VERY important message

quäldich-Intern

Einloggen, um einen Kommentar zu verfassen

Pässelexikon - Startpunkt bei Anfahrt über vorgelagerten Pas

  • Da Reverend, 27.09.2021, 15:03 Uhr 27.09.2021, 15:07 Uhr
    Hallo,

    im Hinblick auf beabsichtigte Anträge auf Neuanlage stellt sich mir die Frage, wie der Startpunkt einer Auffahrt zu einem Pass (im folgenden "zweiter Hochpunkt") von einem / über einen vorgelagerten Pass (im Folgenden "zuerst erreichter Hochpunkt") im Gesamtzusammenhang definiert werden sollte.

    (Vorab: Ich gehe davon aus, dass ein vorgelagerter Pass dann gar nicht zu erfassen ist, wenn die Weiterfahrt zum zweiten Hochpunkt unumgänglich ist* und diese Weiterfahrt keine signifikante Abfahrt beinhaltet, welche dann in Gegenrichtung als Auffahrt qualifizierte.)

    Bei bestehenden Passsteckbriefen ist das nicht eindeutig gelöst; es existieren die beiden folgenden Ansätze:

    (a) "Differenzmethode"
    Die Auffahrt zum zweiten Hochpunkt beginnt (frühestens) am zuerst erreichten Hochpunkt (Beispiel: Col du Galibier / Südseite vom Col du Lautaret). Im Falle einer signifikanten Senke (mehr als 100 Hm) zwischen den beiden Hochpunkten gibt es zwei Varianten: Oft unter Auslassung der Zwischenabfahrt Beginn erst am Tiefpunkt (Beispiele: Col du Galibier / Nordrampe von Valloire oder auch Berninapass / verkürzte Südrampe ab Abzweig Forcola di Livigno), manchmal auch unter Einbeziehung der Zwischenabfahrt Beginn bereits am zuerst erreichten Hochpunkt (Beispiel: Col d'Aubisque / Ostanfahrt vom Col du Soulor bzw. Col du Soulor / Westanfahrt vom Col d'Aubisque).**

    (b) "Überlappende Methode"
    Die Auffahrt zum zweiten Hochpunkt schließt die Anfahrt(en) zu dem zuerst erreichten Hochpunkt ein (d.h. die Anfahrt zu dem zweiten Hochpunkt und die entsprechende Anfahrt zu dem zuerst erreichten Hochpunkt haben den gleichen Startpunkt (Beispiel: Stilfser Joch / Nordwestrampe von Santa Maria über Umbrailpass bzw. Umbrailpass / Nordrampe von Santa Maria).

    Abwägung:
    Problematisch bei der "überlappenden Methode" erscheint mir, dass tendenziell eine größere Anzahl von Anfahrten zu erstellen ist (und zwar umso mehr, je mehr alternative Anfahrten es zu dem zuerst erreichten Hochpunkt gibt)***. Außerdem folgt aus der Überlappung weitgehende Redundanz der Anfahrtsbeschreibungen.

    Nachteilig bei der "Differenzmethode" ist, dass bei nachträglicher Anlage des Vorpasses (d.h. des zuerst erreichten Hochpunktes) die bereits existierenden Anfahrten zu dem zweiten Hochpunkt geändert (verkürzt) bzw. entfernt werden müssten. Außerdem könnte man bemängeln, dass die Kennzahlen der Auffahrt zu dem zweiten Hochpunkt (Streckenlänge und Höhenmeter) weniger aussagefähig sind.

    Ich persönlich favorisiere dennoch den Ansatz "Differenzmethode", da mir in praxi die Nachteile der "überlappenden Methode" schwerwiegender erscheinen. Als Negativbeispiel sei genannt das Pässetripel Col de la Crouzette, Col de Portel, Col de Péguère mit insgesamt 12 Anfahrten. Nach "Differenzmethode" wären es sieben, denn der Col de Portel hätte nur eine Anfahrt (theoretisch zwei, aber die Strecke vom Col de Péguère qualifizierte nicht als Auffahrt.)**** Schwierigkeiten, die sich durch nachträgliche Änderung von Auffahrten für die Passjagd ergeben, sollten m.E. in Kauf genommen werden - die Passjagd sollte generell nicht dazu führen, sinnvolle Korrekturen im Pässelexikon zu unterlassen.

