Von hagen306 – Eine optimale Tour für die Spätsaison, rund um die Sierra Nevada mit dem Pico del Veleta als Europas höchstem mit dem Rennrad fahrbaren Berg.
Drumherum haben wir eine schöne Perlenschnur bekannter und unbekannter Bergstraßen und Pässe mit insgesamt etwa 17.000hm aufgereiht: Von Alcaucín aus und entlang der Sierra Tejeda geht es zunächst hinab ans Meer, bevor wir die legendäre Cabra bezwingen. Nach der dünnen Höhenluft am Veleta und Stopover in Granada folgen Puerto Lobo und Puerto de los Blancares nach Guadix. Nach dem Sierra-Seitenwechsel über den Ragua nach Süden fahren wir in die lieblichen Alpujarras. Dort warten noch ein paar Bergüberraschungen, bevor es über das Valle de Lecrín und den Bermejales-Stausee in Schussfahrt zum Ziel nach Viñuela geht.
quäldich-Reise Sierra Nevada-Umrundung
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Sierra Nevada-Umrundung vom 28. September bis 8. Oktober 2019.
Von hagen306 – Man sagt, in Spanien gäbe es nur zwei große Schilder an der Straßen: Den Osborne-Stier. Kennt ziemlich jeder. Und das übergalaktisch große Hinweisschild, auf dem "Puerto del Sol" angeschlagen ward, damit wir heute zum Auftakt unserer Sierra-Nevada-Umrundung auch wirklich den richtigen Abzweig zu diesem feinen Pass nehmen. Dieses Schild kennen nicht alle. Deshalb entschließen sich einige von uns spontan und unbewusst, NICHT zum Pass zu fahren, sondern erst einmal noch hinab.Und danach den Pass wirklich von ganz unten, also gemäß der reinen Lehre, hinaufzufahren. So werden es dann auch schon zum Auftakt für einige von uns 2000 Höhenmeter werden.
Für andere sind es heute 0 Höhenmeter: Die südlichen Ausläufer der ersten mitteleuropäischen Erkältungswelle haben leider nicht vor unsem Trupp haltgemacht und unter anderem mich als Schreiberling heute mattgesetzt. Aber für morgen scharre ich schon mit den Hufen. Andererseits konnte ich die Zwangspause nutzen, um genüsslich Fotos zu schießen von der wackeren Schar. Und dabei habe ich auch höchstpersönlich dafür gesorgt, dass das dritte, noch nicht erwähnte Schild, wirklich von jedem wahrgenommen wird: Kurz vor dem Gipfel des Puerto del Sol steht der wirklich wahre Satz: "No hay dolor" in dicken weißen Lettern auf dem Asphalt: Es gibt keinen Schmerz.
Richtig: denn dieser Pass hat nur Sonne im Herzen. Keine Wolke am Himmel. Stahlblaue 28 Grad. (und damit wollen wir das "ätsch" für die Daheim in Sturm und Regen Gebliebenen auch belassen.)
Der Rest ist schnell erzählt: Abfahrt, Kaffe, Abfahrt, Schlussanstieg und wohl auch das eine oder andere Schmutzbier. SO soll es sein. Bienvenidos a Andalucía!
Originaltext:
Warm up: Von Alcaucín aus stürzen wir uns zunächst hinunter in Richtung Viñuela, um dann entlang des Südwestufers des Stausees allmählich an Höhe zu gewinnen. Kurz vor Mondrón haben wir dann einen kleinen namenlosen Hügel hinauf nach Alfarnate auf dem Zettel - ebenso dort eine Pause. Weiter geht es durch die karstige Landschaft bis zum Puerto del Sol. Ab hier startet die Kurvenorgie bis hinunter zum Stausee. Den Abschluss bildet der moderate 5km-Stieg hinauf nach Alcaucín.
Von hagen306 – Soooo, die eigentliche Rundfahrt ist gestartet: Good News: Keinerlei Schrankkoffer, Hanteln oder Hutschachteln müssen heute morgen im Transporter verstaut werden - so macht Packen Spaß! Und es geht erstaunlich fix - wir müssen kurz vor 10 auch sehen, dass wir loskommen, da die scharrenden Hufe in Form der Pedalplatten das Pflaster des Hotevorplatzes in Alcaucín fast schon durchgescheuert haben - so heiß ist die Bande auf den Tag. Zu Recht, denn heute steht zu großen Teilen Urlaub auf Balkonien an. Nur das unser Balkon entlang der Sierra Tejeda verläuft, gespickt ist mit Höhenmetern und wir nicht auf dem Sofa lümmeln, sondern im Radsattel Platz nehmen.
Hin und wieder werden wir auch aufstehen, wenn sich die Prozentwerte leicht entsaftenden 17 nähern. - Natürlich sind wir uns danach einig, dass die Normalstraße viiiel zu langweilig gewesen wäre mit ihren 6 Prozent ;-).
Das stete Auf und Ab begleitet uns bis bis Cómpeta, einem der größeren weißen Dörfer. Erst jetzt bekommen die Beine bergfrei - Schussfahrt bis zum Kreisel von Torox, dessen Dramaturgie aus Guidesicht schlicht perfekt ist: 3 Ausfahrten und wir nehmen natürlich die steilste - bergauf. Aber keiner murrt - schließlich haben wir ja noch einen kleinen Buckel auf schlechter Straße versprochen. Doch halt, was ist das? Endlich, endlich ist die Nebenstraße nach Frigiliana frisch asphatiert. Die 15% auf diesem schwarzen Gold sind fast schon ein Genuss (mit Ausnahme der erst langsam wieder Fahrt aufnehmenden Guidebeine - 30 Grad und Erkältung - ich glaub es ja immer noch nicht...).
Auf dieser Strecke erwarte ich ob ihrer Gemeinheit ja immer Prügel, aber nix da - einige Baskenland-Veteranen unter uns meinen sogar, dass die Strecke viel besser sei als so manche dort oben. Ich für mich negiere das natürlich und meine eher, dass die Straßen im Norden "anders" sind, aber egal - die Züge laufen. Meiner Gruppe muss ich im Nachgang noch ein Extralob ausstellen für den gekonnten situativen Wechsel zwischen 1er- und 2er-Reihe -Nur das Führungswechselthema heben wir uns noch auf ;-)
Schwupps sind wir in La Herradura, Strandbar, Salmorejo - zumindest einige kosten die leckere kalte Suppe. In den kommenden Tagen werden wir dann der Blutwurst fröhnen. Man kann nicht nur Radfahren. Und Essen hilft gegen blaue Beine.
Gegen Durst hilft dagegen der Blaue Hecht: Meine oberschrullige Lieblingsbar in Motril, die von der Meute gut frequentiert wird. Recht so! Und damit Schluss für heute - morgen ruft Granada!
Originaltext:
Da wir oeb in Alcaucín genächtigt haben, geht es die ersten 10km erst einmal sanft hinunter.Ab Portugalejo gewinnen wir an der moderaten Steigung zügig an Höhe, bis wir in Canillas die "Balkonstraße" entlang der Sierra Tejeda erreichen - und dieser folgen wir für 20km bis Competa. Herrliche Panoramen zum Meer, wenn nur die kleinen Wellen zwischendrin nicht wären. Kurze Pause, bevor es in Schussfahrt fast bis ans Meer in Torox geht. Gemeinerweise biegen wir wieder landeinwärts - die kleine Nebenstraße ist teils recht rauh und durchaus auch mal steiler, aber dafür eben auch verkehrsfrei. Mal sehen, ob sich das ändert, wenn denn die lange angekündigte Sanierung tatsächlich mal kommt. Diverse Fotostops später erreichen wir das belebte Frigiliana - Pause!
Im letzten Teil cruisen wir wieder hinunter ans Meer und folgen der Küstenstraße mit ein paar Wellen bis ins Hafenstädtchen Motril.
Von hagen306 – Unser bis zum Bersten gefüllter Legendentag wird seinem Namen mal wieder gerecht. Zwar erfordert er eine undemokratische Festlegung sehr früher Abfahrtszeiten - aber einige starten sogar noch früher auf die Carretera de la Cabra - denn der Fixpunkt lautet: 18:30 Besuch der Nasridenpaläste der Alhambra in Granada. Das will sich selbst unter der Rennradmeute keiner entgehen lassen.Und vorher soll es natürlich schon 1 oder 2 Schmutzclara geben...
Die Cabra ist mal wieder einzigartig. Punkt. Zwar schwinden hier und da ein wenig die Kräfte, doch das gehört nunmal dazu. Unser Schalke-Orts-Fangruppen-Vizechef mutmaßt, dass der Kraftverlust am getragenen schwarz-gelben Radoutfit läge. Doch das kann eigentlich nicht sein, da es die Original-Quaeldich-Kollektion ist. Für seine verbale Frechheit kassiert er dann beim Aufsitzen nach der Gipfelpause auch gleich den Konter: Plattfuß.
Genüsslich schaut sich derweil unser Quoten-Bayer die Scharmützel auf den Europa-League-Plätzen an und ist sich sicher: Am finalen Hochpunkt des heutigen Tages wird er die Guide-Attacke parieren und noch einen besser geben. (Wundert den Guide aber auch nicht, denn er hat Papierkarten und Chipstüten in der Trikottasche. Was ersterer wiederum sehr sympathisch findet!)
Noch viel schöner findet der Guide aber die folgende Bergabpassage, in der sich so herrlich Radsport spielen lässt: Windschattenformation statt Einzelkämpfertum - und schon ist die halbe Gruppe aufgefahren und alsbald reiten wir im geliebten Granada ein. Hotelbar offen, Hoch die Amphoren - perfekt!
Nun folgt die Härteprüfung: Bergauflaufen zur Alhambra, inklusive angeblicher Führungs- und Erklärpausen zur Verhinderung des Geh-Kollapses. Oben ist es zum Glück fast flach und wir geben uns der Weltgeschichte hin. Ja, es wäre Frevel, nicht vorbeizuschauen auf dieser Sierra-Nevada-Rundfahrt! Done!
Und mit wohl gefülltem Paella-Kessel kann es dann morgen auf das Rennraddach Europas gehen: der Veleta wartet..
Original-Loblied
Über diese Etappe müssen wir eigentlich keine Worte oder Lobeselogien mehr verlieren: "La Cabra" ist schlichtweg einzigartig. Unglaublich schön, abwechslungsreich und flüssig zu fahren ist dieser unser Hauptanstieg des Tages. Wir hoffen wiedefrum auf perfektes Wetter, damit wir denn auch die gigantischen Felsformationen im oberen Teil so richtig genießen können.
Einmal oben, sehen wir dann auch das erste Mal unseren morgigen Gegner: Die Haifischflosse des Pico del Veleta thront im Osten weit über uns.
Zunächst geht es aber bergab in die Vega von Granada, wo wir direkt im Stadtzentrum unser Quartier für die kommenden beiden Nächte beziehen.
Fragt den Pintxo- und Tapas-König nach den coolen Bars - man munkelt, er hätte bei einer Stippvisite in seiner alten Heimat im Frühjahr wieder ein paar neue entdeckt und für gut befunden...
Von hagen306 – Die Ungeduld - und vielleicht auch der Respekt - waren mal wieder riesengroß: Europas höchster mit Rennrad ancrossbarer Punkt auf 3396m soll ja schließlich ins Palmarès eingetragen werden. Einige stürmen schon los, während andere gerade erst aus den Federn kriechen. Und einige mussten über Nacht sogar weggeschlossen werden (siehe Bilder), so heiß sind sie auf den heutigen Bergaufritt.
Noch wissen - oder glauben - die meisten nicht, dass sie am Gipfel genau diese Szenerie wie auf dem Titelbild erwartet. (Wo ist die Straße?? ääähm, in der Nähe irgendwo.)
Der Tag anhand der Höhe:
700m Es wird wohlgemuth losgestürmt. Entweder über das feine Genil-Tal mit Abstecher nach Güéjar oder die "moderate" Variante über Monachil.
Alsbald sind die ersten Steilkilometer erklommen und wir erreichen die duftende und noch immer schattige Pinienzone. Aber deswegen sind wir ja nicht hier, wir wollen HÖHER!
2000m - die Landschaft liegt uns zu Füßen, würden wir nicht treten müssen, könnten wir ob der Ausblicke niederknien. Aber wo ist der Veleta??
2200m - aaaah - die Haifischflosse baut sich vor uns auf, grau und etwas böse wirkt der Koloss.
