Unverhofft ein freies Wochenende 203,7 km / 3839 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von muskulus
Von muskulus –
Unverhofft ein freies Wochenende! Was mache ich da? Fahrrad einladen, die Kinder zu den Großeltern bringen und weiter in die Schweiz fahren. Die Oma begrüßt mich mit den Worten: "Weißt du, was du vergessen hast!" Heiß durchfährt es mich, vergessen? "Deine Lenkertasche steht noch daheim". Nun ja, das kann ich gerade noch verkraften, da sind keine ganz wichtigen Sachen drin. Opa bietet mir Ersatz an, doch beim Blick auf die historische Tasche packe ich die Ersatzlandkarte (auch betagt) noch mit in den Rucksack.
Freitag
Mit dem Auto geht es weiter bis Altstätten. Nachdem etwas außerhalb ein geeigneter Parkplatz gefunden ist, geht es endlich los. Denke ich. Erst muss ich noch ein wenig durch die Altstadt kurven und die Richtung finden. Es ist ja ganz schön hier, aber eigentlich will ich den ersten Pass in Angriff nehmen. Der Stoss steht als erstes auf dem Programm. Am Ortsausgang treffe ich auf eine Schulklasse auf Fahrrädern. Wollen die auch alle da hoch? Nein, sie biegen gleich darauf zum Verkehrsübungsplatz ab.
Recht gleichmäßig und nicht zu steil geht es bergauf, allerdings muss ich die fehlende Aufwärmung mit einem stechenden Schmerz in den Oberschenkel bezahlen. Ich bewundere die Schweizer Militärbauten, die wohl die Grenze zu Österreich bewachen. Auf der Abfahrt folge ich der ausgeschilderten Radroute nach Appenzell. Es geht auf einem keinen Sträßchen zwischen „typischen“ Bauernhöfen hindurch.
In Appenzell halte ich mich nicht lange auf. Nur schnell Schweizer Franken am Geldautomat holen. Dann fällt mir ein, dass ich diesmal genauer auf eine regelmäßige Kalorienzufuhr achten wollte. Frühere Einbrüche auf langen Touren deute ich im Nachhinein als Folge fehlender oder falscher Nahrungsaufnahme. Deshalb halte ich noch an einer Tankstelle und kaufe zwei Schokoriegel. Einer wird gleich verzehrt. Den anderen werde ich unbewusst als „eiserne Ration“ bis zum Ende der Tour mitnehmen. Hinter Appenzell geht es eine Steigung hinauf nach Gonten. Dort kenne ich eine Bäckerei von einer früheren Tour. Hier sorge ich gleich wieder für Nachschub in Form von zwei Nussecken und zwei Bananen. Je eine muss gleich dran glauben, ich möchte ja nicht so viel Proviant mit mir herumfahren.
Es folgt eine zügige Abfahrt bis Urnäsch, wo ich an der geschlossenen Bahnschranke eine Zwangspause einlege. Hinter Urnäsch bin ich das letzte Mal rechts abgebogen, ein knackiger Anstieg hinauf nach Schönau. Heute geht es weiter Richtung Schwägalp. Auf der Straße ist wenig los, die Steigung ist bald geschafft. Eigentlich suche ich noch ein nettes Plätzchen zum pausieren, finde aber nichts Passendes. So ziehe ich neben dem Klohäuschen meine Jacke an und verdrücke schnell die zweite Nussecke. Die Abfahrt wird leider gestört durch Postbusse, Traktoren und Kühen auf der Straße.
Jetzt stehe ich vor einer Entscheidung: um 17 Uhr Quartier suchen ist eigentlich zu früh, aber auf der Weiterfahrt steht als nächstes die Vorder Höhi mit weiteren 600 Höhenmetern im Weg. Ich entschließe mich für die Weiterfahrt zum Walensee, auch weil mir dort schon mal ein Hotel empfohlen worden ist. Da möchte ich heute noch hin. Das Toggenburg erweist sich nicht als flaches Tal, wie ich es mir vorgestellt habe: die Straße führt bis Starkenbach mehr oder weniger gemütlich bergauf.
