Von majortom – Ausgangspunkt der Touren ist erneut der kleine Ort Wintzfelden, idyllisch gelegen am Ostrand der Vogesen im Elsass. Wir befinden uns hier unweit der bekannten Stadt Colmar und des Munstertals.
Auf unseren vier Touren werden wir hier tagtäglich neue interessante Anstiege erfahren. Grand Ballon und Petit Ballon gehören mittlerweile neben der Route des Crêtes schon zum Stammprogramm. Zusätzlich werden wir uns auch ausführlich westlich des Vogesenhauptkamms austoben. Dabei erobern wir den nur wenig bekannten Grand Ventron, der sich keineswegs hinter den Klassikern der Region verstecken muss!
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Trainingswochenende in den Vogesen (Himmelfahrt)
Von majortom – Der Wettergott meint es nicht so gut mit den Bollerwagen- und Rennradfahrern. Bis gestern früh- bis hochsommerliche Temperaturen in ganz Mitteleuropa, und pünktlich zu heutigen Himmelfahrtstag ziehen morgens die ersten Regenschauer über die Vogesen hinweg. Schon als ich mittags mit dem Auto in Wintzfelden ankomme, hängen die Wolken über dem Vogesenhauptkamm. Etwa 15 Grad in Wintzfelden, demzufolge deutlich einstellige Temperturen auf dem Grand Ballon. Weswegen wir kurzfristig unsere Auftaktrunde noch umplanen, und statt des Ballon über den etwas niedrigeren Markstein hinauf fahren, und über Breitfirst und Platzerwasel wieder hinab ins Munstertal. Man soll uns ja keine mangelnde Flexibilität nachsagen können, und den Ballon heben wir uns lieber für einen der folgenden sonnigen Tage auf.
Der Wettergott meint es allerdings doch nicht so schlecht mit quaeldich.de. Während wir uns am morgen während der Anreise vermutlich alle noch von den Scheibenwischern haben hypnotisieren lassen, hört der Regen pünktlich um 13 Uhr auf. So dass wir nach einer kurzen Begrüßung in den gewohnten drei Gruppen (unter der fachkundigen Leitung von Stefan, Gabiklaus und Tom) pünktlich und guter Dinge aufbrechen und das Tal hinunter rollen. Das erste Hindernis ist der Col du Bannstein, mit etwa 200 Höhenmetern aber nicht viel mehr als die willkommene Gelegenheit, die Beine ein wenig auf Temperatur zu kommen. Kurze Abfahrt nach Lautenbach, und dann sind wir auch schon im Hauptanstieg des Tages hinauf zum Markstein. "Einer- oder Zweierreihe?" werde ich gefragt. "Freigabe", ordne ich an. Wie üblich wird an den Anstiegen der Verband aufgelöst, und jeder kann in seinem eigenen Tempo fahren.
Ein paar Heißsporne preschen sofort im flachen Auftaktteil davon. Und somit zieht sich das Feld auseinander, und ich lasse mich Grüppchen um Grüppchen in Richtung Grupetto zurückfallen. Der Anstieg rollt angenehm, auch im steileren Zwischenteil bis zum Lac de la Lauch lässt sich ein lockeres Tempo finden. Ein Auftakt nach Maß. Die Straßen sind zwar nass, aber von oben bleibt es trocken. Es wird allerdings auch immer kälter und windiger, je näher wir der Route des Cretes kommen, der bekannten Höhenstraße, die vom Grand Ballon bis zum Col de la Schlucht führt. Heute bekommen wir nur einen kurzen Ausschnitt daraus zu sehen, und schon der weiß zu überzeugen, obwohl es doch recht ungemütlich ist.
Wir treffen oben niemanden mehr an, so dass ich davon ausgehe, dass der Rest der Gruppe wie vorgeschlagen schon hinab Richtung Munster gefahren ist, um dort bei ein paar Grad mehr zu warten, bis die Gruppe wieder komplett ist. Was ich inzwischen weiß: tatsächlich war die Gruppe in der dortigen Gastronomie eingekehrt, wo die Temperaturen drinnen wohl auch ein wenig höher sind als draußen. Im Prinzip keine schlechte Idee. Nur heißt es jetzt eben: Guide sucht Gruppe. Das kurze idyllische Stück über die Route des Cretes bis zum Breitfirst nehmen wir also zu zweit in Angriff. Eine irgendwie mystische Stimmung bei vorbeifliegenden Nebelschwaden - und eigentlich sogar ein Glück, dass wir diese schöne Straße aufgrund des miesen Wetters selbst am Feiertag heute fast für uns allein haben.