2500m: Jetzt liegen wir mal wieder Ricardo zu Füßen, der hier oben sein Buffet kredenzt und auch noch seinen Restkaffee für die Erkältungsopfer .
2700m - Abstecher zu meinem "Privatheiligtum" der Schneejungfrau. Diese Ruhe, zauberhaft!
3000m - Sonnenschein ist das eine - der Wind das andere. Er frischt jetzt ganz ordentlich auf - die Räder wollen gekonnt gehalten werden
3100m - Der Asphalt löst sich auf, bienvenidos al Veleta!
3300m - jetzt sind Crosserqualitäten gefragt - der Asphalt ist ganz verschwunden
3396m - OBEN auf dem VELETA! Ballett in Radschuhen auf den Schiefersteinen des Gipfelplateaus. Willkommen noch einmal - im Club der Bekloppten ;-)
680m - fooaah - die Höhenmeter sind mehr als rasant vernichtet worden. Breites Grinsen in den Gesichtern der Abfahrtskönige!
Y ya está! Fazit: Muss man gemacht haben - egal wie beklo...
Original-Sprüchlein:
Das Rennraddach Europas wartet! 50km, die nur ein Attribut kennen: BERGAUF! Wir schlängeln uns über Monachil aus Granada hinaus. Nun heißt es: Klettermodus einlegen für die ersten 9km hinauf zum Purche. Mit kurzer Gegenwelle geht es weiter zur Hauptstraße hinauf in die Sierra. Der sanftere Anstieg bis zum Naturparkzentrum auf 1650m sorgt für den berüchtigten Bergauf-Flow. Weiter geht es auf der alten Passtraße durch den Pinienkranz bis auf 2200m und über dem Skidorf zur Schranke. Ab hier gilt: Keine Autos!. Die Straße durch das Skigebiet ist teils sehr schlecht. Ganz oben noch einige Meter Schotterpiste und dann ist es geschafft: 3396m ü. NN.
Abwärts bis zum NPzentrum den selben Weg, dann warten ein paar Varianten auf Nebenstraßen hinunter nach Granada: Vamos de fiesta!
Von hagen306 – Gegenüber der "Normalvariante" geht es hier noch etwas kerniger zur Sache. Wir folgen dem Genil bis Pinos del Valle, zweigen links hinauf nach Güéjar-Sierra, kreuzen im Anschluss den Genil, um auf einem einsamen und teils böse steilen Sträßchen bis zum Naturparkzentrum zu klettern. Hier treffen wir auf die Normalvariante bis zum Gipfel und wieder hinunter.
In der Abfahrt nehmen wir ab dem NP-Zentrum für besonderen Flow die Hauptstraße, genießen die gigantischen Tiefblicke und das Panorama der Sierra de Huetor im Norden, bevor wir auf etwa 1000hm nach Pinos Genil abzweigen. Spätestens ab jetzt sollte es wieder kuschelig warm werden :-). Entspanntes Ausrollen über Cenes hinab nach Granada. Der Veleta steht im Palmarés!
Von hagen306 – Ein sanfter Tag: Nur der "smoothe" Puerto de los Blancares stellt sich uns in den Weg. Leicht wellige 86km sozusagen, zunächst durch bunten Mischwald, nach der Passabfahrt und dem Talkessel von La Peza queren wir die Canyonlands: es wird trocken und löchrig im Gestein um uns herum - die Höhlenwohnungen von Guadix sind nicht mehr weit. Schauen wir uns natürlich an! Auf kleinen Wirtschaftswegen fahren wir dann leicht bergan weiter auf die Sierra zu, nach scharfem Ostknick in Jeres del Marquesado geht es dann schnurstracks auf unser Tagesziel zu: Calahorra mit seiner mythischen Burg, der wir auch gern einen Besuch abstatten - wenn der Hausmeister da ist. Ansonsten heißt es heute aber: Beine hoch!
Von hagen306 – Heute ist der "Sandwichtag" dieser Tour: Gestern eine Königsetappe, morgen gleich die nächste. Und dazwischen eingeklemmt die fast entspannte Tour von Granada nach Calahorra.
Ein letzter Blick auf Alhambra und Veleta, dann ruft auch schon unseres Lupos eigener Pass: der Puerto Lobo. Kriegt er oben natürlich auch sein eigenes Gipfefoto! Keiner drängelt, alles kurbelt. Außer Marco, denn heute hat unser schneller Guide Massagetermin mit Eule - und da darf nichts dazwischenkommen. Außer Eule selbst, der am Verpflegungspunkt diesmal meinen Part übernimmt und aus dem Quatschen nicht herauskommt - bis ich dann doch zum Aufbruch drängele (Weltpremiere!). Mangels Stimme wird die Geschichte von Esmeraldas Tränen heute meine einzige bleiben. Macht aber nichts, denn die Gruppe ist heute in Plauderlaune und trägt ihren Teil an Storys bei.
In Guadix nehhmen wir uns endlich mal schön Zeit für Kaffee und Eis (Endlich, endlich!!), schauen in die Höhlenwohnung mit dem Michael Jackson-Flamenco-Porträt und rollen weiter.
Gruppe 3 scheint noch völlig endorphinisiert von der 3G-Sause (Gipfel-Gravel-Gelage) gestern noch mehr Schotter zu wollen und biegt mal eben komplett vom Weg in die Schotterwüste ab. Die an dieser Stelle 20 unvermeidlichen Meter auf Gravel waren wohl doch zu wenig.
Derweil liegt Marco schon unter den Händen Gottes (denen von Eule) - vermutlich hat der ihm einen seiner liebsten Sprüche einmassiert: "Morgen hauste einen raus!" - Lieber nicht :-)!
Beim Abend hauen wir dann erst einmal rein - eine erkleckliche Anzahl unserer Recken entscheidet sich für Eisbein. - Auch sie müssen morgen also liefern (und können die erste Verpflegung wohl auslassen ;-)
Und sonst so? Ja, das Castillo thront wie eh und je über Calahorra und es ist himmlische Ruhe vor dem morgigen Gipfelsturm über Ragua und Chaleco nach Trevélez eingekehrt...
P.S.: Heute mal langsames Hotel-WLAN, daher weitere Bilder in Kürze!
Originaltext:
Den eigentlich sanften Tag nach Calahorra haben wir für die Nimmermüden ein wenig angefettet: Natürlich nur des Panoramas auf Alhambra und Sierra wegen fahren wir nördllich und gleich bergauf am Albayzín vorbei zum Puerto Lobo auf etwa 1100m. Kurz darauf zweigen wir von der A403 auf ein kleines Giftstück ab: Nach Beas de Granada folgt ein kleiner Stich - oben natürlich wieder Panorama - diesmal nur auf die Sierra. Nach kurzer Abfahrt kommen wir wieder auf die Normalvariante und folgen dieser bis Calahorra.
Von hagen306 – Die Kurzvariante ist heute ausnahmsweise nicht die Normalvariante... oder doch? denn es ist eine traumhafte Tour!
Dennoch stellt sich uns nicht nur der Ragua in den Weg nach Trevélez, sondern auch das stete Auf und Ab nach dem Einbiegen in die Alpujarras-Flanke ab Laroles fordert ordentlich. Ein weißes Dorf folgt auf das nächste. Angenehme Temperaturen im klimatisch begünstigten Quertal machen das Fahren zu einer wahren Wonne.
Empfohlener Café-Stopp: Válor. Aber eigentlich gibt es hier überall Top-Lokalitäten. Gut gestärkt biegen wir ins Trevélez-Tal ein und spüren die schiere Größe der Landschaft. Auch für uns heißt es nun: Bergankunft im Schinken-Oberdorf!
Von hagen306 – Das auf dem Bild ist also Mutti - ohne sie wären wir nur arme Wichte...und sonst...? Die zweite Königsetappe über Ragua und Chaleco ist Geschichte. So zackig das Profil heute, so platt wie geschnitten Serrano-Schinken sind die Beine jetzt. Das war ja auch das Ziel der heutigen Übung.
Wie üblich läuft nicht alles nach Plan: Gleich nach dem Start erfolgt lustiges Versteckspielen, so dass der Guide erstmal wieder zurück und noch mal hinauf zum Ragua fährt. Gut, dass Mutti (Ricardo) oben schon mit der Wasserkaraffe wartet! Taktisch geschickt schicke ich die Gruppe im Anschluss erstmal in die Abfahrt - und fröhne der Höchstgeschwindigkeit bei der Verfolgung. Am Straßenrand friemeln die Einser an einem Plattfuss. Auch später, an dieser kleinen Bar in Cherín, wollen sie noch einmal ran an die Gummis.
