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Paso Ticlio: Höhenkrankheit?

  • Rainer_E, 23.09.2021, 21:57 Uhr
    Hi,

    da ich für kommendes Jahr auch eine Auffahrt plane, würde mich interessieren, ob du bei der Auffahrt die Höhe gespürt hast (Höhenkrankheit)? Es sind ja doch ein paar Höhenmeter ;)

    Danke

    Rainer
  • rudi radlos, 27.09.2021, 08:29 Uhr
    Hallo Rainer,

    vielen Dank für Dein Interesse an Passauffahrten in den Anden. Viel, viel Glück dabei, ich schwöre, das sind Erlebnisse, die Du nie vergessen wirst. Gegen diese Anzahl von Höhenmetern kann ein Stilfser Joch, der Mont Ventoux und auch der Große St. Bernhard einpacken, hier sind es glatt mehr als doppelt so viele! Und richtig, ich habe die 4818 Meter Höhe über dem Meer auch gespürt, aber im positiven Sinne. Meine (allerdings nicht schlüssig bewiesene Theorie) besagt, wenn man sich die Höhenmeter mit vollster Anstrengung und mit Muskelkarft selbst erarbeitet, also kein motorisiertes Gefährt, E-Bike, Seilbahn oder Flugzeug dazu benutzt, passt sich der Körper unter dem starken Zwang schnell an. Das Herz wird größer und stärker, die Anzahl der roten Blutkörperchen vermehrt sich, die Lunge wird kräftiger und so fort.

    Am besten ist es, man fährt den ersten Pass in die Anden hinein und auf die Endhöhe von 4000 m in mehreren Etappen und stufenweise hinauf, gewöhnt sich an die Höhe und bleibt dann eine Zeitlang auf dem Altiplano. Da schaut man sich z.B. sich die Gegend (Machu Picchu, Sala de Uyuni, Titicacasee, Sechstausender-Berge) an, quatscht mit den Leuten dort, sofern einem das nicht spanisch vorkommt, und so weiter. Am Schluss ist man dann prima akklimatisiert und kann rauf und runter, auch wieder bis ans Meer, so wie man möchte. Ich bin den Abra Anticona ja ganz am Ende meiner Reise gefahren, und dann tritt die Gefahr einer Höhenkrankheit gar nicht mehr in Erscheinung.

    Grüße, und gutes Gelingen,

    Rudi Radlos
  • Rainer_E, 28.09.2021, 10:06 Uhr
    Hallo Rudi,

    vielen Dank für die ausführliche Antwort.

    Deine Theorie bezüglich der Höhenkrankheit, bestätigt, was ich auch schon vermutet / erlebt habe.

    Grüße
    Rainer
  • rudi radlos, 28.09.2021, 10:07 Uhr auf rudi radlos
    Noch eine zusätzliche Info: Diese Passstraße ist eine stark frequentierte Verbindung zwischen der 9 Mio. Einwohner zählenden Hauptstadt Lima und der Großstadt Huancayo. Es fahren also täglich tausende von Leuten dort mit Bussen, LKWs und PKWs hinüber. Würden diese auch nur zu 0,1% von der Höhenkrankheit stark betroffen sein, müsste man nahe der Passhöhe andauernd das Tatüü-Tataa von Krankenwagen hören, ohnmächtige oder torkelnde Leute am Straßenrand sehen, usw. Ich bin zweimal oben gewesen und habe mich dort auch längere Zeit aufgehalten: Das ist definitiv nicht der Fall, kein einziger Mensch ist dort umgekippt, soweit ich es beurteilen konnte. Klar, es handelt sich zum größten Teil um Einheimische, die solche Höhen aus dem täglichen Leben gewohnt sind, aber man trifft auch Touristen dort an. So habe ich dann den Eindruck erhalten, als ob in vielen Beschreibungen das Thema "Höhenkrankheit" ein bisschen dramatisiert wird und das Ganze nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird. Also, Du brauchst keine zu große Angst vor der Höhe zu haben.

    Natürlich ist die eigene Leistungsfähigkeit dort oben stark eingeschränkt und man ist froh, berauf noch mit 3,6 bis 3,8 km/h unterwegs zu sein, statt der gewohnten 6-7 km/h. So ist die Passeroberung an einem Tag von der Küste aus angesichts der 150 km Streckenlänge durchaus "ehrgeizig" = "ambitioniert", aber für einen Normalmenschen durchaus zu schaffen. Den Autos und LKWs geht es aber ähnlich: Von 150 PS oder 110 kW auf Mittelgebirgshöhe bleiben dort oben vielleicht noch 70 PS oder 51 kW übrig bei Vollgas und idealer Drehzahl.
  • Rainer_E, 28.09.2021, 10:23 Uhr
    bisher hatte ich mit der Höhe auch noch nie Probleme und bin da auch nicht ängstlich aber wenn es die Möglichkeit gibt, von den Erfahrungen eines "Finisher" zu profitieren, mache ich das natürlich gern
    Für mich wird es ein "Tagesausflug" werden... mit optionalem Support durch die Chefin:)
  • berg_max, 05.10.2021, 10:09 Uhr 05.10.2021, 10:10 Uhr
    Hallo zusammen,

    da ich bereits mehrere Höhentrainings (wenn auch "nur" in Höhen > 2.000 m/üNN) absolviert habe, erlaube ich mir noch einige Hinweise, die insbesondere bei noch höher gelegenen Trainingsrevieren > 3000 - 4000 m/üNN vielleicht hilfreich sein könnten.

    Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du relativ frühzeitig einmal ein simuliertes Höhentraining in entsprechenden "Laboren" absolvieren - hier kann man in echt ausprobieren, wie man in der Höhe tatsächlich reagiert, ohne ein Risiko einzugehen (z.B. Hoehenbalance). Die von dir angesprochene Höhenkrankheit kann durchaus schon unterhalb von 4.000 hm/üNN einsetzen und ist kein reiner Fitness-Indikator sondern auch von anderen Faktoren abhängig. Das von Rudi angesprochene "umkippen" ist dabei nur die extremste Form - in der Regel gibt es eine Reihe anderer Symptome, die sogar teilweise erst mit Zeitverzögerung auftreten. Hier würde ich mich vorab - über Internet oder medizinisch - gründlich informieren.

    Im Labor wird man daher aus Sicherheitsgründen relativ langsam an größere Höhen herangeführt - ferner kann man sich dort, sofern man bereit ist, entsprechend zu investieren - auch unter fachlicher Anleitung - vorab akklimatisieren.

    Die Akklimatisierung, ob im Labor oder vor Ort, würde ich, genauso wie Rudi - auf jeden Fall empfehlen - ebenso vorab einen Gesundheitscheck mit besonderer Beachtung der relevanten Blutwerte - sofern du dass also machen willst, sollte dein Arzt bescheid wissen, was zu tun ist.

    Da du dich in einer wahscheinlich extrem trockenen Umgebung aufhältst, bekommt das trinken einen besonders hohen Stellenwert. Zumindest bei mir war es daher sinnvoll, im Vorfeld das frühzeitige, regelmäßige und ausreichende Trinken zu trainieren.

    Auch der von Rudi beschriebene Leistungsverlust ist signifikant und nicht zu verachten. Solltest du mit Pulsmesser fahren, ist der Leistungsverlust durch die Höhe auch über den Puls abzulesen. Insofern ist es ratsam, unabhängig von der realen Geschwindigkeit in den gewohnten Pulsbereichen zu bleiben, solltest du sogar einen Leistungsmesser nutzen, wäre der das nahezu ideale Hilfsmittel.

    Auch muskulär musst du mit völlig neuen Belastungen rechnen - Rudi hat ja beschrieben, dass du in völlig neue Dimensionen fahren wirst. Wenn du also in einer eher flachen Gegend wohnen solltest, könnte eine bergsprezifische Vorbereitung durchaus hilfreich sein (bei Bedarf können wir uns gerne mal hierzu austauschen).

    Bereits jetzt sehr viel Spass bei diesem (hoffentlich) traumhaften Abenteuer
  • rudi radlos, 12.10.2021, 16:07 Uhr
    Hallo Rainer, hallo Berg-Max,

    es würde mich natürlich sehr freuen, von Dir, Rainer, eine Nachricht über Quäldich zu erhalten, wenn es nächstes Jahr geklappt haben sollte und Du heile oben angekommen bzw. auch wieder runter gekommen sein wirst. Vielleicht schreibst Du dann nochmals einen Kommentar hier rein und lädst ein paar aktuellere Bilder von der Auffahrt auf diese Seite? Danke vorab!

    Zum Trinken unterwegs kann ich noch anmerken, dass es sich ja um eine Hauptstraße mit vielen Ortschaften zwischendurch handelt. Darin gibt es fast immer mindestens ein kleines "Tante-Emma"-Lebensmittelgeschäft. Die haben meist auch an Wochenenden und zu unmöglichen Tages- und Nachtzeiten auf, weil sie dringend Geld verdienen wollen und Tarifverträge dort kein Thema sind. Es gibt auch mehrere kleine Büdchen am Straßenrand, die Getränke feilbieten. Empfehlen kann ich 0,5% Fett enthaltende Magermilch-Trinkjoghurt-Flaschen, die es fast überall gibt. Sie enthalten genügend Zucker und damit Treibstoff für die lange Bergauffahrt und sind zudem bekömmlich = leicht verdaulich. Leider gibt es sie fast nur in der Variante mit Erdbeergeschmack: Ich konnte eine Zeitlang nach dem Südamerikaurlaub keine Erdbeeren mehr sehen, geschweige denn essen. Auch Inka-Cola kann man mal zwischendurch probieren. Die ist gelb, hat mit unserer Cola rein gar nichts gemeinsam und enthält stattdessen ein Extrakt aus den Blättern des dort wild wachsenden Coca-Strauches.

    Wenn die "Chefin" Dich auf der Tour immer begleitet, kann ja ohnehin nichts schiefgehen! Also nochmals, viel Spaß bei der Vorbereitung und von Herzen gutes Gelingen!

    Rudi Radlos
  • Rainer_E, 12.10.2021, 22:06 Uhr auf berg_max
    Hallo berg_max,

    vielen Dank für die ausführlichen Hinweise. Eine Akklimatisierung vor Ort werde ich af jeden Fall machen.
  • Rainer_E, 12.10.2021, 22:11 Uhr auf rudi radlos
    Hallo Rudi,

    sollte es Mitte nächsten Jahres klappen, werde ich auf jeden Fall berichten.
  • rudi radlos, 13.10.2021, 08:22 Uhr
    Hallo Rainer,

    ich muss doch noch eine kleine Bemerkung loswerden: Vorsicht, Mitte des Jahres = Juni-September haben die Leute in Peru gerade Winter, weil es ja auf der Südhalbkugel liegt. Winter bedeutet in Lima, d.h. an der Pazifikküste meist dicke, kühle Nebelsuppe und auf der Passhöhe oft Schneefall, wobei der Schnee auch eine Zeitlang liegenbleibt. Das könnte für die Passauffahrt hinderlich sein, zumindest kann man am Anfang der Tour die Landschaft nicht so doll genießen. Zudem fahren die Einwohner von Lima deutlich aggressiver und rücksichtsloser Auto als wir hierzulande, und da möchte ich bei Nebel nicht auf dem Rad unterwegs sein. Die beste, sonnigste Zeit für die Auffahrt sind die Monate November bis einschließlich März.

    So, das war jetzt aber wirklich mein letzter "Senf" zu dem Thema,

    Rudi Radlos
  • Rainer_E, 14.10.2021, 08:18 Uhr auf rudi radlos
    Hallo Rudi,

    vielen Dank für diesen elementaren Tipp!

    Da werde ich wohl umplanen. Ich hätte die Reise gern mit dem Lima Marathon verbunden. Ich hatte es aber schon befürchtet, als ich mir die Wetterstatistiken angesehen habe.

    Gruß

    Rainer
  • rudi radlos, 14.10.2021, 13:57 Uhr
    Hallo Rainer,

    wenn Du einen Marathonlauf schaffst, ohne danach völlig k.o. zu sein, dann schaffst Du auch diesen Pass! Vielleicht hast Du ja Glück und es gibt in der Zeit zufällig ein 2- oder 3-Tage-Wetterfenster mit akzeptablen Bedingungen.

    Gruß, Rudi
  • Rainer_E, 20.10.2021, 10:21 Uhr
    Hallo Rudi,

    ja, ich denke, ich schaffe das ;) aber wettermäßig bin ich ein Weichei, daher werde ich zeitlich umdisponieren, wie empfohlen...es soll ja Spaß machen.

    Eine Frage hätte ich noch. Auf den Fotos ist zu erkennen, dass du mit einem Trekkingrad unterwegs warst. Hast du das im Flieger mitgenommen oder dort gemietet? Ich würde den Hügel gern mit einem Rennrad angehen.

    Gruß, Rainer
  • rudi radlos, 20.10.2021, 13:42 Uhr auf Rainer_E
    Hallo Rainer,

    hier verweise ich auf meinen Kommentar zum ebenfalls im Quäldich enthaltenen Pampa Galeras - Andenpass: Ja, ich habe mein eigenes Trekkingrad aus Deutschland mit dem Flieger von Düsseldorf nach Lima mitgenommen. Das kostete damals pro Einzelflug zusätzlich so um die 65,-EUR als Sondergepäck. Das Rad kam in einer großen Pappkiste verpackt trotz Umsteigen in Madrid zeitgleich mit mir in Lima am Flughafen an und war sogar heile geblieben! Die Entscheidung hat sich meiner Meinung nach ausgezahlt, da ich in Lima nur ein einziges Radgeschäft in meiner Reichweite auftreiben konnte und die hatten praktisch nur Mountainbikes und Kinderfahrräder im Angebot. Die Leute dort bewegen sich eben mehrheitlich mit Bussen und Sammeltaxis von A nach B; Fahrräder sind da nicht so beliebt. Aber Lima ist ja riesengroß, da wird es irgendwo in der Megastadt schon ein besseres, professionelleres Radgeschäft mit Rennrädern oder einen Verleih geben. Auf Google Maps oder -Earth findet man durchaus einige Fotos von Radsportlern und ganzen Gruppen, die den Abra Anticona = Ticlio radelnd gemeistert haben. Also viel Glück bei der Suche...

    Gruß, Rudi
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