Wittgensteiner Herbst 2011 84,8 km / 1594 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Uwe
Von Uwe –
Wittgensteiner Herbst 2011
15.10.2011
Wie auch im vergangenen Jahr sollte wieder eine Wittgensteiner Runde den offiziellen Abschluss meiner Radsaison bilden.
Ob das Rad entgegen aller Planung doch noch einmal aus dem Keller kommt, wird sich zeigen, aber nach einer so gelungenen Saison wie in diesem Jahr, wo ein Highlight das andere gejagt hat, habe ich es nicht nötig, um irgendwelche zusätzlichen Kilometer oder Höhenmeter zu kämpfen. Selbstverständlich kann man auch im Herbst und Winter noch kalte und nasse Runden drehen, aber wenn das nicht regelmäßig stattfinden kann, tut man sich damit auch keinen Gefallen, und eine Keller- oder Studiosaison habe ich mangels Motivation nicht in Planung.
Da in dieser Saison schon vor dieser Fahrt 9 Touren in meiner alten Heimat und Umgebung stattfanden, ist der Tourenplaner inzwischen gut versorgt und eine Bestandsaufnahme nach meiner Fahrt ergab, dass noch ca. 25 km Wittgensteiner Straßen und Wege im Planer fehlen, wovon aber ein Teil vermutlich unbefestigte Wege sind. Dass man außerdem noch hier und da einige asphaltierte Feldwege finden wird, die auch schön zu befahren sind, bezweifle ich nicht und werde auch in Zukunft die Augen dafür offen halten…
Auch in diesem Jahr ergab der Terminkalender einen möglichen Samstag, wo ich sowieso meine alte Heimat besuchen würde und am Samstag eine Radtour einplanen konnte und so hoffte ich nur noch auf angenehmeres Wetter als im vergangenen Jahr, wo es eine sehr nasse und kalte Wittgensteiner Herbstfahrt wurde. Nach einer längeren Schlechtwetterphase, wo mein Rad Pause hatte, wurde es noch einmal superschön, wenn auch kühl, besonders am Morgen mit Frost und Nebel.
So starte ich meine Tour erst relativ spät, also erst kurz vor 10:00 Uhr bei ca. 0°C Außentemperatur, nachdem ich beim Frühstück lange bummelte und immer wieder aus dem Fenster sah, ob denn die Sonne allmählich den kalten Nebel lichten würde. Wie gut, dass ich jetzt nicht mit dem Auto fahren muss, denn dort sind die Fenster vereist…
Noch in Schwarzenau, meinem Heimatdorf, kann ich auf der Brücke über den Ederfluss eine verwunschene Nebelstimmung genießen, verpasse aber aus Bequemlichkeit die gute Gelegenheit zu einigen schönen Fotos.
Schon nach wenigen Kilometern lichtet sich der Nebel endgültig und der erste kleine Anstieg ist zu bewältigen. Jetzt werde ich auch sofort mit meinem üblichen Problem konfrontiert, dass ich stark schwitze und meine Kleidung dabei nass wird. Also muss ich mich für den Rest der Tour an meine nasse Kleidung bei niedrigen Außentemperaturen gewöhnen. Schon auf dem ersten Hügel müsste ich eigentlich meine warme Jacke ausziehen.
Nach einer kurzen, kalten Abfahrt führt mein Weg bei Richstein in den Wald und den Anstieg über einen asphaltierten, steilen Weg zum Harfeld, dem zweiten „Pass“ des Tages. Fast oben angekommen, scheint die Sonne durch das lichte Blätterdach und ich verlasse meine Jacke, die ich aber doch nach wenigen Minuten wieder anziehen muss, denn die Abfahrt nach Bad Laasphe ist lang genug, dass man sich im nassen Trikot den Tod holen kann. Diese gemütliche Abfahrt sind die Deutschlandrundfahrer im Sommer 2011 (Etappe 7) bergauf gefahren und mancher wird sich bestimmt noch an die nette Landschaft erinnern können. Zum Glück ist die Straße auch im Schatten trocken, sonst müsste ich mit Straßenglätte rechnen, denn die Wiesen sind gefroren.
