Über Würzjoch, Grödnerjoch und Villanders Alm 135,0 km / 4191 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von kingoflechhausen
Von kingoflechhausen –
Harte Tagestour über zwei berühmte Dolomiten-Pässe und eine weniger bekannte, dafür aber schöne und harte Stichstraße
Pfingsten 2013 war nicht gerade die beste Zeit, um in Südtirol mit dem Rad unterwegs zu sein: Es war kalt, windig und zum Teil rutschte die Schneefallgrenze unter 1000 Meter. Egal, die Pässe haben das schlechte Wetter stoisch hingenommen, mir blieb auch nichts anderes. An einem wettermäßig annehmbaren Tag gings morgens von Klausen aus Richtung Würzjoch, anfänglich noch bei mäßiger Steigung und mit leichten Kurven am Bach entlang durchs Funestal, ab Sankt Peter dann zweistellig auf schmaler Straße mit einigen Kehren über Almen zum Kofeljoch, einer Art Vorgipfel zum Würzjoch. Was außenrum war, konnte man langsam nicht mehr erkennen, Wolken und Nebel haben die Berge immer mehr eingehüllt. Dafür hat die Straße entschädigt: Nach dem harten Stück hinter Sankt Peter taucht sie in einen Wald. Bei moderater Steigung kann man dort ordentlch Tempo machen, so dass die Kurven selbst bergauf manchmal eng werden. Ab dem Kofeljoch folgt dann eine kleine Abfahrt, nach der es die letzten Kilometer wieder in etwas steileren Kehren zum Würzjoch geht. Auf dem ganzen Weg haben micht vielleicht vier oder fünf Autos überholt, was wohl am Wetter lag. Der große Parkplatz am Joch lässt zumindest vermuten, dass hier im Sommer ordentlich was los sein kann. Trotzdem: Wunderbare Straße.
Panoramafaktor? Keine Ahnung, oben hat es zu Graupeln angefangen, Sicht war unter 100 Meter. Vorsichtig gings deshalb in die Abfahrt nach Sankt Martin, die von einer kurzen Zwischensteigung unterbrochen wird. Dort biegt man dann auf die leicht ansteigende Zubringerstraße zu den Skigebieten um den Sellastock, die man bei leichtem Rückenwind teilweise auf dem großen Blatt wegdrücken kann. Entsprechend schnell sind auch die rund 20 Kilometer nach Corvara erledigt. Ich musste sie leider bei strömendem Regen hinter mich bringen.
In Corvara, wo die Auffahrt zum Grödnerjoch beginnt, haben die Wolken dann aber aufgerissen und ich konnte auf Armlinge und Beinlinge verzichten. Hier, auf einem Abschnitt der berühmten Runde um den Sellastock über Sella- und Grödnerjoch sowie Campolongo und Pordoipass war auch endlich das Dolomitenpanorama unverstellt. Hat das der dortige Tourismusverband engagiert? Wenn, dann war er aber nur bedingt erfolgreich. Schon nach der Hälfte der Kehren zum Grödnerjoch hatten meine Extremitäten ein extremes Erlebnis: Bei vergleichsweise angenehmen zwölf Grad und einem Mix aus Sonne und Wolken fielen auf einmal Schneeflocken auf meine nackten Unterarme. Viel Zeit zum Staunen hatte ich nicht, 100 Höhenmeter später verschluckte mich nach einer Kehre eine Wolkenwand, es wurde schlagartig bitter kalt, auf den letzten Kehren zum Joch war wieder Endzeitstimmung mit Nebel, heftigem Wind und Schnee angesagt. Der nächste Jahreszeitenwechsel kam dann in der Abfahrt. Erst waren im Hintergrund schemenhafte Zähne und Zacken zu erkennen, dann standen Langkofel und die anderen Dolomitewände auf einmal wieder in der Gegend run, als wären sie nie weg gewesen. Wo keine meterhohen Schneewände und Lawinenkegel den Blick versperrten, war das Panorama grandios.
So wild und spektakulär die Straße bis Wolkenstein ist, so langweilig wird sie ab da. Vorbei an den Touristenorten rund um St. Ullrich kann man es deshalb ohne schlechtes Gewissen auf der breiten Straße richtig laufen lassen. Nur der Gegenwind verhindert Höchstgeschwindigkeiten. Trotzdem ist man extrem schnell in Waidbruck, wo man sich entscheiden muss: Auf dem Eisacktalradweg zurück nach Klausen? Oder auf einer Stichstraße von Waidbruck zur Gasserhütte auf der Villanderer Alm?