Als wir auch nach der Abfahrt in Munster keine Gruppe treffen und auch telefonisch deren Verbleib nicht ermitteln können, gehen wir einfach schonmal den Schlussteil über den Col du Firstplan in Angriff. Meine Theorie zu diesem Zeitpunkt: Stefan hat meine Jungs und Mädels eventuell in der sportiven Gruppe Asyl gewährt. Wie sich später herausstellt, war es tatsächlich so. Der Firstplan offenbart trotz idyllischem dichtem Wald und kurzer Begegnung mit den Guides eines geschätzten Mitbewerbers dann, dass am Ende dieser Etappe die Kräfte schon ein wenig nachlassen. Wir lassen jedoch nicht nach, sondern quetschen souverän darüber. Immerhin sieht man den Grand Ballon (jetzt nicht mehr im Nebel) in der Abfahrt.
Am Abend scheint die Sonne, und für morgen und übermorgen ist ein Zwischenhoch angekündigt. Da geht noch was!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Gleich zu Beginn unseres Kurztrips haken wir den wohl prestigeträchtigsten Anstieg der Vogesen, den Grand Ballon, ab. Dazu geht es von unserem Quartier in Wintzfelden zunächst in südlicher Richtung am Rand der Vogesen entlang, bis wir Soultz erreichen. Hier beginnt dann der lange Anstieg auf den Grand Ballon über den Col Amic. Über die bekannte Route des Cretes rollen wir bis zum Markstein, wo wir dann nach Lautenbach abfahren. Der Col du Bannstein stellt dann auf dem Weg nach Wintzfelden kein großes Hindernis mehr dar.
Von majortom – Auf unseren ersten langen Runde geht es Richtung Norden durch das schöne Pays Welche. Nach dem Start über den Col de Hundsplan und einem kurzen Einrollen durch die Rheinebene erklimmen wir aber zuerst die kurvenreiche Strecke nach Trois-Epis. Eine kurze Abfahrt bringt uns nach Orbey, nun sind wir mitten in den einsamen Vogesen angekommen. Die versteckten Pässe Chamont und Bermont erklimmen im Anschluss. Über den bekannten Ort Kaysersberg rollen wir dann zurück in die Rheinebene. Gemütlich lassen wir die Tour so ausklingen, bevor uns der beschauliche Col du Firstplan zum Hotel zurück bringt.
Von majortom – Eine wunderschöne, sensationelle Etappe bei strahlendem Sonnenschein liegt hinter uns. Für den Sonnenschein müssen wir uns beim Wettergott bedanken, der uns gestern ja nur semi-zufrieden zurückgelassen hat, also konzentrieren wir und bei der Danksagung heute auf den paelzman, der übrigens nicht nur für die Streckenplanung verantwortlich war, sondern unsere Vogesen-Wochenenden auch von Beginn weg aufgebaut hat, so dass ich mich dieses Jahr nur noch ins gemachte Nest setzen musste (ersetzen kann ich Michael natürlich sowieso nicht). Ferner gehen noch Grüße an quäldich-Chef Jan und seine Crew in die Toskana, die heute vermutlich keinen Bericht mehr online stellen werden, da sie an ihrem letzten Abend Geheimdienstinformationen zufolge bereits sturzbetrunken unter toskanischen Tischen liegen. Aber wer will den schon Chianti, wenn er auch Gewurztraminer bekommen kann? (Eigentlich hätte Jan sowieso eine Rüge verdient, weil der vor drei oder vier Jahren in seinem grenzenlosen Banausentum choucroute vom Speisezettel des Hotels hat streichen lassen. Dennoch erinnert sich die Hotelchefin eigener Auskunft zufolge noch gerne an le monsieur avec les cheveux longues zurück.)
Pünktlich zum Start um 9 Uhr 15 empfängt uns strahlender Sonnenschein über Wintzfelden. Sollte es mir zu denken geben, dass heute scharenweise Teilnehmer meine ausdauernde Gruppe verlassen und bei Stefan oder Klaus einchecken? Sollte es etwa sogar an der gestrigen Guide-sucht-Gruppe-Episode liegen? Wie dem auch sei, fünf sympathische Rennradfahrer halten mir die Treue, und die Gruppe läuft so homogen, dass wir im Verband die erste Hürde auf den Col du Hundsplan nehmen. Die Auffahrt im Wald ist noch relativ unspektakulär, dafür führt uns die Abfahrt hinab an die Elsässer Route du vin, und wir haben tolle Ausblicke über den Oberrheingraben und zum Kaiserstuhl – der Schwarzwald versteckt sich leider noch im Dunst. Wir sind begeistert.
Die Route du Vin führt uns nach Turckheim, und wir starten in den ersten langen Anstieg hinauf nach Trois-Epis. Insbesonder die Auftaktkilometer durch die Weinberge sind wieder wunderschön. Und von Trois-Epis geht es gleich noch weiter bergauf zum Memorial du Linge (Schauplatz einer extrem blutigen und verlustreichen Schlacht im Ersten Weltkrieg). Die idyllische Passage durch den Wald hinauf zum Lingekopf ist für mich der vielleicht schönste Abschnitt dieser Etappe, wobei es wirklich sehr schwierig ist, einen solchen zu küren. Aber vielleicht sehe ich das auch durch die Organisator-Brille, denn diesen Abstecher habe ich glaube ich selbst zur Planung hinzu gefügt.
Wir stürzen uns dann gleich in die Abfahrt über den Col du Wettstein nach Orbey, wo wir die Mittagsrast geplant haben. Die sportiven sitzen schon auf der Terrasse einer Orbeyer Lokalität, doch als ich nachfrage, ob noch Platz für six personnes sei, ernte ich nur ein sehr vehementes "Non" als Antwort. Nun gut, wenn man uns nicht will, gehen wir eben wieder ins Hotel des Bruyères, anno 2016 beim Saisonstart fand hier ja schon die Krönung der Croucroute-Twins statt. Für Sauerkraut entscheidet sich heute zwar keiner, aber wiederum ist das Essen wirklich sehr gut. Chapeau!
Dann folgen die weiteren Pässe Schlag auf Schlag. Col de Bermont und Col de Chamont sind nicht nur aufgrund der einsamen Nebenstrecken (erneut ein Hoch auf Paelzman) echte Highlights, denn das Etappenmotto "Liebliches Pays Welche" ist hier sehr gut umgesetzt. Der Col de Fréland ist dann wieder eine spur weniger spektakulär, macht aber nicht zuletzt wegen Mirkos hervorragendem Tempomanagement richtig Spaß. Es rollt heute einfach gut in der ausdauernden Gruppe. Und schon sind wir auch in der Abfahrt zurück an die Weinstraße nach Ribeauvillé, wo es zwar zu einer erneuten Guide-sucht-Gruppe-Einlage kommt, aber wir lösen das Problem natürlich souverän.
Der folgende Abschnitt über die Weinorte (Riquewihr etc.) ist dann leider etwas zäh, da sich kurze steile Rampe an kurze steile Rampe reiht. Das kostet natürlich Körner nach dieser schweren Etappe – schade eigentlich, denn die schönen Weinbergswege können wir vielleicht nicht ganz so würdigen, wie sie es verdient hätten. So kommen wir nach Turckheim, und es fehlt nur noch die Talpassage durchs Val Munster sowie der finale Anstieg zum Firstplan. Nur noch? Nicht nur beim Berichterstatter ist der Akku eigentlich leer, und die 400 Höhenmeter sind nochmal hart erkämpft. Aber aufhalten kann uns das natürlich nicht. Wir genießen die letzte Abfahrt, die uns fast zum Hotel fährt.
Was für ein toller Tag in den Vogesen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die etwas anspruchsvollere Variante lässt uns nach dem Col de Bermont noch drei weitere Pässe in schneller Abfolge auf unser Konto schreiben: Fréland, Aubure und Ribeauvillé. Von letzterem fahren wir in den gleichnamigen Ort ab, der uns zurück zur Elsässer Weinstraße bringt. Dieser folgen wir einige Kilometer am Vogesenrand entlang und durchqueren dabei die vom Weinbau geprägten Orte. Entspannt fahren wir so zurück in Richtung Wintzfelden. Doch falls wir dabei noch Bewegungsdrang verspüren, können wir unterwegs noch zum Chateau du Hohlandsbourg, das uns traumhafte Blicke über die Rheinebene hinweg bis zum Schwarzwald verspricht.
Von majortom – Mist. Gerade auf den falschen Knopf gekriegt, und mein sensationeller Bericht ist im digitalen Nirvana verschwunden. Aber mal ehrlich - die begeisterungsschwangeren Elogen in epischer Breite liest ja sowieso fast niemand. Also jetzt ein Bericht im Stakkato-Stil.
1. Da wir mit dem Grand Ballon noch eine Rechnung offen haben (nachdem wir ihn am Donnerstag wegen Kälte und Nässe aus dem Programm gestrichen haben), bauen wir ihn einfach heute in die Tourenplanung ein. Wodurch sich die nachfolgenden Sendungen um etwa 15 km verzögern, und selbt die A-Variante stattliche 120 km hat. Nichtsdestotrotz schlägt die entspannte Gruppe entrüstet die Abkürzung über die Route des Cretes aus und zieht tapfer durch. Chapeau.