Am Ortsende von Bad Laasphe ziehe ich endgültig meine Jacke aus, da hier der dritte Anstieg des Tages mit Steigungsspitzen bis 16% auf mich wartet. Diese Straße bin ich vor ca. 3 Wochen zum ersten Mal in meinem Leben mit dem Rad gefahren, obwohl ich ja als ehemaliger Einheimischer ortskundig sein sollte. Ich weiß noch nicht einmal, wie der Hügel heißt, über den ich fahre. Ca. 580 m hoch liegt der Kulminationspunkt und bietet eine schöne Aussicht Richtung Gladenbacher Bergland und über die südöstliche Ecke des Rothaargebirges.
Anschließend führt mein Weg wieder bergab durch Hesselbach, einen kleinen Ortsteil von Bad Laasphe und weiter auf dem Weg in Banfetal finde ich einen Radwanderweg nach Banfe, der sogar asphaltiert ist. Man könnte natürlich auch die heute kaum befahrene L718 nehmen, aber wenn Garmin noch etwas Neuland aufzeichnen kann, ist er kaum zu bändigen.
In Banfe fahre ich über den Lindenfelder Weg zu meinem vierten Hügel des Tages genannt „Indel“. Vor einigen Jahren hatte ich hier bei einer Radtour einmal eine nette Begegnung, als mich ein älterer Mann mit seinem alten Traktor mühsam überholte und mir zurief: „Häng dich hinne draa, ech ziehn dich do nuff!“ Ich lehnte aber dankend ab: „Danke, ech wull haure selwer fohre und schaffes bestimmt aach allääne.“
Nach einer kurzen Abfahrt erreiche ich endlich eine meiner liebsten Strecken, das Ilsetal. Am liebsten fahre ich ab Feudingen schon durchs Ilsetal bergauf, aber man kann nicht überall gleichzeitig her fahren. Vor wenigen Wochen befuhr ich das Ilsetal einmal entgegen der Gewohnheit bergab, was aber angesichts des grauenhaften Straßenzustands absoluter Unsinn ist, denn man riskiert auch bei geringen Geschwindigkeiten schon allerlei Schäden und kann auch keine Landschaft genießen, da man die volle Konzentration benötigt, überhaupt durchgehend Asphalt vorzufinden. Hier kann man den Begriff Straßennetz neu verstehen: Loch an Loch und hält doch. Bergauf hat das alles aber nichts zu sagen und man kann die Natur genießen. Irgendwann einmal in einer vergangenen Saison habe ich hier auch schon tagsüber Hirsche röhren gehört und auch bei meiner 2010er Wittgensteiner Herbsttour war diese Strecke für mich der Höhepunkt der Schönheit. Ich kann zwar nicht sagen, warum es mir hier so gefällt, aber hier ist Wittgenstein, so wie ich es liebe. Das ist auch bei jedem Wetter so, selbst wenn es fürchterlich regnet und kalt ist, wie im vergangenen Herbst.
Kurz hinter Heiligenborn, einem einsamen Weiler im Wald, erreiche ich die Eisenstraße, die schon eine lange Geschichte hat und nur noch der Abschnitt durchs Rothaargebirge einen Teil seiner Ursprünglichkeit behalten hat. Die Strecke liegt überwiegend auf Siegerländer Gebiet und nur ein östlicher Abschnitt, der nicht asphaltiert ist, führt durch den Lahn-Dill-Kreis in Hessen.
Dummerweise bin ich am Lahnhof noch etwas zu früh, um hier in eins der beiden Restaurants einzukehren, und so fahre ich über die Eisenstraße Richtung Nordwesten. Ungefähr ab der Siegquelle führt die Straße über längere Strecken schnurgerade, aber dabei über eine Reihe von kleinen Zwischenhöhen mit Neigungen bis 12%. Hieran können sich die Deutschlandrundfahrer, die hier in umgekehrter Richtung unterwegs waren, bestimmt auch noch erinnern.
