Die Akteure:Tobi Till Jan
Tag 2: Romanshorn - Warth Tag 3: Warth - St. Leonhardt Tag 4: St. Leonhardt - Vigo di Fassa
Übernachtung: Pension Pöhl Agnes
Klicken für großes Höhenprofil Heute morgen klingelt Tobis Uhr schon um sieben, obwohl wir das Frühstück erst um acht bekommen. Denn von gestern abend sind ja noch die 500 g Nudeln über, die wir uns kochen wollen. Dabei entsteht der Dorfkirchenschnappschuss aus dem Pensionsfenster. Wir klagen über dicke Beine, besonders Till merkt, dass seine Erkältung seine Beine ordentlich gezeichnet hat. Beim Schütten der Nudeln ins Wasser entdeckt Tobi eine tote Käferkolonie in der Nudelpackung, sehr angenehm. Was abzuschöpfen ist wird abgeschöpft, der Rest wird gut abgekocht. Ohne Sauce gehts dann zum Verspachteln, Tobi und Till kriegen kaum einen Bissen runter, ich ess den Teller auch nicht auf.
Also ab zum Frühstück. Das schmeckt schon wesentlich besser, wir müssen die Frau damit konfrontieren, dass wir nicht mehr genügend Schillinge haben und bieten ihr an, den Rest mit Franken oder DM zu begleichen. Aber zum Glück gibt es eine Bank im Ort, so dass wir neues Geld einkaufen können. Nach dem Frühstück - Till wäscht schnell noch von gestern abend ab - gehen Tobi und ich einkaufen beim Ortsspar, es wird gepackt und um viertel vor zehn sind wir endlich auf dem Rad. Heute gilt es ja, die gestern verlorenen 40 km aufzuholen, allerdings gehen wir schon davon aus, dass wir den letzten geplanten Berg, nach dem Hahntennjoch und Timmelsjoch ist das der Jaufenpass, nicht mehr fahren können, was die ganze Tourplanung arg in Bedrängnis bringen könnte. Aber es stellt sich nochmals als richtig heraus, die Abfahrt gestern abgebrochen zu haben, denn auf dem Weg nach Elmen ist die Straße eine einzige Baustelle - die Teerdecke fehlt. Das ist schon bei relativ trockener Straße keine Freude, aber danach wird Gas gegeben bis nach Elmen, von wo aus wir bereits die dicke Rampe am rechten Hang entdecken, die uns zum Hahntennjoch entgegen läuft.
Als wir gerade die Anfahrt beginnen wollten, meldet sich Till und sagt, dass er in diesem Zustand bestimmt nicht einen Berg bestreiten könne. Wir beraten lange und kommen zu dem Schluss, dass Till mit dem Bus nach Imst vorfahren soll, das Hahntennjoch umgehend. Denn wir gehen davon aus, dass ein Bus dann sicher auch über das Timmelsjoch nach St. Leonhardt fahren wird, sodass er sich heute ordentlich ausruhen könne. Aber bei der Post stellt sich heraus, dass nicht einmal ein Bus nach Reutte geht, was nur ca 25 km entfernt liegt. Auch war unsicher, ob ein Bus von Elmen am Hahntennjoch vorbei nach Imst ginge.