Hier zweigt die Strecke nach Weesen ab. Ich weiß in etwa, was auf mich zukommt, denn über die Vorder Höhi bin ich im letzten Jahr von Süden her schon gefahren. Doch zuerst heißt es noch mal Kräfte sammeln und an die Kalorien zu denken. Da kommt mir die zweite Banane gerade recht. Die schmale Straße ist neu asphaltiert und gut zu fahren, leider ist die Steigung sehr unregelmäßig. Doch das ändert sich bald, als die Betonplatten beginnen. Die Steigung bleibt gleichmäßig steil, die Betonplatten sind natürlich nicht der Hit, aber bergauf wesentlich besser zu fahren als bergab. Ich bin froh über meinen neuen „Rettungsring“. Ohne das 27er-Ritzel käme ich hier nicht so gleichmäßig pedalierend hinauf. Von oben kommt mir ein lautes Rumpeln entgegen, fährt hier doch glatt ein Laster herunter! Da er die ganze Straßenbreite braucht, halte ich kurz auf dem Grünstreifen und lasse ihn vorbei. Das letzte Stück oberhalb von Wald zieht sich in die Länge. Nach jeder Kurve erwarte ich die Höhe zu sehen, dach was kommt sind weitere Kurven und steile Rampen. Oben nur schnell die Jacke übergezogen, die frei laufenden Kühe glotzen.
Die Abfahrt ist steil und kalt, im Bereich des Steinbruchs auch noch sehr schmutzig. An der Einmündung in die Hauptstraße ziehe ich mich wärmer an, so gut es geht. Lange Handschuhe und Stirnband liegen daheim in der Lenkertasche. Die Hände sind steif und tun weh vom Bremsen, ich bin kein mutiger Abfahrer.
Übernachten will ich im Paradiesli in Betlis, direkt am Walensee. Dorthin führt eine Einbahnstraße, die nur zu bestimmten Zeiten befahren werden darf. Am Beginn der Straße warten einige Autos auf die Durchfahrt. Alle Mitfahrer sind fein angezogen, die Herren im Anzug, die Damen im Kleid. Ob ich hier wohl richtig bin, kann man sich im Paradiesli auch als verschwitzter, müder Radler sehen lassen? Egal, ich probier das jetzt aus. Als es an der Zeit ist, fahren die Autos vor mir her, ich hole sie aber in zwei engen Tunnels wieder ein. Allein die Fahrt hier entlang des Walensees hat sich schon gelohnt. An Ende geht es doch noch mal bergauf, hier mache ich die 2000 Höhenmeter für heute voll. Für Freitag Nachmittag finde ich das gar nicht so schlecht.
Um es kurz zu machen: ich bekomme ein schönes Zimmer im herrlich gelegenen Paradiesli, esse wunderbar zu Abend und schlafe sehr gut.
Samstag
Das Frühstück ist aber mager, denke ich, wo sollen da die Kalorien herkommen? Doch es schmeckt wieder ausgezeichnet und satt bin ich schließlich auch. Da noch etwas Zeit bleibt, bis die Straße in meiner Richtung befahren werden darf, kurve ich noch durch Betlis hin zum Wasserfall. Leider hört kurz vorher der Asphalt auf, der Wasserfall ist aber schon zu sehen.
Vor dem Kerenzerberg heißt es wieder Proviant besorgen, schweizer Schokolade und Marzipan. Der Kerenzerberg ist richtig zum warm fahren, nicht zu steil aber mit etwas Verkehr. In Filzbach habe ich mir vorgenommen, einen neuen Anstieg für quäldich.de zu finden. Eine Straße führt zu einer Seilbahnstation, allerdings war auf Google Earth nicht zu erkennen, wie weit sie wohl mit dem Rennrad zu befahren ist. Das will ich einfach mal ausprobieren. Vor dem Anstieg ist noch mal Kalorienzufuhr in Form von Schokolade angesagt.
