Wittgensteiner Herbst 2010 80,5 km / 1319 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Uwe
Von Uwe –
Meine letzte Tour 2010 - eine Liebeserklärung an meine alte Heimat
Wittjestä, mei Hämetlandche,
eh de Bärje stiller Ruh.
Unnerm weire, bloe Himmel
äs kä Laand so schee wie du.
Äs der Borre noch so aarme,
gitt hä doch sei liewes Brot.
Un ich speern, mei Herz werd warme
Känner schwätzt voo seiner Not.
(Rechtschreibung angepasst)
Nachdem die Saison 2010 für mich insofern ein voller Erfolg war, dass viele Tourenideen verwirklicht werden konnten und das auch ohne Unfall, so sollte auf jeden Fall der Saisonabschluss eine Runde durch das schöne Wittgensteiner Land sein. Auch in den vergangenen Jahren war es meist eine Wittgensteiner Runde, die als letzte Fahrt der Saison in Erinnerung bleiben sollte. Die weißen Flecken des Quaeldich-Tourenplaners bieten noch Aufgaben in dieser Gegend, so dass es immer noch Neustrecken aufzuzeichnen gibt.
Da wir mit einem Teil der Familie am Samstag, 16.10.2010 in Bad Berleburg-Schwarzenau bei meinen Eltern sein wollten, konnte ich noch eine kleine Runde dort einplanen. Sohn Philipp lieh mir dazu sein Rennrad, da mein Rad Ende September einen Rahmenbruch erlitt. Der Wetterbericht war zwar etwas traurig und sollte mit seiner Regenankündigung und sehr übersichtlichen Temperaturen auch durchaus Recht haben, aber wie schon an anderer Stelle erwähnt, gilt Frieren als Charakterschwäche.
Schon am Start kamen einige Kleidungsstücke mehr als sonst in Aktion und daran sollte sich während der ganzen Tour nichts ändern: Kurz-kurz plus Arm- und Beinlinge, langes Trikot und lange Fleecehose darüber und Regenkleidung oben und unten. Nur an den Händen und Füßen war es wie immer. Die Füße befanden sich nachher auch in einem beklagenswerten Zustand, denn nachdem ich mir in den 1980er Jahren in meiner beruflichen Tätigkeit Frostschäden an beiden Füßen einhandelte, fühle ich es nicht mehr, wenn sie zu kalt werden, da die Zehen völlig gefühllos sind. Aber auch Jammern gilt als Charakterschwäche…
So geht die Fahrt von Schwarzenau, der Perle des Edertals zuerst über einen kleinen Hügel, den sogenannten Helm nach Elsoff, wo ich an meiner alten Grundschule vorbeikomme, in der ich auch die ersten Unterrichtsstunden in „Heimatkunde“ erhielt. Dann geht es weiter auf ruhiger Landstraße Richtung Alertshausen und weiter über Hof Garsbach, einen typischen Wittgensteiner Waldbauernhof über einen steilen Fahrweg ins benachbarte Tal. Sogar ein kurzes Stück Schotterpiste gehört dazu. Weiter an einzelnen abgelegenen Waldbauernhöfen vorbei komme ich bald an die Landstraße, die über den Laibach nach Bad Berleburg führt. Am Hof Teiche, der sich auch „Wittgensteiner Schweiz“ nennt (Gastronomie) ist es durchaus noch zu früh für eine Mahlzeit. In Bad Berleburg, der alten „Hauptstadt“ des ehemaligen Landkreises Wittgenstein führt mein Weg über die Bundesstraße 480, die heute auch verlassen wirkt, dann am südlichen Ortsende über den „Stöppel“ wieder ins Edertal. Hinter Berghausen verlasse ich das Edertal, um eine Strecke zu fahren, wo ich vielleicht noch nie mit dem Rad war, aber „Hauptsache bergauf“ und „Hauptsache Wittgenstein“ führt mich der Weg nach Birkelbach, wo nicht nur der Ort diesen Namen trägt, sondern auch viele Familien. Vor Erndtebrück treffe ich auf die Bundesstraße B 62, die aber heute entgegen der Gewohnheit keinen Verkehr hat. Zu spät sehe ich den durchgehen asphaltierten Feldweg, der auf der anderen Talseite nach Schameder führt, aber beim nächsten Mal sollte er genutzt werden.
Bei Schameder erschrecke ich, was seit meiner Jugendzeit (ist schon lange her…) dort an großen Industriegebieten entstanden ist, aber von irgendetwas wollen die Leute hier auch leben.