Weiter geht´s bis zum Benínar-Stausee: Ausgangspunkt des 23km-Stiegs zum Chaleco. - Und er fordert leider seine Opfer in Gruppe 1. Wieder einer mehr in der 2. (die 3 hat übrigens mehrheitlich die Kurzvariante genommen, fröhnt dem süßen Rennradurlaub und tapasiert sich von Dorf zu Dorf.). In Gruppe 1 bricht derweil bei den verbliebenen zwei Kraftpaketen die Romantik aus (echte Sportsfreundschaften werden geknüpft!). Guide Marco fährt mit hochrotem Kopf hinterdrein (war aber auch warm heute, wolll?)
Und nun sind wir in Trevélez, - Mutti Ricardo hat im Guideschuppen die Resterampe aufgebaut und freut sich über unseren zügellosen Hunger. aber offiziell gibt es gleich Schinkenalarm und dann irgendwas gegen den Kreuzblick!. Salud!
P.S:: schon wieder packt das WLAN nicht unseren Fotoflow - daher nur Mutti auf dem Bild...
Verharmlosende Originalbeschreibung:
Diese Etappe ist EPISCH! In der Morgenkühle stellt sich uns sofort der Puerto de Ragua auf 2043m in den Weg. Nach schneller Abfahrt von der zugigen Passhöhe ist der "point of no return" heute Laroles: Wer schwere Beine hat, fährt ab hier direkt nach Trevélez, Spaniens Schinkendorf Nr. 1 (siehe E6). Für alle anderen gilt: hinunter ins staubtrockene Niemandsland, ab dem Benínar-Stausee die Berggänge auflegen und sich dem Venta del Chaleco hingeben! Außer ein paar Oliven und Weinstöcken gibt es hier nur diese herrlich unrhythmische Passtraße mit mehr als 23km Länge. Oben dann Wellen, bevor wir die Senke von Cadiar passieren, den Alpujarra-Hang erklimmen und durch weiße Dörfer nach Trevélez fahren. Das Ziel: der Barrio Alto über dem Dorf. Darauf eine Clara!
Von hagen306 – "Geben Sie sich dem Programm hin", so hießen die dunklen Mächte einem gewissen Jason Bourne. Doch dieser Leitspruch könnte für uns nicht treffender sein: Heute schöpfen wir wiederum streckenmäßig aus dem Vollen - und endlich wollen wir der Blutwurst verfallen.
Zunächst wieseln wir flink von Trevélez nach Lanjarón - es geht fast nur bergab, jau! Panorama satt, zum Glück sind die Tagestouristen in den Mietkisten noch nicht aus den Federn gekrochen. In Lanjarón erfolgt kollektives Flaschenleeren - das doch etwas nach Schinken schmeckende aus Trevélez wird nun etikette-gemäß ersetzt durch das echte, wahre Wasser aus Lanjaron. Dann Café, Hinterhöfe "stalken" und weiter. Meine Bemerkung, dass Pinos del Valle gegenüber am Talhng nachher unser Ziel ist, wir aber statt 7km den Anfahrtsweg auf 40km inkl. Passüberquerung strecken, verpufft scheinbar ungehört. Erstmal weiter, egal wohin ;-) - diesem Ansatz stimme ich zu und halte kurz darauf an einer 2m hohen Mauer an: Spontanitätstest: Entweder hier draufklettern und dann der sich anschließenden Staumauer zur Verpflegung folgen, oder noch einmal 1,5km runter und wieder rauf zum anderen Ufer, wo Ricardo und Eule warten. Gefühlt 80% des Trupps klettern :-)
Da es bei der Pause aber keine Albóndigas gab (kann Ricardo da tatsächlich noch etwas verbessern?), geht es nun mit den letzten verbleibenden Watt Richtung Bar Venecia. Und: Volltreffer! Ich bin immer wieder begeistert ob der Gesichter beim Erstkontakt mit den lokalen Lukullitäten. Erst zögernd, langen die meisten dann ordentlich zu.
