Coll del Miserat (631 m)

Kurz zur geographischen Einordung: Der Coll del Miserat ist ein Übergang über eine zerklüftete Hochfläche, die zwischen Pego im Osten, dem Vall d'Ebo im Süden und dem Vall de Gallinera im Norden liegt, nicht weit entfernt von Dénia am Mittelmeer. Die Bergkämme und Gipfel dieser Ecke, von denen der höchste der Xilibre ist, werden unter dem Namen Serra del Miserat zusammengefasst.
Über den Miserat hatte ich mich zur Vorbereitung eines Kurztrips an die Costa Blanca im Januar 2020 ins Bilde gesetzt. Die Anstiege von Pego oder L'Atzúbia zum Pass, plus die Verlängerung zum Gipfel des Xilibre, gehören zu den schwersten Strecken der Costa Blanca. Also wenig "flow", aber dafür jede Menge "struggle". Im Prinzip ideal für mich, weil ich so meine im Lauf der Jahre stetig nachlassende Steigleistung vor mir selbst verstecken kann ("so steil, da geht es halt nicht schneller").

Nichtsdestotrotz verwarf ich den Miserat schweren Herzens als Option bei der Etappenplanung. Der Grund: Überall war nur von schlechten Straßen zu lesen. Google Streetview belegte die Aussagen. Die (Stand 2021 noch) dort publizierten Aufnahmen sind von Juni 2015 und zeigen im Bereich der Hochfläche extrem rauen Asphalt und teilweise mehr Löcher als Straßenbelag. Schade, denn eigentlich sollte man so ein herbes Kleinod wie den Miserat nicht auslassen, aber bei den Bedingungen war mir das zu nervig.

Im Frühjahr 2021 stolperte ich über einen Artikel in der spanischen Radsportzeitschrift Ziclo, in dem Bilder vom Miserat samt frisch asphaltierter Straße zu sehen waren. Oha, dort hatte sich was getan! Also rutschte der Miserat wieder auf meine Agenda. Bloß war auf selbiger die Costa Blanca, weil schon teilerkundet, als eventuelles Irgendwann-mal-wieder-Winterziel weit nach hinten durchgereicht worden. Kurioserweise befuhr ich ihn doch nur wenige Wochen später. Eher aus Zufall, weil ich bei meinen Frühsommer-Radplänen dank Corona zunächst auf Plan C, sprich Iberisches Gebirge, ausweichen musste, und dabei noch wegen schlechtem Wetter im Hochland bei Teruel Plan C (b) hervorkramte, sprich einen Abstecher zur Costa Blanca.

Im Folgenden will ich einen kurzen Abriss geben über die Straßen im Bereich des Coll del Miserat. Von Pego führt eine mittlerweile exzellent asphaltierte Straße über den Pass und weiter nach Osten. Die Straße, oder vielmehr asphaltierte Piste, von L'Atzúbia trifft vor der Schlussrampe des Pego-Anstiegs auf die "neue" Straße. Im Bereich der Einmündung ist Stand 2021 vom Asphalt nichts mehr übrig geblieben. Deswegen vermute ich, dass dieser Anstieg eher schwierig zu befahren ist, möglicherweise auch einen Tacken härter als der Weg von Pego.
Desweiteren biegt nach Überqueren des Passes eine Nebenstraße ab, die ins Dorf Vall d'Ebo abfällt. Da ich diese Nebenstraße abgefahren bin, kann ich nicht sagen, wie weit der neue Asphalt reicht. Vermutlich mindestens bis zu der Verbindungsstraße von Benialí, einem Dorf im oberen Vall de Gallinera, zur CV-712 im Vall d'Alcalà, der Verlängerung des Vall d'Ebo. Diese Verbindungsstraße führt über einen Hochpunkt beim Mirador del Xap oberhalb von Benialí, kann also sowohl als eigener Pass als auch als Variante des Miserat gefahren werden. Komplikationshalber gibt es zu der Verbindungsstraße noch eine Variante von Benissivà aus. Wer meine Erklärung verstanden hat, errechnet somit sechs verschiedene Anstiege hinauf zum Miserat.

In Spanien gilt der Miserat zusammen mit der oben genannten Verlängerung zum Xilibre als eine komplette Auffahrt. Im QD-Lexikon haben wir den Xilibre getrennt aufgeführt, weil der Miserat ein "echter" Pass ist, der Xilibre eine davon abzweigende Sackgasse. Wenn man aber schon den Miserat geschafft hat, sollte es keine Ausrede geben, den Xilibre nicht auch dranzuhängen.