Von Jan – Bittere Kälte und Nieselregen empfängt uns um 8 Uhr auf dem höchstgelegenen Marktplatz Deutschlands in Freudenstadt.
Glücklicherweise können wir uns im Arkadengang der ungewöhnlich Freudenstädtischen Winkelhakenkirche unterstellen, wofür wir dem Pfarrer Müller besonders danken.
Pünktlich um neun Uhr führt Tobsi die schnelle Gruppe auf die nass-kalte Abfahrt nach Baiersbronn, wo wir allerdings schon von Sonnenschein empfangen werden.
Die Stimmung stieg und der erste Anstieg wurde in Vorfreude auf das vor uns liegende 100 km lange Flachstück im Vorbeiflug genommen. Die Abfahrt endet abrupt in Seebach, wo wir durch das Geruchspotpourri des dort ansässigen Großsägewerks die anschließende 15-Prozentsteigung nur leicht benebelt wahrnehmen. Die Schönbüchebene besticht durch einen phantastischen Blick auf die Rheinebene, der sich auch in der Abfahrt immer wieder zeigt. Zur weiteren Stimmungsaufhellung trägt auch der Sonnenschein bei, der das Rheintal freundlich durchflutet. Dann der Schock für die Dolce-Vita-Gruppe: zwei junge Rehe kreuzen unvermittelt die Straße und finden in Panik angesichts der mit 60 Sachen anrauschenden Radrecken nicht den Ausweg über die Leitplanken. Andernorts doch zeitgleich frohlockt die mittlere Gruppe, da sie an der Pannengruppe (vormals schnelle Gruppe) vorbeiziehen kann.
An der Verpflegung in Ottersweier wollen wir die ursprüngliche Gruppenreihung wieder herstellen, doch tobsis Schaltzug hat sich verabschiedet und er muss zum ersten Mal seit Erfurt auf dem kleinen Blatt fahren. Obwohl ihm die 160er Trittfrequenz gut zu Gesicht steht, entschließt er sich doch, den Werkstattwagen herbeizurufen, der heute vom Radladen Conrad in Kaiserslautern gestellt wird.
Es folgt ein Novum in der Geschichte der quaeldich.de-Deutschland-Rundfahrt: ein über 5 km langes Flachstück in Gestalt eines 100 km langen Flachstücks. In rascher Folge wechseln sich Gegenwind, rote Ampeln, Gegenwind, Pippipausen, Gegenwind und Baustellenumfahrungen ab. Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch den ständigen Gegenwind nicht unerwähnt lassen.
Erstmals in der bewegten Geschichte der europäischen Rundfahrten bildet ein Fährtransfer die Schlüsselstelle einer Etappe: die bis dato nur knapp vor uns liegende schnelle Gruppe lacht uns bereits von der anderen Rheinseite entgegen. Wir treffen sie erst 5 km später an der Verpflegungsstelle beim Tengelmann in Hagenbach wieder, die mit einem ausgesuchten Kuchenbuffet an majonaisenschwangeren Krisenkartoffelsalat überzeugt. Weiter gehts im nun Pfälzer Gegenwind gegen den Wind. Am Horizont jedoch ein Hoffnungsschimmer: der Pfälzer Wald erhebt sich majestätisch über die Ebene. Endlich wieder Berge, endlich gewohntes Terrain. Über St. Martin wird die Totenkopfstraße befahren. Hier wunderschöner Anstieg und flüssige Abfahrt durch sonnendurchfluteten lichten Bergwald nach Elmstein, wo die schnelle Gruppe mittlerweile durch eine Delegation radsportbegeisterter Verwaltungsangestellter unter der Leitung des Beigeordneten Herrn Kiefer empfangen wird. Eine schöne Geste, die später in einem freundlichen Empfang im Rathaus gipfelt.
Auch im folgenden Anstieg nach Erlenbrunnen haben wir die Gelegenheit, die idyllische Schönheit des Pfälzer Waldes zu bewundern, was auch die vom Gegenwind in der Rheinebene getrübte Stimmung vergessen macht. In flotter Abfahrt geht es zügig hinab nach Waldleiningen, hinauf zum Stall und ins Ziel nach K-Town.
Stimmungsaufhellung in einer weiteren Quartier-des-Monats-Anwärter-Bleibe nach Pizza-Krise im Milano.
Es grüßen in froher Erwartung auf die vor uns liegende intensive Regenerationsphase Lothar63, majortom und Jan. 0:35 h. Licht aus.