Von xriss –
Murmeltiertag
Gleich nach dem satten Frühstück (ein Grund, kein anderes Hotel in Barcelonette zu probieren!) tauschen wir unsere massiven Tourenräder gegen RENNRÄDER. Nach nur kurzer Eingewöhnung (ohne Sturz) konnten wir darauf sogar fahren. Hinauf zum Col d'Allos – ist hier eine Steigung? Ach nee, das tritt sich wirklich so leicht mit nur 8kg unterm Hintern. Schnell zählen die Kilometer auf den Schildern am Rand nach unten. Wir überholen andere Rennradfahrer ohne je selbst überholt zu werden, sehr ungewohnt. Die Strecke? Links und rechts ist es grün und in der Mitte ein Straße. Ein eher langweiliger Pass. Auf der Abfahrt dann der Schreck – Rennradfahren kann anstrengend sein! Ich weiß nicht recht, wie ich mit tief gebeugtem Rückend die Bremshebel vernünftig packen und trotzdem auf die Straße achten kann – total verkrampfte Haltung. Zum Glück wird die Straße irgendwann flacher und Rennradfahren macht wieder Spaß.
Ein paar schöne Blicke in Colmar des Alpes auf die Burganlage und dann nehmen wir die winzige Straße zum Col des Champs. Zunächst durch kühlen Wald, der sich zu einer Landschaft, die durch schwarzes Geröll beherrscht wird, weitet. Zwischen dem schwarzen Geröll gehen Schneefelder bis an die Straße.
Hinter dem Pass fällt das Bergabfahren schon leichter. Plötzlich liegt der Pubertist auf der Straße und ein Murmeltier löst sich pfeifend aus dem verunfallten Knäuel. Zurück bleiben 3 klassische Schürfwunden an Knie, Hüfte und Schulter – und, das Schlimmste, das Quälich.de Trikot ist an der Schulter aufgescheuert. Die Hintertiere dieses feigen Anschlags der separatistischen Murmeltiere auf friedliche Radfahrer müssen durch den Einsatz von UN-Kettenhemden von ihren blutrünstigen Plänen abgebracht werden!
Nachdem die Wundschmerzen mit kühlem Wasser gelindert sind, geht es mit verhaltenem Dampf hinab nach Entraunes, wo wir eine Bio-Epicerie finden. Essen, essen, essen. Offengestanden habe ich für heute genug vom Radfahren. Und es liegen nochmal 15km Anstieg zum Col de la Cayolle vor uns. Aber nach etwa 5 beschwerlichen Kilometern spült die Bio-Nahrung neue Energie durch meine Muskeln und ich kann mich wieder am Anstieg und den Bergen ringsum freuen. Unglaublich, vor uns liegt eine fast senkrechte Wand. Die Straße, die sich diese Wand hinauf windet ist kaum zu erahnen. Aber das Vertrauen in die eignen Möglichkeiten und die Leichtigkeit des Rades sind wieder da. Nach einigen Kehren treffen wir auf den Pass mit Schneeresten und einem kleinen See.
Die Abfahrt: Viel zu steil. Alles verkrampft, die Sonne scheint nicht mehr bis ins Tal, so dass auch der verkrampfte Nacken auch noch kalt wird. Als es endlich flacher wird, merke ich, dass Füße, Hände und Arme eingeschlafen sind! Wir müssen auf einem flachen Stück etwas treten und ich lockere mich. Aber nach einem erneuten steilen Stück abwärts merke ich, dass auch der ganze Körper einschlafen kann. Während meiner Dehnungen erklärt mir der stolze Pubertist, dass er solche Probleme nicht habe. Aber die Straße wird endgültig flach und das schnelle Radfahren im Windschatten entschädigt für alle Verkrampfungen.
Abends dann der schwerste Teil des Tages: Beichte der Blessuren per Telefon an die Mutter.... Aber eines steht fest, irgendwann muss ein angepasstes Rennrad her!
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren