. Das bedeutet insgesamt 97 km / 3000 Hm.
Von majortom – Auch Etappe zwei gehört den Seealpen. Wir überqueren den Col Saint-Martin ins Var-Tal und bezwingen den ersten Teil des Col de la Lombarde bis in den Skiort Isola 2000.
Es ist erstaunlich, wie schnell man den Rummel an der Küste hinter sich gelassen hat, wenn man in die Seealpen eintaucht. Hier ist Niemandsland – zu weit weg vom Meer für Badetouristen im Sommer, zu abgelegen für Skitouristen im Winter. Da wir ja auch immer auf der Suche nach einsamen Passstraßen sind, passt das ja. Wir beginnen morgens mit der vielleicht noch kalten Abfahrt vom Col de Turini und schließen sofort den Col Saint-Martin an, der uns ins Tinée-Tal führt. Diesem Tal folgen wir aufwärts und sind somit schon fast in der Anfahrt zum Col de la Bonette – doch diesen geografischen und landschaftlichen Höhepunkt sparen wir uns für den letzten Tag auf. Uns zieht es ins Piemont, und so nehmen wir die Auffahrt zum Col de la Lombarde in Angriff. Wer möchte, fährt heute schon ganz hinauf, um den Pass komplett an einem Stück gefahren zu sein, doch die Übernachtung ist heute im Skiort Isola 2000. Es gibt sicher schönere Orte, aber es winkt ein Abendessen mit Blick auf die über den Mercantour-Alpen untergehende Sonne...
Variante: Ein kaum bekanntes Highlight der Seealpen ist die Gorges de Cians mit ihren feuerroten Felsen. Auf einer längeren Variante kann man auf den Col St. Martin verzichten und vom Turini ins Var-Tal abfahren. Nach der sensationellen Cians-Schlucht ist noch der Col de la Couillole zu überwinden, bevor man wieder auf die reguläre Etappe stößt und den Schlussanstieg nach Isola 2000 unter die Räder nimmt. Bilanz der Variante: stattliche 137 km / 3200 Hm.
Von majortom – Nach der Vollendung der Lombarde-Auffahrt tauchen wir ins Piemont ein und erklimmen den herrlichen Colle dei Morti.
Zugegeben, die zweigeteilte Lombare-Auffahrt war ein Coitus interruptus der übelsten Sorte. Heute gibt es den Schlussteil, der nun nicht mehr als Zubringer für Skitouristen dient und daher einen ganz anderen, einsameren Charakter hat. Es folgt die lange Abfahrt nach Vinadio, und wir folgen der Stura di Demonte flussabwärts. Eigentlich könnten wir in Demonte schon zum Colle dei Morti abzweigen, aber dann würden wir die schönste Auffahrt auf den Pass, nämlich die von Osten, verpassen. Und so fahren wir fast bis Cuneo, fast schon aus den Alpen heraus, um besagte Ostanfahrt angehen zu können. Wir erreichen zunächst den Colle d'Esischie, von dem aus wir den Morti sozusagen als Stichstraße erklimmen. Dann geht es nach Norden hinab nach Marmora. Da die touristische Infrastruktur hier sehr dünn ist, müssen wir uns heute mit einer weniger komfortablen Unterkunft begnügen und alle in Mehrbettzimmern schlafen – dafür kehren wir bei authentischen und sehr herzlichen italienischen Gastgebern ein.
Varianten: Wer die Beine ein wenig schonen möchte, kann statt der Ost- die Südauffahrt zum Colle dei Morti fahren, die allerdings nicht ganz so spektakulär ist. Die kurze Etappe hat 78 km / 2100 Hm. Für die Auffahrt zum Santuario die Sant'Anna di Vinadio gehen zusätzlich 5 km und 250 Hm drauf.
Von majortom – Die Königsetappe überquert zwei Pässe, den einsamen Colle di Sampeyre, und den monumentalen Col d'Agnel.
Zwei Pässe, darunter der dritthöchste Pass der Alpen, 3200 Höhenmeter. Wenn das keine Königsetappe ist, was dann? Aber es ist eine traumhaft schöne Königsetappe mit zwei wunderschönen Pässen, abseits der üblichen Touristenströme. Es beginnt mit dem Colle di Sampeyre. Kehrseite seiner Einsamkeit ist, dass die Straßenqualität in den letzten Jahren stark gelitten hat, dennoch ist demütiges Staunen über die gandiose Alpenkulisse hier vorprogrammiert. Nach der Abfahrt nach Sampeyre geht es Schlag auf Schlag weiter, die Anfahrt zum Grenzpass Agnel beginnt. Hin und wieder fährt hier mal der Giro d'Italia drüber, aber wirklich bekannt ist der dritthöchste Pass der Alpen mit 2746 m Höhe nicht. Mit dem Passschild beenden wir unseren Ausflug nach Italien und kehren nach Frankreich zurück, wo wir in Molines-en-Queyras unser Nachtlager aufschlagen.