Schon bald verlasse ich die Eisenstraße wieder und fahre nach Erndtebrück, der dritten Kommune im Wittgensteiner Land. Leider hat die von mir angepeilte Bäckerei schon geschlossen und irgendwie wirken hier die Bürgersteige schon etwas hochgeklappt. Döner mag ich nicht und so verpasse ich den richtigen Zeitpunkt für eine Nahrungsaufnahme. Ein Fehler, den ich immer wieder begehe und der mir schon manche Radtour verdorben oder zumindest verkürzt hat…
Inzwischen habe ich etwas kalten Gegenwind, aber immerhin ist der Himmel so blau, wie wir ihn sonst nur von Ticinoberglers Bildern kennen. Nach einem etwas langweiligen Anstieg auf den sogenannten „Dill“ oder „Dille“, nehme ich eine nicht fest geplante Abkürzung über den Rammelsberg, die vor wenigen Jahren noch militärischen Fahrzeugen vorbehalten war. Zumindest kann man das mit etwas Phantasie auf den verblichenen Schildern lesen. Einige kleine Hügel später finde ich dann doch noch ein sonniges Plätzchen fast ohne Wind, wo ich mich auf einen asphaltierten Weg setze und einige Schokoriegel aus dem Rucksack verdrücke.
Da die Kalorien mal wieder zu spät kommen, kann ich jetzt nur noch mühsam meine Beine bewegen und außerdem habe ich das Gefühl, dass die niedrigen Temperaturen ohnehin mehr an den Kräften zehren.
Auf dem Weg Richtung Berghausen im Edertal biege ich kurzentschlossen in einen asphaltierten Feldweg ab, in der Hoffnung, eine durchgehende Verbindung über den sogenannten Altenberg zu finden, was sich aber nach kurzer Strecke schon als Fehlentscheidung erweist. Der folgende üble Waldweg ist nass und total verschlammt, so dass ich schon fürchten muss, in dem Schlamm stecken zu bleiben und dann zu Fuß durchs Wasser stapfen zu müssen. Es geht zwar noch einmal gut, aber das Rad ist jetzt total versaut, obwohl ich es ursprünglich in diesem Jahr nicht mehr putzen wollte.
Die letzten Kilometer durchs Edertal bis Schwarzenau fallen mir dann schwer, da die Beine nicht mehr wollen und der kalte Wind von vorne kommt.
Wie auch im vergangenen Jahr, war unterwegs irgendwo der Punkt erreicht, wo die Radsaison zu Ende war. Ein komisches Gefühl nach einem für mich so tollen Jahr, wo so viele schöne Tourenideen in die Tat umgesetzt werden konnten. Es war die erste Saison seit 1997, wo ich meine Touren überwiegend solo gefahren bin, da keiner der beiden Söhne zur Verfügung stand. Einige wenige Fahrten fanden zusammen mit Benni statt und auf einigen besonders schönen Touren habe ich ihn richtig vermisst.
Auch wenn meine diesjährigen Wittgenstein-Fahrten einen traurigen Hintergrund hatten, da mein frisch verwitweter Vater, die Hilfe durch meine Frau in seinem Haushalt benötigt, so war es doch eine gelungene Saison mit besonders schönen Touren im geliebten Wittgensteiner Land. Immerhin kamen in dieser Saison gut 1100 km mit fast 20000 Höhenmetern im Rahmen von 10 Wittgenstein-und-Umgebung-Touren zusammen.
Die schönsten Touren finden meist ab Spätsommer bis zum Herbst statt, obwohl ich eher vor dem Sommerurlaub meine Jahreskilometer sammle. Nach dem Urlaub in den Alpen fehlt mir einfach die Motivation, in der flachen Soester Börde meine Runden zu drehen und so kann ich im Wittgensteiner Land noch etwas Nachsaison feiern, auch wenn die Kondition infolge der fehlenden Feierabendrunden sehr schnell nachlässt.