Wer sich auf der Straße zur Gasserhüte den Rest geben will, wird das sicher nicht bereuen – zumindest, wenn die Beine noch einigermaßen gut sind. Kurz nach Waidbruck zweigt das Nebensträßchen von der alten Brennerstraße (SS12) nach Villanders ab. Die Stichstraße ist so steil wie schön, auf etwas mehr als 15 Kilometern schraubt sie sich von 500 Meter auf 1750 Meter über dem Meer. Wer die ersten Meter vorbei an einem Autohaus bei rund zehn Prozent Steigung durch ein Industrie- und Wohngebiet radelt, zweifelt noch an seiner Orientierungsfähigkeit. Doch schon am Ende der Siedlung macht die Straße einen Knick nach rechts und führt immer im zweistelligen Bereich Richtung Villanders. Der steile Weg schlängelt sich vorbei an Wiesen, Almen und Höfen und behält Villanders mit seiner prägnanten Kirche, die über dem Eisacktal thront, meist im Blick. Die Steigungsspitzen liegen zum Teil bei 15 Prozent, viel flacher als acht Prozent wird es nie. Wer schon Würz- und Grödnerjoch in den Beinen hat, winselt nach fünf Kilometern erstmals um Gnade. Und die wird auch gewährt, in Villanders wird es flacher, auf dem Weg zum Ortskern geht es sogar kurz bergab. Doch schon wenige Meter später glühen die Oberschenkel wieder, die Steigung zieht auf die gewohnten zehn bis zwölf Prozent an und bleibt dort auch längere Zeit. Erst nach dem Gasthof Samberghof auf 1500 Meter kann man Kräfte für den Schlussspurt sammeln. Die letzten vier Kilometer zum Parkplatz der Gasserhütte sind längst nicht mehr so hart wie der Rest des Aufstieges. Eine kurze Wanderung auf der Hochalm lohnt sich: Wie der benachbarte Ritten bietet die Alm einen Logenplatz mit Blick auf Schlern, Rosengarten und andere bizarre Dolomitenformationen. Auf der steilen Abfahrt ist Zurückhaltung angesagt. Viele Kurven sind nicht einsehbar, die entgegenkommenden Ausflügler fahren zudem gerne mittig. Wer zurück nach Klausen muss, bleibt in Villanders einfach auf der Hauptstraße, statt Richtung Waidbruck abzubiegen. Auf den verbleibenden sechs Kilometer rauscht man in zehn Kehren durch die Weingärten auf der Sonnenseite über Klausen.
Pfingsten 2013 war nicht gerade die beste Zeit, um in Südtirol mit dem Rad unterwegs zu sein: Es war kalt, windig und zum Teil rutschte die Schneefallgrenze unter 1000 Meter. Egal, die Pässe haben das schlechte Wetter stoisch hingenommen, mir blieb auch nichts anderes. An einem wettermäßig annehmbaren Tag gings morgens von Klausen aus Richtung Würzjoch, anfänglich noch bei mäßiger Steigung und mit leichten Kurven am Bach entlang durchs Funestal, ab Sankt Peter dann zweistellig auf schmaler Straße mit einigen Kehren über Almen zum Kofeljoch, einer Art Vorgipfel zum Würzjoch. Was außenrum war, konnte man langsam nicht mehr erkennen, Wolken und Nebel haben die Berge immer mehr eingehüllt. Dafür hat die Straße entschädigt: Nach dem harten Stück hinter Sankt Peter taucht sie in einen Wald. Bei moderater Steigung kann man dort ordentlch Tempo machen, so dass die Kurven selbst bergauf manchmal eng werden. Ab dem Kofeljoch folgt dann eine kleine Abfahrt, nach der es die letzten Kilometer wieder in etwas steileren Kehren zum Würzjoch geht. Auf dem ganzen Weg haben micht vielleicht vier oder fünf Autos überholt, was wohl am Wetter lag. Der große Parkplatz am Joch lässt zumindest vermuten, dass hier im Sommer ordentlich was los sein kann. Trotzdem: Wunderbare Straße.
Panoramafaktor? Keine Ahnung, oben hat es zu Graupeln angefangen, Sicht war unter 100 Meter. Vorsichtig gings deshalb in die Abfahrt nach Sankt Martin, die von einer kurzen Zwischensteigung unterbrochen wird. Dort biegt man dann auf die leicht ansteigende Zubringerstraße zu den Skigebieten um den Sellastock, die man bei leichtem Rückenwind teilweise auf dem großen Blatt wegdrücken kann. Entsprechend schnell sind auch die rund 20 Kilometer nach Corvara erledigt. Ich musste sie leider bei strömendem Regen hinter mich bringen.