Von majortom – Heute stehen zwei von der Tour de France bekannte Pässe auf dem Programm, der Col d'Izoard und der Col de Vars.
Auch wenn der Izoard bei der Tour de France oft nur die zweite Geige spielt hinter dem Galibier oder gar Alpe d'Huez, ist er ein absolutes Must-have in den franzöischen Alpen. Wir haben das Glück, dass wir ihn heute von der schöneren Südseite befahren und im oberen Teil die karge Felswüste der Casse Desserte bestaunen dürfen. Die Abfahrt führt uns nach Briançon, überragt von einer Vauban-Festung. Hier erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Tour und wenden uns folglich wieder zurück nach Süden, flach und entspannt im Durance-Tal bis Guillestre. Der Col de Vars will noch überwunden werden, bevor wir für zwei Nächte in Barcelonnette einchecken.
Variante: Wer es nach der gestrigen Königsetappe etwas ruhiger angehen lassen möchte, fährt vom Izoard wieder nach Süden ab und verzichtet auf den Schlenker über Briançon. Dennoch stehen 103 km und 2300 Hm zu Buche.
Von majortom – Am sechsten Tag wartet die „Traumrunde der Südalpen“ auf uns, bestehend aus Col de la Cayolle, Col de Champs und Col d'Allos.
Heute mal keine Koffer packen, ein ungewohnter Luxus. Wir bleiben noch eine Nacht in Barcelonnette, eröffnet uns dieses Arrangement doch die heutige „Traumrunde der Südalpen“. Es wird hart, drei Pässe stehen auf dem Programm, aber diese Runde will man nicht missen. Es beginnt mit dem höchsten Pass, dem Col de la Cayolle, den wir auf der schönen, wilden Nordrampe befahren, und der in der Morgeneuphorie sicher noch flüssig weggequetscht werden kann. Lange Abfahrt nach Saint-Martin-d'Entraunes, und mit dem Col de Champs wartet die zweite Herausforderung auf uns. So gelangen wir nach Colmars, und jetzt heißt es mit den Kräften haushalten, denn der Col d'Allos wird uns nochmal komplett fordern, insbesondere wenn die Beine müde sind. Doch am Abend, zurück in Barcelonnette, werden wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen und das stolze Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Von Owingerjan – Tag Null / Einkaufszentrum
Baustelle und Kreisverkehrschaos. Versteckt hinter dem Einkaufszentrumsgigant: das Hotel, unscheinbar, zweckmässig. Bekannte und unbekannte Gesichter, prüfende Blicke auf Beinhaarausfallgeschädigte. Organisationsfetischist trifft auf Improvisationstalent. Geburtsbedingter Guideausfall umgehend behoben. Endlich Abendessen. Viele Namen. Viele Fragen. Wenig Antworten. Freundlich nicken, lächeln, Besserung geloben. Endlich Essen - Zeit zum Tischnachbarnkennenlernen. Österreich, Schweiz, Slowakei, Deutschland und 2x Hamburg. Erwartungen und Selbsteinschätzung und Gruppeneinteilung - die Dreifaltigkeit der quäldich-Reise. Beste Wetteraussichten. Seltsam geringer Alkoholkonsum zeugt von Respekt.
Tag Eins / Rallyberg
Frühstück und Aufbruchshektik. Die Handgriffe sitzen noch nicht. Die Quartiermeisterin hat zum Glück alles im Griff. Letzte Pumpenhübe und Ölungen. Alles rollt stockend auf der Engländerpromenade. Es flutscht durch die City, sortiert sich im Anstieg. Raus aus der Stadt, Azurduft und Meerblicke. Monaco ist von oben auch hässlich. Menton. Pause in Sospel - nur noch ein Stündchen. Der Turini. Alle sind oben, bis auf einen. Peloton complet, finalement. Rallybilder anschauen. Essen. Schlafen.
Tag Zwei / Eine Insel auf dem Berg
Schlafen auf dem Berg bedeutet Kaltstart. Tolle Abfahrt. Hinterradnabenlagergeräusche zerreissen die Stille. Die Gruppen rollen. Einer stürzt, dank Vorschädigung kein Drama. Sonnige Rast in Isola. Zäher Anstieg in die Skistation Isola 2000. Das Hotel im Betonklotz: erstaunlich nett, von innen. Leckeres Abendessen auf kleinem Raum. Wintersportorte im Sommer muss man mögen.
Tag Drei / A l'Italia
Frühstück und dann gleich der Lombarde. Ab dann nur noch schön. Bis auf das lange Tal und die Ortsdurchfahrten. Laufradsatzkauf neben der Verpflegung. Superschöne Fahrt auf den Esischie. Katzensprung auf den Morti. Die drei Heilkundigen nehmen die Abkürzung. Gründe? Schweigepflicht. Una strada dissestata nach Marmora. Ob wir die letzten sind, die hier fahren? Die Pension ist ein halbes Dorf. Das Essen ein doppelter Glücksfall. Sille vergibt 10/10.