15.10.2011
Wie auch im vergangenen Jahr sollte wieder eine Wittgensteiner Runde den offiziellen Abschluss meiner Radsaison bilden.
Ob das Rad entgegen aller Planung doch noch einmal aus dem Keller kommt, wird sich zeigen, aber nach einer so gelungenen Saison wie in diesem Jahr, wo ein Highlight das andere gejagt hat, habe ich es nicht nötig, um irgendwelche zusätzlichen Kilometer oder Höhenmeter zu kämpfen. Selbstverständlich kann man auch im Herbst und Winter noch kalte und nasse Runden drehen, aber wenn das nicht regelmäßig stattfinden kann, tut man sich damit auch keinen Gefallen, und eine Keller- oder Studiosaison habe ich mangels Motivation nicht in Planung.
Da in dieser Saison schon vor dieser Fahrt 9 Touren in meiner alten Heimat und Umgebung stattfanden, ist der Tourenplaner inzwischen gut versorgt und eine Bestandsaufnahme nach meiner Fahrt ergab, dass noch ca. 25 km Wittgensteiner Straßen und Wege im Planer fehlen, wovon aber ein Teil vermutlich unbefestigte Wege sind. Dass man außerdem noch hier und da einige asphaltierte Feldwege finden wird, die auch schön zu befahren sind, bezweifle ich nicht und werde auch in Zukunft die Augen dafür offen halten…
Auch in diesem Jahr ergab der Terminkalender einen möglichen Samstag, wo ich sowieso meine alte Heimat besuchen würde und am Samstag eine Radtour einplanen konnte und so hoffte ich nur noch auf angenehmeres Wetter als im vergangenen Jahr, wo es eine sehr nasse und kalte Wittgensteiner Herbstfahrt wurde. Nach einer längeren Schlechtwetterphase, wo mein Rad Pause hatte, wurde es noch einmal superschön, wenn auch kühl, besonders am Morgen mit Frost und Nebel.
So starte ich meine Tour erst relativ spät, also erst kurz vor 10:00 Uhr bei ca. 0°C Außentemperatur, nachdem ich beim Frühstück lange bummelte und immer wieder aus dem Fenster sah, ob denn die Sonne allmählich den kalten Nebel lichten würde. Wie gut, dass ich jetzt nicht mit dem Auto fahren muss, denn dort sind die Fenster vereist…
Noch in Schwarzenau, meinem Heimatdorf, kann ich auf der Brücke über den Ederfluss eine verwunschene Nebelstimmung genießen, verpasse aber aus Bequemlichkeit die gute Gelegenheit zu einigen schönen Fotos.
Schon nach wenigen Kilometern lichtet sich der Nebel endgültig und der erste kleine Anstieg ist zu bewältigen. Jetzt werde ich auch sofort mit meinem üblichen Problem konfrontiert, dass ich stark schwitze und meine Kleidung dabei nass wird. Also muss ich mich für den Rest der Tour an meine nasse Kleidung bei niedrigen Außentemperaturen gewöhnen. Schon auf dem ersten Hügel müsste ich eigentlich meine warme Jacke ausziehen.
Nach einer kurzen, kalten Abfahrt führt mein Weg bei Richstein in den Wald und den Anstieg über einen asphaltierten, steilen Weg zum Harfeld, dem zweiten „Pass“ des Tages. Fast oben angekommen, scheint die Sonne durch das lichte Blätterdach und ich verlasse meine Jacke, die ich aber doch nach wenigen Minuten wieder anziehen muss, denn die Abfahrt nach Bad Laasphe ist lang genug, dass man sich im nassen Trikot den Tod holen kann. Diese gemütliche Abfahrt sind die Deutschlandrundfahrer im Sommer 2011 (Etappe 7) bergauf gefahren und mancher wird sich bestimmt noch an die nette Landschaft erinnern können. Zum Glück ist die Straße auch im Schatten trocken, sonst müsste ich mit Straßenglätte rechnen, denn die Wiesen sind gefroren.