Einziger Nachteil: Im anschließenden Steilstück melden sich Blutwurst und Co dann doch gelegentlich. Spontan wird die Mauer von Albunuelas in "Blutwurstrampe" umbenannt. Und natürlich kollektiv bezwungen. - Letztes Ausrollen über den letzten Hügel, Taktikfuchs Jörg gelingt es nur unter Anwendung wirklich aller miesen Tricks, unseren jugendlichen Rohdiamanten Christoph doch noch kurz vor Vergabe der letzten Sprintpunkte in Schach zu halten. Genau so soll es sein an Tagen wie diesen.
Nachklapp: Gerade haben wir uns dem exquisiten Abendessen in unserer Bodega hingegeben, nun folgt wohl noch der Vino des Hauses. Lasset ihn strömen!
Werbetextchen:
Ein zauberhafter Tag: Von Trevélez rollen wir immer schön durch die Alpujarras über Pitres, Pampaneira und weitere der kleinen pueblos blancos und dann runter nach Órgiva. Moderat geht es nach Lanjarón hinauf, dem Ort des magischen Wassers.
Es folgt das Valle de Lecrín, der Granadiner Obstgarten. Herrlich stramme Abfahrten und Pause auf der Staumauer. Weiter geht es über Los Guájares: 14km Kletterei auf schwarzem Gold (Top-Asphalt) mit atemberaubenden Blicken hinunter zum Meer und hinüber zur Sierra.
Nun wartet schon die Bar "Venecia" in Pinos del Valle - Kraft tanken für die Muro de Albuñuelas: 3 oder 4 - je nach Schwere der Beine - kurze steile Stiche, dann geht es "zum Ausrollen" (Zitat Hagen) weitere 5 km hinauf. Nur ein kleiner Strich auf der Straße mit dem Wörtchen "cima" sagt uns, dass hier auch Radrennen stattfinden. Die Ersten hier oben müssen heute abend in der Bodega im Hotel den Wein bezahlen - salud!
Von hagen306 – Die lange Variante macht noch einen Ausflug hinauf nach Bubión, einem weiteren weißen Dorf. Hier können wir uns auch trefflich mit den Kopfsteinpflastergassen messen. Anschließend folgt die Strecke der Normalvariante.
Von hagen306 – Wie ich heute morgen hörte, tanzten einige wenig ausgelastete Gesellen gestern Abend noch mit der Braut der ebenfalls im Hotel anwesenden Hochzeitsgesellschaft. Seltsam, dass ich dann heute morgen ebenfalls hörte, wie sich Braut und Bräutigam gar fürchterlich stritten. Also von uns war keiner schuld - das müssen sie nun für den Rest des Lebens unter sich ausmachen...
Für irgendwelche Szenen haben wir eh keine Zeit, denn die letzte Etappe ruft. Zu Genesungszwecken werde ich den Tag heute mit Gruppe 3 verbringen und derweil viel erfahren von Uni-Aufnahmeprüfungen und von Köchen, die doch eigentlich TV-Mechaniker werden wollten. Es ist jedenfalls sehr unterhaltsam im Trupp. Auch die Einser, die sich mühevoll vorbeiquetschen im ersten Stieg, halten unseren Redeflow kaum auf.
Doch irgendwann wird es ernst: Wir legen Reinhard in den Mund, dass es nun so langsam Zeit wäre für die tägliche 11-Uhr-Attacke. Und siehe da: Zwar stapelt er tief ("oooch heut nicht"), doch bemerke ich, wie er sich die Schuhe noch mal fester zieht und um 10:58 schon mal den richtigen Gang eingelegt. Wir haben ihn jedenfalls optimal bis an den Fuss des Bergsprints gefahren; sicher wie in Muttis Schoß haben wir 6 Domestiken ihn hierher eskortiert. Gerade will ich ihn endgültig herausfordern - es ist mittlerweile 10:59 - , da steht am Wegesrand ein verirrter Spanier, der zur Venta del Fraile will. Tja, zu weit den Berg hinauf gefahren, mein Lieber. - Meine Hilfestellung am Wegesrand lässt mich dann leider auch Reinhards finalen Bergsprint verpassen. Gerüchten zufolge drehte sogar das Hinterrad, es ward Gummi auf dem Asphalt gesehenund es roch verbrannt.