Also beratschlagen wir abermals bis sich Till dann dazu entschliesst, von hier aus direkt mit dem Rad nach Füssen zu fahren, um von dort einen Zug nach Stuttgart zu nehmen und die Tour zu beenden. Das war natürlich ein harter Schlag für uns, der uns wie die 4 kleinen Negerlein fühlen ließ, denn dann waren es nur noch zwei. Wir machten ein Abschiedsfoto
Nach dem Abschied begaben wir uns auf die Rampe zum Hahntennjoch (1903 m). Till schaute uns bei diesem Kampf noch zu, bis wir auf halber Höhe waren, dann fuhr er davon. Bald wurde es aber flacher, nur mein Schaltwerk touchierte bei jeder Umdrehung eine Speiche. Tobi guckte sich das kurz an - und wie von Meisterhand ist das Problem schnell gelöst. Weiter geht es, in steilen Serpentinen am im Tal liegenden Ort Boden vorbei (Tobi erinnert sich auch noch an diese Passage), einen Oberammergauer Urlauber mit Auto passierend, der sich angegriffen fühlt, weil wir ihn nach der Bedeutung von OA fragen. Konnte er nich ganz mit klarkommen. An einer Motorradklause vorbei geht es dann in die letzten steilen Serpentinen zum Gipfel, die sich ordentlich in die Wand fressen. Aus dem Augenwinkel sieht Tobi, als wir schon drei Kehren absolviert haben, einen schnellen Radler von unten die Kehren in Angriff nehmen, da lässt er nichts anbrennen und verabschiedet sich. Mich fährt der Radler allerdings auf, ist in windeseile vorbei, wird dann aber so viel langsamer, dass ich - mit einiger Mühe zwar - dranbleib und ihn noch bis zum Gipfel scheuchte. Oben angekommen wundert er sich über unsere Planung, heute noch Timmelsjoch und Jaufenpass zu absolvieren, aber dazu sollte es ja nicht mehr kommen.
Die Abfahrt nach Imst ist schnell und steil, ein echter Spaß, auch nach Imst selber rein geht es noch richtig bergab. Vorm Sparmarkt des Ortes wird dann pausiert und von Tobi eine Karte geschrieben mit folgenden kleinen Strophen:

Vier kleine Radlerlein wollten ins Alpland rein, der eine hat nicht viel trainiert und blieb zu Haus geniert. Drei kleine Radlerlein, die wollten trotzdem fahr´n, der dritte Tag - viel zu hart der nächste sagt:" So´n Schmarn!" Zwei kleine Radlerlein, die sind zurück geblieben, und wenn´s gut läuft - so hoffen sie noch nicht abgestiegen. Ich sorge für den Einkauf, wie so oft muss ich mehrmals reingehen, denn ich habe eigentlich immer was vergessen. Diesmal: Müsliriegel, wichtiges Grundnahrungsmittel. Wir leihen uns eine Uhutube beim Sparmarkt (wirklich nett) und bekleben die ersten Postkartenmit den genialen Vordrucken von Andypsilon.
Nach eigentlich zu langer Pause, denn wir hatten uns vorgenommen, im Gegensatz zu letztem Jahr lieber mehrere kleine als eine lange zu machen, fahren wir dann durch den Ort zurück zum Briefkasten und gucken bei einem Motorradpaar auf die Karte, um die Richtung auszumachen, denn wir haben erst ab dem Timmelsjoch ausreichendes Kartenmaterial. Aber die haben auch nur eine 800.000 Karte von ganz Österreich, wo eigentlich nur ein paar Orte und Autobahnen eingezeichnet sind und wollen uns damit Richtung Ötztal weisen. Darauf geben wir aber dann doch nicht so viel. Nach einiger Zeit fahren ist das Ötztal dann in der Ebene ausgeschildert. Tobi denkt, bis zum Timmelsjoch sei es eine Anfahrt von 50 km, aber das stellt sich schnell als Trugschluß heraus. Allerdings erzählen wir dies auch noch (in bestem Wissen) einem Mountainbikefahrer, den wir bereits am Hahntennjoch (er schiebend) überholt hatten, wobei er sich wohl tierisch erschrocken hatte. Nach eigenem Bekunden wollte er auch noch das Timmelsjoch überfahren.Na dann viel Spaß.
Zum Glück haben wir das Ötztal rauf Rückenwind, denn die nur minimale Steigung hätte uns sonst den letzten Nerv geraubt. Bis nach Längenfeld fahren wir ohne Unterbrechung, erfahren hier allerdings, dass es noch 36 Kilometer bis zum Timmelsjoch sind, was uns nicht gerade motivierte. Nächster Halt: Sölden, 14 Kilometer später, von hier aus noch 22 Kilometer. Ab hier wird die Straße allerdings merklich steiler, was uns besser gefällt, denn nun machen wir wenigstens ein paar Höhenmeter, denn schließlich liegt der Pass auf 2509.
Ab der Abzweigung nach Obergurgl werden dann die ersten Serpentinen hochgezählt,etwa sechs sind es bis Hochgurgl, auf 2201 m liegt dann die Mautstation. Und von hier aus geht es dann nochmal 200 Höhenmeter bergab. Absolute Frechheit.Schon von unten im Tal haben wir diese abfallende Straße gesehen und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht unsere Straße sein kann, denn die geht ja augenscheinlich bergab - Pustekuchen. Also sind es doch insgesammt 2000 Höhenmeter, die man aus dem Tal steigen muss. In der Tiefe zurück geht es dann um eine 90 Gradkurve in ein Seitental rein, erst recht flach, dann wieder etwas steiler. Es geht lang geradeaus, dann kommen einige Serpentinen in Richtung Gipfel. Den ganzen Tag ist es trocken gewesen, wenn auch bedeckt.Auf dem Gipfel ist es schon arschkalt, sodass man den Atem sehen kann. Oben am Timmelsjoch ist es schon etwa sechs Uhr, wir ziehen uns sofort um. Bereits gestern auf dem Furka zeigte das Termometer nur noch 12 Grad, hier sind es sicherlich nur noch 5.
Wir halten einen Schweizer mit einem Oldienachbaucoupé an, der hier offen unterwegs ist. Ebenfalls arschkalt, wie er sagt. Wir fragen ihn, ob er ein Foto von uns machen könne, aber er hat seine Karre direkt vor dem Passschild geparkt, welches er dann für uns kurzerhand einmal nach vorn schiebt(!). Nach unserem Foto machen wir noch eins für ihn (er schiebt die Karre wieder zurück) und unterhalten uns noch kurz mit zwei Esslinger Motorradfahrern über ihr Programm. Die treffen wir auf der Abfahrt wieder. Die Abfahrt, jetzt schon auf italienischer Seite, ist echt ein Hammer. Supereng geschlungene Serpentinen ziehen sich eine Wand hoch, an der man es eigentlich nicht für möglich halten würde. Wir schlottern wie die Säue. Tobi frieren fast die Finger an der Bremse fest, der Lenker vibriert unter seinen zitternden Armen.
Vor einem Tunnel mit unmotivert plazierter roter Ampel (denn auf der anderen Seite gab´s keine Ampel) treffen wir die Esslinger wieder und unterhalten uns etwas über unser Gepäck. Sie hatten auch schon mal eine Mountainbiketour gemacht, aber mit Motorrad war das wohl irgendwie angenehmer. Wieso nur?
Impressionen
der Abfahrt vom
Timmelsjoch
Ab gings nach St. Leonhardt (688 m). Um viertel nach sieben hat natürlich keine Touristeninformation und kein Laden mehr auf, aber an der Touri-Info finden wir einen Prospekt mit Pensionen im Ort. Ordentlich viele, auch einige entsprechend unserer Preisvorstellungen. Wir brauchen aber eine Telefonkarte und fragen einen Passanten (auf deutsch, sprechen hier alle), wo man denn eine kaufen könne. Der sagt, die Läden seien schon alle zu und ich frage ihn, ob wir ihm nicht vielleicht seine abkaufen könnten. Er sagt, na gut, wir bemerken, dass wir gar keine Lire haben bisher, aber er gibt sich auch mit DM zufrieden. Denn er war ein Mitarbeiter der Touristeninformation und ging schnell rein und holte eine. So ein Glück.
Nach mehreren Telefonaten hatten wir dann endlich eine Pension gefunden. Schon am Telefon hatte ich gefragt, ob sie uns vielleicht ein paar Nudeln kochen könnte, und sie sagte zu. Schnell noch zur Bank, dann zur Pension Pöhl Agnes. Das Zimmer war alt und unmodern, WC/Bad auf dem Flur, aber für 30.000 L p.P. konnte man wirklich nicht mehr erwarten. Sie kochte uns 1000 g Nudeln ("Ist das ein Kilo?") mit Sauce, so ein Glück. Für 10.000 L. Es war richtig lecker, aber nach dem dritten Teller ging das Kämpfen los. Tobi hatte heute wenig Probleme, ich dafür umso mehr. Nach dem Essen gehen wir noch ein wenig spazieren und telefonieren (Tills Ende beichten) und dann rechtschaffen müde ins Bett.
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19.9.2000
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