Weiter geht die Fahrt über Amtshausen, wo ich auch vielleicht noch nie war, nach Feudingen ins Lahntal. Inzwischen meldet sich auch der Hunger, der mir besonders zum Saisonende oft die Rechnung durcheinander bringt, denn im Gegensatz zur Frühsaison, wo ich normalerweise 4 Stunden aushalte, ist jetzt schon nach 2 Stunden ein lautes Knurren zu hören, welches aber nicht von der ungepflegten Kette stammt. Die Entscheidung fällt zu Gunsten eines kleinen Lebensmittelladens, der einige Süßigkeiten (lecker Jaffa Cake) bietet. Denn wenn ich in meinem momentanen, nassen und kalten Zustand in einen Gastronomiebetrieb einkehre, bin ich nachher bestimmt noch kälter und werde krank, da ich keine Wechselkleidung an Bord habe. Also setze ich mich mit meinen süßen Vorräten außerhalb von Feudingen im wunderschönen Ilsetal auf eine kalte, nasse Bank und genieße die tropfnasse, farbenfrohe Natur. Hier ist es so schön, dass selbst das traurige Wetter nichts an meinem Landschaftsgenuss ändern kann. Warum kann man nicht einfach hier bleiben? Aber zum Leben muss man angeblich Geld verdienen und in einem Haus wohnen…
Nach der einfachen Rast führt mein Weg über einen kurzen giftigen Anstieg (Indel) nach Banfe und weiter nach Bad Laasphe zur Bundesstraße B 62. Auch dieses kurze unschöne Teilstück bringe ich hinter mich und begebe mich in den Anstieg zum Didoll, dem letzten, aber schönen Pass der Saison 2010. Auch hier führt die schmale Landstraße verträumt durch bunten Mischwald und ich fühle, dass mein Tank für 2010 wirklich leer ist. Einige Touren der Saison gehen mir bei der Fahrt noch durch den Kopf, Erinnerungen an schwere Touren in den Alpen, schöne Runden durchs Sauerland und einige verträumte Touren durch Wittgenstein, meine geliebte, alte Heimat.
So gerne, wie ich in der Abfahrt vom Didoll nach Richstein in meinem ersten Radleben immer wieder neue Geschwindigkeitsrekorde gesucht habe, würde ich auch heute diese Abfahrt im freien Fall versuchen, aber die Straße ist nass und es wäre tödlich, mit über 90 km/h durch die entscheidende Kurvenkombination zu brettern. Vielleicht nächstes Jahr wieder?
Interessanterweise habe ich es bei dieser Tour wohl geschafft, das Wittgensteiner Land nicht zu verlassen, denn eigentlich führen viele der „Pässe“ ins benachbarte Sauerland oder auch ins Siegerland, welches der, unter Wittgensteinern ungeliebte, südwestliche Teil des Landkreises Siegen-Wittgenstein ist.
Wittjestä, mei Hämetlandche,
eh de Bärje stiller Ruh.
Unnerm weire, bloe Himmel
äs kä Laand so schee wie du.
Äs der Borre noch so aarme,
gitt hä doch sei liewes Brot.
Un ich speern, mei Herz werd warme
Känner schwätzt voo seiner Not.
(Rechtschreibung angepasst)
Nachdem die Saison 2010 für mich insofern ein voller Erfolg war, dass viele Tourenideen verwirklicht werden konnten und das auch ohne Unfall, so sollte auf jeden Fall der Saisonabschluss eine Runde durch das schöne Wittgensteiner Land sein. Auch in den vergangenen Jahren war es meist eine Wittgensteiner Runde, die als letzte Fahrt der Saison in Erinnerung bleiben sollte. Die weißen Flecken des Quaeldich-Tourenplaners bieten noch Aufgaben in dieser Gegend, so dass es immer noch Neustrecken aufzuzeichnen gibt.
Da wir mit einem Teil der Familie am Samstag, 16.10.2010 in Bad Berleburg-Schwarzenau bei meinen Eltern sein wollten, konnte ich noch eine kleine Runde dort einplanen. Sohn Philipp lieh mir dazu sein Rennrad, da mein Rad Ende September einen Rahmenbruch erlitt. Der Wetterbericht war zwar etwas traurig und sollte mit seiner Regenankündigung und sehr übersichtlichen Temperaturen auch durchaus Recht haben, aber wie schon an anderer Stelle erwähnt, gilt Frieren als Charakterschwäche.