In Corvara, wo die Auffahrt zum Grödnerjoch beginnt, haben die Wolken dann aber aufgerissen und ich konnte auf Armlinge und Beinlinge verzichten. Hier, auf einem Abschnitt der berühmten Runde um den Sellastock über Sella- und Grödnerjoch sowie Campolongo und Pordoipass war auch endlich das Dolomitenpanorama unverstellt. Hat das der dortige Tourismusverband engagiert? Wenn, dann war er aber nur bedingt erfolgreich. Schon nach der Hälfte der Kehren zum Grödnerjoch hatten meine Extremitäten ein extremes Erlebnis: Bei vergleichsweise angenehmen zwölf Grad und einem Mix aus Sonne und Wolken fielen auf einmal Schneeflocken auf meine nackten Unterarme. Viel Zeit zum Staunen hatte ich nicht, 100 Höhenmeter später verschluckte mich nach einer Kehre eine Wolkenwand, es wurde schlagartig bitter kalt, auf den letzten Kehren zum Joch war wieder Endzeitstimmung mit Nebel, heftigem Wind und Schnee angesagt. Der nächste Jahreszeitenwechsel kam dann in der Abfahrt. Erst waren im Hintergrund schemenhafte Zähne und Zacken zu erkennen, dann standen Langkofel und die anderen Dolomitewände auf einmal wieder in der Gegend run, als wären sie nie weg gewesen. Wo keine meterhohen Schneewände und Lawinenkegel den Blick versperrten, war das Panorama grandios.
So wild und spektakulär die Straße bis Wolkenstein ist, so langweilig wird sie ab da. Vorbei an den Touristenorten rund um St. Ullrich kann man es deshalb ohne schlechtes Gewissen auf der breiten Straße richtig laufen lassen. Nur der Gegenwind verhindert Höchstgeschwindigkeiten. Trotzdem ist man extrem schnell in Waidbruck, wo man sich entscheiden muss: Auf dem Eisacktalradweg zurück nach Klausen? Oder auf einer Stichstraße von Waidbruck zur Gasserhütte auf der Villanderer Alm?
Wer sich auf der Straße zur Gasserhüte den Rest geben will, wird das sicher nicht bereuen – zumindest, wenn die Beine noch einigermaßen gut sind. Kurz nach Waidbruck zweigt das Nebensträßchen von der alten Brennerstraße (SS12) nach Villanders ab. Die Stichstraße ist so steil wie schön, auf etwas mehr als 15 Kilometern schraubt sie sich von 500 Meter auf 1750 Meter über dem Meer. Wer die ersten Meter vorbei an einem Autohaus bei rund zehn Prozent Steigung durch ein Industrie- und Wohngebiet radelt, zweifelt noch an seiner Orientierungsfähigkeit. Doch schon am Ende der Siedlung macht die Straße einen Knick nach rechts und führt immer im zweistelligen Bereich Richtung Villanders. Der steile Weg schlängelt sich vorbei an Wiesen, Almen und Höfen und behält Villanders mit seiner prägnanten Kirche, die über dem Eisacktal thront, meist im Blick. Die Steigungsspitzen liegen zum Teil bei 15 Prozent, viel flacher als acht Prozent wird es nie. Wer schon Würz- und Grödnerjoch in den Beinen hat, winselt nach fünf Kilometern erstmals um Gnade. Und die wird auch gewährt, in Villanders wird es flacher, auf dem Weg zum Ortskern geht es sogar kurz bergab. Doch schon wenige Meter später glühen die Oberschenkel wieder, die Steigung zieht auf die gewohnten zehn bis zwölf Prozent an und bleibt dort auch längere Zeit. Erst nach dem Gasthof Samberghof auf 1500 Meter kann man Kräfte für den Schlussspurt sammeln. Die letzten vier Kilometer zum Parkplatz der Gasserhütte sind längst nicht mehr so hart wie der Rest des Aufstieges. Eine kurze Wanderung auf der Hochalm lohnt sich: Wie der benachbarte Ritten bietet die Alm einen Logenplatz mit Blick auf Schlern, Rosengarten und andere bizarre Dolomitenformationen. Auf der steilen Abfahrt ist Zurückhaltung angesagt. Viele Kurven sind nicht einsehbar, die entgegenkommenden Ausflügler fahren zudem gerne mittig. Wer zurück nach Klausen muss, bleibt in Villanders einfach auf der Hauptstraße, statt Richtung Waidbruck abzubiegen. Auf den verbleibenden sechs Kilometer rauscht man in zehn Kehren durch die Weingärten auf der Sonnenseite über Klausen.
2 gefahrene Pässe
Grödnerjoch, WürzjochStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am