Am Ortsende von Bad Laasphe ziehe ich endgültig meine Jacke aus, da hier der dritte Anstieg des Tages mit Steigungsspitzen bis 16% auf mich wartet. Diese Straße bin ich vor ca. 3 Wochen zum ersten Mal in meinem Leben mit dem Rad gefahren, obwohl ich ja als ehemaliger Einheimischer ortskundig sein sollte. Ich weiß noch nicht einmal, wie der Hügel heißt, über den ich fahre. Ca. 580 m hoch liegt der Kulminationspunkt und bietet eine schöne Aussicht Richtung Gladenbacher Bergland und über die südöstliche Ecke des Rothaargebirges.
Anschließend führt mein Weg wieder bergab durch Hesselbach, einen kleinen Ortsteil von Bad Laasphe und weiter auf dem Weg in Banfetal finde ich einen Radwanderweg nach Banfe, der sogar asphaltiert ist. Man könnte natürlich auch die heute kaum befahrene L718 nehmen, aber wenn Garmin noch etwas Neuland aufzeichnen kann, ist er kaum zu bändigen.
In Banfe fahre ich über den Lindenfelder Weg zu meinem vierten Hügel des Tages genannt „Indel“. Vor einigen Jahren hatte ich hier bei einer Radtour einmal eine nette Begegnung, als mich ein älterer Mann mit seinem alten Traktor mühsam überholte und mir zurief: „Häng dich hinne draa, ech ziehn dich do nuff!“ Ich lehnte aber dankend ab: „Danke, ech wull haure selwer fohre und schaffes bestimmt aach allääne.“
Nach einer kurzen Abfahrt erreiche ich endlich eine meiner liebsten Strecken, das Ilsetal. Am liebsten fahre ich ab Feudingen schon durchs Ilsetal bergauf, aber man kann nicht überall gleichzeitig her fahren. Vor wenigen Wochen befuhr ich das Ilsetal einmal entgegen der Gewohnheit bergab, was aber angesichts des grauenhaften Straßenzustands absoluter Unsinn ist, denn man riskiert auch bei geringen Geschwindigkeiten schon allerlei Schäden und kann auch keine Landschaft genießen, da man die volle Konzentration benötigt, überhaupt durchgehend Asphalt vorzufinden. Hier kann man den Begriff Straßennetz neu verstehen: Loch an Loch und hält doch. Bergauf hat das alles aber nichts zu sagen und man kann die Natur genießen. Irgendwann einmal in einer vergangenen Saison habe ich hier auch schon tagsüber Hirsche röhren gehört und auch bei meiner 2010er Wittgensteiner Herbsttour war diese Strecke für mich der Höhepunkt der Schönheit. Ich kann zwar nicht sagen, warum es mir hier so gefällt, aber hier ist Wittgenstein, so wie ich es liebe. Das ist auch bei jedem Wetter so, selbst wenn es fürchterlich regnet und kalt ist, wie im vergangenen Herbst.
Kurz hinter Heiligenborn, einem einsamen Weiler im Wald, erreiche ich die Eisenstraße, die schon eine lange Geschichte hat und nur noch der Abschnitt durchs Rothaargebirge einen Teil seiner Ursprünglichkeit behalten hat. Die Strecke liegt überwiegend auf Siegerländer Gebiet und nur ein östlicher Abschnitt, der nicht asphaltiert ist, führt durch den Lahn-Dill-Kreis in Hessen.
Dummerweise bin ich am Lahnhof noch etwas zu früh, um hier in eins der beiden Restaurants einzukehren, und so fahre ich über die Eisenstraße Richtung Nordwesten. Ungefähr ab der Siegquelle führt die Straße über längere Strecken schnurgerade, aber dabei über eine Reihe von kleinen Zwischenhöhen mit Neigungen bis 12%. Hieran können sich die Deutschlandrundfahrer, die hier in umgekehrter Richtung unterwegs waren, bestimmt auch noch erinnern.