Schon am Start kamen einige Kleidungsstücke mehr als sonst in Aktion und daran sollte sich während der ganzen Tour nichts ändern: Kurz-kurz plus Arm- und Beinlinge, langes Trikot und lange Fleecehose darüber und Regenkleidung oben und unten. Nur an den Händen und Füßen war es wie immer. Die Füße befanden sich nachher auch in einem beklagenswerten Zustand, denn nachdem ich mir in den 1980er Jahren in meiner beruflichen Tätigkeit Frostschäden an beiden Füßen einhandelte, fühle ich es nicht mehr, wenn sie zu kalt werden, da die Zehen völlig gefühllos sind. Aber auch Jammern gilt als Charakterschwäche…
So geht die Fahrt von Schwarzenau, der Perle des Edertals zuerst über einen kleinen Hügel, den sogenannten Helm nach Elsoff, wo ich an meiner alten Grundschule vorbeikomme, in der ich auch die ersten Unterrichtsstunden in „Heimatkunde“ erhielt. Dann geht es weiter auf ruhiger Landstraße Richtung Alertshausen und weiter über Hof Garsbach, einen typischen Wittgensteiner Waldbauernhof über einen steilen Fahrweg ins benachbarte Tal. Sogar ein kurzes Stück Schotterpiste gehört dazu. Weiter an einzelnen abgelegenen Waldbauernhöfen vorbei komme ich bald an die Landstraße, die über den Laibach nach Bad Berleburg führt. Am Hof Teiche, der sich auch „Wittgensteiner Schweiz“ nennt (Gastronomie) ist es durchaus noch zu früh für eine Mahlzeit. In Bad Berleburg, der alten „Hauptstadt“ des ehemaligen Landkreises Wittgenstein führt mein Weg über die Bundesstraße 480, die heute auch verlassen wirkt, dann am südlichen Ortsende über den „Stöppel“ wieder ins Edertal. Hinter Berghausen verlasse ich das Edertal, um eine Strecke zu fahren, wo ich vielleicht noch nie mit dem Rad war, aber „Hauptsache bergauf“ und „Hauptsache Wittgenstein“ führt mich der Weg nach Birkelbach, wo nicht nur der Ort diesen Namen trägt, sondern auch viele Familien. Vor Erndtebrück treffe ich auf die Bundesstraße B 62, die aber heute entgegen der Gewohnheit keinen Verkehr hat. Zu spät sehe ich den durchgehen asphaltierten Feldweg, der auf der anderen Talseite nach Schameder führt, aber beim nächsten Mal sollte er genutzt werden.
Bei Schameder erschrecke ich, was seit meiner Jugendzeit (ist schon lange her…) dort an großen Industriegebieten entstanden ist, aber von irgendetwas wollen die Leute hier auch leben.
Weiter geht die Fahrt über Amtshausen, wo ich auch vielleicht noch nie war, nach Feudingen ins Lahntal. Inzwischen meldet sich auch der Hunger, der mir besonders zum Saisonende oft die Rechnung durcheinander bringt, denn im Gegensatz zur Frühsaison, wo ich normalerweise 4 Stunden aushalte, ist jetzt schon nach 2 Stunden ein lautes Knurren zu hören, welches aber nicht von der ungepflegten Kette stammt. Die Entscheidung fällt zu Gunsten eines kleinen Lebensmittelladens, der einige Süßigkeiten (lecker Jaffa Cake) bietet. Denn wenn ich in meinem momentanen, nassen und kalten Zustand in einen Gastronomiebetrieb einkehre, bin ich nachher bestimmt noch kälter und werde krank, da ich keine Wechselkleidung an Bord habe. Also setze ich mich mit meinen süßen Vorräten außerhalb von Feudingen im wunderschönen Ilsetal auf eine kalte, nasse Bank und genieße die tropfnasse, farbenfrohe Natur. Hier ist es so schön, dass selbst das traurige Wetter nichts an meinem Landschaftsgenuss ändern kann. Warum kann man nicht einfach hier bleiben? Aber zum Leben muss man angeblich Geld verdienen und in einem Haus wohnen…
Nach der einfachen Rast führt mein Weg über einen kurzen giftigen Anstieg (Indel) nach Banfe und weiter nach Bad Laasphe zur Bundesstraße B 62. Auch dieses kurze unschöne Teilstück bringe ich hinter mich und begebe mich in den Anstieg zum Didoll, dem letzten, aber schönen Pass der Saison 2010. Auch hier führt die schmale Landstraße verträumt durch bunten Mischwald und ich fühle, dass mein Tank für 2010 wirklich leer ist. Einige Touren der Saison gehen mir bei der Fahrt noch durch den Kopf, Erinnerungen an schwere Touren in den Alpen, schöne Runden durchs Sauerland und einige verträumte Touren durch Wittgenstein, meine geliebte, alte Heimat.
So gerne, wie ich in der Abfahrt vom Didoll nach Richstein in meinem ersten Radleben immer wieder neue Geschwindigkeitsrekorde gesucht habe, würde ich auch heute diese Abfahrt im freien Fall versuchen, aber die Straße ist nass und es wäre tödlich, mit über 90 km/h durch die entscheidende Kurvenkombination zu brettern. Vielleicht nächstes Jahr wieder?
Interessanterweise habe ich es bei dieser Tour wohl geschafft, das Wittgensteiner Land nicht zu verlassen, denn eigentlich führen viele der „Pässe“ ins benachbarte Sauerland oder auch ins Siegerland, welches der, unter Wittgensteinern ungeliebte, südwestliche Teil des Landkreises Siegen-Wittgenstein ist.
Ein gefahrener Pass
DidollStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am