An der Talstation sprechen mich drei Mountainbiker an. Nach anfänglichen Dialektproblemen entwickelt sich ein nettes Gespräch, doch ich kann an ihren Gesichtern ablesen, dass bergauf fahren für sie reine Zeitverschwendung ist. Bis zur ersten Kurve versuche ich flott weiter zu fahren, dann entschwinde ich ihren Blicken. Die schmale Straße führt schön bergauf, ich wundere mich nur über diverse Matten und Netze in den Kurven. Ob man wohl die Straße im Winter als Schlittenbahn benutzt? Dann dämmert es mir langsam: Seilbahn + Mountainbiker = Downhill! Da kommen mir auch schon zwei mit laut pfeifenden Stollenreifen entgegen. Ich bin gewarnt, doch die zwei erschrecken. Da fährt doch einer mit dem Rad berghoch!
Weiter oben werde ich auch noch von Wanderern fotografiert. Hier bin ich wohl wirklich ein Exot.
Um die Mittagszeit erreiche ich auf durchgängig asphaltierter Straße die Bergstation Habergschwänd. Da denke ich, es ist bestimmt schon wieder Zeit, etwas zu essen. Nach der Pause geht es wieder ins Tal und weiter entlang des Walensees. Ich will noch weiter ins Murgtal, welches ich auf quäldich.de entdeckt habe. Es wurde als wunderschön, aber steil beschrieben. Mal sehen, ob ich das heute noch schaffe. Gleich zu Beginn geht es mit über 12 % los und ich habe ganz schön zu kämpfen. Ich freue mich schon auf das beschriebene Flachstück. Die Steigung lässt zwar nach, doch von flach kann nicht die Rede sein. Das bringt mich fast zur Verzweiflung. Es ist doch mal eine größere Pause nötig. Da kommt der Brunnen mit Bank gerade recht. Ich lege mich hin und das Plätschern des Brunnen wiegt mich sanft in den Schlaf.
Ein vorbei fahrendes Auto weckt mich, es ist kalt. Ich muss ja verrückt sein, mich so verschwitzt einfach hinzulegen. Weiter geht’s! Die steile Kehrengruppe am Talende erscheint. Ich nehme mir vor, mindestens die Hälfte der 16 Kehren ohne Pause durchzufahren. Ich zähle mit, Kehre folgt auf Kehre. Doch es läuft gut, die Rast hat wohl gut getan. Noch eine Kehre, noch eine, eine schaffst du noch. Dann bin ich oben. Als der Schotter beginnt, drehe ich um.
Auf der Abfahrt wähle ich eine Variante, die mich mit wunderbarem Ausblick zurück an den Walensee führt. Dort suche ich die Radroute, die mich ins Rheintal bringen soll. Stattdessen lande ich auf dem Parkplatz eines Feriendorfes und auf einem Wanderweg. Also fahre ich auf der Hauptstraße weiter nach Walenstadt. Dort finde ich die Radroute, verliere sie in einer Baustelle aber gleich wieder. Über Nebenstraßen und Radwege finde ich meinen Weg, bis ich doch wieder auf der ausgeschilderten Route lande. Schnurgerade, topfeben und mit Gegenwind geht es Richtung Sargans. Auch eine Art von „quäldich“. Ich möchte nach Schaan in die Jugendherberge, dazu fahre ich auf dem Rheindamm weiter. Mehr Gegenwind, mehr quäldich.
Doch die Jugendherberge ist voll, ich werde weiter geschickt nach Feldkirch. Eine Strecke, die nur nach Verzehr eines weiteren Schokoriegels zu schaffen ist. Größer könnte der Gegensatz zu letzter Nacht nicht sein: volles 10-Bett Zimmer, direkt an der Hauptstraße, schreckliches Abendessen beim Italiener. Dank Müdigkeit und Ohrstöpseln finde ich doch etwas Schlaf.