Tag Vier / Bienen und Nässe
Restabfahrt im Kühlen. Autopilger stören den Flow. Sensationelle Elva-Schlucht, ein Traum bis hoch zum Sampeyre. Bergab Radfahrverbot. Interessiert keinen. Unten weiss man mehr. Kurpfälzer sind Schlaglochfinder. Wiederbelebung am Fusse des Agnel, zum Glück ist ein Arzt da. Verdiente Pause mit Wolkenaufzug. Der Agnel bald im Schatten. Guidefrösteln beim Warten. Biene sticht ins Bein. Abfahrt mit Schauern und nass von unten. Biene sticht zwischen Augen. Und in eine Lippe. Natürlich immer eine andere Biene. Unterkunftstrennung mit Unmutspotential. Dafür gutes Abendessen und rustikale Location. Gemütliche Bar. Immer noch seltsam geringer Alkoholkonsum.
Tag Fünf / Kleines Barcelona
Morgenroutine. Der Izoard ruft. Manche lauter, manche leiser. Der Guide pausiert und beobachtet. Oben Gedränge, Motorräder, Rollskifahrerinnen, Kilometersteinkäufe. Umdrehen, runterfahren - keiner will nach Briançon. Der Guillestrekreiselstopp bringt lose Vorbauten zu Tage. Nachträgliche Panikattacke des Guides. Zum Glück sind Nervenärzte zur Stelle. Einsamkeit zu zweit am Vars - nass oder nass? Nur von unten, auf dem Weg in die südliche Wärme. Barcelonnette! Hotel mittendrin. Restaurant noch mittiger. Super Essen! Stimmung auf dem Siedepunkt. Ein Königreich für ein Loblied auf das Radeln. Keiner singt.
Tag Sechs / Allochayolle
Verpflegungsfreier Tag. Sille wird Sonnenbrand bekommen. Cayolle autofrei? Nur bis 15. August. Zum Glück weiss das niemand. Kaum Autos. Tiefblick in die Gorges de Bachelard. Da fahren wir heute Abend wieder zurück. Kaum glaublich. Col des Champs - kurz und flach und fliegenreich. Mondlandschaft und neuer Asphalt. L'Auberge des Aiguilles nous acceuille avec un repas formidable. Es gibt Tortelli. Restabrollen, dann der Cayolle. Pausen sind wichtig, Gespräche verkürzen die Zeit. Oben Schlichtheit. Lange Abfahrt, wieder gutes Essen. Schöne Runde!
Tag Sieben / Zurück auf 0
Frühstück, packen, aufladen. Alles Routine. Losfahren. Gruppenfoto in Jausiers am Blumentopfradlerdenkmal. Erste Verabschiedungen. Der Bonette! Wolken kommen. Tropfen kommen. Gipfelfreude. Wolken gehen. Das Tal ist lang. Sehr lang. Letzte Verpflegung. Österreich führt. 45er Schnitt. Zähes Näherkommen des Meeres. Endlich da. Hotel, Gepäck, Telefonieren, Duschen, Essen gehen. Draussen und oder drinnen oder? Wenig trinken. Schlafen!
Tag Acht / Heimweg
Umgewöhnung. Normale Klamotten! Alles aus- und einpacken. Rad verstauen. Bedanken. Frühstücken. Verabschieden. Was bleibt? Von 0 auf 0 in einer Woche. Fast wie unentschieden beim Fussball. Aber nur fast. Bilder im Kopf und auf Speicherkarten. Gesässschmerzen. Freude und Stolz. Neue Kontakte. Wir sehen uns. Bestimmt!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung Es geht zurück zum Meer. Doch vorher wartet noch das Dach der Tour auf uns, die 2802 m hohe Cime de la Bonnette.
Nizza ruft. Das Mittelmeer ruft. Doch einen Pass haben wir uns auch noch für den letzten Tag aufgehoben, und es ist nicht irgendeiner, es ist der höchste der gesamten Woche. Wir ersparen uns hier die Diskussion über das Prädikat „Höchster Alpenpass“, denn das ist nicht die Cime de la Bonnette, denn sie ist streng geografisch kein Pass, sondern nur eine zusätzlich erbaute Schleife, um eben dieses Prädikat zu erschwindeln. Tatsache ist jedoch auch, dass die Landschaft absolut grandios ist, und man sich mit den Gipfeln der Mercantour-Alpen auf Augenhöhe wähnt. Und höher hinaus kommt man eben nicht in den Westalpen. Steht man oben auf der Cime de la Bonnette, dann hat man die Gewissheit, dass es nur noch bergab geht. Von 2800 Metern Höhe auf null Meter Höhe – auf Meereshöhe im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Etappe und die Monumente-der-Südalpen-Tour wird garantiert mit einem Bad im Mittelmeer enden.