Schon bald verlasse ich die Eisenstraße wieder und fahre nach Erndtebrück, der dritten Kommune im Wittgensteiner Land. Leider hat die von mir angepeilte Bäckerei schon geschlossen und irgendwie wirken hier die Bürgersteige schon etwas hochgeklappt. Döner mag ich nicht und so verpasse ich den richtigen Zeitpunkt für eine Nahrungsaufnahme. Ein Fehler, den ich immer wieder begehe und der mir schon manche Radtour verdorben oder zumindest verkürzt hat…
Inzwischen habe ich etwas kalten Gegenwind, aber immerhin ist der Himmel so blau, wie wir ihn sonst nur von Ticinoberglers Bildern kennen. Nach einem etwas langweiligen Anstieg auf den sogenannten „Dill“ oder „Dille“, nehme ich eine nicht fest geplante Abkürzung über den Rammelsberg, die vor wenigen Jahren noch militärischen Fahrzeugen vorbehalten war. Zumindest kann man das mit etwas Phantasie auf den verblichenen Schildern lesen. Einige kleine Hügel später finde ich dann doch noch ein sonniges Plätzchen fast ohne Wind, wo ich mich auf einen asphaltierten Weg setze und einige Schokoriegel aus dem Rucksack verdrücke.
Da die Kalorien mal wieder zu spät kommen, kann ich jetzt nur noch mühsam meine Beine bewegen und außerdem habe ich das Gefühl, dass die niedrigen Temperaturen ohnehin mehr an den Kräften zehren.
Auf dem Weg Richtung Berghausen im Edertal biege ich kurzentschlossen in einen asphaltierten Feldweg ab, in der Hoffnung, eine durchgehende Verbindung über den sogenannten Altenberg zu finden, was sich aber nach kurzer Strecke schon als Fehlentscheidung erweist. Der folgende üble Waldweg ist nass und total verschlammt, so dass ich schon fürchten muss, in dem Schlamm stecken zu bleiben und dann zu Fuß durchs Wasser stapfen zu müssen. Es geht zwar noch einmal gut, aber das Rad ist jetzt total versaut, obwohl ich es ursprünglich in diesem Jahr nicht mehr putzen wollte.
Die letzten Kilometer durchs Edertal bis Schwarzenau fallen mir dann schwer, da die Beine nicht mehr wollen und der kalte Wind von vorne kommt.
Wie auch im vergangenen Jahr, war unterwegs irgendwo der Punkt erreicht, wo die Radsaison zu Ende war. Ein komisches Gefühl nach einem für mich so tollen Jahr, wo so viele schöne Tourenideen in die Tat umgesetzt werden konnten. Es war die erste Saison seit 1997, wo ich meine Touren überwiegend solo gefahren bin, da keiner der beiden Söhne zur Verfügung stand. Einige wenige Fahrten fanden zusammen mit Benni statt und auf einigen besonders schönen Touren habe ich ihn richtig vermisst.
Auch wenn meine diesjährigen Wittgenstein-Fahrten einen traurigen Hintergrund hatten, da mein frisch verwitweter Vater, die Hilfe durch meine Frau in seinem Haushalt benötigt, so war es doch eine gelungene Saison mit besonders schönen Touren im geliebten Wittgensteiner Land. Immerhin kamen in dieser Saison gut 1100 km mit fast 20000 Höhenmetern im Rahmen von 10 Wittgenstein-und-Umgebung-Touren zusammen.
Die schönsten Touren finden meist ab Spätsommer bis zum Herbst statt, obwohl ich eher vor dem Sommerurlaub meine Jahreskilometer sammle. Nach dem Urlaub in den Alpen fehlt mir einfach die Motivation, in der flachen Soester Börde meine Runden zu drehen und so kann ich im Wittgensteiner Land noch etwas Nachsaison feiern, auch wenn die Kondition infolge der fehlenden Feierabendrunden sehr schnell nachlässt.
Ein gefahrener Pass
HarfeldStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am