Sonntag
Eigentlich hatte ich mir für heute Malbun in Liechtenstein vorgenommen. Doch da bin ich jetzt schon vorbei und ich hätte auch gar keine Lust hochzufahren. Ich bin schon froh, dass ich es nicht machen „muss“. Also fahre ich Richtung Altstätten. Aber ich kann doch jetzt nicht schon heimfahren, es ist doch noch viel zu früh! Nach einigen Gedankenspielen (Furkajoch, Kamor…) habe ich in gemütlicher Fahrt schon Altstätten erreicht. Das kann es doch jetzt nicht schon gewesen sein. Beim Aufessen meines „Eiserne-Reserve-Schoko-Riegels“ aus Appenzell entscheide ich mich für Ruppenpass-doppio-plus (danke an TicinoBergler46 für die Formulierung), wobei plus hier für St. Anton steht.
Die Passauffahrt ist schön und gut zu fahren, doch länger als ich gedacht hatte. Auf der anderen Seite fahre ich gleich weiter nach Trogen. Dort kaufe ich ein paar Süßigkeiten auf dem Jahrmarkt und fahre gleich wieder zurück auf den Ruppen. Eine schöne Fahrt durchs Appenzeller Land. Auf dem Pass biege ich ab nach St. Anton. Von Ausblick keine Spur, alles ist grau in grau. Im großen Ausflugslokal fühle ich mich dermaßen fehl am Platz, dass ich wieder gehe. In einem Cafe esse ich einen Toast, der dermaßen mit Wein getränkt ist, dass ich jetzt wohl besser nicht in eine Alkoholkontrolle kommen sollte. Auf der Abfahrt kommt doch noch die Sonne raus und auf einer Gegensteigung komme ich sogar ins Schwitzen, so dass ich die Jacke ausziehen muss. Weiter geht die Abfahrt über Mohren bis Altstätten.
Auf dem Heimweg noch die Kinder bei den Großeltern eingesammelt und ein wunderschönes Wochenende geht zu Ende.
Freitag
Mit dem Auto geht es weiter bis Altstätten. Nachdem etwas außerhalb ein geeigneter Parkplatz gefunden ist, geht es endlich los. Denke ich. Erst muss ich noch ein wenig durch die Altstadt kurven und die Richtung finden. Es ist ja ganz schön hier, aber eigentlich will ich den ersten Pass in Angriff nehmen. Der Stoss steht als erstes auf dem Programm. Am Ortsausgang treffe ich auf eine Schulklasse auf Fahrrädern. Wollen die auch alle da hoch? Nein, sie biegen gleich darauf zum Verkehrsübungsplatz ab.
Recht gleichmäßig und nicht zu steil geht es bergauf, allerdings muss ich die fehlende Aufwärmung mit einem stechenden Schmerz in den Oberschenkel bezahlen. Ich bewundere die Schweizer Militärbauten, die wohl die Grenze zu Österreich bewachen. Auf der Abfahrt folge ich der ausgeschilderten Radroute nach Appenzell. Es geht auf einem keinen Sträßchen zwischen „typischen“ Bauernhöfen hindurch.
In Appenzell halte ich mich nicht lange auf. Nur schnell Schweizer Franken am Geldautomat holen. Dann fällt mir ein, dass ich diesmal genauer auf eine regelmäßige Kalorienzufuhr achten wollte. Frühere Einbrüche auf langen Touren deute ich im Nachhinein als Folge fehlender oder falscher Nahrungsaufnahme. Deshalb halte ich noch an einer Tankstelle und kaufe zwei Schokoriegel. Einer wird gleich verzehrt. Den anderen werde ich unbewusst als „eiserne Ration“ bis zum Ende der Tour mitnehmen. Hinter Appenzell geht es eine Steigung hinauf nach Gonten. Dort kenne ich eine Bäckerei von einer früheren Tour. Hier sorge ich gleich wieder für Nachschub in Form von zwei Nussecken und zwei Bananen. Je eine muss gleich dran glauben, ich möchte ja nicht so viel Proviant mit mir herumfahren.