    Wie dem auch sei, ich würde mich freuen, wenn es eine offizielle Gestaltungsempfehlung gäbe, an der ich mich dann so oder so orientieren würde. Falls es die Diskussion schon mal gab und das Ergebnis dokumentiert ist, freue ich mich über einen Hinweis.

    Freundliche Grüße,
    Markus


    Fußnoten:
    *) Genauer: Unumgänglich, ohne auf dem Hinweg zurückzufahren.
    **) Logisch stimmiger finde ich hier die Auslassung der Zwischenabfahrt. Ich vermute, bei Col du Soulor, Col d'Aubique hat man mangels identifizierbaren Tiefpunktes die Zwischenabfahrten inkludiert.
    ***) Beispielrechnung: Bei drei Anfahrten zu dem zuerst erreichten Hochpunkt und nur einer Möglichkeit, von dort den zweiten Hochpunkt zu erreichen, ergibt die ,,Differenzmethode" insgesamt vier Anfahrten (3+1), die ,,überlappende Methode" führt zu insgesamt sechs Anfahrten (3+3). Je komplexer das Szenario, desto größer wird der Unterschied.
    ****) Ich bitte die Nennung des Beispieles in keinem Fall persönlich zu nehmen, d.h. dies ist Kritik auf der Sachebene und nicht - auch nicht unterschwellig - ein Angriff auf die Beteiligten. Mir geht es nicht um die Historie (jeder hatte sicher seine Gründe), sondern um die Frage, wie bei Neuanlagen zu verfahren ist.
  • Martin K, 19.10.2021, 13:08 Uhr
    Dieses Thema interessiert mich auch.
    Außerdem finde ich folgende Situation mitunter unbefriedigend:
    Ein Pass P steht mit einer Auffahrt von A aus im Lexikon. In dieser Auffahrt befindet sich ein Punkt B. (Vermutlich) Später wurde ein weiterer Pass Q angelegt, dessen Auffahrt in B beginnt. Dies führt dazu, dass man von Q kommend in B nicht direkt zu Pass P weiterfahren kann, wenn man die vollständige Auffahrt A->P absolvieren möchte. Das Problem besteht also aus der Missachtung der "Letzte-Kreuzung-Regel" bei der Auffahrt von A zu P. In so einerm Fall fände ich es gut, die Auffahrt A->P zu verkürzen, also durch B->P zu ersetzen. Wenn der Abschnitt A->B halbwegs flach ist, ist das sicherlich nicht schlimm. Wenn A->B aber schon eine relevante Höhe und Steigung aufweist, kann B dann als neuer Pass eingetragen werden, der dann das Charakteristikum eines "Vorpasses" hat?
  • majortom, 19.10.2021, 13:23 Uhr 19.10.2021, 13:32 Uhr
    Ich glaube nicht, dass es da eine pauschale Regel geben kann/sollte, sondern es von Fall zu Fall entschieden werden sollte. Auch wenn es dann eventuell zu Inkonsistenzen kommt.

    Die aufgeführten Beispiele Galibier, Stilfserjoch, Berninapass, Col de Portel ergeben für mich alle so Sinn, wie es im Moment gehandhabt wird, weil sie dem Nutzer eigentlich bei jeder Befahrung erlauben, sich den Pass anzurechnen. Damit meine ich jetzt nicht einen Passjagd-Punkt sondern die Befriedigung, wenn man am Passschild steht, hochgefahren ist und den Pass aus "offiziell" gefahren sein möchte.

    Die Vorpässe beim Col de Portel sind sicher unglücklich, aber es kommt im Mittelgebirge oder am Rand von Hochgebirgen halt vor, dass es solche Vorpässe gibt, die auch als eigenständige Überfahrt gefahren werden können. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, ob sich das ganze wie eine durchgehende Auffahrt anfühlt, und wie bedeutend/überragend der höchste Hochpunkt ist. Beim Großen Feldberg oder beim Mont Aigoual würde es der Bedeutung des Hochpunktes nicht gerecht, hier konsequent die Letzte-Kreuzung-Regel anzuwenden, weil dann nur noch eine Mini-Auffahrt übrig bleiben würde.
Einloggen, um zu kommentieren