2. Das Wetter ist gut. Sonnig und sommerliche Temperaturen.
3. Der Grand Ballon ist bis zum Col Amic sehr schön zu fahren, danach nerven leider die Motorrad- und Sportwagenfahrer. Aber die fantastische Route des Cretes ist natürlich nicht nur für uns ein Musthave.
4. Als ich mit dem Grupetto am Grand Ballon ankomme, sind bereits die ersten tartes aux myrtilles verspeist. Heute ist auch die ausdauernde Gruppe mal entspannt.
5. Fantastische Abfahrt zum Lac de Wildenstein. Dort Mittagspause in Frittenbude, die leckere Sandwiches und Burger serviert. Wären wir da doch auch vor ein paar Jahren eingekehrt, statt es talaufwärts in der Gänseleberbude zu versuchen, wo man uns Speis und Trank dreisterweise unter vorgeschobenen Gründen verwehrte.
6. Frisch gestärkt geht es in den Col de Bramont. Viele Kehren. Verdauung auf Hochtouren. Nach kurzer Zwischenabfahrt bringt uns die Route des Américans wieder hinauf zur Route des Cretes. Ich postiere mich sicherheitshalber als humanen Wegweiser an der Abzweigung, und es rauscht nicht nur meine ausdauernde, sondern auch die Sportiven mit Stefan an mir vorbei. Sie sind mit der Zusatzschleife über den Grand Ventron bereits fertig. Wunderschön sei es gewesen, wird mir berichtet.
7. Wunderschön ist es auch auf der Route des Cretes, die uns mit herrlichen Ausblicken verwöhnt. An der Abzweigung zum Hohneck kündigt ein Schild panorama unique an – die Erwartungen sind hoch. Und werden erfüllt. Fantastisches 360-Grad-Panorama. Wir verweilen ein wenig und genießen. Ein Traum!
8. Es gibt nochmal tarte aux myrtilles am Col de la Schlucht. Dann die lange Abfahrt ins Munstertal.
9. Und somit fehlt nur noch der Firstplan. Mal wieder. Aber Firstplan geht immer.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der zweiten langen Tour lernen wir heute den wunderbar idyllisch gelegenen Lac du Wildenstein kennen. Doch zuerst müssen wir den langen Anstieg zum Markstein bezwingen; wir sind ihn am Donnerstag schon bergab gefahren, doch es lohnt sich auch in Gegenrichtung. Die fantastische Aussicht dort genießen wir allerdings nur kurz, denn uns lockt die Abfahrt zum Lac du Wildenstein, tief eingebettet zwischen den Rändern des Tals. Die serpentinenreiche Auffahrt zum Col de Bramont führt uns schließlich zurück auf die spektakuläre Route des Crêtes. Ein Abstecher auf das Hohneck, dem höchsten mit dem Rennrad erreichbaren Punkt in den Vogesen, ist hier natürlich Pflicht! Die kurvenreiche Abfahrt vom Col de la Schlucht bringt uns zurück nach Munster, von wo aus uns nur noch der Col de Firstplan vom Kaltgetränk auf der Terrasse des Hotels trennt.
Von majortom – Wir starten ebenso wie die kürzere Variante über den Markstein und hinab zum Lac du Wildenstein. Der nun folgende Col d'Oderen dient uns zum Einrollen, bevor wir schließlich den sagenhaften Grand Ventron bezwingen. Eine wunderbar einsame Straße bringt uns in dichtem Wald zum Gipfel, der fantastische Blicke über das Tal um La Bresse freigibt. Ein sanfter Anstieg führt uns im folgenden zum Col de Bramont, von wo aus wir wieder der Strecke der kürzeren Variante folgen.
Von majortom – Den Abschluss der Reise bildet der Petit Ballon, der immer ein wenig im Schatten seines großen Bruders steht. Wir werden ihn dieses Jahr die Anfahrt aus Eschbach im Munstertal aus erklimmen; auch die Profis der Tour de France lernten diese Auffahrt 2014 bereits zu schätzen.
Nachdem der größte Teil der Auffahrt einsam und ruhig im Wald verläuft, erwartet uns am Ende ein spektakuläres Finale. Sobald sich der Wald etwa 2 km vor dem Gipfel öffnet, offenbart uns der Petit Ballon nochmal einen wunderschönen Blick über das Munstertal und seine Umgebung. Welch ein Abschiedsblick!
Die rasante Abfahrt ist schnell absolviert, so dass wir alsbald frisch geduscht auf der Terrasse unseres Hotels Abschied nehmen. Und vielleicht verabreden wir uns bereits zur nächsten Vogesen-Reise 2019?