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ffaupel – Der Col du Somport, welcher sich auf französischer Seite das Aspe-Tal hochschlängelt, ist laut
Wikipedia einer der ältesten Pyrenäenpässe und hat seinen Namen aus dem lateinischen summus portus = höchster Übergang (was er wohl jahrhundertelang in den Pyrenäen auch war). Der Pass wurde bereits früh von antiken Zivilisationen wie den Römern oder Karthagern genutzt und war ab dem Mittelalter lange Zeit ein wichtiger Pass für Pilger zwischen Toulouse und Santiago de Compostela.
Im frühen 20. Jahrhundert gewann das Tal weiter an Bedeutung als zwischen Frankreich und Spanien die Zugverbindung Pau–Canfranc durch das Aspe-Tal gebaut und eröffnet wurde. Allerdings hat die Bahnverbindung nie die erwünschte Bedeutung erlangen können und wurde auch Opfer der Weltpolitik (Stichwort: Spanischer Bürgerkrieg), sodass sie 1970 nach einem Eisenbahnunfall wieder geschlossen wurde. Noch heute sieht man die Relikte und Ruinen der alten Bahnstrecke auf französischer und spanischer Seite. Es sind insbesondere die alten Brücken und Tunnel, sowie der Imposante und sehenswerte Bahnhof von Canfranc, welche die Strecken zum Col du Somport für die Pyrenäen so einzigartig macht.
Weniger einzigartig und für Radfahrer nicht angenehm ist das Verkehrsaufkommen auf beiden Seiten des Passes, welche durch die Fertigstellung des Somport-Tunnels im Jahre 2003 die Fahrzeit zwischen Frankreich und Spanien deutlich verringert, das Verkehrsaufkommen, vor allem von LKW, deutlich erhöht hat und anscheinend die Talbewohner auf den Plan gerufen hat. Denn vor allem auf französischer Seite sieht man viele Graffiti-Schriftzüge, welche die erneute Inbetriebnahme der Bahnstrecke Pau–Canfranc anstelle einer ausgebauten Europastraße propagiert.
Ob nun die Politik diese Proteste erhört hat oder nicht, Fakt ist, dass zu der bereits bestehenden Bahnverbindung zwischen Huesca und Canfranc die Teilstrecke der alten Bahntrasse zwischen Oloron-Sainte-Marie und Bedous im Jahre 2016 wieder in Betrieb genommen wurde. Ob die Bahnverbindung zwischen Frankreich und Spanien je wieder geöffnet wird, ist fraglich, allerdings regt dieser aktuelle Zustand den Radfahrer während des Anstieges zum Denken, Schwelgen und Träumen an.
Der Pass als solches, welcher in der nähe der bekannteren West-Pyrenäyenpässe wie
Col du Pourtalet,
Col de Marie-Blanque oder dem
Col de la Pierre Saint-Martin liegt, fristet aufgrund der recht ausgebauten und viel befahrenen Straße ein kleines Schattendasein, welches sich vielleicht auch durch die landschaftlich und radporttechnisch weniger interessante spanische Seite erklären lässt. Dabei hat man, zumindest auf der französischen Seite, durch das malerische Aspe-Tal und vor allem an dem Teilabschnitt, nachdem die vielbefahrene Straße im Somport-Tunnel verschwindet, ein schönes und veritables Raderlebnis, welches sich zudem durch einen Abstecher ins Lescun-Hochtal oder über den Col de Marie-Blanque zu eine anspruchsvolle Tagestour entwickeln lässt.
Hinzu kommt, dass der Pass charakterlich anders ist als die umliegenden Pässe: Die Strecke zum Col du Somport ist im Gegensatz zum Col de la Pierre Saint Martin oder dem Col de Marie-Blanque eher langgezogen und die Steigungen milde. Darüber hinaus ist die Passstraße aufgrund der sich in Spanien befindlichen Skigebiete Astun und Candanchu auch im Winter geöffnet. Der Pass eignet sich daher perfekt als erste Outdoor-Trainingseinheit im Frühjahr oder als Abschluss im Herbst. Wer also die Gegend gut kennt und bereits die bekanntere umliegenden Pässe gefahren ist, wird sich sicher freuen mit dem Col du Somport etwas Neues auszuprobieren und einen geschichtsträchtigen und bezwingbaren Pass zu fahren.