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Tour 7 von Nachtrenner: Diverses

  • pedalgeist, 27.01.2023, 12:43 Uhr
    Hallo Rainer,

    ich antworte dir aufgrund deines Kommentars unter Risoul 1850. Zunächst mal: Tolle Idee, das Massif des Ecrins fasziniert mich auch seit meiner Beradlung vom Lautaret vor gut 20 Jahren. Das war meine erste Hochgebirgserfahrung mit Radl. So kompakt habe ich die Strecken aber noch nie zusammengefasst, hingegen verteilt sich vieles auf verschiedene Touren, einiges auch mehrfach beradelt. Insbesondere habe ich die Region auch nochmal auf meiner 3-monatigen Tour im letzten Sommer besucht (Jura, Westalpen, Zentralmassiv) - also ganz frisch im Gedächtnis, leider noch ohne Bericht - zuviele Fotos etc. Diesmal war ich nur im Westteil.

    Ich fange mal in Briançon an, so eine Art Lieblingsalpenstadt für mich: Granon bin ich durchgefahren, heißt Piste auch runter ins Névache-Tal. Oben noch einfach, ist die Abfahrt heikel, stark wechselnde Untergründe, bin einmal leicht gestürzt. Névache-Tal bin ich seinerzeit nicht voll ausgefahren, dem ich etwas nachtrauere - da komme ich wohl kaum nochmal hin. Man kann den Granon also auch als Rundschleife von Briançon aus fahren. Aufgrund der schwierigen Abfahrt aber sicher kein muss. Ich würde allerdings oben auf der Passhöhe noch die einfache Höhenpiste vorfahren etwa bis dort, wo es dann verschärft runtergeht. Ergibt zusätzlich Ausblicke.

    Ein Rundtipp ab Briançon ist aber ganz oben bei mir: Von der Izoard-Route zum Col du Gandron abzweigen. Sehr marode Straße, aber bis oben immerhin restasphaltiert. Tolle Landschaftsentwicklung, Wildtiere rechne nicht mit Menschen (Rehe, Füchse, Murmeltiere). Abstecher zum Janus habe ich nicht gemacht, wäre mir mit dem Gepäck zu anstrengend gewesen. Runter gehts über manchmal etwas sandige Piste zum Col de Montgenèvre.

    Die Gegend um Alpe d'Huez bietet noch ein paar interessante Strecken mehr. Sarenne bin ich mal früher über Alpe d'Huez gefahren, umgekehrt ist anspruchsvoller. Richtig ist, in Alpe d'Huez bis zum Lac Besson zu fahren, was viele auslassen. Panorama wird oben immer großartiger, der See selbst eine Augenweide, mehrere Almbistros zum Chillen. Letztlich auch recht einfach zu radeln. Diesmal kam ich nach Alpe d'Huez nicht von Bourg d'Oisans, sondern von Allemond (Glandon-Route, auch Sackgasse Col du Sabot). Von Reculas-Villard fährt man eine weitgehend autofreie Höhenroute in Richtung Huez. Grandioses Panorama. Die Auffahrt selbst von Allemond nach Reculas-Villard ist eher durchschnittlich. Ein weitere traumhafte Panoramaroute zweigt von der Huez-Straße in La Garde ab. Nach Le Cert/Les Cours, dann in Wellen runter nach Le Freney an der Lautaret-Straße. Es gibt noch zwei Abzweigemöglichkeiten zu höheren Sackgassen, die ich aber nicht gefahren bin. Les Deux-Alpes bin ich dann auch gefahren, lohnt aber nicht wirklich. Ort ist weit schlimmer verbaut als Alpe d'Huez, mehr Luxusshopping usw. und man kommt da nicht weiter (nur Wandern, Seilbahn). Trotzdem gibts auch dort nochmal eine lohnende, felsenge Panoramaroute zwischen Bons und La Rivoire - Abzweig wäre also etwa auf halber Höhe nach Les Deux-Alpes. Von Bourg d'Oisans gibts noch eine interessante Route über Villard-Notre-Dame mit Pistenübergang zur Ornon-Straße. Das bin ich aber nicht gefahren, nach meinen Recherchen aber passabler Untergrund. Noch was: Am Lac du Chambon kannst du das Südufer auf offiziellem Radweg ohne Verkehr befahren - habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber Abzweig gesehen.

    Vallée du Vénéon/La Bérarde: Grandiose Talentwicklung mit sehr unterschiedlichen Teilen und sehr ungleichmäßigen Steigungsstufen. Der Talschluss ganz am Ende etwas schwächer als erwartet, trotzdem unbedingt komplett ausfahren. Hatte da Wetterprobleme mit einigen längeren Zwangspausen und Sicht am Talende auch nicht ganz frei.

    In Entraigues (Ornon-Straße) gibts noch einen Abzweig in das Valjouffrey, das sich später in zwei Äste gabelt. Ich bin beide Routen gefahren. Valsenestre ist einsamer, vergleichsweise wenig Aussicht bei der Auffahrt. Muss nicht, aber trotzdem reizvoll. Könnte man mit Anschlusswanderung deutlich aufwerten, weil am Straßenende zunächst der Bergkessel nicht gut sichtbar ist. Le Désert bietet mehr vielfältige Ausblicke, bleibt anfangs wie das Gesamttal etwas flach, zum Schluss aber ein paar heftige Serpentinen. Auch hier würde eine Wanderung in den Nationalpark die Tour aufwerten. Auf Schotter darf man nur noch ein kleines Stück fahren, nicht bis zum Wasserfall, der dort angeschrieben ist - wegen NP verboten - die Piste wäre für mich aber auch zu ruppig gewesen. Unterkünfte etc. in Le Désert mehr als in Valsenestre, alles sehr rustikaler Bergdorfcharme.