Da Reinhard aber so wie ich Strava ignoriert, geht die 11-Uhr-Attacke nicht in die dortigen Annalen ein. Wohl aber geht in die unseren ein, dass Gruppe 2 erst nach uns den ersten Gipfel des Tages erreicht.
Und dieses Katz- und Maus-Spielchen treiben wir hübsch weiter bis zum Pausenpunkt bei Ricardo. Auch danach lassen wir uns nicht lumpen und überrumpeln in der Anfahrt zur Hühnerbar (auf Huhn verzichten wir aber heute) in Zafarraya unsere Schwestergruppe erneut - erster am Tisch. Königlich!
Majestätisch geht es nun hinab auf die 12km Zielabfahrt. Ich nehme mir noch ein paar Fotominuten und donnere dann dem Trupp hinterher. Just 300m vor dem Sammelpunkt bin ich wieder hintendran. Ein toller 12minütiger Moment! - Jetzt noch schnell zum Hotel am Stausee, Schmutzbier auf der Terrasse und ...BEINE HOCH! - denn das haben wir uns verdient - die Sierra-Nevada-Umrundung ist (fast) Geschichte.
Morgen ist zwar noch böses Ausrollen angepinnt, aber schauen wir mal, wessen Beine dazu noch sagen "Ja, ich will". Ich will jedenfalls gerade nur liegen und tue das auch in diesem Moment. Lediglich das Bett werde ich gleich noch wechseln: Heute warten noch die "Hände Gottes" in Gestalt von Eules Masseurswerkzeugen auf mich. Ob ich es danach noch zum Abendessen schaffe??
Originaltext:
Heute endet die eigentliche Rundfahrt. Den Stieg bis Pádul merken wir kaum. Gemeinerweise geht es weiter durch Oliven, Mandeln, Wald und Weideland hinauf bis zum "Doppelpass" am Cruze de Jayena.
Oben zweigen wir nach Westen ab. Es wartet eine noch einmal völlig andere Landschaft, geprägt von Oliven und den Blicken auf die kahlen Gipfel der Sierra Tejeda und ihrer Schwestern am Horizont.
Vorbei am türkis lockenden Bermejales-Stausee steuern wir Alhama de Granada an, einen jener Orte, die in der Reconquista arg umkämpft waren. Durch moderates Terrain geht es bis Ventas de Zafarraya - bald darauf startet die Schussfahrt ins Ziel in Viñuela direkt am gleichnamigen Stausee.
Geschafft, Beine hoch oder ins Wasser, Chillomat an der Hotelbar, Wohlsein beim Betrachten des Sonnenuntergangs hinter den umgebenden Bergen sind angesagt!
Von hagen306 – Wer nicht genug hat, den nehmen wir noch mit auf einen extra Schlenker ab Zafarraya. Herrlich karstiges Gelände wartet auf uns - und zum Abschluss gibt es natürlich auch hier die Schussfahrt - nur eben vom Puerto del Sol hinunter zum Stausee.
Beine hoch!
Von hagen306 – In 2017 das erste Mal gefahren und für würdig befunden. Wer sich heute vom Pool im Hotel aufrafft, für den haben wir noch einmal ein feines Bergmenü angerichtet!
Das Einrollen heute geht konsequent bergab, bis wir schon fast in Véle Málaga sind. Aber dann... biegen wir einmal ab - puh - noch geht es moderat hinauf...und biegen noch einmal ab - der Stieg hinauf nach Comares hält die Prozente gleich zu Beginn bereit. Aber nur so kommen wir in den Genuss dieses kleinen Panorama-Dörfchens oben auf dem Berg.
Weiter geht es bergauf, die Beine kreiseln auf feinstem Asphalt hinauf in Richtung Puerto del León in den Montes de Málaga. Erst jetzt neigt sich die Straße wieder bergab - und in Colménar warten schon die Lokale. Gut gestärkt gehen wir auf die letzten Kilometer entlang des Stausees, die sich übrigens hervorragend für den Belgischen Kreisel in Höchstgeschwindigkeit eignen und fallen wieder in La Viñuela ein.
Y ya está! Hast la próxima!