Es folgt eine zügige Abfahrt bis Urnäsch, wo ich an der geschlossenen Bahnschranke eine Zwangspause einlege. Hinter Urnäsch bin ich das letzte Mal rechts abgebogen, ein knackiger Anstieg hinauf nach Schönau. Heute geht es weiter Richtung Schwägalp. Auf der Straße ist wenig los, die Steigung ist bald geschafft. Eigentlich suche ich noch ein nettes Plätzchen zum pausieren, finde aber nichts Passendes. So ziehe ich neben dem Klohäuschen meine Jacke an und verdrücke schnell die zweite Nussecke. Die Abfahrt wird leider gestört durch Postbusse, Traktoren und Kühen auf der Straße.
Jetzt stehe ich vor einer Entscheidung: um 17 Uhr Quartier suchen ist eigentlich zu früh, aber auf der Weiterfahrt steht als nächstes die Vorder Höhi mit weiteren 600 Höhenmetern im Weg. Ich entschließe mich für die Weiterfahrt zum Walensee, auch weil mir dort schon mal ein Hotel empfohlen worden ist. Da möchte ich heute noch hin. Das Toggenburg erweist sich nicht als flaches Tal, wie ich es mir vorgestellt habe: die Straße führt bis Starkenbach mehr oder weniger gemütlich bergauf.
Hier zweigt die Strecke nach Weesen ab. Ich weiß in etwa, was auf mich zukommt, denn über die Vorder Höhi bin ich im letzten Jahr von Süden her schon gefahren. Doch zuerst heißt es noch mal Kräfte sammeln und an die Kalorien zu denken. Da kommt mir die zweite Banane gerade recht. Die schmale Straße ist neu asphaltiert und gut zu fahren, leider ist die Steigung sehr unregelmäßig. Doch das ändert sich bald, als die Betonplatten beginnen. Die Steigung bleibt gleichmäßig steil, die Betonplatten sind natürlich nicht der Hit, aber bergauf wesentlich besser zu fahren als bergab. Ich bin froh über meinen neuen „Rettungsring“. Ohne das 27er-Ritzel käme ich hier nicht so gleichmäßig pedalierend hinauf. Von oben kommt mir ein lautes Rumpeln entgegen, fährt hier doch glatt ein Laster herunter! Da er die ganze Straßenbreite braucht, halte ich kurz auf dem Grünstreifen und lasse ihn vorbei. Das letzte Stück oberhalb von Wald zieht sich in die Länge. Nach jeder Kurve erwarte ich die Höhe zu sehen, dach was kommt sind weitere Kurven und steile Rampen. Oben nur schnell die Jacke übergezogen, die frei laufenden Kühe glotzen.
Die Abfahrt ist steil und kalt, im Bereich des Steinbruchs auch noch sehr schmutzig. An der Einmündung in die Hauptstraße ziehe ich mich wärmer an, so gut es geht. Lange Handschuhe und Stirnband liegen daheim in der Lenkertasche. Die Hände sind steif und tun weh vom Bremsen, ich bin kein mutiger Abfahrer.
