Von Renko – Winterausflug durch das verschneite Hinterland von Zürich und Zug.
Der Tag beginnt ein wenig spät, erst um halb elf. Vom Stadtzentrum Zürich geht es durch den Vorort Wollishofen, dann über den Hügel hinab nach Adliswil.
Der meist unbefestigte Sihltal-Uferweg ist bereits wenig nach Adliswil wegen Vereisung ein wenig heikel, später praktisch unbefahrbar (zwei Tage zuvor hatte es unterhalb von 700 Metern geregnet).
Ein geteertes Strässchen führt aus dem Sihltal heraus - kurz wirkt der schneefreie Sonnenhang wie im Frühling. Aber kurz weiter - da ist alles wieder weiss...
Durch schöne Dörfchen wie Klausen ZH geht es schliesslich nach Hirzel, dann weiter über die Kantonsgrenze Zürich-Zug. Eine unbekannte Variante (einspuriges geteertes Strässchen) führt steil empor, endet aber am letzten Hof. Typisch Winter: die Befahrbarkeit von Gemeindestrassen hängt nur von der Notwendigkeit der Einheimischen ab...
Nach steilem Fussmarsch geht es auf schneebedeckter Fahrbahn zügig bis in 900 Metern Höhe: die Fortsetzung auf den Gottschalkenberg ist im Winter dann rein den Benützern der Strasse überlassen - kein Winterdienst!
Zwei Kilometer zu Fuss, dann ein falsches Abbiegen nach links, dann lang zurück, dann weiter zu Fuss hinauf im kalten Wald. Kaum zu glauben, dass man so nahe an der schneefreien Grossstadt Zürich ist.
Endlich auf dem Gottschalkenberg, und dann ein paar Höhenmeter hinab zum Pass Raten und dem genialen Ausblick auf die Alpen und den schon seit Wochen oberhalb der Schneegrenze liegenden Ägeri-See.
Kurze Pause im lebhaften Pass-Restaurant, dann auf schneebedecktem Strässchen oberhalb der Hauptstrasse in Richtung Ägeri. Oberhalb des Orts dann auf schmaler Teerpiste wieder hinauf, begleitet von einem feuerrotem Himmel.
Dann beginnt das motivierende, englische "Triumphing over Adversity": Finger und Zähen beginnen unter der Kälte zu leiden, es wird langsam dunkel, zudem blockiert die Kette immer wieder aus unbekanntem Grund.
Die wunderschöne Landschaft zwischen Ägeri und Menzingen vermag trotz der zunehmenden Kälte auch heute überhaupt nicht zu enttäuschen, von Menzingen geht es dann rasch und bei der nächsten Kältestufe (Schulter, Nacken) bis kurz vor Sihlbrugg nur hinab.
Aufgrund der Dunkelheit und des starken Verkehrs zwischen Sihlbrugg und dem Hirzel wähle ich eine Variante. Der Aufstieg auf den Hirzel erfolgt dann auf einem steilen Weidehang (Tragpassage).
Vom Hirzel dann durch die Dörfer rund um Klausen, dann auf Nebenstrasse hinab in RIchtung Horgen. In den letzten Kilometern der endlos langen Abfahrt macht sich die Kälte immer mehr bemerkbar: nach einer heissen Schokolade im Restaurant gegenüber dem Bahnhof von Horgen ist die Kälte bereits wieder verbannt.
Abbruch der Tagestour in Horgen wegen Dunkelheit.
Für diesen Radler wird der Winter immer mehr nicht nur zu einer für bescheidene Tagestouren möglichen Jahreszeit, sondern mit dem Oktober zur bevorzugten Jahreszeit. Besonders wie in den letzten vier Wintern, als der Schnee aus den Alpen bis an die Toren von Zürich vorstosst, da hat man zum Teil schönste Winterlandschaften in nächster Nähe zu den Schweizer Grossstädten, ohne die überfüllten, nicht mehr so günstigen Züge aus den Alpengebieten noch mehr zu belasten. Nur braucht man etwas Erfahrung im Umgang mit der Kälte - und jeder Ausflug schenkt dem Radler noch mehr!