    Parquetout/Holme; (Corps; Salette): Bin ich zweimal gefahren, diesmal Nord-Süd. Vor allem der Parquetout von Norden eine harte Nummer. Achte auf die Passbeschreibung/höchster Punkt, ist recht verwirrend. Nach dem Parquetout ist der Col de l'Holme eigentlich kein Pass mehr, easy way. Génépy-Destillerie in Corps lohnt einen Besuch. Eine Sackgasse führt noch rauf zur Pilgerkirche Sanctuaire Notre Dame de La Salette. Anspruchsvoller Anstieg, überraschend großer Pilgerkomplex mit Hotel etc., hatte leider mit Regenfront zu kämpfen, sonst viel Aussicht, aber kein besondere Talentwicklung weil schnell offener Berg. Radlerisch lohnende Heruasforderung, landschaftlich doch etwas durchschnittlich.

    Valgaudémar/Refuge Gioberney: Zunächst etwas durchschnittliche Talentwicklung, dann aber großartig. Neben Pré Madame Carle der aufregendste Talschluss im ganzen Ecrins-Massiv. In La Chapelle gibt es eine sehr steilen Seitenabzweig Oulles du Diable - Teufelsbrücke mit ausgeschliffenen Flusströgen. Zur Brücke muss man oben aber wieder Hinunterlaufen ode Teleobjektiv. Vom letzten bewohnten Weiler Les Portes noch etwas Piste bis zu einem Parkplatz, dort ggf. weitere Wanderung zu dem verfallenen Dorf Navette (Kapelle renoviert, aber nicht gesehen) und einem Wasserfall (nicht mehr gemacht, wieder schlechtes Wetter).

    Die beiden Drac-Quelltäler bei Orcière und anderen südlichen Stichtäler, die du geroutet hast, bin ich nicht ausgefahren, lediglich den Col de Moissière in Verbindung mit dem Col de Manse von der Route Napoléon zum Lac de Serre-Ponçon (das war auch nicht 2022 sondern eine andere Tour). Wünsche fröhliches Planen.

    Grüße
    Matthias
  • Nachtrenner, 27.01.2023, 21:08 Uhr
    Hallo Matthias, ich war wenn ich genau zähle schon dreimal in der Region, wenn ich den kurzen Vercorsbesuch 2019 mitrechne, sogar viermal. Das erste Mal war mit 17 oder 18 zum Wandern von Chamrousse bei Grenoble aus mit einem Tagesausflug nach Briancon. Dieser Ausflug war der Anstoß für meine erste Alpentour: Fahrrad mit der Bahn vorausgeschickt und eine Woche später mit dem Zug und ein paar mal umsteigen nach geradeso überstandener heftiger Magen-Darm-Grippe hinterher. Einmal in Grenoble übernachten und dann mit Bahn und unplanmäßig auch mit dem Bus nach Briancon. Fahrrad abgeholt und gleich einen doppelten Platten, wie auch immer das ging. Natürlich nur einen Schlauch zur Hand, also Fahrrad schieben bis zur Unterkunft aber nur ein Stück dann hat mich eine freundliche Einheimische samt Rad mitgenommen. Die nächsten Tage gings zum Galibier, im Regen runter, den nächsten Tag Stadtbesuch in Briancon, dann Rundtour über Col de l' Echelle und Col de Montgenevre bei Bullenhitze. Dann ab ins Vallouise bis Pre de Madame Carle und wieder zurück. Die vorletzte Tour ging Durance abwärts und über den Col d' Izoard zurück. Zum Abschluß bin ich bei drückender Hitze mit dem Gepäck über den Lautaret bis nach Grenoble bei 33 Grad auf nagelneuem Asphalt bei Vizille. Das war Ganzkörpergrill pur! 
    Der dritte Besuch war einige Jahre später zum Wandern im Spätherbst bei sehr sommerlichen Temperaturen mit zwei normalen Bergtouren und einer Umrundung des Combeynotmassivs, was in weniger als neun Stunden 42 km Wegstrecke waren, da mußte ich meine Beine aktiv abbremsen, weil sie immer weiter laufen wollten, total verrückt die Aktion, aber landschaftlich der Hammer.

    Dann kam lange nichts bis zur Vercorstour 2019 mit meinem Sohn, der aber leider nicht so fit war, wie erhofft, so dass ich meistens doch alleine unterwegs war, aber einige sehr schöne Ecken entdeckt habe, wie z.B. Cirque d' Archiane und die Gorges de Gats auf dem Weg zum Col de Grimone.

    Sehr schöne Bilder hast du bei deiner Tour gemacht und die Texte sind aussergewöhnlich lyrisch und auch immer ein wenig selbstironisch, was mir gefällt. Übrigens war dein Rad in vielleicht etwas anderer Ausstattung auch mal in meiner Überlegung. Es ist von der Auslegung her meinem sehr ähnlich von der Geometrie und der Geländegängigkeit. Ich weiß gar nicht mehr was den Ausschlag gegeben hat, vielleicht war es die Verfügbarkeit, bzw Lieferfrist.

    Danke für die Tourentipps

    Gruß Rainer
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