Übernachten will ich im Paradiesli in Betlis, direkt am Walensee. Dorthin führt eine Einbahnstraße, die nur zu bestimmten Zeiten befahren werden darf. Am Beginn der Straße warten einige Autos auf die Durchfahrt. Alle Mitfahrer sind fein angezogen, die Herren im Anzug, die Damen im Kleid. Ob ich hier wohl richtig bin, kann man sich im Paradiesli auch als verschwitzter, müder Radler sehen lassen? Egal, ich probier das jetzt aus. Als es an der Zeit ist, fahren die Autos vor mir her, ich hole sie aber in zwei engen Tunnels wieder ein. Allein die Fahrt hier entlang des Walensees hat sich schon gelohnt. An Ende geht es doch noch mal bergauf, hier mache ich die 2000 Höhenmeter für heute voll. Für Freitag Nachmittag finde ich das gar nicht so schlecht.
Um es kurz zu machen: ich bekomme ein schönes Zimmer im herrlich gelegenen Paradiesli, esse wunderbar zu Abend und schlafe sehr gut.
Samstag
Das Frühstück ist aber mager, denke ich, wo sollen da die Kalorien herkommen? Doch es schmeckt wieder ausgezeichnet und satt bin ich schließlich auch. Da noch etwas Zeit bleibt, bis die Straße in meiner Richtung befahren werden darf, kurve ich noch durch Betlis hin zum Wasserfall. Leider hört kurz vorher der Asphalt auf, der Wasserfall ist aber schon zu sehen.
Vor dem Kerenzerberg heißt es wieder Proviant besorgen, schweizer Schokolade und Marzipan. Der Kerenzerberg ist richtig zum warm fahren, nicht zu steil aber mit etwas Verkehr. In Filzbach habe ich mir vorgenommen, einen neuen Anstieg für quäldich.de zu finden. Eine Straße führt zu einer Seilbahnstation, allerdings war auf Google Earth nicht zu erkennen, wie weit sie wohl mit dem Rennrad zu befahren ist. Das will ich einfach mal ausprobieren. Vor dem Anstieg ist noch mal Kalorienzufuhr in Form von Schokolade angesagt.
An der Talstation sprechen mich drei Mountainbiker an. Nach anfänglichen Dialektproblemen entwickelt sich ein nettes Gespräch, doch ich kann an ihren Gesichtern ablesen, dass bergauf fahren für sie reine Zeitverschwendung ist. Bis zur ersten Kurve versuche ich flott weiter zu fahren, dann entschwinde ich ihren Blicken. Die schmale Straße führt schön bergauf, ich wundere mich nur über diverse Matten und Netze in den Kurven. Ob man wohl die Straße im Winter als Schlittenbahn benutzt? Dann dämmert es mir langsam: Seilbahn + Mountainbiker = Downhill! Da kommen mir auch schon zwei mit laut pfeifenden Stollenreifen entgegen. Ich bin gewarnt, doch die zwei erschrecken. Da fährt doch einer mit dem Rad berghoch!
Weiter oben werde ich auch noch von Wanderern fotografiert. Hier bin ich wohl wirklich ein Exot.
Um die Mittagszeit erreiche ich auf durchgängig asphaltierter Straße die Bergstation Habergschwänd. Da denke ich, es ist bestimmt schon wieder Zeit, etwas zu essen. Nach der Pause geht es wieder ins Tal und weiter entlang des Walensees. Ich will noch weiter ins Murgtal, welches ich auf quäldich.de entdeckt habe. Es wurde als wunderschön, aber steil beschrieben. Mal sehen, ob ich das heute noch schaffe. Gleich zu Beginn geht es mit über 12 % los und ich habe ganz schön zu kämpfen. Ich freue mich schon auf das beschriebene Flachstück. Die Steigung lässt zwar nach, doch von flach kann nicht die Rede sein. Das bringt mich fast zur Verzweiflung. Es ist doch mal eine größere Pause nötig. Da kommt der Brunnen mit Bank gerade recht. Ich lege mich hin und das Plätschern des Brunnen wiegt mich sanft in den Schlaf.
Ein vorbei fahrendes Auto weckt mich, es ist kalt. Ich muss ja verrückt sein, mich so verschwitzt einfach hinzulegen. Weiter geht’s! Die steile Kehrengruppe am Talende erscheint. Ich nehme mir vor, mindestens die Hälfte der 16 Kehren ohne Pause durchzufahren. Ich zähle mit, Kehre folgt auf Kehre. Doch es läuft gut, die Rast hat wohl gut getan. Noch eine Kehre, noch eine, eine schaffst du noch. Dann bin ich oben. Als der Schotter beginnt, drehe ich um.
Auf der Abfahrt wähle ich eine Variante, die mich mit wunderbarem Ausblick zurück an den Walensee führt. Dort suche ich die Radroute, die mich ins Rheintal bringen soll. Stattdessen lande ich auf dem Parkplatz eines Feriendorfes und auf einem Wanderweg. Also fahre ich auf der Hauptstraße weiter nach Walenstadt. Dort finde ich die Radroute, verliere sie in einer Baustelle aber gleich wieder. Über Nebenstraßen und Radwege finde ich meinen Weg, bis ich doch wieder auf der ausgeschilderten Route lande. Schnurgerade, topfeben und mit Gegenwind geht es Richtung Sargans. Auch eine Art von „quäldich“. Ich möchte nach Schaan in die Jugendherberge, dazu fahre ich auf dem Rheindamm weiter. Mehr Gegenwind, mehr quäldich.
Doch die Jugendherberge ist voll, ich werde weiter geschickt nach Feldkirch. Eine Strecke, die nur nach Verzehr eines weiteren Schokoriegels zu schaffen ist. Größer könnte der Gegensatz zu letzter Nacht nicht sein: volles 10-Bett Zimmer, direkt an der Hauptstraße, schreckliches Abendessen beim Italiener. Dank Müdigkeit und Ohrstöpseln finde ich doch etwas Schlaf.
Sonntag
Eigentlich hatte ich mir für heute Malbun in Liechtenstein vorgenommen. Doch da bin ich jetzt schon vorbei und ich hätte auch gar keine Lust hochzufahren. Ich bin schon froh, dass ich es nicht machen „muss“. Also fahre ich Richtung Altstätten. Aber ich kann doch jetzt nicht schon heimfahren, es ist doch noch viel zu früh! Nach einigen Gedankenspielen (Furkajoch, Kamor…) habe ich in gemütlicher Fahrt schon Altstätten erreicht. Das kann es doch jetzt nicht schon gewesen sein. Beim Aufessen meines „Eiserne-Reserve-Schoko-Riegels“ aus Appenzell entscheide ich mich für Ruppenpass-doppio-plus (danke an TicinoBergler46 für die Formulierung), wobei plus hier für St. Anton steht.
Die Passauffahrt ist schön und gut zu fahren, doch länger als ich gedacht hatte. Auf der anderen Seite fahre ich gleich weiter nach Trogen. Dort kaufe ich ein paar Süßigkeiten auf dem Jahrmarkt und fahre gleich wieder zurück auf den Ruppen. Eine schöne Fahrt durchs Appenzeller Land. Auf dem Pass biege ich ab nach St. Anton. Von Ausblick keine Spur, alles ist grau in grau. Im großen Ausflugslokal fühle ich mich dermaßen fehl am Platz, dass ich wieder gehe. In einem Cafe esse ich einen Toast, der dermaßen mit Wein getränkt ist, dass ich jetzt wohl besser nicht in eine Alkoholkontrolle kommen sollte. Auf der Abfahrt kommt doch noch die Sonne raus und auf einer Gegensteigung komme ich sogar ins Schwitzen, so dass ich die Jacke ausziehen muss. Weiter geht die Abfahrt über Mohren bis Altstätten.
Auf dem Heimweg noch die Kinder bei den Großeltern eingesammelt und ein wunderschönes Wochenende geht zu Ende.
7 gefahrene Pässe
Schwägalp, Vorder Höhi, Ruppenpass, St. Anton, Kerenzerberg, Stoss, MohrenStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am