Von sugu –
Auch wenn der Aufstieg zum Glockner nicht so lang gewesen war die der Tag davor, merkte ich doch, dass es nicht ganz so schnell ging. Also erst mal in Ruhe frühstücken. Doch schon beim Frühstück flitzen um 9 Uhr die ersten Rennräder Richtung Hochtörl vorbei: Wann sind die denn losgefahren?
Von der Fuscher Lacke geht es erst mal wieder bergauf zum Hochtörl. Obwohl es nicht so steil ist, komme ich doch nur so langsam voran wie am Vortag. Kurz vor dem Hochtörl kam mir dann das erste (und auf der ganzen Tour einzige) Quäldich-Trikot entgegen. Ein kurzer Gruß und es geht weiter. Am Hochtörl dann die obligatorische Pause mit Fotostopp und, trotz strahlendem Sonnenschein, warm anziehen für die Abfahrt. Auf der Abfahrt ließ sich der Glockner auch blicken, obwohl ich eher auf die Straße achten musste. Immerhin war um die Zeit kaum Verkehr. Hinter dem Kreisverkehr (der höchste in Österreich?) zur Franz-Josefs-Höhe kamen dann die ersten Fahrräder entgegen. In Erinnerung an den Vortag ein kurzer Gruß, bevor es weiter ging. Interessanterweise wurde ich nicht von Rennadfahrern überholt, obwohl ich gestern mehrere gesehen habe, die sogar relativ zügig fahrende Autos überholt hatten. Bei dem Tempo war es dann wahrscheinlich sogar egal, dass einige davon ohne Helm unterwegs waren.
Oberhalb von Heiligenblut folgte ich dann der Empfehlung des Tourenplaners: Die Straße über Apriach nach Döllach war ein Glücksgriff. Hoch über dem Talboden mit schönen Ausblicken ging es gemächlich mit wenig Verkehr bergab. Nur der Glockner hatte sich dann und wann schon mal hinter einer kleinen Wolke verzogen.
Im Tal ging es dann entlang es Mölltalradweges wie am Tauernradweg zügig weiter bergab bis Winklern. Danach änderte sich der Radweg: Statt eines asphaltierten Weges gab es mehrere geschotterte Strecken mit steilen, kurzen Anstiegen und scharfen Kurven. Mit Gepäck war da kein Schwungfahren möglich. In den Ortschaften werden die Seitenbäche relativ hoch am Rande des Tales überquert. Also bei der nächsten Gelegenheit zurück auf die Straße. Aber hier ging es auch nicht besser: Im Tal war ein leichter Gegenwind aufgekommen, und ein Blick zurück zeigte, dass sich die Wolken um den Glockner vermehrt hatten.
Reumütig kehrte ich zum Mölltalradweg zurück. Durch die Wegführung am Talrand war doch häufiger durch Wald und Häuser vor dem Wind geschützt, und die Ausflüge über die Bäche wurden seltener. Nach der Mittagspause in Flattach wurden dann die Wolken hinter mir schon dunkler, talabwärts war aber noch strahlender Sonnenschein. Also ging es weiter der Sonne hinterher bis Möllbrücke. Hier war dann der Radweg zu Ende, und die Landstrasse Richtung Millstätter See wollte gefunden werden, was wegen der Autobahnverlängerung mit Baustellen nicht ganz so einfach war, aber doch ohne Umwege gelang.
In Seeboden war dann noch einmal Nachtanken angesagt, da im Baustellenbereich kaum eine Gelegenheit dazu war. Die Wolken blieben weiter hinter mir, und der See lag im strahlenden Sonnenschein. Hinter Seeboden fing dann ein separater Radweg an, nach der Baustelle und dem regen Ortsverkehr eine angenehme Entspannung. Auf einer Parkbank durfte das letzte Brötchen des Tages dran glauben. Nach der Pause stellte ich dann fest, dass die Wolken aufgeholt hatten.
Ab Radenthein ging es dann spürbar bergauf, und bei einem Blick ins Seitental nach Kaning stellte ich fest, dass die Wolken hinter der Millstätter Alpe mich links überholt haben. Aber rechts neben wir war ja noch Sonnenschein ...
Bei der Ankunft in Bad Kleinkirchheim wurde ich dann mit dem ersten Donnergrollen empfangen, kommentiert von einer Anwohnerin: "Jetzt aber schnell". Schnell ist nach so einem Tag nicht mehr, zumindest nicht wenn es noch bergauf geht. Und nach St. Oswald geht es noch acht Kilometer bergauf, genau nach Norden in Richtung der Wolken.
Während der Anstiegs habe ich alles gegeben was ich habe, doch schon mitten im ersten Anstieg kamen die ersten Tropfen und ein leichter Wind auf. Vor der ersten Kehre erwischte es mich dann kalt: Eine Böe fegte mich fast von der Straße. Nur mit Mühe konnte ich das Rad auf der Straße halten. Immerhin blieb es fast trocken, nur hinter dem Ort auf den Bergen zogen schon die ersten Schauer durch. Die zweite Kehre folgte wie in einem Zeitlupenrennen. Danach die lange gerade an der Kirche vorbei zum Ortskern. 600 m vor der Ziel fing die Klingel an von alleine zu läuten: Die ersten Hagelkörner fallen. Beim Blick nach vorne die Suche nach einer Unterstellmöglichkeit: In 100 m ist ein Haus mit großem Balkon. Nichts wie drunter und schon geht es los: Mit Wucht kommt der Hagel runter und in kurzer Zeit wird aus der Straße ein kleiner Bach.
Nach einer halben Stunde Wartezeit ist aus dem kleinen Bach ein mittlerer Fluss geworden, der über die ganze Fahrbahn floss. Aber immerhin ließ der Hagel und der Regen nach, so dass ich einen Versuch machte, die letzten 500 m zu überwinden. Doch schon auf der halben Strecke kommt noch mal eine Bö mit einem neuen Hagelschauer. Also wieder unterstellen, die Unterkunft schon in Sichtweite. Die Schuhe sind auf dem kurzen Stück komplett von oben voll gelaufen.
Da das Warten in der Nässe unangenehm wurde, gab es nur noch eine Möglichkeit: Trotz Wetter die letzten 250 m weiterfahren. Aus dem sonst sanft neben dem Hotel dahin plätschernden Bach war ein tobendes Rinnsal geworden, dessen Tosen durch das mitgeführte Geröll zu einem tiefen Grollen verstimmt war. Sepp, der Wirt, war auch noch draussen und versuchte zu verhindern, dass das Geröll nicht den Durchlass verstopft und der Bach über die Ufer geht. Aber ich war erst mal unter Dach und Fach und hab mir dann in trockenen Sachen das Abendessen erst mal schmecken lassen.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren