Coll de Montagut (845 m)

Von AP – Betrachtet man die Topographie der katalanischen Serralada Prelitoral mal etwas genauer, so stellt man fest, dass sie in ihrem nördlichen Teil im Grunde genommen aus einer Aneinanderreihung von Mittelgebirgen besteht, die mal mehr, mal weniger deutlich voneinander getrennt sind, aber jeweils als eigenständige geographische Einheiten gelten. Dementgegen gibt es im mittleren Teil zwischen dem Montserrat und den Muntanyes de Prades, oder, um Ortschaften zu nennen, zwischen Igualada und Valls, einen Abschnitt, der arg ausgefasert und weit weniger gegliedert wirkt. Dieser Abschnitt ist eine unübersichtliche Anballung von Bergketten, die größtenteils in Nordost-Südwest-Richtung verlaufen und mit keinem Oberbegriff ausgestattet sind. Die höchste Erhebung dieses Teils der Serralada Prelitoral ist der Puig Formigosa, der knapp 1000 m misst. Die Bergketten trennen den Penedès und den Alt Camp von der weiten Ebene um Lleida und bieten diesen beiden Gegenden einen gewissen Schutz vor kalten nördlichen Winden. Was dazu geführt hat, dass sie sich vortrefflich für landwirtschaftliche Zwecke eignen. Im Penedès verlegt man sich auf den Anbau von Trauben und produziert unter anderem große Mengen an Cava, dem katalanischen Champagner, im Alt Camp dominieren Obst- und Olivenbäume sowie Kornfelder.

Nach dieser Einleitung nun zum eigentlichen Thema: Einer der höchsten Straßenpässe dieser Bergketten ist der Coll de Montagut südlich von Querol (nur der Alt de La Llacuna ist ähnlich hoch). „Querol“ ist eine Ortsangabe, mit der Leute, die über keinerlei Detailkenntnisse katalanischer Dörfer und ihrer Lage verfügen, womöglich nichts anfangen können, aber es gibt halt wenig Anhaltspunkte in dieser Ecke. Zur weiteren Orientierung sei erwähnt, dass ein ganzes Stück westlich des Passes die Autobahn E-90 zwischen dem Großraum Tarragona und Lleida verläuft.
Seinen Namen hat der Pass von dem nahe gelegenen Berg Montagut, der fast so hoch wie der schon erwähnte Puig Formigosa ist. Dort oben wurde die Einsiedelei Sant Jaume de Montagut erbaut, die aber von der Passhöhe aus nicht zu sehen ist, weil der Gipfel des Montagut dazwischen liegt. Was man aber nicht übersehen kann, ist der Weinberg neben dem Passkreuz. Wer sich ein bißchen mit Wein auskennt, wird – auch ohne die Trauben begutachtet zu haben – sich gleich denken können, daß auf knapp 900 m Höhe aller Wahrscheinlichkeit nach Weißwein angebaut wird. Das ist tatsächlich am Montagut der Fall. Die Traubensorte überrascht dann aber doch die größte Süffelnase… dort wächst Gewürztraminer! Das bekannte Weingut Torres nutzt diesen vermutlich höchsten Weinberg im Süden Kataloniens, um eine Traube anzubauen, die eigentlich in einer vom Mittelmeerklima beeinflußten Region viel zu schnell ausreifen würde. So weit der Autor weiß, produziert Torres aber keinen reinsortigen Gewürztraminer, vielmehr werden die Trauben mit Muscat zusammen zu einer Cuvée verarbeitet und als Viña Esmeralda vermarktet.
Zurück zum Coll de Montagut. Seine Nordanfahrt ist die steilste Passstraße der Provinz Tarragona. Steile Rampen gibt es natürlich auch anderswo um Tarragona herum, zum Beispiel am Mont Caro oder am südlich vom Montagut gelegenen Coll de l’Arca oder bei der Auffahrt nach Siurana, aber so steil wie die 23-prozentige Steigung hinter Querol ist es nirgendwo...