Von TicinoBergler46 –
Wieder soll es schön sein nach schwerem Regen. Einsame Stichstraßen sind möglicherweise nicht passierbar. Dann eben ein Revanche Versuch über die Pässe, nur in umgekehrter Richtung.
D.h. bei schwachem Morgenlicht Kampf gegen den Nordwind auf der 23km langen Nufenen-Auffahrt. Die Berggipfel sind in Wolken. Aber da ist ein Stück blauer Himmel, oder? Es dauert lange, bis die richtigen Steigungen beginnen. Der Nordwind wird stärker. Wieso eigentlich Nordwind?? Im Norden soll doch auch schönes Wetter sein!? Richtung Nufenen ein Regenbogen. Sieht schön aus, aber dann kann der Regen nicht weit sein. Aber es ist nur Nieselregen. In weniger als 2h bin ich auf dem Nufenen. Dort im Nebel, bei 3 Grad. Ich freue mich auf einen heißen Kaffe und Butter-Gipfel (=Kipferl) im Gasthaus! Das Schild „geschlossen“ ist ein schwerer Schlag (ich muss zugeben, dass das Gedränge nicht groß war) und lässt mich noch mehr frieren. Schnell hinunter. Der Nebel ist jedoch ganz dicht. Langsam! Erst 800 Hm tiefer wird aus Nebel dichte Bewölkung.
Zähneklappernd falle ich ins erste offene Hotel-Restaurant in Ulrichen ein. Fehler No1: ich hätte mich erst warm fahren müssen bis zum Gasthof „Rhonequelle“. Ich friere meine 20 min. dort voll angezogen mit hörbarem Zähneklappern. Fehler No 2: ich habe die Internationalität der Oberwalliser überschätzt: mein Grüß Gott wird nicht beantwortet, die Bedienung ist aus Ostdeutschland und den hochgejubelten Walliser Aprikosen-Kuchen gibt es in Österreich viel besser.
Mit mehr als 35km/h fahre ich mich auf den nächsten flachen 7km wieder warm. Auf dem Weg zum Furka sehe ich wenigstens ein Stück blauen Himmel über dem Grimsel. Die bekannte Steilrampe zum Belvedere hinauf ist kürzer als in meiner Erinnerung. Auf dem Furka vermisse ich mein prächtiges Finsteraarhorn. Schwätzchen mit 2 Velofahrern, die am Vortag von Vaduz nach Andermatt gefahren waren und über Grimsel und Susten wieder nach Andermatt wollen.
Sie reden vom Nebel. Kann nicht so schlimm wie vom Nufenen sein! Kann doch und ist so. Viele Velofahrer bergauf, die aus dem Nebel auftauchen. Auch hier fahre ich wieder langsam bergab und von Kälte geschüttelt. Die erste Hälfte hinauf zum Gottardo, dann erst wieder ausziehen. Die zweite Hälfte hinauf fahre ich mit einem Velofahrer, der aus dem Aargau kommt und noch nach Tenero will. Hat vor die Tremola bergab zu fahren. Ich rate ihm natürlich ab. Erst unsere Test-Auffahrt auf dem Kopfsteinpflaster-Nordstück der alten Straße überzeugt ihn.
Der Tessiner Himmel ist schön weiß-blau, auf der Abfahrt über die Normalstraße werde ich von drehenden Nordföhn-Böen heftig geschüttelt, manchmal muss ich bergab treten. Gegen ihn jetzt zum Nufenen muss eine Qual sein! So aber bin ich zufrieden.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren